Briefspiel:Malbeth und Delhena (5)

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Horasreich-klein.png Briefspiel Horasreich-klein.png
Datiert auf: Ende 1012 BF Schauplatz: vor allem Ankram und Onjaro Entstehungszeitraum: im letzten Jahrtausend
Protagonisten: siehe Übersichtsseite Autoren/Beteiligte: Christel Scheja, Markus Hattenkofer, Niels Gaul; bearbeitet von Michael Hasenöhrl und (fürs Wiki) Armin Bundt
Zyklus: Übersicht · Malbeths Aufbruch · Von Onjaro nach Ankram · Delhenas Warten · Weitere Gäste ... und ein Tanz · Malbeths Zweifel · Treffen in der Nacht · Die Einladung · Jaarns Antwort · Die Feier zu Ankram · Eine besondere Überraschung · Jaarns Ankunft · Weitere Gäste · Das Fest beginnt · Unterbrochene Zeremonie · Bankett, Tanz und allerlei Reden · Gespräche abseits der Feier · Ein wenig festliches Ende · Die Kreisweihe ... · ... und eine druidische Trauung · Die Geburt der Erben Ankrams und Onjaros

Malbeths Zweifel

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er Blick bohrte sich tief in Malbeths Seele. Die Situation verwirrte ihn, und er versuchte, sich selbst wieder in den Griff zu kriegen. Die Anwesenheit dieses zweiten Gastes schien ihm etwas seltsam. War es möglich, daß sie Malbeths Motive noch nicht verstanden hatte? Aber eigentlich war er doch unmißverständlich gewesen. Wollte sie verhindern, daß er zu direkt wurde, oder hatte sie von der Ankunft Jaarns tatsächlich nichts geahnt? In jedem Falle war es unmißverständlich, daß dieser seinerseits Interesse an Delhena hatte. Um das festzustellen, hatte ein Blick genügt, doch Malbeth war sich nicht ganz im Klaren, welcher Art das Interesse sein mochte. In jedem Falle war er ein Gegner und mußte mit der gebührenden Vorsicht behandelt werden. Ein gefährlicher dazu, denn er begann bereits, Delhena zu applaudieren und Komplimente zu machen.
Malbeth empfand dies als einen gräßlichen Mangel an Empfindsamkeit. Wie hatte er die unglaubliche Kraft der fragenden Stille nach diesem Tanz unterbrechen können? Wie konnte er klatschen, als wäre sie eine gewöhnliche Tänzerin, die zu seiner Belustigung getanzt hatte? Hatte er nichts von der wilden, leidenschaftlichen Sprache verstanden?
Andererseits konnte es sein, daß sein eigenes Verstehen ihm wenig half, denn er stand im Augenblick abseits wie ein Tor, dem gerade Rahja persönlich begegnet war. Man konnte doch diesem oberflächlichen Chameur nicht die ganze Offensive überlassen!
Delhena schien wieder auf Dere zurückgekehrt. Ein gewisser Stolz schien sie zu erfüllen, auch wenn sie Jaarns Komplimente stets ein wenig zu dämpfen versuchte. Erwartungsvoll wandten sich ihre Augen an Malbeth. Was sollte er sagen? Was konnte man noch sagen, was nicht schal klingen mußte? Langsam und respektvoll beugte er das Haupt vor ihr, und als er mit tiefem, ernstem Blick wieder aufsah, bemerkte er, daß sie diese Geste der Bewunderung zwar erstaunt, aber doch offen und voll Verständnis aufgeommen hatte und ihm leicht zulächelte.

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er Abend schleppte sich dahin und hätte allein wegen Delhenas Anwesenheit und Ausstrahlung einen Quell der Freude bedeutet, wäre da nicht diese seltsame Anspannung gewesen, dieses Gefühl, daß Jaarn in seiner weichen, geschmeidigen, belustigten Art bei ihr Gefühle wecken konnte, die ihr mehr gaben als Malbeths unartikulierte Aufrichtigkeit. Jaarn führte das Gespräch, daran konnte kein Zweifel bestehen, und Delhena hörte ihm (aus Höflichkeit oder Interesse) aufmerksam zu. Von Zeit zu Zeit blickte sie zu ihm herüber, und er hielt ihren Blick fest in dem seinen. Er glaubte auch, in ihren Blicken mehr zu sehen, doch war dies vielleicht nur ein Wunschdenken? Ihre Augen ruhten stets beunruhigend und zugleich wohltuend lange auf ihm, doch nie lange genug, daß Jaarn argwöhnen könnte, sein Gerede sei zweitrangig, und somit konnte sich auch Malbeth nie sicher sein.
Zunächst war Malbeth bemüht, sich am Gespräch zu beteiligen, doch schließlich erschienen ihm die Vinsalter Wintermode oder Jaarns Probleme mit seiner Dienrschaft allzu belanglos für solch einen Abend. Er war, was er war. Es gehörte zu seinem Wesen, schweigsam und eher gedankenvoll zu sein. Worin bestand der Sinn, sich zu verstellen und sich krampfhaft als Conferencier zu präsentieren? Es konnte doch nicht darum gehen, sich anzubiedern, Delhena nicht und erst recht nicht Jaarn Firunwulf. Sein Ziel war es nicht, Delhena zu beeindrucken, sie zu unterhalten. Er wollte ihre Zuneigung gewinnen, Verständnis und so etwas wie Liebe für das, was er war, und nicht für das, was er sein konnte. „Laß dich nicht auf sein Niveau herab. Versuche nicht, ihn zu bekämpfen, wenn du weißt, daß er diese Waffe besser zu führen versteht. Sei du selbst!“ sprach er sich zu. Es half ihm wenig dabei, dieses Unbehagen loszuwerden, das er spürte, wenn er merkte, daß Jaarn allein diesen Abend für seine Selbstdarstellung genutzt hatte, aber er wußte, daß es richtig war, und es half ihm, seine Linie zu finden und seinen Kopf frei zu bekommen.
Erleichtert nahm er es auf, als Delhena schließlich meinte, es wäre Zeit, sich zurückzuziehen. Auch sie schien angespannt und erleichtert, Jaarn dagegen schien es zu bedauern. Er sah aus, als wäre er mit sich zufrieden, er hatte seine Trümpfe ausspielen können. „Er sieht die Angelegenheit als Wettkampf oder Spiel.“ dachte Malbeth, „Es ist kein Inrah, was wir spielen, und du hast noch nicht einmal bemerkt, wie groß das Spielfeld ist, o Herr der Djinns!“

