Briefspiel:Im Auge des Chaos/Rahastes: Unterschied zwischen den Versionen

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„Soll ich den hohen Gästen ein paar Decken besorgen?“ fragte der Diener freundlich. Adaon nickte. „Ja bitte. Und wenn es geht, ruft doch meinen Großonkel [[Nepolemo di Malavista|Nepolemo]], sollte er da sein.“ „Er ist da, aber wie das so mit Personen Mitte 90 ist, es könnte etwas dauern, bis sein Geist an solchen Tagen klar genug für ein Gespräch ist. Gibt es sonst jemanden, der euer frühmorgendliches Anliegen bedienen kann?“
 
„Soll ich den hohen Gästen ein paar Decken besorgen?“ fragte der Diener freundlich. Adaon nickte. „Ja bitte. Und wenn es geht, ruft doch meinen Großonkel [[Nepolemo di Malavista|Nepolemo]], sollte er da sein.“ „Er ist da, aber wie das so mit Personen Mitte 90 ist, es könnte etwas dauern, bis sein Geist an solchen Tagen klar genug für ein Gespräch ist. Gibt es sonst jemanden, der euer frühmorgendliches Anliegen bedienen kann?“
 
„Uns wurde [[Madolina ya Pirras]] nahegelegt.“ Fror nun auch Daria sichtbar. „Die Fachfrau für die Fachrichtung Familienhistorie, sehr wohl…“ Der Diener trat ab, während sich die drei in Richtung eines Kamins machten. Er war aus, denn schließlich war es Hochsommer. Aber es gab zumindest ein paar Sitzgelegenheiten und Bücher, in denen man schmökern konnte, bis Madolina oder Nepolemo eintrafen.
 
„Uns wurde [[Madolina ya Pirras]] nahegelegt.“ Fror nun auch Daria sichtbar. „Die Fachfrau für die Fachrichtung Familienhistorie, sehr wohl…“ Der Diener trat ab, während sich die drei in Richtung eines Kamins machten. Er war aus, denn schließlich war es Hochsommer. Aber es gab zumindest ein paar Sitzgelegenheiten und Bücher, in denen man schmökern konnte, bis Madolina oder Nepolemo eintrafen.
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Nevinia hörte langsam auf zu zittern als ihre völlig durchnässte weiße Robe sich langsam wieder erwärmte, woraufhin sich ihre Gedanken von eisiger Kälte und einem mit zerplatzen Leichenteilen gepflasterten Weg wieder anderen Dingen zuwandten. Wie hatte Praiodan von Weißfels einmal gesagt: “Es wird nie wieder einen besseren Moment geben das Werk Praios zu tun als diesen.” Also begann sie, da sie immer noch Horasierin war, die Einladungen zum Praiosdienst zum ersten seines Monats zu entwerfen. Es würde ja eh noch einige Zeit dauern, bis sie den anderen würde helfen können und bis dahin würde sie die Einladungen schreiben, die vielleicht dafür sorgen würden das so etwas nie wieder geschehen würde. <br>
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Daria glitt leise zu der jüngeren, recht angespannten Frau und warf einen Blick über ihre Schulter. Ihr Alter hatte sie nicht weniger neugierig gemacht. Ein leises Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Das war etwas mit dem sie sich auskannte und es schadet nie, mit einer Priesterin auf gutem Fuß zu stehen. Bei Praioten ergab sich da nur selten eine Gelegenheit. “Möchtet ihr etwas Gesellschaft Donata Lumini?” <br>
  
 
=== Erste Risse ===
 
=== Erste Risse ===
 
   
 
   
„Was soll das heißen, Verstümmelt und Tot?“ fluchte Serafanos. „Das heißt genau, was es heißen soll.“ blieb [[Giacomo D’Oro]] kühl. „Irgendjemand oder irgendetwas bringt gezielt meine Soldaten um. Und das auf niederhöllisch grausame Art und Weise.“
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„Was soll das heißen, Verstümmelt und Tot?“ fluchte Serafanos. „Das heißt genau, was es heißen soll.“ blieb [[Giacomo d'Oro]] kühl. „Irgendjemand oder irgendetwas bringt gezielt meine Soldaten um. Und das auf niederhöllisch grausame Art und Weise.“
 
Der Thirindar wanderte im Raum herum. „Das… passt doch nicht. Seitdem ich hier wohne, habe ich nur eine Stadt voller verweichlichter Sesselfurzer vorgefunden, nicht einer wäre im Stande, solche Gräueltaten in solch einer Qualität durchzuführen. Niemand hätte zu so etwas das Format. Und von wie vielen ermordeten Soldaten reden wir hier? Giacomo blickte zu Boden. „Aktuell Siebzehn.“ „SIEBZEHN?“ <br>
 
Der Thirindar wanderte im Raum herum. „Das… passt doch nicht. Seitdem ich hier wohne, habe ich nur eine Stadt voller verweichlichter Sesselfurzer vorgefunden, nicht einer wäre im Stande, solche Gräueltaten in solch einer Qualität durchzuführen. Niemand hätte zu so etwas das Format. Und von wie vielen ermordeten Soldaten reden wir hier? Giacomo blickte zu Boden. „Aktuell Siebzehn.“ „SIEBZEHN?“ <br>
 
Der Zyklopäer war fassungslos und griff sich mit der Hand an die Schläfe. „Keine Macht der Welt sollte in der Lage sein, siebzehn eurer Söldlinge in einer Nacht zu töten! Welche Bestie haben die Efferdasier denn da aus den Niederhöllen frei gelassen?“ „Das fragen sich viele unserer Soldaten auch. Das Gerücht einer fliegenden, menschenfressenden Prostituierten macht die Runde. Viele haben sich in Verstecke zurückgezogen und trauen sich nun nicht mehr heraus. Sie sprechen allerdings von einer Strafe der Götter, weil wir den Rahjatempel niedergebrannt haben.“ <br>
 
Der Zyklopäer war fassungslos und griff sich mit der Hand an die Schläfe. „Keine Macht der Welt sollte in der Lage sein, siebzehn eurer Söldlinge in einer Nacht zu töten! Welche Bestie haben die Efferdasier denn da aus den Niederhöllen frei gelassen?“ „Das fragen sich viele unserer Soldaten auch. Das Gerücht einer fliegenden, menschenfressenden Prostituierten macht die Runde. Viele haben sich in Verstecke zurückgezogen und trauen sich nun nicht mehr heraus. Sie sprechen allerdings von einer Strafe der Götter, weil wir den Rahjatempel niedergebrannt haben.“ <br>
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„Nein, deine Leute müssen raus auf die Straße. Es steht zu viel auf dem Spiel. Lass dir was einfallen.“ <br>
 
„Nein, deine Leute müssen raus auf die Straße. Es steht zu viel auf dem Spiel. Lass dir was einfallen.“ <br>
 
Zögerlich nickte Giacomo, dann schlug er die Hacken militärisch zusammen. „Ich werde ihnen zeigen, dass Pflichtvergessenheit schlimmer ist, als lebendig verspeist zu werden.“ Dann drehte er auf dem Absatz und verließ das Gebäude in den Nebel.<br>
 
