Briefspiel:Im Auge des Chaos/Kein Feuer der Leidenschaft: Unterschied zwischen den Versionen

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==Kein Feuer der Leidenschaft==
|Av. Datum=30. Rahja [[1044 BF]]
 
|Schauplatz=Rund um [[Letran]]
 
|Ird. Datum=August 2023
 
|Protagonisten=[[Tarquinio della Pena]], [[Gilia de Falcona]]
 
|Autoren=[[Bild:Haus_della_Pena_jH.png‎|12px]] [[Benutzer:Horasio|Horasio]]
 
|Zyklus=[[Briefspiel:Im Auge des Chaos/Übersicht|Übersicht]] · [[Briefspiel:Im Auge des Chaos/Ein Zug über Letrans Felder|Ein Zug über Letrans Felder]] · [[Briefspiel:Im Auge des Chaos/Widerstand ist zwecklos|Widerstand ist zwecklos]] · [[Briefspiel:Im Auge des Chaos/Isyahadin|Isyahadin]] · [[Briefspiel:Im Auge des Chaos/Im Rahjatempel|Im Rahjatempel]] · [[Briefspiel:Im Auge des Chaos/Kein Feuer der Leidenschaft|Kein Feuer der Leidenschaft]] · [[Briefspiel:Im Auge des Chaos/Aphestadil|Aphestadil]] · [[Briefspiel:Im Auge des Chaos/Rahastes|Rahastes]] · [[Briefspiel:Im Auge des Chaos/Madaraestra|Madaraestra]] · [[Briefspiel:Im Auge des Chaos/Shihayazad|Shihayazad]] · [[Briefspiel:Im Auge des Chaos/Senatswahl 1045 BF|Senatswahl 1045 BF]]}}</onlyinclude>
 
  
 
===Seid gegrüßt, Señhor Pecuna===
 
===Seid gegrüßt, Señhor Pecuna===
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Sie hatten den Baumeister in einer kleinen Gruppe von Widerständlern gefunden und ihm kurz und knapp über ihre Suche nach den Plänen der Kanalisation und wofür sie sie verwenden wollten, aufgeklärt. Gemeinsam war die Gruppe dann zur Werkstatt der Pecunas aufgebrochen. Während Isida Legari und die Gefährten des Baumeisters draußen die Umgebung des Hauses im Auge behielten, legte Avincenzo Pecuna dem jungen ya Pirras Karte für Karte vor. “Es gibt keine perfekte Karte über die Gänge und Höhlen unterhalb der Stadt… “, sprach der Baumeister “... aber sehr, hier ist der Palazzo Thirindar und dort seht ihr zumindest grob, wohin es weiter geht.” <br>
 
Sie hatten den Baumeister in einer kleinen Gruppe von Widerständlern gefunden und ihm kurz und knapp über ihre Suche nach den Plänen der Kanalisation und wofür sie sie verwenden wollten, aufgeklärt. Gemeinsam war die Gruppe dann zur Werkstatt der Pecunas aufgebrochen. Während Isida Legari und die Gefährten des Baumeisters draußen die Umgebung des Hauses im Auge behielten, legte Avincenzo Pecuna dem jungen ya Pirras Karte für Karte vor. “Es gibt keine perfekte Karte über die Gänge und Höhlen unterhalb der Stadt… “, sprach der Baumeister “... aber sehr, hier ist der Palazzo Thirindar und dort seht ihr zumindest grob, wohin es weiter geht.” <br>
 
Niccolo grummelte. “Das Problem besteht an den Höhlen hier und dort. Von dort aus kann man fast jede Richtung unterhalb der Stadt einschlagen.” Niccolo rollte die Karte wieder zusammen. *Darf ich mir diese ausleihen? Ihr habt mein Wort darauf, sie nach diesem ganzen Chaos wieder zurück zu bekommen.” Avincenzo nickte. “Und dankt Euch für die Warnung, Euer Wohlgeboren. Sollten wirklich irgendwelche Gestalten auf dem Weg zu mir sein, sollte ich einige Pläne wohl besser in Sicherheit bringen.” <br>
 
Niccolo grummelte. “Das Problem besteht an den Höhlen hier und dort. Von dort aus kann man fast jede Richtung unterhalb der Stadt einschlagen.” Niccolo rollte die Karte wieder zusammen. *Darf ich mir diese ausleihen? Ihr habt mein Wort darauf, sie nach diesem ganzen Chaos wieder zurück zu bekommen.” Avincenzo nickte. “Und dankt Euch für die Warnung, Euer Wohlgeboren. Sollten wirklich irgendwelche Gestalten auf dem Weg zu mir sein, sollte ich einige Pläne wohl besser in Sicherheit bringen.” <br>
Niccolo trat aus dem Haus und suchte Isida. Sie winkte ihm von einer Hausecke her zu sich. Isida deutete auf die Karte und Niccolo nickte. “Zurück zum Palazzo, Isida. Mein Vater sollte diese Karte schnellstmöglich sehen.” Vorsichtig bewegten sich beide durch die Gassen auf genau dem gleichen Weg zurück, den sie gekommen waren.  
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Niccolo trat aus dem Haus und suchte Isida. Sie winkte ihm von einer Hausecke her zu sich. Isida deutete auf die Karte und Niccolo nickte. “Zurück zum Palazzo, Isida. Mein Vater sollte diese Karte schnellstmöglich sehen.” Vorsichtig bewegten sich beide durch die Gassen auf genau dem gleichen Weg zurück, den sie gekommen waren.
 