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as Zimmer, das man Malbeth zuwies, lag auf der Rückseite des Gebäudes, und man konnte hinaussehen in einen Garten. Im Haus verloschen die Lichter, doch obwohl der Tag sehr anspannend gewesen war, fand Malbeth noch keine Ruhe. Er schlang sich die Decke um die Schultern und ging hinaus. Der Wind war kalt, doch die Nacht klar und wunderschön. Eine jener Herbstnächte, in denen Phex seine Schätze funkeln läßt und den Sterblichen der Atem stockt. „Besonders, wenn man verliebt ist.“ dachte Malbeth.
Er setzte sich auf eine Bank im Garten und blickte vom Haus weg, dem Wasser des Sikram zu. Auch wenn man es von hier nicht sehen konnte, spürte man doch seine Nähe. Er vergewisserte sich, daß ringsherum alles ruhig war und kein Licht mehr brannte, und begann über seine Harfe zu streichen. Er spielte nur leise und summte nur zart eine kleine Melodie, damit man ihn sicher nicht bis zum Haus hören konnte. Lean, der Barde, hatte einmal gesagt: „In solchen Nächten, in denen der Nachthimmel in tiefem Blau steht und das Herz voll ist zum Bersten, fließt die Musik aus einer unerschöpflichen Quelle. Laß sie fließen, sonst ertrinkt dein Herz in den blauen Fluten.“ Genau so fühlte Malbeth sich jetzt. „Blaue Musik“ hatte Lean sie genannt. Sie war die Musik des Momentes, unwiederholbar und nicht festzuhalten. Malbeth spielte. Die ganz Anspannung des Abends sang er sich von der Seele. Einzelne Worte und Textstücke flossen durch seinen Geist, und sie wurden verwoben und in den Gesang versponnen. All das, was Delhena gesagt haben könnte, was er für sie empfand, wie sie bereits ein Teil von ihm war. Lange sang er und fühlte, wie seine Kraft zurückkehrte. Kontakt mit der Erde, der freien Natur war ihm stets ein Quell von Stärke, wie für jeden gläubigen Sohn der Mutter Sumu. Seine Musik aber gab ihm ein neues Selbstvertrauen, und er spürte, wie der Rhythmus ihres Tanzes Eingang fand in seine Musik, und er ließ die Töne über ihre Formen gleiten, wie sie sich, völlig im Tanz versunken, zur Musik bewegt hatte.
Plötzlich gewahrte er ein leises Geräusch hinter sich und fuhr herum. Hinter ihm stand Delhena. Sie trug ihr dünnes Nachtgewand, mit nackten Füßen stand sie im kalten Gras und zitterte leicht, auch wenn sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Sie mußte wohl schon länger ganz reglos da gestanden haben, denn ihre zarten Füße waren ganz blutleer, schon beinahe blau. Malbeth wollte sie fragen, wie lange sie schon dort stand, doch er tat es nicht. Er stand auf, trat zu ihr und legte ihr die Decke eng um den zitternden Körper, dann hob er sie auf und trug sie zu der Bank und setzte sie sanft darauf ab. Dann kniete er sich zu ihren Füßen hin, nahm diese nacheinander zärtlich in den Schoß und begann sie sanft zu massiern, zwischen seine Händen zu reiben und mit seinem Atem zu wärmen.
Was ihn dies hatte tun lassen, konnte er später nicht mehr sagen. Er hatte wie unter einem Bann gehandelt (er erinnerte sich an seine Ausbildung bei den Druiden in den Wäldern von Clameth). Eine Art Zauber, wie er jeder schönen Frau zueigen ist, vermutete er. Sie war in der Tat von zauberhafter Schönheit, wie sie dasaß und mit unergründlicher Miene auf ihn herunterblickte, während er langsam wieder Wärme und Leben in ihre Füße rieb. Wer würde den Zauber dieses Momentes unterbrechen, und wie würde sie reagieren?