Zögerlich nickte Giacomo, dann schlug er die Hacken militärisch zusammen. „Ich werde ihnen zeigen, dass Pflichtvergessenheit schlimmer ist, als lebendig verspeist zu werden.“ Dann drehte er auf dem Absatz und verließ das Gebäude in den Nebel.<br>
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=== Geister aus der Vergangenheit ===
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Der Regen hatte zum Glück schnell wieder nachgelassen, dennoch waren an Erdano, Isida und Liaiell kein Körperteil und kein Kleidungsstück mehr trocken, als sie in dem so heiß ersehnten Dunst die Vorlande erreichten. Sie konnten sich aber so tatsächlich recht unbemerkt fortbewegen. Schemenhaft erkannten sie bereits die ersten Gebäude rund um das grüne Tor und suchten sich eine Deckung. Immer wieder hörten sie Stimmen, die militärische Befehle bellten, ganz so, wie man es rund um eine Kaserne erwarten würde. Gleichzeitig wurde es auch immer heller. Es würde nicht lange dauern und der Dunst wäre soweit emporgestiegen, dass er keinen Schutz mehr bieten würde. <br>
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Während ihr Blick hauptsächlich Richtung Porta Viridis ging, fiel Liaiell etwas auf der Wiese gegenüber dem Waffenarsenal auf. Etwas schien sich dort im Dunst zu bewegen. Sie knuffte Isida mit dem Ellenbogen und deutete auf die Stelle. „Ist da etwas?“
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Auch die Knappin schürzte ihre Augen. Es dauerte ein wenig, sie konnten nichts ausmachen, doch dann offenbarte der weiter sinkende Dunst kleine rote Punkte. Sie leuchteten wie Rubine, ihr Schein schnitt sich durch das sonst diffuse, schummrige und graue Bild wie der Schein des Leuchtturms von Sylla durch eine dunkle Neumondnacht.  Erst zwei… dann vier… dann acht… dann vielleicht vierzig. Und sie schienen sich zu bewegen. Und es wurden immer mehr. „Was… ist das?“ <br>
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Ein kalter Windzug umfuhr die nasse Spionstruppe. Mit dem Wind bewegte sich auch der Dunst etwas weiter und schnell wurde klar, dass zu den roten Punkten in der Dunkelheit jeweils eine schemenhafte Geistergestalt dazu gehörte, die sich langsam durch die Stadtmauer waberte. Wie eine Armee marschierten sie langsam weiter und kamen als solche auch genau auf die Gruppe zu. „Schnell, verstecken wir uns!“ kam ein Impuls der Knappin und deutete auf eine kleine Mauer im Vorgarten von Arnax Silberfingers alter Schule. <br>
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Die Geister bewegten sich mühelos durch Stein und Fels, zielstrebig Richtung Altstadt. Natürlich waren diese Wesen auch den Stadtgardisten nicht verborgen geblieben, aus einiger Entfernung sahen sie, wie ein Gardist sich genau vor einen der Geister stellte und den Eindruck hinterließ, als wolle er ihn aufhalten. Der Geist blieb stehen, er wirkte… Menschenähnlich. Durchscheinend, aber immer noch menschenähnlich. Als würde er in seiner Geistergestalt gar eine Kleidung tragen. Das, was wohl die Arme des Geistes darstellten, fasste sich an den Kopf und es wirkte, als würde er eine Kapuze zurück ziehen. Was auch immer der Gardist gesehen hatte, es versetzte ihn in schiere Panik und laut schreiend rannte er auf einmal davon. Auch die anderen Gardisten um das grüne Tor herum waren sichtlich nervös und wussten nicht mit der Situation umzugehen. <br>
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Auch die von Erdano geführte Bande blickte wie gebannt auf die Szenerie vor sich. Schließlich kam auch auf sie ein Geist zu. Schnell duckten sie sich ganz hinter das Mäuerchen in der Hoffnung, die Schreckgestalt könnte sie dort nicht sehen, doch der Geist wanderte einfach durch die Mauer hindurch und kam auf die Gruppe zu. Einem jeden stellten sich die Nackenhaare hoch. Doch wenn sie jetzt einfach aufspringen und wegrennen würden, würden die Wachen am grünen Tor sie auch sofort entdecken. So blieben sie mutig und blickten den Geist an, der nun auch stehen geblieben war und die Menschen vor sich musterte. Langsam erkannte man die Schemen um die beiden rubinfarbenen Augen herum. Ja, er war menschlich. Durchscheinend, aber menschlich. Er trug eine Toga, dazu einen Lorbeerkranz auf dem Haupt. Alles wirkte, als sei er ein Relikt der dunklen Zeiten. Hätte das Wesen Beine gehabt, sie hätte geschnürte Sandalen getragen, um den Anblick eines alten Senatoren perfekt zu machen. Die Gestalt streckte nun den linken Arm aus, als wolle er die Gruppe grüßen. Dabei wurden seine roten Augen heller und kräftiger. Die Gruppe spürte die Angst in ihrer Brust wachsen. <br>
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Doch Isida nahm ihren Mut zusammen, stand auf und stellte sich mit ausgestreckter Brust vor den Geist, fasste sich mit der Faust der rechten Hand auf die linke Brust und nickte dem Geist zu. Dies schien zu funktionieren, der Geist senkte den Arm wieder und das glimmen in den roten Augen nahm wieder ab. Als wäre nichts gewesen, waberte die Spukgestalt weiter, durch die Knappin durch und weiter Richtung Altstadt. Isida lief ein Schauer über den Rücken, sie zog entsprechend die Schultern zusammen und steckte kurz den Kopf in den Nacken, bis das Adrenalin ihren Körper wieder verlassen hatte. Die anderen blickten irritiert auf sie. <br>
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“Was auch immer du getan habt, es scheint funktioniert zu haben.” lobte Erdano.  “Aber… WAS hast du getan?” setzte Liaiell die Frage fort. “Das war ein alter Senator aus dunkler Vorzeit. Ich habe in Studien über die Stadt mal gelesen, dass die aktuelle Republik in Efferdas nicht die erste ihrer Art war. In der chaotischen Zeit rund um [[Halmar Horas]] gab es wohl schon einmal einen Senat hier, welcher erst viele Göterläufe später unter Soldatenkaiser [[Jel Horas]] zerschlagen wurde. Die Geister scheinen sich alle Richtung Altstadt zu bewegen, wo der heutige Senat zu finden ist. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, diese Geister ruft der Glaube an eine freie Republik…” <br>
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“Jetzt spekulierst du aber ein wenig sehr viel herein.", runzelte Erdano die Stirn. “Wie auch immer: Danke, es hat funktioniert.” Er blickte auf die Szenerie vor sich an der Porta Viridis, in der immer mehr Gardisten das Weite suchten. <br>
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“Diese alten Geister scheinen zumindest für viel Unruhe zu sorgen.” bemerkte Isida ganz richtig, während ein weiterer Geist langsam die Mauer entlang waberte. Dieses Mal in einer alten Legionsrüstung und glücklicherweise ignorierte er die Gruppe nun gänzlich. “Korrekt. Schnell, lasst uns zur Kaserne gehen. Dort werden sicher auch Geister sein, die für einiges an Unruhe sorgen. Vielleicht haben wir ja Glück und wir können etwas mehr tun, als nur uns ein Bild der Lage zu machen. Wenn es uns jetzt gelingt, die Senatoren zu befreien, dann ist dieser Putsch so gut wie gescheitert!” fasste Erdano eine ungeahnte Hoffnung.
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“Na dann… für die Freiheit und die Republik.” schmunzelte Liaiell und sprang über das Mäuerchen und auf die Straße, immernoch geduckt und vorsichtig, aber zielsicher richtung Kaserne. <br>
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=== Im Lager vor dem Tor ===
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Eine Etage tiefer hatten Nita, Rahjabella und Vigo inzwischen Rhymeo erreicht umd ln der Gerberstadt Avedane und Tharinda zusammengeführt. Auch sie waren nicht trocken geblieben, da der Sturzregen natürlich auch in die Höhle geflossen war und so die ein oder andere Stelle so hoch mit Wasser flutete, dass man durchwaten musste. Das Wasser war ihnen dabei teilweise bis zur Brust geschlossen. Nun aber waren sie nahe der Stadtmauer in der Gerberstadt. Und aus den Kanälen dieses Ortes roch es nach dem täglichen Handwerk der Bewohner. Ammoniak. Die fünf hielten sich parfümierte Tücher vor den Mund, doch den Geruch des steten Unrats konnte es kaum überdecken. Die Frage kam auf, ob [[Tarquinio della Pena|Tarquinio]] die Leute überhaupt empfangen würde, wenn sie rochen wie frisch gegerbtes Leder, aber Rhymeo versicherte ihnen, dass er seinem Vetter die Tür nicht verschließen würde. <br>
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Zum Glück hatte sich der Rahjageweihte auch bereit erklärt, das Gespräch mit Tarquinio zu suchen und sah die Chancen in der Tat nicht als Hoffnungslos an. Er war sich sicher, wenn man ihm nur erzählen würden, was hinter den Mauern, die er bewachte geschehen würde, dann würde er die Seiten wechseln. Und wenn das geschähe, dann wäre dieser Putsch endlich beendet. Doch bis dahin musste man erst einmal ankommen. Möglichst, ohne sich zu übergeben. Angesicht des Gestanks eine wahre Geronsaufgabe. “Los gehts…” ging Nita nach vorne. Der Rest folgte ihr…zögerlich.
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Noch bevor der Ausgang in Sicht kam, kündigte er sich durch einen leichten Windhauch an. Kurz darauf stolperten sie ins Freie. "Du hast es geschafft!" Rahjabella umarmte die Verwandte ihres Stiefvaters überschwänglich. Die Leidensgenossen seufzten kollektiv erleichtert auf und gönnten sich ein, zwei Augenblicke, um in das ungewohnt helle Licht zu blinzeln und die frische, reine Luft zu inhalieren. Instinktiv griff Rahjabella in ihre Tasche, um ihr Parfümfläschchen hervorzukramen und den ekelerregenden Gestank, der überall an ihr klebte, etwas zu überdecken, doch sie musste es irgendwo verloren haben. "Dahinten ist das Lager.", bemerkte derweil Vigo Tarquinio della Penas Heer als erster. Die vier Adligen mussten nicht lange laufen, da kam ihnen eine gelangweilte Zweierpatroullie entgegen. Die Söldner zogen ihre Schwerter, als sie auf fünf Schritt herangekommen waren. "Halt! Wer seid ihr und was wollt ihr hier?" Der andere rümpfte die Nase. "Aus welchem Loch sind die denn gekrochen?" <br>