  
 
===Unter der Stadt===
 
===Unter der Stadt===
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Rahjalins Hände zitterten. Absurd das das ihm jetzt auffiel, wo sie durch sein brennendes Zuhause liefen und der Rauch in seiner Lunge brannte. Hier verbrannte ein großer Teil seines Lebens, hier war er als Novize angenommen, geweiht und entjungfert worden, hier hatte er sein erstes echtes Gemälde der Göttin geschenkt und hierher war er zurückgekehrt, als das Reisen seinen Reiz verloren hatte. Die Priester und Gläubigen waren fast mehr seine Familie als sein Bruder, mit dem er sich überworfen hatte. Trotz alledem empfand er nur ein seltsames taubes Gefühl, als er nun sah wie Flammen aus den Polstermöbeln und dem Gemälde des Heiligen [[Ascandear von Baburin|Ascandear]], in das er mehrere Monate Arbeit gesteckt hatte, schlugen.  Sie folgten den Schreien aus dem inneren des Tempels um zu retten wer noch zu retten war. <br>
 
Rahjalins Hände zitterten. Absurd das das ihm jetzt auffiel, wo sie durch sein brennendes Zuhause liefen und der Rauch in seiner Lunge brannte. Hier verbrannte ein großer Teil seines Lebens, hier war er als Novize angenommen, geweiht und entjungfert worden, hier hatte er sein erstes echtes Gemälde der Göttin geschenkt und hierher war er zurückgekehrt, als das Reisen seinen Reiz verloren hatte. Die Priester und Gläubigen waren fast mehr seine Familie als sein Bruder, mit dem er sich überworfen hatte. Trotz alledem empfand er nur ein seltsames taubes Gefühl, als er nun sah wie Flammen aus den Polstermöbeln und dem Gemälde des Heiligen [[Ascandear von Baburin|Ascandear]], in das er mehrere Monate Arbeit gesteckt hatte, schlugen.  Sie folgten den Schreien aus dem inneren des Tempels um zu retten wer noch zu retten war. <br>
 
Plötzlich erschien ein Schatten aus dem Rauch und stieß mit Ebius zusammen. „Bei Rahjas..!“, [[Junivera Aurelia van Kacheleen|Junivera]], als die sich der Schatten entpuppte, verbiss sich den Fluch, was in einem brennenden Tempel während der Namenlosen Tage wahrscheinlich nicht  klug war. „Was macht ihr denn hier? Uns wurde gesagt das ihr gefangen genommen worden seid.“ Mit einem lauten Krachen stürzte hinter ihnen ein brennender Balken herunter. „Egal, wir gehen durch den Verbindungstunnel zum Weinkeller. Das Gebäude sollte zumindest nicht brennen.“ „Es gibt einen Geheimgang in der Vorhalle, durch den kommen wir raus in die Katakomben.“ Da entschlüpfte der Priesterin doch noch ein Fluch „Die meisten, die hier Schutz gesucht haben, sind schon im Keller. Kommt mit.“ Und dann verschwand sie wieder in den Rauchschwaden. Ihr zu folgen war dank des Rauchs eher schwierig, aber zum Glück kannte Rahjalin den Weg durch den Tempel zu der Tür unter der Treppe, die zum Weinkeller führte. <br>
 
Plötzlich erschien ein Schatten aus dem Rauch und stieß mit Ebius zusammen. „Bei Rahjas..!“, [[Junivera Aurelia van Kacheleen|Junivera]], als die sich der Schatten entpuppte, verbiss sich den Fluch, was in einem brennenden Tempel während der Namenlosen Tage wahrscheinlich nicht  klug war. „Was macht ihr denn hier? Uns wurde gesagt das ihr gefangen genommen worden seid.“ Mit einem lauten Krachen stürzte hinter ihnen ein brennender Balken herunter. „Egal, wir gehen durch den Verbindungstunnel zum Weinkeller. Das Gebäude sollte zumindest nicht brennen.“ „Es gibt einen Geheimgang in der Vorhalle, durch den kommen wir raus in die Katakomben.“ Da entschlüpfte der Priesterin doch noch ein Fluch „Die meisten, die hier Schutz gesucht haben, sind schon im Keller. Kommt mit.“ Und dann verschwand sie wieder in den Rauchschwaden. Ihr zu folgen war dank des Rauchs eher schwierig, aber zum Glück kannte Rahjalin den Weg durch den Tempel zu der Tür unter der Treppe, die zum Weinkeller führte. <br>
An der Tür blieb Rahjalin noch einmal stehen und schaute auf sein brennendes Zuhause zurück. Sein Blick fiel auf den Altarraum, wo der Rosenbusch, der um den Altar herum wuchs, Feuer gefangen hatte. Für einen Moment schien die Flamme die Gestalt eines steigenden, in Todesqualen scheuenden Pferdes anzunehmen. „Fluch über euch, die die ihr dieses Haus der heiteren, lieblichen und allerschönsten Herrin entweiht habt. Möge euch der Rausch des Weines, des Liebesspiels und der Feste versagt bleiben. Möge euch jeder Nachkomme Sulvas und Thavuns mit derselben Verachtung begegnen, die ihr diesem Tempel entgegengebracht habt. Liebholde Herrin der Morgenröte, wilde Eber haben in deinem Weinberg gewütet und Selemferkel deinen Garten verunstaltet . Sie sind deiner Gunst, die du den Menschen so überreich schenkst  nicht mehr würdig. Fluch und Schande über sie.“ Für einen Moment übertönte das Donnern von Pferdehufen, das Feuer und in Rahjalins Kehle brannte der Geschmack von scharfen Schnaps, während der Rauchgestank auf einmal zum lieblichen Duft wilder Rosen im Hochsommer wurde.  Der Priester war sich nicht ganz sicher ob es nicht eigentlich [[Larona Vinarii|Laronas]] Aufgabe gewesen wäre diesen Fluch auszusprechen, aber es sollte getan werden und die Tempelvordsteherin war gerade anderweitig beschäftigt. Rahjalin wandte sich um und schloss die Tür hinter sich.
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An der Tür blieb Rahjalin noch einmal stehen und schaute auf sein brennendes Zuhause zurück. Sein Blick fiel auf den Altarraum, wo der Rosenbusch, der um den Altar herum wuchs, Feuer gefangen hatte. Für einen Moment schien die Flamme die Gestalt eines steigenden, in Todesqualen scheuenden Pferdes anzunehmen. „Fluch über euch, die die ihr dieses Haus der heiteren, lieblichen und allerschönsten Herrin entweiht habt. Möge euch der Rausch des Weines, des Liebesspiels und der Feste versagt bleiben. Möge euch jeder Nachkomme Sulvas und Thavuns mit derselben Verachtung begegnen, die ihr diesem Tempel entgegengebracht habt. Liebholde Herrin der Morgenröte, wilde Eber haben in deinem Weinberg gewütet und Selemferkel deinen Garten verunstaltet . Sie sind deiner Gunst, die du den Menschen so überreich schenkst  nicht mehr würdig. Fluch und Schande über sie.“ Für einen Moment übertönte das Donnern von Pferdehufen, das Feuer und in Rahjalins Kehle brannte der Geschmack von scharfen Schnaps, während der Rauchgestank auf einmal zum lieblichen Duft wilder Rosen im Hochsommer wurde.  Der Priester war sich nicht ganz sicher ob es nicht eigentlich [[Larona Vinarii|Laronas]] Aufgabe gewesen wäre diesen Fluch auszusprechen, aber es sollte getan werden und die Tempelvorsteherin war gerade anderweitig beschäftigt. Rahjalin wandte sich um und schloss die Tür hinter sich.
  
