Briefspiel:Malbeth und Delhena (13)

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Horasreich-klein.png Briefspiel Horasreich-klein.png
Datiert auf: Ende 1012 BF Schauplatz: vor allem Ankram und Onjaro Entstehungszeitraum: im letzten Jahrtausend
Protagonisten: siehe Übersichtsseite Autoren/Beteiligte: Christel Scheja, Markus Hattenkofer, Niels Gaul; bearbeitet von Michael Hasenöhrl und (fürs Wiki) Armin Bundt
Zyklus: Übersicht · Malbeths Aufbruch · Von Onjaro nach Ankram · Delhenas Warten · Weitere Gäste ... und ein Tanz · Malbeths Zweifel · Treffen in der Nacht · Die Einladung · Jaarns Antwort · Die Feier zu Ankram · Eine besondere Überraschung · Jaarns Ankunft · Weitere Gäste · Das Fest beginnt · Unterbrochene Zeremonie · Bankett, Tanz und allerlei Reden · Gespräche abseits der Feier · Ein wenig festliches Ende · Die Kreisweihe ... · ... und eine druidische Trauung · Die Geburt der Erben Ankrams und Onjaros

Das Fest beginnt

S

chon vor einer Weile hatten Diener die Gäste mit freundlichen Worten daran erinnert, sie mögen sich bald in der Halle versammeln, damit das Fest beginnen könne, und wie die schwatzhaften Mägde zu berichten wußten, herrschte bald rege Betriebsamkeit in den Zimmern.
Nun hatte sich Ihre Hochgeboren inzwischen erholt und wartete, wie es einer Gastgeberin geziemt, in der Großen Halle, sinnend die Geschenke betrachtend, die ihr bereits übergeben worden waren.
Ihr leuchtendes Haar hatten geschickte Hände zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt und mit einem einfachen Reif verwoben, um es zudem noch mit fein duftenden Blüten zu schmücken, wie sie die jungen Bräute Ankrams zu tragen pflegten, wenn sie ihren Bund weihen ließen. Ein fließendes Gewand von der Farbe der See an einem Sommertage, mit glitzernden silbernen Stickereien verziert, zeigte sich dann und wann unter dem samtenen dunkelblauen Obergewande, das ungegürtet bis zum Boden fiel. Ein einfaches silbernes Geschmeide zierte den schlanken Hals, nur die prunkvollen Ohrgehänge kündeten von tulamidischer Pracht, wetteiferten deren Smaragde doch mit dem Glanz ihrer Augen, als der, den ihr Herz erwählt, nun in die Halle trat und rasch an ihre Seite kam, die Gäste gleichermaßen empfangend.