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Rhymeo trat nach vorne. "Das sind Signora [[Nita Origan]], Signor [[Vigo di Camaro]], Signora [[Rahjabella Solivino]] und ich bin Signor [[Rhymeo della Pena]], Vetter des Befehlshabers dieses Heeres. Ich verlange sofortigen Einlass ins Lager und eine Audienz bei meinem Vetter [[Tarquinio della Pena|Tarquinio]]. Die Audienz muss nicht sofort sein, in der Zwischenzeit würden meine Gefährten und ich ein Bad in Anspruch nehmen und uns etwas stärken. Ein Becher Wein wäre auch nicht schlecht." Die beiden lachten schallend los. "Ihr erwartet doch nicht im Ernst, dass wir euch das abnehmen.", rief der eine. "Ich glaube, der will uns sagen, dass sie aus der Stadt sind und einen ganz dringenden Todeswunsch hegen." Er kam mit gezücktem Schwert näher, da hielt ihn sein Kumpane am Arm fest. "He, warte mal, irgendwie... irgendwie sieht er Signor Tarquinio ähnlich." "Das liegt nur an dem Schnurrbart! Wenn ich mir so einen wachsen lassen würde, sähe ich ihm auch ähnlich."
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"Nein, der könnte wirklich verwandt mit ihm sein. Guck doch mal hin..." "Meine Herren", schaltete Rhymeo sich ein. "Lasst das doch meinen geschätzten Vetter entscheiden. Wenn ich gelogen habe, könnt ihr immer noch mit uns verfahren, wie ihr wünscht. Aber wenn nicht, wollt Ihr dann wirklich diejenigen sein, die den Verwandten Eures Anführers umgebracht haben?" Rahjabella hielt den Atem an. Man konnte beinahe zusehen, wie sich die Rädchen drehten, als die Söldner nachdachten. "Na gut, mitkommen.”, knurrte der erste “Und nur dass das klar ist: Wenn einer zu fliehen versucht, dann seid ihr tot, auch wenn Ihr der Vetter des Horas wärt." Natürlich kam keiner auf die Idee, auszutesten, wie ernst der Söldner es meinte. <br>
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Rahjabella fühlte sich nach einem Bad gleich viel besser. Man hatte ihr ein kleines Zelt, etwas Zeit für sich, eine Wanne, ein Stück Seife und schlichte neue Kleidung zur Verfügung gestellt, weil keiner der Söldner Lust hatte, sie mit ihrem jetzigen Gestank vor ihren Anführer zu schleifen. Der dunkelrote Stoff kratzte ein bisschen und hatte einen Alptraum von einem Schnitt, doch sie war froh, ihr zum Himmel stinkendes Kleid los zu sein. Als sie ihr Rahja-Amulett wieder umgelegt hatte, verließ sie das Zelt.
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"Folgt mir zu Signor della Pena, Signora.", sagte die Söldnerin, die vor ihrem Zeot postiert war. Dass sie es in freundlichem Tonfall sagte, machte es nicht weniger zu einem Befehl, der keinen Widerspruch duldete. Doch immerhin wusste diese Söldnerin sich deutlich besser zu benehmen als die Söldner, denen sie eben gerade oder zuvor in Efferdas begegnet war. Sie nickte und folgte ihr. <br>
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Tarquinios Zelt war von Weitem durch die Größe im Vergleich zu den umstehenden Zelten zu erkennen. Vor dem Eingang steckte eine Standarte mit dem Wappen seiner Familie in der Erde. Zwei Söldner standen Wache und hielten Rahjabella nach einem knappen Nicken der begleitenden Söldnerin die Zeltplane auf. Sie war die letzte von ihnen. Nita, Vigo und Rhymeo hatten schon Tarquinio gegenüber Platz genommen. Alle Blicke folgten ihr, als sie sich vor dem Heerführer verneigte, 'Rahja zum Gruße' murmelte und sich dann auf dem letzten freien Stuhl niederließ. Tarquinio studierte sie einen Wimpernschlag lang von Kopf bis Fuß und blieb dabei an dem noch gut sichtbaren Bluterguss auf ihrer Wange hängen. <br>
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"Nun, da wir vollzählig sind, fahre doch fort, mein geschätzter Vetter.", sagte er dann an Rhymeo gewandt. "Und, Signora Solivino, bedient Euch gerne am Obst und am Wein, wie ich es auch Euren Freunden bereits angeboten habe." Er wies auf einen kleinen Tisch, auf dem eine Obstschale mit Äpfeln, Birnen, Pfirsichen und Trauben sowie eine Weinkaraffe und vier Becher bereitstanden. Erst jetzt merkte Rahjabella, wie hungrig und durstig sie war, also ließ sie sich das nicht zweimal sagen. Sie schenkte sich Wein ein und als sie den ersten Schluck kostete, hätte sie vor Entzücken beinahe aufschluchzen können. Es war Cassianti, der süßlich herbe Geschmack nach Heimat und Geborgenheit, der Wein ihrer Familie. Völlig überwältigt suchte sie Tarquinios Blick. Hätte sie doch nur aufmerksamer zugehört, als ihr Onkel Rahdrigo vor langer Zeit einmal erklärt hatte, dass jedes scheinbar zufällige Detail, jedes freundliche Wort, jede Höflichkeit einen Zweck für den Urheber hatte. Dann könnte sie jetzt vielleicht herausfinden, was für einen Zweck Tarquinio mit diesem Detail verfolgte. Doch sein Lächeln war unergründlich. <br>
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"Liebster Vetter, du kannst dir nicht vorstellen, was innerhalb der Stadtmauern passiert.", begann derweil Rhymeo. "Die [[Rondrikan-Löwen]] haben den Rahja-Tempel niedergebrannt!" Für einen Herzschlag hielten alle den Atem an. Von Tarquinios Reaktion hing jetzt alles ab.
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=== Irgendwo im Quarto Novo ===
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[[Hoberto Gerber|Hoberto]] war unzufrieden, er fühlte sich von [[Serafanos Thirindar|Serafanos]] zunehmend ausgeschlossen und ignoriert. Das [[Giacomo d'Oro|Giacomo]] ihn nicht sonderlich mochte, wusste er längst. Der athletische und durchaus muskulöse Endvierziger musste dringend sein aufbrausendes Naturell etwas besänftigen und so zog er mit seinen Schlagetods los einige Einwohner der Stadt zu drangsalieren. <br>
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Es dauerte auch gar nicht lange bis sie auf eine Gruppe von drei Männer und einer Frau trafen. „Halt! Was wagt ihr euch den Anweisungen der Herren der Stadt zu widersetzen?“ Gerade wollte ein etwa 30 Götterläufe zählender Kerl antworten, da traf ihn auch schon unvermittelt die Faust Hobertos mitten auf die Nase. Ein Knirschen und dann der Schmerzensschrei des Gepeinigten waren zu vernehmen. Der älteste Sohn von [[Dettmar Gerber]] und [[Nita Origan]] war jedoch noch lange nicht fertig mit seinem Opfer. <br>
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Als nun die Begleiter des Geprügelten eingreifen wollten, sahen auch Hobertos Schläger ihre Zeit als gekommen an und stürzten sich auf die anderen drei.<br>
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Mitten in die Geräusche der Prügelei mischte sich plötzlich ein merkwürdiges Gewisper, welches durch die Schmerzensschreie der Opfer und die Verhöhnungen der Täter nicht recht zu verstehen war. Hoberto vermeinte etwas von Fackel, Tempel, gerechten Lohn und Belikhelais Liebe  gehört zu haben ehe erst ein, dann wenige Augenblicke ein zweiter, markerschütternder Schrei, voller Schrecken und Schmerz die ansonsten angespannte Stille, welche über der Stadt lag, durchbrach. Was Hoberto allerdings wirklich einen kalten Schauer über den Rücken jagte, war ein schrilles, hysterisches Gelächter, welches den untrüglichen Todesschreien folgte. Hoberto fasste in diesem Moment einen Entschluss!
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=== Arkanes Gerede ===
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Nachdem.sich [[Avedane Gerber|Avedane saba Festina]] und [[Tharinda della Pena]] von der Gruppe verabschiedet und ihnen viel Glück bei den Verhandlungen mit dem [[Tarquinio della Pena|della Pena]] gewünscht hatten, begaben sich die beiden Magas in die Räumlichkeiten der Tulamidin. <br>
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Die feingliedrige Wahlefferdierin hatte Tharinda in ein geräumiges Arbeitszimmer geführt. Die fensterlose Längswand bestand aus einem einzigen Regal, welches bis zur Decke reichte und gefüllt war mit Folianten, Pergamentrollen und allerlei Kisten.<br>
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„Bitte nehmt Platz Signora della Pena!“ Avedane deutete mit einer einladenden Geste auf ein ledernes Sofa, vor dem ein Tisch mit einem Tablett voller bunter Glasbecher und drei Karaffen mit einer dunkelroten, ja fast schwarzen, einer hellroten und einer hellgelben Flüssigkeit stand. “Darf ich euch ein Glas Wein anbieten? Oder etwas anderes? Verzeiht, dies ist nur eines meiner Studierzimmer in der Stadt. Das Haus gehört der [[Efferdane Fuxfell|Frau]] des missratenen, ältesten [[Hoberto Gerber|Sohnes]] meines Onkels, [[Dettmar Gerber]]. Mein bescheidenes Domizil befindet sich außerhalb der Stadt in dem beschaulichen Marktort [[Callaneo]]. Wenn das hier alles überstanden ist, würde ich mich sehr freuen, euch dort einmal begrüßen zu dürfen!“ Die schwarzhaarige Frau, die trotz ihrer 41 Götterläufe noch immer ihrem Ruf als exotische Schönheit gerecht wurde, blickte ihr Gegenüber prüfend an: “Euer Gebiet ist die Magica Contraia?“ <br>
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“Ich würde gerne etwas Saft nehmen, wenn es beliebt und habt Dank für Eure Einladung. Diese werde ich beizeiten gerne wahrnehmen.”, antwortete Thrainda della Pena. “Als Leibmaga ist die Magica Mutanda und auch die Contraria schon mein Gebiet, aber nicht unbedingt aus dem  Bereich Dämonologie. Mein [[Valeran Menaris|Lehrmeister]] brachte mir die Thesis des Dämonenbanns bei, aber die Ausarbeitung dessen habe ich bisher anscheinend sträflich vernachlässigt.” Sie warf einen Blick über das Regal. “Sagt, unter diesen Schriftstücken und Folianten, habt ihr auch etwas wider der Dämonenbrut und wie ist euer Wissensstand in diesem Bereich?” <br>
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Die Illusionsmagierin nickte und zog an einer Kordel, welche von der Zimmerdecke hing.
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Wenige Augenblicke später trat eine junge Frau ein und die Gastgeberin orderte wie gewünscht Saft für ihren Gast dann setzte sie sich auf das Sofa und füllte sich ein Glas mit dem dunklen Wein. Aufmerksam war sie den Worten der etwa halb so alten Leibmagierin. Etwas resignierend folgte sie dem Blick der anderen Graumagierin und fast entschuldigend zuckte sie mit den Schultern: “Ich fürchte auf diesem Gebiet sind meine Fähigkeiten arg überschaubar. Bis auf die Erschaffung, glücklicherweise sehr überzeugenden Illusionen mehrerer Croborim oder Darkhahim, sowie einmal die Illusion Kah-Thurak-Arfai’s, habe ich mich ehrlicherweise mit Dämonen bislang nicht großartig beschäftigt. Ob das Erschaffen von Illusionen anderer Dämonen allerdings hilfreich ist, um ein dämonisches Wesen in irgendeiner Form zu beeinflussen oder wenigstens für einige Zeit abzulenken, kann ich nicht wirklich sagen.” <br>