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=== Hinter Schloss und Riegel ===
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Nachdem man die Senatoren durch das Gewölbe unterhalb der Stadt geradezu getrieben hatte, ging es durch einen schmalen Spalt in Gestein nach oben. Es war mühselig und vor allen Dingen machte es Dettmar Gerber zu schaffen. Rücksichtslos trieb man sie voran <br>
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“Stehenbleiben.” brüllte eine Stimme und die Senatoren blieben wie angewurzelt stehen. Das Klingeln mehrerer Schlüssel und Schritte waren zu hören. “Dann wollen wir den feinen Herren mal ihre neue Heimstatt präsentieren.” Mehrere Stimmen von Männern wie Frauen lachten hämisch. Ein Schlüssel wurde in einem Schloss umgedreht. Auf das knarzende Geräusch folgte ein Quietschen, als eine Tür aufgezogen wurde. <br>
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Unsanft wurde [[Valerio ya Pirras]] am Kragen gepackt und in eine Richtung gezogen. Mit einem Ruck wurde ihm der Sack vom Kopf gezogen. Kurz konnte er nicht sehen, dann schälten sich Umrisse hervor. Eine Pritsche und ein Haufen Stroh, mehr nicht. Hinter ihm fiel eine Tür ins Schloss und ein Schlüssel wurde mehrfach gedreht. Auf Sichthöhe war eine Klappe in der Tür eingelassen. Diese stand offen und ein Augenpaar schaute in den Raum. “Ich hoffe, es entspricht alles euren Wünschen, Senator. Gehabt euch wohl.” Die Klappe wurde geschlossen und Valerio stand im Dunkeln. <br>
  
 
[[Kategorie:Briefspiel in Efferdas|Im Auge des Chaos]]
 
[[Kategorie:Briefspiel in Efferdas|Im Auge des Chaos]]

Aktuelle Version vom 5. September 2025, 22:35 Uhr

Auge-grau.png

Stadt Efferdas.png Briefspiel in Efferdas Stadt Efferdas.png
Datiert auf: Rahja 1044 BF Schauplatz: Efferdas Entstehungszeitraum: ab Sommer 2023
Protagonisten: siehe Übersicht und Zeitleiste Autoren/Beteiligte: Haus di Camaro.png Di Camaro, Haus Efferdas.png Elanor, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie Ventargento.png Silberwind, Familie A Temelon.png Temelon, Haus ya Pirras.png Ya Pirras, Familie Trenti.png Trenti, Haus Legari.png Legari, Familie Lysandros.png Lysandros, Haus di Malavista.png Malavista, Familie Solivino.png Solivino, Familie Gerber.png Gerberstädter
Zyklus: Übersicht · Ein Zug über Letrans Felder · Widerstand ist zwecklos · Isyahadin · Im Rahjatempel · Kein Feuer der Leidenschaft · Aphestadil · Treffen wider die Usurpatoren · Rahastes · Madaraestra · Shihayazad · Senatswahl 1045 BF

Kein Feuer der Leidenschaft

Seid gegrüßt, Señhor Pecuna

Niccolo ya Pirras und Isida Legari schlichen sich derweil durch die engen Gassen Richtung Sanct Parvenus. Immer wieder kam ihn ein Stoßtrupp der Rondrikan-Löwen entgegen. Doch ihr Gang schien recht zielstrebig, als hätten sie einen direkten Auftrag und wären nicht nur mobilisiert worden, um umherwandernde Passanten zu schikanieren. So war das Vordringen bis zu einem der Barrikaden deutlich einfacher als sie es befürchtet hatten. Kaum am Rande der engen Gassen angekommen, warfen ihnen die „Revolutionäre“ allerdings einige Steine entgegen.
„Verpisst ööch, Örö-Pagg!“ erklang ein Dialekt, der offensichtlich nicht aus Efferdas kam hinter dem Holzwall heraus. Etwas genervt räusperte sich der Künstler. „Hier ist Niccolo ya Pirras. Ich bin auf eurer Seite! Lasst uns bitte ein, bevor der nächste Trupp an Soldaten kommt.“
Ein kurzes Murmeln war zu vernehmen, dann sprach wieder die Stimme hinter der Barrikade. „Könnd ihr dad böwääisn, Nüggollo joa Birrass?“ Kurz grübelte er, dann entschloss er sich zu einem „Nein, aber ich kann sagen, dass die Parvenusknappen eine deutlich bessere Truppe sind als die Neoleion Ekloge. Nichts geht über einen Wurf von Groben Glimmerdieck auf Terren Hammerwerker.“ Wieder kurzes Murmeln, dann ein „Wie fööl Läüd sejt ar?“ „Nur zwei. Bitte, wir haben es eilig.“ rief Isida ungeduldig dazwischen. Eine kurze Pause, dann folgte ein „Künnd gömmö“
Schnell liefen sie auf die Barrikade zu und wurden auch durchgelassen. Sie blickten auf eine Rotte von übermüdeten und geschundenen Stadtbewohnern, bewaffnet mit Delphinoccoschlägern und Knüppeln, vor ihnen alles, was als Wurfgeschoss irgendwie taugte. Ihre übermüdeten Blicke waren, als hätten sie einmal bis in die Ewigkeit und zurückgeblickt. Schnell kam von der anderen Seite ein kräftiger Mann auf sie zu, der zumindest aussah, als hätte er ein wenig Schlaf und auch etwas militärische Ausbildung gehabt. Schnell nickte er dem Adeligen und auch der offensichtlichen Knappin zu. „Euer Wohlgeboren. Ich bin Gianluca Masrate von der Seelöwengarde. Seien sie gegrüßt auf der guten Seite der Stadt.“ „Die Hausgarde der Malavista ist hier?“ wunderte sich Isida. „Über die freien Stadtteile verteilt, ja. Ein paar Überläufer der Republikanergarde sind auch anzutreffen. Aber alles ist sehr unübersichtlich.“ „Wie ist denn die Lage aktuell?“ erkundigte sich Niccolo umgehend. „Die letzten ein zwei Stunden erstaunlich still. Als würden sich die Rondrikanlöwen gerade neu positionieren. Vorher gab es überall Scharmützel, aber jetzt... das gibt uns allen auf jeden Fall die Gelegenheit, ein wenig zu verschnaufen. Manche von uns hier haben seit der Prügelei auf den Senatsvorhof keine Minute geschlafen.“ „Sind die Malavista hier auch anwesend?“ erkundigte sich Niccolo sogleich nach Gleichgesinnten. „Ja, es konnten sich einige der Adelsleute hier hin durchschlagen. Vinarii, Trenti, Gerber, di Camaro…. Sie alle geben Widerstand.“ gab Gianluca stolz von sich. „Wie sieht es aus mit Avincenzo Pecuna? Ist er hier anzutreffen? Wir brauchen einige seiner Stadtpläne.“ blieb Niccolo energisch. Gianluca nickte. „Ja, der ist im südlichen Bereich, zusammen mit Cassius Trenti.“ Verwunderung war in den Blicken der beiden Neuen im Stadtteil zu sehen. „Cassius Trenti und Avincenzo Pecuna reden wieder miteinander?“ wunderte sich Isida. „Da sieht man mal, wie außergewöhnlich diese Situation ist…“ wunderte sich auch Niccolo und machte sich dann weiter auf zum Bauherren.

