Archiv:Verrat und Hinterlist in Phecadien (BB 26)

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Auge-grau.png Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 26



Verrat und Hinterlist in Phecadien
Daria Tribêc verrät ihre Verbündeten – Esquiria von Streitebeck in Geiselhaft


Mit einem überraschenden Zug hat Daria Tribêc, die alte und gewiefte Matriarchin der einflussreichen phecadischen Familie, die Gewichte in der jüngsten Auseinandersetzung um die Landstadt Sewamund verschoben. War man anfangs eigentlich in allen Salons des Landes davon ausgegangen, dass die Familie Tribêc in dem bevorstehenden Konflikt mit dem Haus Nupercanti auf Seiten der Feinde des Signors Tiro Tristano stehen würde – wenn schon nicht aufgrund der langjährigen Verbindungen zu dessen Opponenten, den di Piastinza und der Familie Streitebeck, so doch schon allein wegen der Bedrohung der tribêc’schen Vormachtsstellung im östlichen Sewamund durch die politischen Escapaden des Nupercanti. Statt dessen scheint es nun aber so, als seien Tiro Tristano von Nupercanti und Daria Tribêc zu einer gütlichen Einigung gekommen. Genaueres über die Abmachungen der beiden Familien wurde bis dato nicht bekannt. Es wird aber über eine Teilung der Macht in einer zukünftig von den beiden Familien dominierten Domäne Sewamund spekuliert.
Die jüngsten Ereignisse scheinen indes nahezulegen, dass dieses Bündnis im geheimen schon vor einigen Monaten beschlossen wurde und Daria Tribêc sich öffentlich nicht bekannte, um das Vertrauen ihrer Verbündeten auszunutzen, die Mobilmachung gegen den Nupercanti zu behindern und zu verzögern und schließlich durch einen überraschenden Schlag gegen die „Rote Liga“ die aufkeimende Opposition zu zerschmettern, sobald sie aktiv gegen den Signor vorginge.
Dieses Vorhaben wäre der Tribêc auch nahezu vollkommen geglückt. So hat allein schon die dauernde Verzögerung des Feldzuges ‘gen Sewamund, worauf auch die ständige Mahnung der Tribêc vor einer riskanten Exponierung im Falle der Eskalation des Windag-Konfliktes hingewirkt haben mag, dem Okku-panten Sewamunds mehrere Monate Zeit geschenkt, um seine Position auszubauen und zu sichern. Und das Spiel hätte wohl noch einige Zeit weitergehen können und würde vielleicht noch bis zu dieser Stunde andauern, hätte das plötzliche Erscheinen des Signor Reons von Toricum nicht die Kalkulationen in Unordnung gebracht.
Die plötzliche Aktivität gegen den Nupercanti zwang indes zur Handlung – und so handelte Daria Tribêc, indem sie Edelmunde von Streitebeck, ihre Nichte zweiten Grades und in Abwesenheit von Bruder und Onkel das Haupt der Familie im Sewamund’schen, zu Consultationen auf ihr Landgut bat. Einem Anliegen, dem die junge Streitebeckerin gerne folgte. Schließlich mochte sie, die Unerfahrene, auch hoffen von der klugen Daria Tribêc Rat zu den bevorstehenden Entscheidungen zu erhalten, die ihr durch das plötzliche Geschick aufgezwungen worden waren. „Erwartet mich zurück innert zweier Tage und ihr werdet sehen, ich werde zu handeln und zu entscheiden wissen,“ so soll die Esquiria sich noch gelöst und zuversichtlich von ihren Getreuen in Farsid verabschiedet haben.
Indes, anstatt der lieben Edelmunde empfing man im Haus der Familie Streitebeck zu Farsid, dem alten Palas d’Eôlin, zwei Tage darauf einen Boten Daria Tribêcs, der zu allseitigem Erschrecken nur kurz und bündig mitteilte, dass das alte und edle Geschlecht der Tribêc fürderhin nicht mehr auf der Seite „der dem Commerce Liebedienerischen und bloß noch dem Golde und nicht der Tradition und dem Anstande Gehorchenden“ stehen wollte. „Wir sehen, wie der Pfad der Geschichte uns fortführt von den guten Sitten und dem hergebrachten Recht der Altvorderen,“ so lautete die Erklärung. „Und wir wollen nicht weiter dulden, dass der gemeine Bürger und die sich frei wähnenden Städte über den alten, von der Götter Gnade bestellten Adel sich erheben. Mit Scham und Trauer wenden Wir uns also von Euch ab, die Ihr vergessen habt, wo Unser Platz ist in dieser Welt, doch wollen Wir Euch herzlich begrüßen und Euch Freunde heißen, wenn Ihr umkehret von falschem Wege und Euch stellt an die Seite derer, die da stehen für die wahre Ordnung.“
Mit diesen Worten schloss die Nachricht. Und erst auf Nachfrage offenbarte der Bote, dass Edelmunde von Streitebeck für den Augenblick in der Obhut Daria Tribêcs sich befinde, die zweifellos für ihre geliebte Nichte zu sorgen verstünde. „Ich soll Euch ausrichten, dass sie nicht eher heimkehren wird, als Ihr heimkehrt zu jenen, die wahrhaft Eure Freunde sind in dieser Welt.“ Mit anderen Worten: Die Esquiria würde Geisel bleiben, bis das Haus Streitebeck sich dem Bündnis um den Nupercanti anschlösse. Und als ob dies nicht schon der schlimmen Nachrichten genügend wären, berichtete tags darauf ein von der Front zurückkehrender Getreuer der Familie, dass die wenigen streitebeck’schen Einheiten samt und sonders durch einen überraschenden Verrat der Tribêc geschlagen und, so nicht gefallen, in die Gefangenschaft gegangen seien.

DS