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Es klopfte und nach Aufforderung trat die Dienstmagd ein, brachte eine Karaffe mit kühlem Birnensaft und goss Tharinda ein Glas ein. Kurz blickte sie zu Avedane und zog sich daraufhin wieder zurück. <br>
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“Zugang zur arkanen Bibliothek des [[Haus di Onerdi]] wäre jetzt nützlich oder der Wissensschatz meines guten alten Freundes Magus [[Niothon Espharion]], aber Träumereien helfen uns nicht weiter!” <br>
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Die Tulamidin ergriff ihr Glas und prostete der Urbasierin zu: “Auf euer Wohl, Signora Tharinda und darauf, dass uns die Mutter der Weisheit beistehen möge, bei unserer Suche nach einer Lösung für das Dämonenproblem!” <br>
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“Nun die Magica Phantasmagoeica ist meines Wissens nach recht nutzlos gegen Daimoniden.” Beschwichtigend hob sie die Hände. “Wobei ich mit dieser Aussage nicht eure Kunst schmälern wollte.” Tharinda della Pena horchte auf. “In der Bibliothek der di Onerdi melnt ihr.” Sie nahm einen Schluck von dem Saft.  “Es war niemand des Hauses di Onerdi bei unserem Treffen anwesend. Auch sonst haben wir nichts von einem ihrer Mitglieder etwas gehört oder gesehen. [[Alara Firya di Onerdi|Alara di Onerdi]] ist eine Gefährtin von Wind und Wogen im hiesigen Tempel des Herrn Efferd. Vielleicht ergibt sich dort elne Möglichkeit Zugang zur Bibliothek zu erhalten. Sagt Kollega, ist hier noch jemand anwesend, der uns durch die unteren Gänge zum Tempel begleiten kann?” <br>
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Die Tulamidin lächelte milde und winkte mit der Rechten ab: “Keine Sorge, auch wenn Menschen in denen tulamidisches Blut fließt als äußerst emotional und hitzköpfig gelten, ich weiß um meine Fähigkeiten und um meine Grenzen.”  Sie zwinkerte Tharinda süffisant lächelnd zu.  “Ich brachte meine eigene Skepsis, ob sich ein Dämon von derlei auch nur ablenken lassen würde, ja bereits zum Ausdruck.” Während die Kollega ihre Überlegungen zu den di Onerdi in Worte fasste, trank die Schwarzhaarige noch einen Schluck Wein. Avendane nickte anerkennend: “Ein sehr guter Gedanke! Jaja, natürlich, wir sind in der Gerberstadt. Hier gibt es reichlich Menschen, die sich in der Unterwelt dieser Stadt auskennen.” Sie erhob sich.
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“Wollen wir gleich aufbrechen, geschätzte Kollega?” <br>
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Tharinda trank den letzten Schluck Saft und stand danach auf. “Natürlich. Wir haben keine Zeit zu verlieren.” <br>
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Wenig später befand man sich im Haus der Kanal- und Stadtreinigung. Die Maga sprach kurz mit einem alten Mann, der Tharinda kurz nachdenklich musterte, dann mit den Schultern zuckte und meinte: “Wird schon im Sinne eurer Tante sein Signora saba Festina.” Damit winkte er zwei Frauen heran.
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“Canyzeth, Usvinya! Geleitet die beiden Signoras sicher und schnell in den Tempel des Unbändigen! Ihr bleibt bei Signora saba Festina, bis sie sicher in der Gerberstadt zurück ist!” Dann blickte er zuerst Avedane und dann Tharinda an, ehe er sagte: “Möge der Unbändige euch behüten, <br>
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Die vier Frauen verließen den Raum, folgten einem Flur, an dessen Ende sie eine Wendeltreppe hinabstiegen. Die beiden Kanalarbeiterinnen waren mit Dolch, Beil, Säbel, Speer und Fackel bewaffnet und trugen Kleidung aus schwerem, festem Stoff, der schwarz gefärbt war, sowie Stiefel mit dicken Sohlen. Damit war es mit der Ähnlichkeit der beiden Frauen auch schon vorbei. Usvinya mochte 18, höchstens 20 Götterläufe alt sein, hatte jedoch bereits graues Haar, welches sie in zwölf dicke Zöpfe geflochten hatte und in Mitten jedes Zopfes war ein beinernes Täfelchen eingeflochten. Ein jedes Täfelchen trug ein Symbol eines der zwölf Götter. Usvinya war das, was man wohl als Vollweib bezeichnete und gut 1,8 Schritt groß. Canyzeth hingegen war von eher zierlicher Gestalt, kaum 1,6 Schritt groß und hatte kurzes rotes Haar. Auf ihrer linken Gesichtshälfte prangte eine dicke, fleischige Narbe, die dicht neben dem Auge begann und in einem Bogen bis fast zum Kehlkopf reichte. Sie mochte mindestens 45 Male den Neubeginn eines Götterlaufes erlebt haben, dennoch bewegte sie sich leicht und grazil wie eine Tänzerin, wohingegen ihre deutlich jüngere Kameradin eher den Gang eines Bauern hatte. Es wurde auf dem Weg bis zu ihrem Ziel nicht viel gesprochen. Unweit des Tempels verließ das ungleiche Quartett die Kanalisation und vor dem Betreten des Tempels legten die beiden Kanalarbeiterinnen ihre Waffen ab und übergaben sie einem Tempeldiener. <br>
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Während die beiden Magas ein bestimmtes Ziel zu haben schienen, setzten sich ihre beiden Begleiterinnen auf eine der Bänke und schienen allem Anschein nach zu beten. In der Tempelhalle war reges Treiben. Nicht nur Gläubige, sondern auch viele Bewohner der Stadt waren hier, um Schutz vor dem Treiben innerhalb Efferdas zu suchen. Über der Statue des Efferd schien ein dunkler Schatten zu liegen, sei es aufgrund der Namenlosen Tage oder der Abwesenheit des Bewahrers von Wind und Wogen. Ein Schauer durchfuhr Tharinda. <br>
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Ein Novize kam auf die beiden Frauen zu und sie baten um ein Gespräch mit Alara di Onerdi. Nach kurzer Zeit erschienen die Geweihte in ihrem Ornat. Die Endzwanzigerin trug ihre braunen Haare offen und schaute die Magas misstrauisch an. Nachdem beide mit einigem guten Zureden von der Notwendigkeit ihrer Nachforschungen überzeugen konnten, erfuhren sie, dass die Mitglieder des Hauses di Onerdi  traditonell die Namenlosen Tage auf Palazzo Ayala in Ankram verbringen. <br>
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Avedane musterte die Geweihte die ganze Zeit über aufmerksam. Sie schien ihr sehr offen und aufrichtig an einer Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung in der Stadt interessiert. „Nun einerlei, ob Ankram oder Angbar.  Sie können uns dann den Zutritt zu der Bibliothek nicht ermöglichen.“ Sie blickte die Geweihte eindringlich an. „Euer Gnaden  könnt ihr uns in die arkanen Bibliothek eurer Familie einlassen? Die Zeit ist knapp und wer weiß wie viele Leben dieser Dämon noch nimmt, wenn wir keinen Weg finden, ihm Einhalt zu gebieten. Was ich bislang vernommen habe, sind wohl nur Anhänger unseres Gegners Opfer dieser Wesenheit geworden, aber wir sollten uns besser nicht darauf verlassen, dass das so bleibt. Bitte euer Gnaden Alara, helft uns!” <br>
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Es brauchte nicht viel Überredungskünste, um die Geweihte zu überzeugen. Einlass in den Palazzo konnte sie nicht gewähren, da ihr Leben sich hier im Tempel abspielte, aber ein entsprechendes Schreiben an die Familie vor Ort konnte sie anfertigen, um die Dringlichkeit mit göttlichem Eifer zu unterstützen.
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Was auch immer in diesem Schreiben stand, öffnete es bei den di Onerdi Tür und Tor. <br>
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Außer einer Handvoll Bediensteter war nur noch [[Thalio di Onerdi]] als Repräsentant während der Abwesenheit der Oberen anwesend. Er führte die beiden Magas in die Bibliothek des Palazzo und wünschte Ihnen viel Glück bei der Suche. <br[
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Avedane bedankte sich bei Thalio und sah dann zu Tharinda: “Ist schon ein bisschen her. Damals war ich mit Niothon hier.” Sie blickte sich suchend um, dann lächelte sie zufrieden.
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Die Tulamidin deutete auf einen Abschnitt der, zugegebenermaßen sehr umfangreichen Sammlung an Folianten und sonstigen Schriftstücken: “Nicht viel, aber immerhin, diese beiden Regale können wir auslassen, da sind ausschließlich Werke aus meinem Fachgebiet und da sind wir uns ja beide einig, dass uns das in dieser Sache kein Stück weiterbringen wird.” Sie lächelte und wies nach links: “Wollt ihr von dieser Seite beginnen, Kollega, dann fange ich auf der anderen Seite an. Vorteil, alle möglichen Themenbereiche sind sortiert, allerdings wohl nach den Interessen des Sortierenden. Findet ihr ein Schriftstück zum Thema Dämonen, dann finden sich alle Werke zu diesem Thema dort. Es reicht also fürs Erste nur die Einbände zu überfliegen, bis wir auf einen entsprechenden Titel stoßen, dann können wir dort gezielt gemeinsam weitersuchen.” <br>
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Tharinda begann sich einen Überblick über die Einbände zu verschaffen. Bis ihr Blick auf einen besonders großen Folianten. “Kollega, ich glaube hier haben wir etwas. Das Große Buch der Abschwörungen. Das Standardwerk der Magica Contraia. Lasst uns sehen, ob wir hier etwas finden. Macht doch bitte etwas Platz auf dem Tisch dort drüben. Oder räumt lhn besser kompleltt ab. <br>
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Avedane nickte und tat wie ihr geheißen.
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Wenig später standen die beiden Magas über den dicken Folianten gebeugt und studierten das Werk in der Hoffnung, etwas Hilfreiches zu finden. Tharinda bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Avedane mit ihrer linken Hand ungewöhnliche Bewegungen in Höhe ihres Ausschnittes machte. Als sie flüchtig hinsah gewahr sie eine graugelb gebänderte Schlange, welche knapp einen Spann aus dem Ausschnitt aus Avedane’s Kleid ragte und von der Tulamidin sanft gestreichelt wurde, während diese konzentriert in dem Folianten las. Die Nesselviper schien recht entspannt, zumindest hatte sie die Augen geschlossen und züngelte nur gelegentlich.
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Die Tulamidin bemerkte die Blicke der jüngeren Kollega nicht.  Diese warf einen kurzen Blick auf die Handrücken Avedanes und erkannte auf einem  ein Siegel. Dies beruhigte sie etwas und sie konzentrierte sich wieder auf den Folianten. “Schaut hier Kollega, in diesen Kapiteln über Bannkreis. Geister, Ungeziefer und Daimoniden. Jetzt beginnt der interessante Teil.”
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Aktuelle Version vom 18. Oktober 2025, 12:15 Uhr