“Ich danke Euch Signor Pecuna, dass Ihr Euch trotz der momentanen Lage die Zeit dafür nehmt, um uns zu helfen.” Niccolo ya Pirras rollte eine weitere Karte auf, um sie zu studieren.
Sie hatten den Baumeister in einer kleinen Gruppe von Widerständlern gefunden und ihm kurz und knapp über ihre Suche nach den Plänen der Kanalisation und wofür sie sie verwenden wollten, aufgeklärt. Gemeinsam war die Gruppe dann zur Werkstatt der Pecunas aufgebrochen. Während Isida Legari und die Gefährten des Baumeisters draußen die Umgebung des Hauses im Auge behielten, legte Avincenzo Pecuna dem jungen ya Pirras Karte für Karte vor. “Es gibt keine perfekte Karte über die Gänge und Höhlen unterhalb der Stadt… “, sprach der Baumeister “... aber sehr, hier ist der Palazzo Thirindar und dort seht ihr zumindest grob, wohin es weiter geht.”
Niccolo grummelte. “Das Problem besteht an den Höhlen hier und dort. Von dort aus kann man fast jede Richtung unterhalb der Stadt einschlagen.” Niccolo rollte die Karte wieder zusammen. *Darf ich mir diese ausleihen? Ihr habt mein Wort darauf, sie nach diesem ganzen Chaos wieder zurück zu bekommen.” Avincenzo nickte. “Und dankt Euch für die Warnung, Euer Wohlgeboren. Sollten wirklich irgendwelche Gestalten auf dem Weg zu mir sein, sollte ich einige Pläne wohl besser in Sicherheit bringen.”
Niccolo trat aus dem Haus und suchte Isida. Sie winkte ihm von einer Hausecke her zu sich. Isida deutete auf die Karte und Niccolo nickte. “Zurück zum Palazzo, Isida. Mein Vater sollte diese Karte schnellstmöglich sehen.” Vorsichtig bewegten sich beide durch die Gassen auf genau dem gleichen Weg zurück, den sie gekommen waren.

