Briefspiel:Macht die Laille wieder heile

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Datiert auf: Ende 1045 BF Schauplatz: Covernischen Schiffswerft d’Antara in Efferdas Entstehungszeitraum: November 2025
Protagonisten: Gwyn Gerber, Phelizzio d'Antara Autoren/Beteiligte: Familie Gerber.png Gerberstädter, Familie d'Antara.png Fürst Federkiel

Ende 1045 BF wenige Tage nach den Ereignissen von Alte Werft neuer Glanz, Covernischen Schiffswerft d’Antara in Efferdas

Gwyn Gerber hatte sich auf den Weg zur ehemaligen Slin-Werft gemacht. Mit den alten Besitzern hatte sich der Sohn eines harbener Kaufmanns nicht besonders gut verstanden und deswegen bisher seine Laille immer in Harben, in ihrer Heimatwerft zu Instandhaltungs- und Reperaturarbeiten gegeben. Diesem Phelizzio d’Antara, den er bei den Feierlichkeiten zur offiziellen Eröffnung der Werft kurz kennengelernt hatte, wollte er eine Chance geben. Allein weil es für Gwyn auch deutlich angenehmer war die Zeit der Untätigkeit, während die Laille überholt wurde, bei seiner Frau und den Kindern in Efferdas zu verbringen als bei seinem Bruder und dessen Familie in Harben, zumal sich die Brüder nicht übermäßig gut verstanden. Der fast zwei Schritt große, rotblonde Hüne mit den eisblauen Augen hielt auf die fremdländisch anmutende Wache am Tor der Werft zu. “Möge der Launenhafte euch stets gewogen sein! Ich bin Gwyn Gerber und habe eine geschäftliche Besprechung mit Signor Phelizzio d’Antara, seid so gut und meldet mich eurem Herrn!” Der angesprochene Gardist nickte und verschwand. Nach einem kurzen Augenblick, kam der Gardist wieder und bat Signor Gwyn höflich ihm zur Arbeitsstube von Phelizzio zu folgen. Der Weg zur Arbeitsstube führte beide Personen über den gepflasterten Hof am großen Orangenbaum entlang zum Hauptgebäude der Werft. Dort angekommen ging es am Empfangsbereich entlang ein Stockwerk höher. Vor der Tür angekommen, klopfte der Gardist an diese an, nickte Gwyn Gerber zu und bat ihn einzutreten. Das Arbeitszimmer von Phelizzio war großräumig. Zum Fenster hin, das Richtung Hafen zeigte, stand ein großer Sekretär auf dem feingeordnet mehrere Briefumschläge und Papiere lagen. Um den Schreibtisch herum an den Wänden hingen verschiedene Schiffszeichnungen und Seekarten, und an den Kommoden an den Wänden standen mehrer hölzerne Schiffsmodelle. Phelizzio erhob sich und neigte höflich den Kopf: ”Travia zum Gruße, Signor. Ich freue mich auf Angenehmste, Euch wieder zu sehen! Bei der Gelegenheit möchte ich mich nochmal erneut bei Euch bedanken, dass Ihr der Werfteröffnung begewohnt habt, doch bitte setzt Euch. Darf ich Euch etwas zu trinken anbieten,Signor?”, fragte der Schiffsbauer freundlich.

Der Kapitän nickte freundlich: “Efferd mit euch Signor Phelizzio. Der Dank liegt ganz auf meiner Seite, wenn ich so sagen darf, war es eine sehr gelungene Veranstaltung!” Gwyn leistete der Aufforderung, sich zu setzen folge und erwiderte mit breitem Grinsen: “Trinken? Sehr gerne Signor Phelizzio, solange es kein Wasser ist, darauf lässt man Schiffe fahren, man wäscht damit und badet darin, aber man muss es nicht trinken!” Gespannt warte er auf die Reaktion seines Gegenüber. Phelizzio lachte auf, da er diese Ansicht noch nicht gehört hatte, sein gegenüber stimmte mit ein. “Ihr gefallt mir! Darf es Mokka sein? Das ist ein Kaffee mit Schokolade oder ein gar ein aranischer Tee, wenn Ihr mögt?”

Der gebürtige Harbener blickte kurz etwas irritiert, hatte er doch auf Wein gehofft, fasste sich aber schnell und meinte: “Dieses Mokka klingt gut!” Warum musste seine Frau eine Horasierin sein? Die Thorwaller waren von ihren Gewohnheiten eher seine Sache, aber es war wie es war und er liebte Quenia. Er besann sich und blickte auf eine der Seekarten an der Wand! “Sehr ordentliche Qualität diese Seekarten. Fast schon zu schade, um sie an die Wand zu hängen.” Er nickte anerkennend. “Um ehrlich zu sein, ich habe schon nach wesentlich ungenaueren Karten navigieren müssen!” Sein Blick ging zu Phelizzio zurück. “Wirklich gute Arbeit!”