Auge-grau.png

Stadt Efferdas.png Briefspiel in Efferdas Stadt Efferdas.png
Datiert auf: Rahja 1044 BF Schauplatz: Efferdas Entstehungszeitraum: ab Sommer 2023
Protagonisten: siehe Übersicht und Zeitleiste Autoren/Beteiligte: Haus di Camaro.png Di Camaro, Haus Efferdas.png Elanor, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie Ventargento.png Silberwind, Familie A Temelon.png Temelon, Haus ya Pirras.png Ya Pirras, Familie Trenti.png Trenti, Haus Legari.png Legari, Familie Lysandros.png Lysandros, Haus di Malavista.png Malavista, Familie Solivino.png Solivino, Familie Gerber.png Gerberstädter
Zyklus: Übersicht · Ein Zug über Letrans Felder · Widerstand ist zwecklos · Isyahadin · Im Rahjatempel · Kein Feuer der Leidenschaft · Aphestadil · Treffen wider die Usurpatoren · Rahastes · Madaraestra · Shihayazad · Senatswahl 1045 BF

3. Namenloser – Rahastes

Rahastes

Irgendetwas war anders in dieser Nacht. Es war nicht der Himmel, der mit seinen fast sekündlich immer wieder aufflackernden Blitzen die dadurch in ein düsteres Violett gehüllten Wolken darüber, Elmsfeuer gleich, sichtbar machte. Es war nicht das bedrohliche stete Donnergrummeln, welches mit diesem Hitzegewitter einherkam. Und auch der Platzregen würde kommen, wie er es so oft an diesen düsteren Tagen hier in Efferdas kam. Dieser Regen würde auf einen immer noch warmen Boden treffen, warm von der unerbittlichen Sommerhitze dieser verfluchten Tage, er würde die Straßen in einen Dunst tauchen, die der Dichte eines kalten Nebeltages in wenig nachstehen würde außer vielleicht seiner Ausdauer. All dies war gleich geblieben, genau wie die vielen Straßensperren, die Bewaffneten dahinter, die auf der Suche nach dem Feind in ihrem Verschlagen ausharrten und sich nichts sehnlichster wünschten als Ruhe, Schlaf und Frieden. Dem Schock und der treibenden Angst vor dem Ungewissen folgte für diese Leute nun die Erkenntnis, dass sie immer noch lebten. Für viele wirkte all dies dennoch schier aussichtslos, wie ein kurzer Aufschub vor dem unweigerlichen Ende und dennoch wuchs darin ein zartes Pflänzchen der Hoffnung. Doch auch das war nicht das, was irgendwie… anders war. Immer wieder fanden sich Stadtbewohner, die in die dunklen Gassen ihrer Heimat blickten und das Grauen erwarteten, in Form von Söldlingen der Rondrikan-Löwen, in Form von abtrünnigen Soldaten, Söldnern oder eben einer merkwürdigen Gestalt der Niederhöllen selbst und letztendlich feststellen mussten, dass sie… gerade nicht da waren. Natürlich, der Feind war da draußen. Aber für einen Gegner, der inzwischen als Gottlos, Skrupellos und Unerbittlich verstanden wurde, war dies ein ungewöhnliches Verhalten. Als hätten sich auf einmal die Prioritäten geändert. Immer mehr Augen richteten sich auf die leeren Straßen und alles, was sie sahen war, wie das Gewitter letztendlich doch seinen Platzregen entsendete. In die Stille mischte sich das Trommeln der Regentropfen auf die Dächer der Häuser und dem Kopfsteinpflaster der Gassen der Hafenstadt in der Coverna.

Dunkler Regen

Auch die Gruppe der Befreier wider dem Ursupatoren Serafanos Thirindar hatten sich auf ihre gefährliche Reise vorbereitet und hatten dabei das beklemmende Gefühl, dass das bisher noch viel zu einfach war. Man war in der Lage, die Höhle, in der sie sich befanden, weiter auszukundschaften und zumindest das Areal rund um den Phextempel war von hier erreichbar. Doch andere Orte wie den Hesindetempel oder die Kasernen in den Vorlanden konnte man wegen einiger eingestürzter Gänge von hier aktuell nicht erreichen, man musste an die Oberfläche.
Etwas entspannter hingegen war der Weg in die Gerberstadt, hier würde man in der Lage sein, die Höhlen bis an den Rand der Bezirkstore zu erreichen. Die Gruppen entschieden, dass diese Passagen im Dunst des abklingenden Gewitters vermutlich am sichersten sei, aber der Platzregen wollte partout nicht fallen und entsprechend verbrachten sie erst einmal eine quälende Zeit mit warten.