Unter der Stadt

Langsam kam wieder Bewegung in den Gefangenentross. Von der alten Stadtvilla wurden die gefangengenommenen Senatoren wie auch Rahjalin und Rahjabella in ein düsteres und feuchtes Gewirr aus Kalksteinhöhlen geführt. Nicht selten zogen sich Stalaktiten von der Decke herab, schnell begannen die beiden Rahjanis zu frösteln. Es war sehr kühl hier. Der Fackelschein der Wachen erhellte nur einen Bruchteil dessen, was hier an Höhlen zu sehen war, doch immer wieder auch sahen sie, wie das Erdbeben Schutthaufen erzeugt hatten, die das, was einst ein Durchgang war bis auf weiteres verschloss. Nach einem kurzen Gang bergab standen sie vor einer auf den ersten Blick gigantischen Kuppel, dessen Boden sich mit kristallklarem Wasser gefüllt hatte. Als der grimmige Gardist die beiden nach vorne schubste, fuhr der Schreck in die Glieder der beiden Geweihten. Das Wasser sah aus, als wäre es genau so tief wie die Höhle an dieser Stelle hoch war. Sie wollten doch nicht wirklich, dass sie hier nun schwimmen gehen würden? Ein zweiter Schubser machte dann deutlich, dass das sehr wohl ihre Absicht war. Doch der riesige See stellte sich als optische Täuschung heraus. Er reflektierte im Fackelschein ausschließlich die hohe Decke, war aber selbst nicht tiefer als vielleicht fünf Finger. Bei genauerer Betrachtung bemerkten sie kleine weiße Krebse, die es sich in diesem Wasser gut gehen ließen. Sonst aber war ein Tröpfeln steter Begleiter in der ansonsten gespenstig stillen Höhle.
Da der Tross weiter vorne wieder zum Halt gekommen war, stand aber eine weitere Pause an, generell war das vorankommen hier nur sehr langsam möglich und die Fackeln erhellten kaum einen Radius von zwei Schritt, bevor man wieder von endloser Dunkelheit umgeben war. Von etwas weiter hinter der Gruppe war ein größeres Plätschern zu hören, als hätte sich ein Stein gelöst und wäre ins Wasser gefallen. Der Wächter entschloss sich, die Sache zu prüfen und wies die beiden Rahjanis an, sich auf einen in der Nähe stehenden Felsen zu setzen und zu warten.
Kaum, dass er – samt Fackel – den Gang um eine Ecke lang abgebogen war, wurde es um Rahjabella und Rahjalin so dunkel, dass sie die Hand nicht mehr vor Augen sahen. „Da haben wir uns ja in was reingeritten.“ ächzte die Urbasierin. Sie fühlte sich in dieser absoluten Dunkelheit sehr unwohl. „Ob es hier Monster gibt?“ „Nein, sicher nicht.“ schüttelte Rahjalin den Kopf. „Das ist einfach nur eine Höhle. Unser Wächter ist weg gegangen, wenn wir jetzt abhauen, finden die uns nie.“ „Abhauen? Wie denn? Ich sehe ja nicht mal meine Füße.“ <<Hört auf die Dame, Herr Rahjalin>> erklang urplötzlich eine Stimme hinter ihnen aus der Dunkelheit. Beide erschraken lautstark, was ein <<shhhhhhh, nicht so laut>> zur Folge hatte. „Wer… wer ist da?“ flüsterte Rahjabella starr vor Schreck leise. <<Ich bin euer Weg hier raus. Ich kenne diese Höhlen recht gut und kann euch helfen, hier zu entkommen. >> „Könnt ihr euch zeigen?“ flüsterte Rahjalin leise. <<Ihr habt das mit „im Dunkeln nicht sehen können“ noch nicht so ganz verstanden, stimmt es?>> erklang es etwas genervt aus der Dunkelheit. „Wir werden euch sonst aber nicht folgen können.“ gab Rahjalin patzig zurück. Mit einem leisen “Pfsch“ erschien urplötzlich eine kleine Kerzenflamme aus dem nichts. Es gab keine dazu passende Kerze, nichts. Nur ein <<Folgt dem Licht>> „Was ist mit dem Wächter?“ fragte Rahjabella. <<Der ist… beschäftigt. Schnell jetzt.>> Langsam setzten sie sich in Bewegung und folgten dem geisterhaften Kerzenschein. „Was ist mit den Senatoren?“ war sich Rahjalin unsicher, ob das so richtig war. <<Die müssen wir erst einmal passieren lassen. Es gibt etwas Wichtigeres zu tun, wir müssen eure Freunde warnen. Kommt jetzt. Und Leise!>>
Die beiden folgten dem Kerzenschein durch das dunkle Gängesystem. Es war definitiv nicht der Gang, durch den sie gekommen waren, denn die Wegstrecke fühlte sich deutlich länger an. Außerdem steten Tropfen der Stalaktiten war es gespenstig still. Es dauerte einige Minuten, bis sie vor sich einen Lichtschein erkennen konnten. Es war ein warmes Licht, kein Tageslicht, was die beiden wunderte. Doch die Kerzenflamme steuerte genau darauf zu. Eine Umbiegung später fanden sie sich in einem durch Fackeln ausgeleuchteten Ort wieder, eine recht große Höhle, in dessen Mitte ein Kreisrunder Altar stand, welcher wiederum mit einem Dreieck mit leicht konkaven Linien markiert war. Dazu fanden sich darum herum einige Stühle sowie Truhen, ebenso ließen sich einige Fresken an der Höhlenwand erkennen, zudem steinerne Bänke, auf der goldene und silberne Schalen und Becher, diverse Münzen und andere Beilagen zu finden waren. Auf einem der Stühle war zudem eine Robe, einen spitz zulaufenden Hut und Unterwäsche zu sehen. Rahjalin und Rahjabella blickten sich um „Ist das…?“
<<Korrekt. Willkommen im Phextempel zu Efferdas.>> hatte die Stimme nun weitaus weniger Echo. Auch die Flamme war gänzlich verschwunden. Dafür fing die auf den Stuhl gelehnte Unterwäsche auf einmal an, durch die Luft zu fliegen. Auf Hüfthöhe füllte sie sich schließlich und blieb in der Luft stehen. Die anderen Kleidungsstücke folgten fliegendermaßen und spätestens mit der Robe und dem spitzenden Hut formten sie bald die Umrisse eines Mannes. „Seid ihr… ein Geist?“ wunderte sich Rahjabella immernoch flüsternd. Da materialisierte sich um die Kleidung herum eine äußerst menschlich aussehende Gestalt.
„Das nennt sich Visibili Vanitar und nennt sich Zauber….“ gab der ältere, bärtige Mann sogleich von sich, kaum dass er vollends zu sehen war. „Ich wäre also dankbar, wenn ich bis auf weiteres als Ebius von Efferdas angesprochen werden könnte, als solcher äußerst Lebhaft.“ „Ihr… seid der Onkel des Barons…“ staunte Rahjalin nicht schlecht. „Korrekt. Und nun müssen wir zusehen, dass wir schnell wieder zurück in die Stadt kommen. Dieser Serafanos plant gar ungötterliche Dinge, das müssen wir irgendwie verhindern. Über diesen Gang dort hinten kommen wir raus. Hoffen wir, dass auf dem Ausgang keine Barrikade steht.“ deutete er auf einen weiteren Eingang. „Aber was ist mit den Senatoren?“ fragte Rahjabella erneut. „Sie werden sie über diese Gänge zur Kaserne in den Vorlanden bringen. Sofern sie alle schwimmen können – und das sollte in Efferdas hoffentlich eine Grundvoraussetzung für den Senatssitz sein – sind sie dort überraschenderweise erst einmal sicher. Er wird sie erst umbringen können, wenn er die Kontrolle über die ganze Stadt hat. Und davon ist er noch ein gutes Stück entfernt. Die beiden erschraken. „Er wird sie umbringen? Wird euer Neffe dies zulassen?“ „Eslam ist genauso in Lebensgefahr. Gibt es keinen Senat mehr, braucht es auch keinen Baron mehr. Aber wie gesagt, das werden nicht die einzigen Opfer sein, wenn wir nicht handeln.“
Die drei setzten sich in Bewegung Richtung Ausgang. „Wenn alles so gefährlich ist und ihr die Senatoren ziehen lassen musstet, warum seid ihr dann eigentlich uns gefolgt?“ wunderte sich Rahjalin derweil. „Weil wir aktuell jeden Diener Rahjas gebrauchen können, den wir nur finden können. Und weil ich eh in der Nähe war. Bereitet schon mal den Harmoniesegen vor… wenn wir nicht zu spät sind