Phelizzio bedankte sich für das Kompliment eines Kenners. Er stand auf, öffnete kurz die Tür, gab den Getränkewunsch an den Gardisten vor der Tür weiter und schloss diese wieder. Dann setzte er sich wieder hin. “Diese Seekarten sind ein wahres Göttergeschenk! Doch welche Häfen habt Ihr bereits angesteuert, wo habt Ihr bereits der rauen See getrotzt?”, in den Augen von Phelizzio glühte aufrichtiges Interesse.

Der Seebär war in seinem Element: “Riva und Leskari sind wohl die fernsten Häfen bislang gewesen. Olport, Prem und Thorwall fahren wir wohl am häufigsten an. Die südlichsten Häfen sind Rethis und Drôl. Na den meisten Spaß hat man in Ifirns Ozean. Da muss man schon aufpassen, sind schon etliche dort verschollen. Gibt da wirklich fieses Viechszeug und die Stürme peitschen die See fünf bis zehn Mann hoch auf! Wenn ein ein solcher Brecher von der Seite erwischt, tanzt die Laille auf dem Grund der See.” Mittlerweile wurden die Getränke gebracht. “Da is ganz fix Schluss mit Lustig. Aber…” er klopfte sich mit den Knöcheln der rechten Faust dreimal auf den Kopf. “… beim Unbändigen, mit einer fähigen und eingespielten Mannschaft und einem guten Schiff gibt’s nich viel, was man fürchten muss.“

Phelizzio nickte zwischendurch, da er den Ausführungen folgen konnte und selbst dazu mehrere Berichte gelesen hatte.

Er nickte zur Bekräftigung, dann wurde sein Blick wieder ernst: “Womit wir beim Anlass meines Besuchs sin. Die Laille is schon ne betagte Wellentänzerin und braucht deswegen gute Pflege, damit das Mädl uns noch n paar Götterläufe sicher von Hafen zu Hafen bringt un hier kommt ihr ins Spiel!” Der Hüne musterte Phelizzio einen Augenblick. “Diesen Vitello Taladûr Slin…. Nun…. Wie soll ich sagen?” Er überlegte kurz. “Sagen wir, ich habe ihm als Mensch nicht vertraut und deswegen konnte ich dem Handwerker auch nicht trauen. Ihr, Signor Phelizzio habt auf mich bei den Feierlichkeiten nen guten Eindruck gemacht, deswegen will ich nen Versuch wagen un die Laille in eure Hände geben und nicht wie sonst nach Harben, wo sie auch gebaut wurde. Wann könnt ihr anfangen, wie lange braucht ihr und was kostet der Spaß?” Wieder musterte der Kapitän sein Gegenüber.

Phelizzio folgte der Bewertung zu seinem Vorgänger aufmerksam. “Werter Signor Gwyn, ich danke Euch für Euer Vertrauen und…Eure Ehrlichkeit bezüglich vormaliger Verhältnisse. Um genau bestimmen zu können, wie lange es dauern könnte, erfordert erstmal einen genauen Blick auf das Schiff bezüglich Holzzustand, Seepockenbefall dergleichen. Dann genau kann ich Euch mitteilen, welche Kosten anfallen werden. Wenn ich Euch dann auch bitten darf, sobald das Schiff in der Werft ist, mit mir dieses gemeinsam abzugehen, da ich Informationen zu Schiffen gerne von ihren Kapitäne höre als von Büchern. Aber ich nehme Euren Auftrag an! Machen wir es so, Signore Gwyn?” Phelizzio erhob sich und streckte die Hand aus.

Während Phelizzio antwortete trank Gwyn von dem angebotenen Heißgetränk. Nun, es war der letzte Schrei und viele Leute waren verrückt nach diesem Kaffee, aber Gwyn trank bestenfalls heißen Wein oder lieber noch heißen Met, wenn er, was zum Glück höchstselten vorkam, krank war. Aber gut, jeder nach seinem Geschmack und dieses Mokka war ganz passabel. Nachdem der Mann mit dem braunen, leicht silbrigen Haar und dem gepflegten Knebelbart geendet hatte, sich erhob und ihm die Hand entgegen streckte, erhob sich auch der Kapitän. “Nu mal hübsch langsam mit den jungen Pferden! Ich schlag Mal ein, dass ich mit meinem Schiff zur Begutachtung längs komme. Ob ich euch, mein lieber Signor Phelizzio dann tatsächlich den Auftrag gebe, hängt von der Zahl ab, die ihr mir nennt, um mein Mädl wieder hübsch zu machen!” Er zwinkerte Phelizzio zu und ergriff die dargebotene Hand. “Die Laille liegt um die Ecke, wann habt ihr Zeit? In ner Stunde kann ich hier in eurer Werft festmachen, aber richte mich natürlich danach, wie ihr Zeit habt. Sonst auch morgen! Was sagt ihr?”