Die Aufgaben waren dennoch klar verteilt. Adaon di Malavista, Nevinia Ventargento und Daria Legari würden im Hesindetempel nach Informationen über diese Dämonenbrut suchen,
Nita Origan, Vigo di Camaro und Rahjabella Solivino würden Rhymeo della Pena einsammeln und für eine Unterredung zu seinem Cousin bringen und Erdano ya Pirras nebst Knappin Isida Legari und Liaiell di Camaro würden die Vorlande ausspionieren auf der Suche nach den Senatoren.
Da die Gruppe zur Gerberstadt sich nicht an die Oberfläche begeben musste, verabschiedete sie sich alsbald vom wartenden Rest und verschwanden in der Dunkelheit der Höhlen. Der Rest hatte sich über einen versteckten Eingang in Residencia nach oben begeben und lag nun verborgen in einer alten Palazzo-Ruine in Deckung und beobachtete die Straßen. Es mochten vielleicht noch eine, maximal zwei Stunden bis zum Sonnenaufgang sein, entsprechend war es düster, solange nicht Blitze den Himmel erhellten. Über ihnen lag ein stetes Gewittergrollen. Es war wirklich wenig los auf den Straßen. Eigentlich hätte es ihrer Meinung nach hier von patrouillierenden Söldlingen wimmeln müssen, aber die Straßen waren verlassen. Eine Falle? Aber es wusste ja normalerweise niemand, dass sie hier wären.
Sie entschlossen sich, weiter auf den unweigerlich kommenden Platzregen zu warten. Irgendwann vernahmen sie zusätzlich zum Donner ein Poltern über sich. Als wäre etwas auf den undichten Rest der zerfallenen Dachkonstruktion der Ruine gefallen und hätte dabei ein paar lose Ziegeln in Aufruhr gebracht. Mit großen Augen sahen sie sich gegenseitig an und flüsterten. „Ist da oben jemand?“
Sie scheuchten den Gedanken beiseite. Die Ruine hatte keine Treppen mehr, die nach oben führten, der Dachboden war morsch und wackelig. Es war undenkbar, dass ihnen dort jemand auflauerte, auf Grund einiger Zypressen, die entlang der einstigen Auffahrt zum Palazzo nun wild wucherten, war der Ort nicht einmal als Aussichtspunkt zu gebrauchen. Man sah im Grunde nur bis zur Straße und das war es dann. Schnell hatte man das Poltern wieder verdrängt, als endlich auch ein kleines Tröpfeln zu vernehmen war. Schutz vor Patrouillen mochte die Ruine liefern, vor Regen jedoch nicht, so merkten sie schnell, wie erste Tropfen auf ihr Haupt fiel. Es war Liaiell, die als erste bemerkte, dass an diesem Regen etwas nicht stimmte. Dort, wo die Gruppe von Tropfen getroffen wurde, färbte sich Haut oder Stoff rot. Und es schien ausschließlich an dieser Stelle zu regnen. Auch wenn es noch dunkel um sie herum war, so fehlte das Geräusch eines einsetzenden Regens. Sie wischte sich einen dieser Regentropfen von der Stirn und roch zunächst an ihrem Finger. Das war doch kein Wasser, die Konsistenz war dickflüssiger. Das war… Sie tippte mit ihrer Zungenspitze an den Finger… Blut!
Erschrocken fuhr sie aus der Deckung des Gebäudes heraus, um von außen einen Blick auf das Dach der Ruine zu werfen. Ihre Reisegefährten mahnten sie natürlich sofort, sich zurück in Deckung zu begeben, aber die instinktive Neugier, die der Liaiell inne wohnte, hatte längst gewonnen. Sie wagte sich bis zu einer der wilden Zypressen vor und warf einen Blick nach oben in die Dunkelheit. Noch sah sie nichts, aber dann flackerte das nächste Wetterleuchten auf und verriet sein Geheimnis.
Mit schreckgeweiteten Augen musste sie erkennen, dass sich auf dem Dach eine Leiche befand, die vor kurzer Zeit noch an diese Stelle geschmettert worden sein musste. Ein zweites Blitzen später erkannte sie nunmehr, dass die Leiche auch den örtlich begrenzten Regen verursacht hatte, denn der Leiche fehlten offensichtlich beide Arme und ein halber Oberschenkel. Da das Blut flüssig aus all diesen Öffnungen tropfte, konnte der Tod nicht länger als eine Stunde her sein, eher weniger. Wie war diese arme Gestalt nur dort hingekommen? Es wirkte, als hätte ihn etwas auf das Dach geworfen. Oder darauf fallen gelassen? Ein weiteres Wetterleuchten verriet, dass die arme Gestalt eine Rüstung trug, er musste einer der Rondrikan-Löwen sein.
So langsam dämmerte es ihr, warum hier so wenig los war. Sie waren hier nicht sicher. Entsprechend winkte sie die anderen zu sich. „Wir müssen hier weg. Sofort!“
Zweifel an dieser Empfehlung waren schnell aus der Welt geschafft, als die nächste Person bemerkte, dass es bereits aufhörte zu regnen, wenn sie sich nur einen Schritt zur Seite begab und dafür der „Regen“ auf der Haut eigenartig eisenhaltig schmeckte. Mehr aus Schreck, denn geordneter Strategie nahm die Gruppe die Beine in die Hand und rannte aus der Ruine heraus, zunächst wahllos umher, bis sie in einem Garten eines anderen Palazzos hinter einem kleinen Schuppen mit einer Tür mit eingefrästen Herzchen einhielten. Es roch etwas unangenehm an der Stelle, doch daran störte sich gerade niemand. Noch außer Atem blickten sie vorsichtig hinter dem Häuschen hervor, doch sie schienen wieder gänzlich alleine.
Am Horizont mischten sich einige hellere Rot- und Violetttöne in das trist blitzende Unwetter. Offensichtlich ging die Sonne irgendwo hinter diesem Gewitter langsam auf. Ein lauter Donnerhall ließ die Gruppe dennoch zusammenzucken. Sie vernahmen mit dem Knall das Echo des Donners, für den Bruchteil einer Sekunde sahen sie den Schein eines Blitzes und irgendwo hörten sie das Bersten von Holz. In ihrer unmittelbaren Nähe musste dieser eingeschlagen sein.
Noch einmal blickten sich alle an und atmeten einmal tief durch. Sie waren am Leben. Mit dieser Erkenntnis vernahmen sie nun ein immer stärker werdendes Plätschern rings um sie herum. Und auch sie selbst merkten schnell, dass nun endlich der Regen gekommen war. Der Schauer war unerbittlich. Es goss, als hätte jemand alles Wasser der Meere im Zorne auf den Boden gespuckt. So dauerte es keine zwei Minuten und die Gruppe war nass bis auf die Knochen. Der Garten, in dem sie standen, wurde in atemberaubender Geschwindigkeit schwammig, rutschig und matschig. Und immer wieder mischten sich Blitz und Donner in die Sturzflut. Die Protagonisten sahen sich vielsagend an. Bis auf die junge Tochter des Efferdgeweihten waren alle ob dem Regenguss sichtlich bedient, nur Liaiell schien das Wetter sogar ein wenig zu genießen. Wortlos entschieden sie sich, auf den Plan des Morgendunstes zu verzichten und sich jetzt schon zu trennen. So wenig, wie gerade auf den Straßen los war, war das Risiko zu verkraften.