Kein Feuer der Leidenschaft

Noch eine ganze Weile lang transportierten Rhymeo und Alesia Dinge über den Flaschenzug nach unten, da hielt Rhymeo inne. Um Stille bittend, hielt er die Hand in die Höhe. „Was ist los?“ wunderte sich die gebürtige Degano. „Hier… riecht es auf einmal nach…. Ich kann es nicht zuordnen… “ unruhig drehte sich der Geweihte umher, während Alesia die Luft durch die Nase zog und schnupperte. In der Tat lag ein merkwürdiger Geruch in der Luft, der vorher noch nicht da war. Das roch nach… Pech und Teer. Von der Erfahrung als Bootsbauerin kannte sie diese Gerüche nur zu gut. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck und sie rannte zu einem Fenster und blickte nach draußen. Tatsächlich war der Rahjatempel umstellt von Soldaten der Rondrikan-Löwen. Viele von ihnen hatten brennende Fackeln in der Hand. „Das wagen die nicht…“ Rhymeo gesellte sich ebenfalls aus Fenster und sah mit Schreck das Bild.
Geistesgegenwärtig rief er nur „RAUS! ALLE RAUS HIER!!!“ Schnell liefen die beiden nach unten, wo Junivera, Daria und einige andere sie nur fragend anblickend. Rhymeo schien keine Zeit für Erklärungen zu haben und begab sich zum Eingangstor des Tempels. Es war verschlossen. Hektisch rüttelte er daran, da war von draußen die Stimme von Giacomo d'Oro zu vernehmen. „An die Insassen dieses Gebäudes. Wir konnten euch als Verräter an der Republik und Spione des mörderischen Senates entlarven. Wir fordern euch auf, heraus zu kommen und euch zu ergeben, um dann eure entsprechende Strafe zu erhalten! Kommt ihr nicht innerhalb von einer Minute heraus, werden wir die Verhaftung mit Gewalt durchführen! Es wird nicht verhandelt!“
Die Insassen des Tempels blickten sich hilfesuchend an. „Wie sollen wir hier herauskommen, wenn die die Tür absperren?“ fragte Daria. „Das wissen die ganz genau…“ gab Rhymeo mit ernster Miene von sich. Kaum dass er das ausgesprochen hatte, flog bereits ein Stein durch eins der Glasfenster. Durch die Öffnung zog bereits schwarzer Qualm, das Pech, welches an die Tempelwände geschmiert wurde, hatte Feuer gefangen. Wehe den Göttern, die d’Oros hatten begonnen, den Rahjatempel nieder zu brennen.

Der Gruppe stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Nie im Leben hätten sie sich vorstellen können, dass sie so weit gehen würden. Hier konnte man es nicht mit götterfürchtigen Personen zu tun haben. Die ersten Insassen des umstellten Rahjatempels fingen schon an zu husten.
„Wir müssen hier raus! Sofort!“ wurde auch Alesia hektisch. „Gibt es einen Geheimgang? Oder irgendetwas, wo wir diesen Leuten nicht in die Hände fallen?“ blickte Daria panisch in Juniveras Richtung. Diese grübelte kurz und meinte dann nur „ich habe da eine Idee. Schnell, wir haben nicht viel Zeit…“ während sie dies sprach, begann der Fußboden des Tempels leicht an zu glimmen.


Kurz vor dem alten Markt fiel eine stärkere Präsenz der Rondrikan-Löwen auf, als würden sie den Stadtteil abriegeln. Niccolo ya Pirras wandte sich an Isida Legari: “Wir sollten einen Umweg machen. Hier sind zu viele Soldaten” “Vielleicht sollten wir die Karte nutzen, hoher Herr. Es wird hier doch bestimmt irgendeinen Eingang zu den Höhlen unter der Stadt geben.” “Dies ist eine gute Idee, Isida. Aber wir benötigen dort unten Licht. Eine Lampe, eine Fackel.” Niccolo schaute sich um und erstarrte. Isida blickte ich die gleiche Richtung. Es stimmte, die Rondrikan-Löwen riegelten etwas ab, aber nicht den gesamten Stadtteil, sondern nur den Park des Rahjatempels. Dort standen die Soldaten und schauten auf ein Gebäude, an dem die Flammen die Wände empor loderten. Isida spürte eine Berührung. Niccolo ergriff ihre Hand und drückte sie fest. Dann hörte sie ein Murmeln. “Er brennt. Der Tempel der Heiteren Göttin brennt.”
Schnelle Schritte hallten durch die Gänge der unterirdischen Höhlen unter Efferdas. Nach dem Schrecken über die Erkenntnis des brennenden Tempels und der Mitwirkung der Rondrikan-Löwen hatten sie einen Weg nach unten gefunden und waren fest entschlossen den Eingeschlossen im Tempel zu helfen. Sie hofften nur, dass sie nicht zu spät waren.


Daria Legari hustete, als ihr der Rauch in die Lungen drang, ihre Augen begannen auf unvorteilhafte Art zu tränen und ihr Kleid fühlte sich auf einmal viel enger an. Gleichzeitig schien ein ruhiger Teil ihres Bewusstseins die Situation von außen zu betrachten.
„Sie stecken den Tempel an!“, schrie jemand. Weinen von Kindern, die mit ihren Eltern hier Schutz gesucht hatten, mischten sich mit ängstlichen Stimmen und den Rufen der Rahjanis, die verzweifelt versuchten, die Kontrolle über die Menschen zu behalten, die kurz vor einer Panik standen. Noch schien die Bedeutung des Rufs, dass sie hier drinnen alle bei lebendigem Leibe verbrennen würden, nicht zu den Schutzsuchenden durchgedrungen zu sein. ‘Seltsam.’, dachte der ruhige unbeteiligte Teil von Daria, ‘Ich dachte immer, wenn ich schon unnatürlich sterbe, wird es etwas stilvolles sein mit schweren, vergifteten Rotwein oder einer komplizierten Intrige in der Duellanten mit Degen und Masken eine Rolle spielten.’ Standessen war sie alt und grau geworden. Nur hier drin jämmerlich ersticken und mit einem brennenden Tempel in einer vom Wahnsinn befallenen Stadt als Grabmahl. So ein Mist, es würde nicht mal eine Beerdigung geben, aber zumindest würde sie Elavus wieder sehn. „Kommen sie Singora!“, brüllte Rhymeo sie an und riss sie damit aus ihrer Benommenheit. Er zerrte sie in Richtung der Treppe, die in den ersten Stock hinaufführte. Aber statt hierauf zu eilen, schob der Priester sie unter die Treppe zu einer Tür, die in den Schatten unter der Treppe verborgen lag. Hierher dirigierten die anderen Priester auch die übrigen Besucher. “Hier gibt es einen Durchgang zum Weinkeller eines der Wirtschaftsgebäude “, keuchte er, „da kommen wir zwar wahrscheinlich auch nicht raus, aber zumindest brennt es nicht, hoffen wir jedenfalls.“ Allerdings war der Durchgang völlig verstopft, da alle versuchten gleichzeitig hindurch zu gelangen.
Plötzlich hörten sie hinter sich einen Schrei. Ein kleiner, alter Mann mit wirr abstehenden weißen Haaren war im allgemeinen Tumult ins Reinigungsbecken gestoßen worden. Zwar reichte das Wasser nur bis zur Brust, aber der Mann tauchte immer wieder unter und in der allgemeinen Panik beachtete ihn niemand. Rhymeo und Daria wechselten einen Blick und kämpften sich zum Becken vor. Der Priester sprang hinein und hob den wild zappelnden, Alten an den Hüften an, während Daria von oben zog, so gut sie konnte. Als er japsend auf dem Boden lag, wurde auch klar, warum er solche Probleme gehabt hatte, Sein Bein war offensichtlich gebrochen und nach seinem Eintreffen im Tempel nur notdürftig versorgt worden. Er bedankte sich hastig, zumindest vermutete Daria das es ein Dank sein sollte, Der Mann sprach mit einem unglaublichen zyklopischen Akzent und hinkte in Richtung der rettenden Tür.
Inzwischen hatte das Feuer auf das Dach übergegriffen und die wegen des Hochsommers trockenen Balken brannten wie Zunder. Die Halle füllte sich zunehmend mit Rauch und die Hitze nahm zu, Gleichzeitig verstärkte sich das Leuchten des Fußbodens, aber um sich damit näher auseinanderzusetzen hatte gerade keiner die Nerven.
Auf dem Weg zur Tür unter der Treppe kamen ihnen Alesia und Junivera entgegen. Rhymeo und die beiden verschwanden im Rauch um einige Leute einzusammeln, die sich in ähnlich misslichen Lagen befanden wie der alte Zyklopäer. Daria überließ die Heldentaten den deutlich jüngeren und fitteren Leuten und eilte in Richtung der nun recht freien Tür. Entschlossen raffte sie ihre rußbeschmierten Röcke. Diese Söldner legten Feuer an den Rahjatempel? Sollte sie hier lebend rauskommen würde sie dafür sorgen, dass diese Leute die ganze Gewalt des Gesetzes unter einem sehr böswilligen Richter zu spüren bekamen. Die Rahjakirche war in solchen Belangen viel zu nett. Ihr persönlich schwebte eine Strafe vor, die sich mit denen der garethischen Praioten messen konnte und nicht aus irgendwelchen Wallfahrten bestand.