Phelizzio lächelte trotz der noch nicht erfolgten Zusage. “Ich bin grundsätzlich Optimist, doch wie Ihr wünscht. Bringt mir das Mädchen am besten heute schon, dann werfe ich nachher einen Blick drauf.” Dem Schiffsbauer fiel beiläufig auf, dass der Mokka offenbar gemundet hatte und freute sich.

“Gut, dann machen wir das so. Ich geh rüber in den Hafen, sag in der Hafenmeisterei Bescheid und dann schieben wir die Laille hier an den Kai in eurer Werft. Meine Steuerfrau Hjorvardsdottir, mein Geschützmeister Ardanknock und ich warten dann auf euch und wir gehen das Schiff gemeinsam durch.”

Keine Stundenkerze später lag die Tanzende Laille am Kai der Werft. Der Kapitän hatte bis auf den Geschützmeister und die Steuerfrau die ganze Mannschaft von Bord und in die Stadt geschickt. Gwyn war guter Hoffnung, sich mit dem Schiffsbauer über den Preis einigen zu können und was fast noch wichtiger war darüber, dass das Pinaasschiff bald wieder flott zu sein hatte, schließlich musste damit Geld verdient werden. “Was is mid de Segl?” “Och Fjorgyn, du un die Segel! Aber damit du mir heut Nacht in den Schlaf findest, solln die Alten runtermachen und in Laderaum packen un Neue aufziehn! Bist nu zufrieden?” “Aye, Kaptain!” Die Thorwallerin, die in Statur und Größe kaum Unterschied zu ihrem Kapitän machte, grinsten breit.

Die drei Seeleute wandten sich um als einer von ihnen den herannahenden Phelizzio bemerkten. Dieser hatte sich in der Zwischenzeit umgezogen und trug nun arbeitstypische Bekleidung, in der er sich weitaus wohler zu fühlen schien. “Ah, da ist sie schon, wahrlich beeindruckend.” Begann er und reichte zur Begrüßung dem Geschützmeister und der Steuerfrau sowie Gwyn standesunüblich die Hand. “Nun, dann lasst uns die Gute mal begutachten. Bitte zeigt mir was Ihr bei der Überholung zu ändern wünscht.” Sagte der Schiffsbauer und berührte respektvoll wie sanft die Tanzende Laille an der Seite. Ihm schien bereits einige Stelle und Punkte aufzufallen, doch er behielt diese erstmal für sich.

Gwyn gefiel die nun deutlich entspanntere Art des Schiffsbauers gleich besser. “Damit meine Steuerfrau endlich ihren Frieden hat, die Segel müssen ausgetauscht werden. Die Alten sollen eure Leute ordentlich zusammenpacken und im Frachtraum verstauen. Für den Fall, dass ein’ der Sturm erwischt sind alte Segel besser als keine Segel.” Die erwähnte Steuerfrau meldete sich zu Wort: “Was füa Änderungen? N’ poar morsche Planken austauschen, die Pocken runner gekratzt un gut, da muss nix verändert wer’n, wa Kaptain?!” Gwyn nickte: “Has ja recht Mädl, aber ich glaub, so hat’s der Signor Phelizzio gemeint.” Die Thorwallerin brummte skeptisch. Man schritt gemeinsam das Schiff ab, begutachtete jede Handbreit und legte gemeinsam Art und Umfang der Ausbesserungsarbeiten fest.

Dabei konnten der Schiffsbauer und sein potentieller Kunde einander anmerken, dass man miteinander gut fachlich sprechen konnte.

Zu guter Letzt meldete sich noch Bruidnich Ardanknock der Geschützmeister und führte die Gruppe zu einer der beiden mittleren Rotzen am Heck. “Bei dem Schätzchen müssen die Wurfarme getauscht werden, hat nich mehr die Reichweite die sie haben sollte.” Gwyn nickte zufrieden: “Dann sin wir durch! Könnt ihr beiden euch von Bord machen. Ich werde jetzt mal mit unserem guten Signor Phelizzio auskarten was das Ganze kostet und wie lange es dauert. Ist ja doch was zusammengekommen.”