Im Hort des Wissens

Der Weg von diesem Garten in der Residencia bis hin zum Hesindetempel war zum Glück nicht weit für Daria, Nevinia und Adaon. Angenehm war er dennoch nicht. Nicht nur, dass ihre Kleidung bis in die letzte Pore durchnässt an ihrer Haut klebte und man meinen konnte, der Regen hätte sogar die Farbe aus ihren Gewändern gewaschen, je näher sie dem Hesindetempel kamen, um so näher kamen sie auch den ehemaligen Rahjatempel und immer mehr war ihr Weg von Leichen gepflastert, die scheinbar aus großer Höhe fallen gelassen wurden, zugleich schwere Bisswunden aufwiesen. Sie alle trugen die Uniformen der Rondrikan-Löwen.
Vorsichtig blickten sie in den Himmel, aber außer den Bindfäden, die auf sie hinab prasselten, war weiterhin nichts zu sehen. Nein, sie durften keine Zeit verlieren. Flinken Fußes begaben sie sich an die Tore des Hesindetempels und klopften an. Ein kleiner Riegel war zu hören und das Scharnier eines Guckfensters wurde vorgezogen. Es bedurfte keiner Worte, der Türsteher konnte allein schon anhand des Ornates der Praiosgeweihten sehen, dass hier niemand auf Ärger aus war. Als nächstes war das Geräusch eines sich öffnenden Schlosses zu vernehmen und bald schon war der Eingang zum Hesindetempel einen Spalt offen. Der Türsteher winkte die drei hinein, sah noch einmal prüfend ins freie, bevor er die Tür eilig wieder zuzog und absperrte.
„Hesinde mit euch.“ sprach der Diener nur knapp und bot den Gästen instinktiv an, ihnen die Garderobe abzunehmen, nur um festzustellen, dass es für Mäntel aller Art ja gar nicht die Jahreszeit war. „Der Hesindetempel ist abgesperrt, es fällt mir wahrlich schwer, mich an so etwas zu gewöhnen.“ Bemerkte Daria traurig, während Nevinia ob des Temperaturunterschiedes zu draußen anfing zu zittern.
„Soll ich den hohen Gästen ein paar Decken besorgen?“ fragte der Diener freundlich. Adaon nickte. „Ja bitte. Und wenn es geht, ruft doch meinen Großonkel Nepolemo, sollte er da sein.“ „Er ist da, aber wie das so mit Personen Mitte 90 ist, es könnte etwas dauern, bis sein Geist an solchen Tagen klar genug für ein Gespräch ist. Gibt es sonst jemanden, der euer frühmorgendliches Anliegen bedienen kann?“ „Uns wurde Madolina ya Pirras nahegelegt.“ Fror nun auch Daria sichtbar. „Die Fachfrau für die Fachrichtung Familienhistorie, sehr wohl…“ Der Diener trat ab, während sich die drei in Richtung eines Kamins machten. Er war aus, denn schließlich war es Hochsommer. Aber es gab zumindest ein paar Sitzgelegenheiten und Bücher, in denen man schmökern konnte, bis Madolina oder Nepolemo eintrafen. Nevinia hörte langsam auf zu zittern als ihre völlig durchnässte weiße Robe sich langsam wieder erwärmte, woraufhin sich ihre Gedanken von eisiger Kälte und einem mit zerplatzen Leichenteilen gepflasterten Weg wieder anderen Dingen zuwandten. Wie hatte Praiodan von Weißfels einmal gesagt: “Es wird nie wieder einen besseren Moment geben das Werk Praios zu tun als diesen.” Also begann sie, da sie immer noch Horasierin war, die Einladungen zum Praiosdienst zum ersten seines Monats zu entwerfen. Es würde ja eh noch einige Zeit dauern, bis sie den anderen würde helfen können und bis dahin würde sie die Einladungen schreiben, die vielleicht dafür sorgen würden das so etwas nie wieder geschehen würde.
Daria glitt leise zu der jüngeren, recht angespannten Frau und warf einen Blick über ihre Schulter. Ihr Alter hatte sie nicht weniger neugierig gemacht. Ein leises Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Das war etwas mit dem sie sich auskannte und es schadet nie, mit einer Priesterin auf gutem Fuß zu stehen. Bei Praioten ergab sich da nur selten eine Gelegenheit. “Möchtet ihr etwas Gesellschaft Donata Lumini?”

Erste Risse

„Was soll das heißen, Verstümmelt und Tot?“ fluchte Serafanos. „Das heißt genau, was es heißen soll.“ blieb Giacomo d'Oro kühl. „Irgendjemand oder irgendetwas bringt gezielt meine Soldaten um. Und das auf niederhöllisch grausame Art und Weise.“ Der Thirindar wanderte im Raum herum. „Das… passt doch nicht. Seitdem ich hier wohne, habe ich nur eine Stadt voller verweichlichter Sesselfurzer vorgefunden, nicht einer wäre im Stande, solche Gräueltaten in solch einer Qualität durchzuführen. Niemand hätte zu so etwas das Format. Und von wie vielen ermordeten Soldaten reden wir hier? Giacomo blickte zu Boden. „Aktuell Siebzehn.“ „SIEBZEHN?“
Der Zyklopäer war fassungslos und griff sich mit der Hand an die Schläfe. „Keine Macht der Welt sollte in der Lage sein, siebzehn eurer Söldlinge in einer Nacht zu töten! Welche Bestie haben die Efferdasier denn da aus den Niederhöllen frei gelassen?“ „Das fragen sich viele unserer Soldaten auch. Das Gerücht einer fliegenden, menschenfressenden Prostituierten macht die Runde. Viele haben sich in Verstecke zurückgezogen und trauen sich nun nicht mehr heraus. Sie sprechen allerdings von einer Strafe der Götter, weil wir den Rahjatempel niedergebrannt haben.“
Serafanos schlug mit der Faust auf den Tisch. „So ein Blödsinn. Idiotengerede! Das ist Efferdas, hier fliegt angeblich die ganze Zeit jemand in irgendeiner Form rum. Man behauptet das ja sogar von der Tochter des Efferdgeweihten. Das hier sind die Namenlosen Tage, der einzige Herr, der in dieser Zeit mit Flüchen hantieren könnte, ist der unsere!“ „Nun, ich vermute, nicht jedem in meinem Banner ist sich im Klaren, welchem Herrn er nun dient. Ohne eine genauere Aufklärung der Sachlage könnte die Hysterie unter ihnen eher noch wachsen.“ „Das ist mir völlig egal.“ Blieb der Lockenkopf unnachgiebig. „Nehme von mir aus ein paar deiner kräftigsten Leute und bring diese Deserteure notfalls mit Gewalt zurück auf die Straße. Sobald die in Sanct Parvenus merken, dass irgendetwas unsere Moral gebrochen hat, haben wir ein Problem. Zur Not fragt bei diesem Tarquino außerhalb der Stadt an, ob er einige Leute abbestellen kann.“
„Wäre es nicht angemessener, diesem Mörder auf die Spur zu kommen? Wenn er wirklich von den Efferdasiern ist, könnte sein Tod seinerseits deren Moral senken und die der unsrigen wieder stärken.“ „Wie gesagt, diese Weicheier sind nicht die Art Mensch, die solch eine Bestie auf einen Feind loslassen. Wenn es einen Weg gibt, diese Bestie zu zähmen und gegen unsere Feinde zu hetzen, dann kann uns das vielleicht noch zum Vorteil gelingen.“ Serafanos wandelte langsam zum Fenster und blickte heraus.
„Die Bestie zähmen?“ wurde Giacomo nun doch wütend. „Dieser Mann oder was auch immer das war, hat siebzehn meiner Männer umgebracht. Ich sehe die Notwendigkeit für Satisfaktion, nicht Kooperation!“ „Keine Sorge, ihr sollt eure Rache bekommen. Aber bitte nur eine Schlacht mit der Zeit, wir müssen erst einmal die Senatoren zwingen, ihre Verzichtserklärung zu unterzeichnen und den Senat zu unseren Gunsten aufzulösen. Und dazu müssen wir diese Jammerlappen von den Straßen halten. Das wird irgendeine außer Kontrolle geratene Geistergestalt sein. Könnt ihr nicht das Gerücht verbreiten, dass dieser Mörder nicht gezielt, sondern wahllos alle angreift?“ gab sich Serafanos etwas konstruktiver, er wusste, dass er mit einem wütenden Giacomo D’Oro vorsichtig sein musste.
„Laut meinen Quellen gibt es solche Opfer nicht.“ wurde Giacomos Stimme wieder sanfter, ohne dass sie deswegen besser gelaunt gewesen wäre. „Es greift also tatsächlich gezielt unsere Leute an, als Wesen unserer eigenen Domäne? Das… „er schüttelte den Kopf. „…, das muss sich doch fingieren lassen. Herje, wir sind so nah an unserem Ziel, wir dürfen jetzt nicht noch scheitern, weil eure Soldaten auf einmal nicht mit den Namenlosen Tagen zurechtkommen.“ Noch einmal blickte Serafanos durch das Fenster auf die Straße. Der Regen hatte aufgehört, die Sonne kam durch. Entsprechend fing der Boden an zu dampfen und es wurde diesig. „Nein, deine Leute müssen raus auf die Straße. Es steht zu viel auf dem Spiel. Lass dir was einfallen.“
Zögerlich nickte Giacomo, dann schlug er die Hacken militärisch zusammen. „Ich werde ihnen zeigen, dass Pflichtvergessenheit schlimmer ist, als lebendig verspeist zu werden.“ Dann drehte er auf dem Absatz und verließ das Gebäude in den Nebel.