„Hier muss es sein“, keuchte Niccolo, als sie eine in den Stein gehauene, erstaunlich regelmäßige Wendeltreppe hinauf eilten, „es gibt hier irgendwo einen Zugang zu einem Weinkeller, der eine Verbindung zum Tempel hat.“ Je weiter es nach oben ging, umso wärmer wurde es. Es roch verbrannt und dünne Rauchfäden drangen durch die schmalen Schlitze einer Klappe. Stimmen waren auf der anderen Seite zu hören. Niccolo schaute sich hektisch um. Er fand aber keinerlei Riegel oder Schloss. Aber er sah Scharniere, die darauf hindeuteten, dass die Klappe irgendwie zu öffnen war. Er klopfte die Felswände ab und suchte eine Art Mechanismus. Eine Nische, ein loser Stein, irgendetwas musste hier doch sein. Wieder und wieder schaute er auf die Klappe und da sah er es. “Isida, nimm die Fackel und leuchte mir.”
Das junge Mädchen tat wie ihr geheißen und Niccolo erkannte ein Muster auf der Klappe. Ineinander verschlungene Rosenranken, seltsam verschachtelt und nicht ineinander übergehend. Er berührte das Muster und bemerkte, dass einige Ranken einen Finger breit waren und sich mit Hilfe seiner Fingerspitzen verschieben ließen. Die dumpfen Stimmen über ihn wurden lauter. Es schienen immer mehr Menschen in den Raum über ihnen zu kommen. Er musste sich beeilen. Eine Ranke hier, ein Rosenblatt dort und mit einem Mal öffnete sich eine Klappe und ein Riegel kam zum Vorschein. Er überlegte nicht lange, betätigte den Riegel und die Platte ließ sich nach unten öffnen. Einige Stufen kamen zum Vorschein. Die Stimmen wurden jetzt auch deutlicher. Männer und Frauen, die durcheinander sprachen und husteten, aber eines gemeinsam hatten. Angst. Todesangst.
Isida drückte Niccolo die Fackel in die Hand. “Jetzt leuchtet ihr.”, sagte sie und huschte die wenigen Stufen hinauf. Sie endeten in einen runden Raum. Aus Holz. Ein Fass oder ähnliches. Sie tastete nach dem Deckel und begann, sich mit aller Macht mit der Schulter gegen diesen zu werfen. Einmal, zweimal… ein Splittern von Holz war zu hören. Ein drittes Mal und mit einem Mal brach der Deckel entzwei. Der Schwung ließ Isida in den Raum fallen. Sie brachte mehrere Personen aus dem Gleichgewicht und in dem Raum wurde es auf einmal still. Idisa lag auf dem Boden des Weinkellers im Rahjatempel. Rauchschwaden brachten sie zum Husten und Hitze kam ihr entgegen. Neben sich hörte sie ein Stöhnen. Wen hatte sie denn von den Beinen gerissen. Sie schaute neben sich und ihre Augen wurden groß. “Großtante Daria, was macht ihr denn hier?


