Archiv:Rahjas Gaben und Phexens Segen (BB 37)
Sewamund. Lange Jahre hatte es Vermutungen und Gerüchte gegeben über den Lebenswandel des Luntfeld-Erben Khardan, welcher mit seinen über 30 Götterläufen immer noch unvermählt war. Anfang Efferd wurden jedoch all diese mit einem Paukenschlag zum Verstummen gebracht, als am Schwarzen Brett des Sewamunder Rathauses der baldige Traviabund des Luntfeld-Erben bekannt gegeben wurde. Am sechsten Tag des Efferdmondes war es dann soweit: Hunderte geladene oder auch nur schaulustige Gäste hatten sich auf dem mit Blumenschmuck und bunte Girlanden geschmückten großen Holzplatz neben dem Palazzo Luntfeld versammelt. Denn einen Traviabund in solch edlen Sewamunder Kreisen gab es nicht alle Tage zu feiern.
Die eigentliche Zeremonie fand kurz vor Mittag im abgeschirmten, festliche geschmückten Garten des Palazzo Luntfeld statt. Im Kreise ihrer Familien traten Khardan Luntfeld und seine efferdische Braut Gylpurnia Kanbassa vor Larona Vinarii – Hochgeweihte der Heiteren Göttin in Efferdas – und schworen einander Liebe und Treue: Stolz geleitete Matriarchin Lania Luntfeld als erstes ihren Sohn und Erben vor die Geweihte. Beide waren sie gekleidet in die traditionellen dunklen Trachten der Septimana, allerdings aus kostbarem Garether Samt und dezent mit goldenen Stickereien verziert. Dazu trug der Bräutigam Travia zu Ehren eine orangefarbene Schärpe und auf den Kopf anstelle des traditionellen steifen Hutes einen Kranz aus Blüten von Kirsche und Eiche. Leises Gemurmel war anschließend zu vernehmen, als ein sichtlich bewegter Angestaton Kanbassa seine älteste Tochter durch die Gasse der anwesenden Familienmitglieder führte. Viele der Damen waren sichtbar neidisch auf die Braut und deren Kleid aus vornehmster Vinsalter Schneiderei: Ein rauschendes weites Kleid aus feuerfarbener al'anfaner Seide, geschickt geschlitzt und gepuffert und dezent mit Perlen bestickt. Passend dazu war das schwarze Haar Gylpurnia Kanbassas mit golddurchwirkten Bändern hochgebunden und tsagefällig mit regenbogenfarbenen Bändern verziert, das scharfe, schmale Gesicht dezent geschminkt. Ihr Galant schien jedenfalls derart verzaubert von ihrem Anblick zu sein, dass es ein hörbares Räuspern ihrer Hochwürden brauchte, ehe er sich seiner Pflicht entsann, dem Paar entgegentrat und seine Liebste aus der Hand ihres Vaters entgegennahm.
Pünktlich zur Mittagsstunde betraten die beiden frisch Vermählten durch das Hohe Tor des Palazzos das Festgelände auf dem Holzplatz, welcher jedoch an diesem Tag bar jeden Holzes war. Unter den Hunderten anwesenden Geladenen und Schaulustigen brandete Jubel auf. Alte und neue Bekannte, Freunde und Angestellte gratulierten und präsentierten Geschenke oder künstlerische Darbietungen, während sich das Brautpaar durch eine Gasse in der Menge zur langen Tafel bewegte. Jene zog sich über 50 Schritt entlang der Stadtmauer hin und bot den anwesenden Popoli Brot, Braten und Bier, außerdem Obst und Perainefrüchte wie Bananen oder Arangen – letzteres für Popoli eine seltene Delikatesse. Die geladenen Nobili dagegen – denen sich nach einer Weile auch das Brautpaar wieder anschloss – speisten im Grossen Festsaal des Palazzos, wo die Küche auserlesene Köstlichkeiten der efferdischen und der sewamundschen Küche servierte.
Am späteren Nachmittag, die Stadtgarde hatte inzwischen auf dem Holzplatz die letzten Anwesenden diskret aber bestimmt verabschiedet, zog schließlich der Brautzug durch die Sewamunder Altstadt: In einer offenen, in den Farben Tsas geschmückten Karosse das Brautpaar, zu Fuss begleitet von seinen jungen, noch unvermählten Verwandten zu Fuß sowie sicherheitshalber einigen Leibwächtern. Vor einem kleinen Haus in der Röschengasse des Hafenviertels hielt die Karosse schließlich an, hier würde das Brautpaar zukünftig wohnen. Unter großem Hallo seiner Begleitung – aus der anwesenden Zuschauermenge ertönten sogar einige eindeutige Pfiffe – trug der Bräutigam seine Braut über die Schwelle, ehe die eigentliche Feier hinter verschlossenen Türen begann und sich wohl bis spät in die Nacht hinzog.
FZ