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un ließ es sich Seine Edelgeboren Kadron Ilmar von Carson, Landherr zu Clameth, nicht nehmen, als Erster zu erscheinen. Der Landherr kam geschmackvoll gewandet in eine schwarze Hose und ein gleichfarbenes Rüschenhemd, darüber ein rotes Wams. Auffällig auch sein Schmuck, ein kinderhandgroßes Amulett aus dunklem Silber, eine Eule darstellend, deren Schwigen ausgebreitet waren. Dazu trug er Ohrringe, Federn nachgebildet. Galant verneigte er sich vor Ihrer Hochgeboren und stellte auch seine Begleiter vor, zwei edle Damen, Kayt und May genannt, und den ehrenwerten Ursus, alle drei ebenfalls auffällig gewandet wie er - und ich vermeinte die Wildheit Rahjas um sie zu spüren. Nun überreichte er seine Gaben - zunächst flatterte ein schwarzer Rabe auf die Baronin zu und landete auf ihrer Schulter, ein „Rahja zum Gruße“ krächzend, Seine Hochgeboren Malbeth Glandore mißtraurisch beäugend. „Er heißt Maurice und soll Euer sein, edle Herrin“ lächelte der Landherr und zog ein weiteres Geschenk, einen alten Holzbecher, hervor. Jene Geschichte, die er nun erzählte, gab er aber mit einem fröhlichen Augenzwinkern später auch anderen kund:
„Vor langer Zeit überfiel ein Drache auf einem Raubzug eine einsame Mühle. Der Müller war gerade nicht anwesend, da er das frisch gemahlene Mehl in die Stadt brachte. Nur seine Frau war zu Hause. Durch seine magischen Fähigkeiten spürte der Drache, daß eine ungeheuer starke Kraft die Seele dieser Frau durchdrang. Er war so fasziniert von dieser Kraft, die er bis dahin noch bei keinem Menschen hatte finden können, daß er sie kurzerhand raubte. Als der Müller des Abends nach Hause kam, war seine Mühle zerstört und sein geliebtes Weib verschwunden. Er fand die Spuren des Drachen, jedoch keine von seiner Frau. Daher nahm er folgerichtig an, daß der Lindwurm sie entführt hab. Noch am gleichen Abend machte sich der Müller auf, seine ihm so teure Gattin zu befreien. Nach einigen Wochen fand er auch den Hort des Drachen. Aber es gab nichts, womit er seine Gemahlin aus den Klauen des Untieres hätte befreien können. Keine Hilfe oder Macht, die er beschwören konnte, war der des Drachen gewachsen. Keine List widerstand seiner Schlauheit. Und es gab nichts, was der Drache als Lösegeld akzeptiert hätte. Aber der Drache entdeckte in dem Müller die gleiche überwältigende Kraft, die er schon bei dessen Frau gefunden hatte. Ihm wurde klar, daß eine ganz besonders starke Liebe diese beiden Menschen verband. Sie war die Quelle ihrer Kraft. Er war so angetan von ihren Gefühlen, daß er zum ersten Mal eine seiner Taten als anmaßend empfand. So ließ er die Müllerin frei und schenkte dem Paar noch diesen Becher. Er hatte ihn selber aus dem Holz einer alten Ulme geschnitzt und mit seinem magischen Feueratem bearbeitet. ‘Wenn du in der Nacht der Leidenschaft mit dem Mann deiner Liebe diesen Becher leerst, wirst du ein Kind empfangen, dem kein Feuer dieser Welt etwas anhaben kann.“ sprach der Drache zu ihr. Seit fünfzehn Jahren war sie mit dem Müller verheiratet, aber kein Kind hatte die Ehe gesegnet, weshalb sie sich immer unfruchtbar wähnte. Doch nachdem sie gemeinsam den Becher in einer sinnlichen und ihre Gefühle berauschenden Nacht leerten, kamen sie zu einem verspäteten Kindersegen. Ein Mädchen mit roten Haaren brachte die Müllerin neun Monate später zur Welt. Und wie der Drache gesagt hatte, konnte kein Feuer sie verbrennen.’
Damit beendete Seine Edelgeboren die Geschichte, und die Baronin neigte dankend den Kopf, ihren gesegneten Leib berührend und belustigt auf ihren zukünftigen Gemahl blickend, der ebenfalls freundlich lächelte und für jenes Geschenk dankte. „Wenn es auch für diese zu spät ist, so mag der Zauber doch noch einmal wirken.“ erklärte Ihre Hochgeboren freundlich und neigte dann den Kopf, um auch die dazukommenden Gäste ihrer Burg zu begrüßen.

I

nzwischen hatten Mägde den Blumenschmuck erneuert und die Kerzen der Lüster entzündet. Ihr warmer, weicher Schein vermischte sich mit den Sonnenstrahlen, die verzagt durch die schmalen Fensteröffnungen fielen, und erzeugten ein unwirkliches Licht, so als wandere man durch einen Elfenwald. Ich sah auch den Geweihten der Travia am Portale erscheinen und ahnte, was als nächstes geschehen würde. Die Anwesenden nahmen unterdessen ihre Plätze ein, verwundert darüber, daß sich Ihre Hochgeboren offensichtlich noch daran erinnerte, wer mit wem zu Eskenderun die meiste Zeit verbracht hatte. Nur einer der edlen Herren blickte einen Augenblick finster drein, als ihm ein Platz, weit entfernt von der Baronin, wohl unter Freunden, aber am anderen Ende der Hohen Tafel, zugewiesen ward.
Dann erhob sie sich anmutig und gebot mit ihrer zierlichen Hand Schweigen und Aufmerksamkeit.
„Ich danke Euch, edle Damen und edle Herren, daß Ihr so zahlreich gekommen seid, um mit mir das Fest meiner Geburt zu begehen. Den Zwölfen sei es gedankt. Und doch gibt es an diesem Tage noch einen Grund mehr, der zu feiern ist. Ich habe meinen Gemahl erwählt, und um diesen Bund zu segnen vor Zeugen, werde ich mich an diesem Tage auch vermählen.“
Sie streckte ihre Hand aus, und Seine Hochgenoren Malbeth Glandore erhob sich voller Stolz und aufrecht, nickte den Gästen zu. Vielleicht weilte sein Blick ein wenig länger auf Seiner Hochgeboren Jaarn Firunwulf ter Severijn, aber ein einfacher Schreiberling wie ich kann in diesem Lichte auch einer Täuschung erlegen sein.
Nun eilte der Geweihte herbei, zu einem der Tische, auf dem schon die der Travia heiligen Dinge vorbereitet waren, und wartete stumm, die Hände in seiner gelborangenen Robe verborgen.