Sie roch das Feuer, bevor sie es sehen konnte. Der beißende Rauch zog in ihre Nase, kratzte in ihrem Hals, stach in den Augen, vernebelte ihr schon bald die Sinne - auf eine unangenehme Art. Rahjabella hustete und presste sich ihren Schleier, den sie normalerweise über den Schultern trug, vor Nase und Mund. Ebius hatte die beiden Rahjanis aus dem Höhlensystem geführt und sie waren durch eine Art Abfluss in irgendeinem wahrscheinlich in Flammen stehenden Gebäude gelandet, doch viel mehr sehen konnte man wegen des Qualms trotzdem nicht. Der Magier hatte während des ganzen Weges durch die Kanalisation kein Wort über sein Ziel verloren und auch seine Begleiter zum Schweigen ermahnt - sie wussten nicht, ob sie verfolgt wurden. Rahjabella hatte immer noch nicht wirklich eine Ahnung, wo sie waren. Vielleicht in irgendwelchen Thermen? Gedämpft drangen hysterische Stimmen, Hilfe- und Schmerzensschreie zu ihnen, außerdem das Klirren von zerspringenden Fensterscheiben, und das leise, bedrohliche Knistern der Flammen. „Nein. Wir sind zu spät.“ Ebius klang hoffnungslos.
Da stolperte Rahjabella auf einmal über einen kleinen Gegenstand. Sie hob ihn hoch. Es war das wunderschöne, detailgetreu gearbeitete Abbild einer Stute. Das blanke Entsetzen machte sich in ihr breit, als sie einen Wimpernschlag später begriff, wo sie gelandet waren. „Bei der Göttin!“, wisperte sie fassungslos. Sie sah zu Rahjalin, der jedoch ungewöhnlich gefasst wirkte, dafür, dass gerade sein Zuhause abbrannte. Nur seine Hände zitterten ein wenig. Er schluckte schwer. „Schnell, wir müssen die Überlebenden retten.“
Die Decke begann einzustürzen. Fast wurden sie von einem brennenden Stück Mosaik mit einer Abbildung des selig lächelnden Khabla erschlagen. Sie rannten los, Rahjalin voran, tiefer in den in sich zusammenfallenden Tempel. Näher zu den Stimmen. Rahjabella fühlte seltsamerweise – gar nichts. Es wäre ihr lieber gewesen, wenn sie vor Schmerz geheult oder vor Zorn geschrien hätte, doch zu nichts von beidem war sie fähig. Sie konnte nur stumm und hilflos dabei zusehen, wie ein Teil der Welt, wie sie sie kannte, ein scheinbar unveränderliches, göttliches Gesetz zu Asche verbrannt und zertrampelt wurde.
Rahjalins Hände zitterten. Absurd das das ihm jetzt auffiel, wo sie durch sein brennendes Zuhause liefen und der Rauch in seiner Lunge brannte. Hier verbrannte ein großer Teil seines Lebens, hier war er als Novize angenommen, geweiht und entjungfert worden, hier hatte er sein erstes echtes Gemälde der Göttin geschenkt und hierher war er zurückgekehrt, als das Reisen seinen Reiz verloren hatte. Die Priester und Gläubigen waren fast mehr seine Familie als sein Bruder, mit dem er sich überworfen hatte. Trotz alledem empfand er nur ein seltsames taubes Gefühl, als er nun sah wie Flammen aus den Polstermöbeln und dem Gemälde des Heiligen Ascandear, in das er mehrere Monate Arbeit gesteckt hatte, schlugen. Sie folgten den Schreien aus dem inneren des Tempels um zu retten wer noch zu retten war.
Plötzlich erschien ein Schatten aus dem Rauch und stieß mit Ebius zusammen. „Bei Rahjas..!“, Junivera, als die sich der Schatten entpuppte, verbiss sich den Fluch, was in einem brennenden Tempel während der Namenlosen Tage wahrscheinlich nicht klug war. „Was macht ihr denn hier? Uns wurde gesagt das ihr gefangen genommen worden seid.“ Mit einem lauten Krachen stürzte hinter ihnen ein brennender Balken herunter. „Egal, wir gehen durch den Verbindungstunnel zum Weinkeller. Das Gebäude sollte zumindest nicht brennen.“ „Es gibt einen Geheimgang in der Vorhalle, durch den kommen wir raus in die Katakomben.“ Da entschlüpfte der Priesterin doch noch ein Fluch „Die meisten, die hier Schutz gesucht haben, sind schon im Keller. Kommt mit.“ Und dann verschwand sie wieder in den Rauchschwaden. Ihr zu folgen war dank des Rauchs eher schwierig, aber zum Glück kannte Rahjalin den Weg durch den Tempel zu der Tür unter der Treppe, die zum Weinkeller führte.
An der Tür blieb Rahjalin noch einmal stehen und schaute auf sein brennendes Zuhause zurück. Sein Blick fiel auf den Altarraum, wo der Rosenbusch, der um den Altar herum wuchs, Feuer gefangen hatte. Für einen Moment schien die Flamme die Gestalt eines steigenden, in Todesqualen scheuenden Pferdes anzunehmen. „Fluch über euch, die die ihr dieses Haus der heiteren, lieblichen und allerschönsten Herrin entweiht habt. Möge euch der Rausch des Weines, des Liebesspiels und der Feste versagt bleiben. Möge euch jeder Nachkomme Sulvas und Thavuns mit derselben Verachtung begegnen, die ihr diesem Tempel entgegengebracht habt. Liebholde Herrin der Morgenröte, wilde Eber haben in deinem Weinberg gewütet und Selemferkel deinen Garten verunstaltet . Sie sind deiner Gunst, die du den Menschen so überreich schenkst nicht mehr würdig. Fluch und Schande über sie.“ Für einen Moment übertönte das Donnern von Pferdehufen, das Feuer und in Rahjalins Kehle brannte der Geschmack von scharfen Schnaps, während der Rauchgestank auf einmal zum lieblichen Duft wilder Rosen im Hochsommer wurde. Der Priester war sich nicht ganz sicher ob es nicht eigentlich Laronas Aufgabe gewesen wäre diesen Fluch auszusprechen, aber es sollte getan werden und die Tempelvorsteherin war gerade anderweitig beschäftigt. Rahjalin wandte sich um und schloss die Tür hinter sich.


Hinter Schloss und Riegel

Nachdem man die Senatoren durch das Gewölbe unterhalb der Stadt geradezu getrieben hatte, ging es durch einen schmalen Spalt in Gestein nach oben. Es war mühselig und vor allen Dingen machte es Dettmar Gerber zu schaffen. Rücksichtslos trieb man sie voran
“Stehenbleiben.” brüllte eine Stimme und die Senatoren blieben wie angewurzelt stehen. Das Klingeln mehrerer Schlüssel und Schritte waren zu hören. “Dann wollen wir den feinen Herren mal ihre neue Heimstatt präsentieren.” Mehrere Stimmen von Männern wie Frauen lachten hämisch. Ein Schlüssel wurde in einem Schloss umgedreht. Auf das knarzende Geräusch folgte ein Quietschen, als eine Tür aufgezogen wurde.
Unsanft wurde Valerio ya Pirras am Kragen gepackt und in eine Richtung gezogen. Mit einem Ruck wurde ihm der Sack vom Kopf gezogen. Kurz konnte er nicht sehen, dann schälten sich Umrisse hervor. Eine Pritsche und ein Haufen Stroh, mehr nicht. Hinter ihm fiel eine Tür ins Schloss und ein Schlüssel wurde mehrfach gedreht. Auf Sichthöhe war eine Klappe in der Tür eingelassen. Diese stand offen und ein Augenpaar schaute in den Raum. “Ich hoffe, es entspricht alles euren Wünschen, Senator. Gehabt euch wohl.” Die Klappe wurde geschlossen und Valerio stand im Dunkeln.