Die Vier verließen das Schiff und während Fjorgyn und Bruidnich sich gut gelaunt Richtung Hafen davon machten gingen Phelizzio und Gwyn in das Arbeitszimmer zurück.

Phelizzio überreichte Gwyn einen Becher Wein. “Bitte, ich hoffe Ihr könnt Euch für Wein begeistern?”

Und ob der harbener Hüne sich für Wein begeistern konnte, dankend nahm er den Becher entgegen und hob ihn dem Gastgeber entgegen. “Auf dass die Verhandlungen über Dauer und Preis genauso schnell und harmonisch verlaufen wie die Begutachtung der Laille!” Dann nahm er einen kräftigen Schluck. Man nahm Platz und Phelizzio zählte noch einmal sämtliche Posten auf die man gemeinsam festgelegt hatte, als er geendet hatte blickte ihn der Eigner der Tanzenden Laille aufmerksam an. “Stimmt alles so! Und denkt ihr, ihr bekommt das in zwei… na, sagen wir drei Tagen hin?” Ohne den Schiffsbauer aus den Augen zu lassen trank Gwyn noch einen Schluck Wein.

Sein Gegenüber blickte stirnrunzelnd drein, als die gewünschte Zeitspanne genannt wurde. “Werter Signore, bitte versteht, dass die Überholung der Laille aus meiner Sicht mindestens 5-6 Tage dauern würde. Mindestens 5.” Erklärte Phelizzio und nannte nochmal die kritischen Punkte.

Gwyn überlegte einen Moment, sah dann Phelizzio eindringlich an. “Nun ihr seid selbst Geschäftsmann. Ihr habt die besten Hölzer, die strapazierfähigsten Segel auf Lager und die besten Handwerker ihres Fachs auf dem Werftgelände. Das alles habt ihr und es hat euch viel Geld gekostet und es kostet euch viel Geld, denn es liegt und steht nur herum, weil ihr keine Aufträge habt. Eine fatale Situation, oder?” Er machte eine kurze Pause und lehnte sich zurück. “Seht ihr, Signor Phelizzio, so geht es mir im Augenblick. Ich habe eine sehr gute Mannschaft, die ich auf keinen Fall verlieren will, deswegen bekommen alle weiter ihre Heuer, obwohl sie nichts zu tun haben, weil das Schiff bei euch in der Werft liegt. Die Reparatur kostet ordentlich Geld, aber gleichzeitig verdiene ich keinen müden Kreuzer, denn mein Schiff liegt in eurer Werft. Jeder einzelne Tag, ja jede Stunde, die die Laille bei euch ist, kostet mich bares Geld, ohne dass auch nur ein Heller davon in eure Tasche wandert.” Erneut eine kurze Pause und Gwyn lehnte sich wieder nach vorne. “Vier Tage und dafür schlagt ihr lieber beim Preis etwas drauf. Was denkt ihr?” Der Kapitän leerte sein Becher und stellte ihn auf den Tisch. Der Schiffsbauer konnte den genannten Grund vollkommen nachvollziehen und nickte langsam bestätigend. “Nun, Signor Gwyn. So soll es sein. Vier Tage mit Aufschlag. Ihr werdet Euch voll auf unsere Arbeit verlassen! Ich schlage vor, dann genehmigen wir uns noch einen Becher, ehe ich sofort anfange. Mit Wein wird jede Arbeit munter geschafft”, lachte er herzhaft und hoffte, dass sein gegenüber miteinstimmte.

Auch Gwyn Gerber lachte und ließ sich bereitwillig ein weiteres Mal den Becher mit Wein füllen: “Bevor ihr loslegt, mein lieber Signor Phelizzio, müssen wir die Frage eurer Bezahlung klären.” Phelizzio fiel nun auf, dass er das wichtigste weggelassen hatte, er war bereits gedanklich voll bei der Arbeit. Er lachte ertappt. Die beiden Männer stießen gut gelaunt an, dann begann die Verhandlung über die Kosten. Dieses Gespräch wurde ausführlicher und etwas hitziger erörtert, aber nach langer, zäher Verhandlung und einigen weiteren Bechern besten Weines hatten sich die beiden Geschäftsmänner auf eine Summe geeinigt, mit der beide zufrieden sein konnten. Mit ehrlichem Lächeln schlugen die Männer ein, der Vertrag war geschlossen. In vier Tagen würde Gwyn ein stattliches Sümmchen auf den Tisch des Schiffsbauers legen müssen und dafür mit seiner Laille wieder in See stechen können.