Geister aus der Vergangenheit

Der Regen hatte zum Glück schnell wieder nachgelassen, dennoch waren an Erdano, Isida und Liaiell kein Körperteil und kein Kleidungsstück mehr trocken, als sie in dem so heiß ersehnten Dunst die Vorlande erreichten. Sie konnten sich aber so tatsächlich recht unbemerkt fortbewegen. Schemenhaft erkannten sie bereits die ersten Gebäude rund um das grüne Tor und suchten sich eine Deckung. Immer wieder hörten sie Stimmen, die militärische Befehle bellten, ganz so, wie man es rund um eine Kaserne erwarten würde. Gleichzeitig wurde es auch immer heller. Es würde nicht lange dauern und der Dunst wäre soweit emporgestiegen, dass er keinen Schutz mehr bieten würde.
Während ihr Blick hauptsächlich Richtung Porta Viridis ging, fiel Liaiell etwas auf der Wiese gegenüber dem Waffenarsenal auf. Etwas schien sich dort im Dunst zu bewegen. Sie knuffte Isida mit dem Ellenbogen und deutete auf die Stelle. „Ist da etwas?“ Auch die Knappin schürzte ihre Augen. Es dauerte ein wenig, sie konnten nichts ausmachen, doch dann offenbarte der weiter sinkende Dunst kleine rote Punkte. Sie leuchteten wie Rubine, ihr Schein schnitt sich durch das sonst diffuse, schummrige und graue Bild wie der Schein des Leuchtturms von Sylla durch eine dunkle Neumondnacht. Erst zwei… dann vier… dann acht… dann vielleicht vierzig. Und sie schienen sich zu bewegen. Und es wurden immer mehr. „Was… ist das?“
Ein kalter Windzug umfuhr die nasse Spionstruppe. Mit dem Wind bewegte sich auch der Dunst etwas weiter und schnell wurde klar, dass zu den roten Punkten in der Dunkelheit jeweils eine schemenhafte Geistergestalt dazu gehörte, die sich langsam durch die Stadtmauer waberte. Wie eine Armee marschierten sie langsam weiter und kamen als solche auch genau auf die Gruppe zu. „Schnell, verstecken wir uns!“ kam ein Impuls der Knappin und deutete auf eine kleine Mauer im Vorgarten von Arnax Silberfingers alter Schule.
Die Geister bewegten sich mühelos durch Stein und Fels, zielstrebig Richtung Altstadt. Natürlich waren diese Wesen auch den Stadtgardisten nicht verborgen geblieben, aus einiger Entfernung sahen sie, wie ein Gardist sich genau vor einen der Geister stellte und den Eindruck hinterließ, als wolle er ihn aufhalten. Der Geist blieb stehen, er wirkte… Menschenähnlich. Durchscheinend, aber immer noch menschenähnlich. Als würde er in seiner Geistergestalt gar eine Kleidung tragen. Das, was wohl die Arme des Geistes darstellten, fasste sich an den Kopf und es wirkte, als würde er eine Kapuze zurück ziehen. Was auch immer der Gardist gesehen hatte, es versetzte ihn in schiere Panik und laut schreiend rannte er auf einmal davon. Auch die anderen Gardisten um das grüne Tor herum waren sichtlich nervös und wussten nicht mit der Situation umzugehen.
Auch die von Erdano geführte Bande blickte wie gebannt auf die Szenerie vor sich. Schließlich kam auch auf sie ein Geist zu. Schnell duckten sie sich ganz hinter das Mäuerchen in der Hoffnung, die Schreckgestalt könnte sie dort nicht sehen, doch der Geist wanderte einfach durch die Mauer hindurch und kam auf die Gruppe zu. Einem jeden stellten sich die Nackenhaare hoch. Doch wenn sie jetzt einfach aufspringen und wegrennen würden, würden die Wachen am grünen Tor sie auch sofort entdecken. So blieben sie mutig und blickten den Geist an, der nun auch stehen geblieben war und die Menschen vor sich musterte. Langsam erkannte man die Schemen um die beiden rubinfarbenen Augen herum. Ja, er war menschlich. Durchscheinend, aber menschlich. Er trug eine Toga, dazu einen Lorbeerkranz auf dem Haupt. Alles wirkte, als sei er ein Relikt der dunklen Zeiten. Hätte das Wesen Beine gehabt, sie hätte geschnürte Sandalen getragen, um den Anblick eines alten Senatoren perfekt zu machen. Die Gestalt streckte nun den linken Arm aus, als wolle er die Gruppe grüßen. Dabei wurden seine roten Augen heller und kräftiger. Die Gruppe spürte die Angst in ihrer Brust wachsen.
Doch Isida nahm ihren Mut zusammen, stand auf und stellte sich mit ausgestreckter Brust vor den Geist, fasste sich mit der Faust der rechten Hand auf die linke Brust und nickte dem Geist zu. Dies schien zu funktionieren, der Geist senkte den Arm wieder und das glimmen in den roten Augen nahm wieder ab. Als wäre nichts gewesen, waberte die Spukgestalt weiter, durch die Knappin durch und weiter Richtung Altstadt. Isida lief ein Schauer über den Rücken, sie zog entsprechend die Schultern zusammen und steckte kurz den Kopf in den Nacken, bis das Adrenalin ihren Körper wieder verlassen hatte. Die anderen blickten irritiert auf sie.
“Was auch immer du getan habt, es scheint funktioniert zu haben.” lobte Erdano. “Aber… WAS hast du getan?” setzte Liaiell die Frage fort. “Das war ein alter Senator aus dunkler Vorzeit. Ich habe in Studien über die Stadt mal gelesen, dass die aktuelle Republik in Efferdas nicht die erste ihrer Art war. In der chaotischen Zeit rund um Halmar Horas gab es wohl schon einmal einen Senat hier, welcher erst viele Göterläufe später unter Soldatenkaiser Jel Horas zerschlagen wurde. Die Geister scheinen sich alle Richtung Altstadt zu bewegen, wo der heutige Senat zu finden ist. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, diese Geister ruft der Glaube an eine freie Republik…”
“Jetzt spekulierst du aber ein wenig sehr viel herein.", runzelte Erdano die Stirn. “Wie auch immer: Danke, es hat funktioniert.” Er blickte auf die Szenerie vor sich an der Porta Viridis, in der immer mehr Gardisten das Weite suchten.
“Diese alten Geister scheinen zumindest für viel Unruhe zu sorgen.” bemerkte Isida ganz richtig, während ein weiterer Geist langsam die Mauer entlang waberte. Dieses Mal in einer alten Legionsrüstung und glücklicherweise ignorierte er die Gruppe nun gänzlich. “Korrekt. Schnell, lasst uns zur Kaserne gehen. Dort werden sicher auch Geister sein, die für einiges an Unruhe sorgen. Vielleicht haben wir ja Glück und wir können etwas mehr tun, als nur uns ein Bild der Lage zu machen. Wenn es uns jetzt gelingt, die Senatoren zu befreien, dann ist dieser Putsch so gut wie gescheitert!” fasste Erdano eine ungeahnte Hoffnung. “Na dann… für die Freiheit und die Republik.” schmunzelte Liaiell und sprang über das Mäuerchen und auf die Straße, immernoch geduckt und vorsichtig, aber zielsicher richtung Kaserne.

Im Lager vor dem Tor

Eine Etage tiefer hatten Nita, Rahjabella und Vigo inzwischen Rhymeo erreicht umd ln der Gerberstadt Avedane und Tharinda zusammengeführt. Auch sie waren nicht trocken geblieben, da der Sturzregen natürlich auch in die Höhle geflossen war und so die ein oder andere Stelle so hoch mit Wasser flutete, dass man durchwaten musste. Das Wasser war ihnen dabei teilweise bis zur Brust geschlossen. Nun aber waren sie nahe der Stadtmauer in der Gerberstadt. Und aus den Kanälen dieses Ortes roch es nach dem täglichen Handwerk der Bewohner. Ammoniak. Die fünf hielten sich parfümierte Tücher vor den Mund, doch den Geruch des steten Unrats konnte es kaum überdecken. Die Frage kam auf, ob Tarquinio die Leute überhaupt empfangen würde, wenn sie rochen wie frisch gegerbtes Leder, aber Rhymeo versicherte ihnen, dass er seinem Vetter die Tür nicht verschließen würde.
Zum Glück hatte sich der Rahjageweihte auch bereit erklärt, das Gespräch mit Tarquinio zu suchen und sah die Chancen in der Tat nicht als Hoffnungslos an. Er war sich sicher, wenn man ihm nur erzählen würden, was hinter den Mauern, die er bewachte geschehen würde, dann würde er die Seiten wechseln. Und wenn das geschähe, dann wäre dieser Putsch endlich beendet. Doch bis dahin musste man erst einmal ankommen. Möglichst, ohne sich zu übergeben. Angesicht des Gestanks eine wahre Geronsaufgabe. “Los gehts…” ging Nita nach vorne. Der Rest folgte ihr…zögerlich.

Noch bevor der Ausgang in Sicht kam, kündigte er sich durch einen leichten Windhauch an. Kurz darauf stolperten sie ins Freie. "Du hast es geschafft!" Rahjabella umarmte die Verwandte ihres Stiefvaters überschwänglich. Die Leidensgenossen seufzten kollektiv erleichtert auf und gönnten sich ein, zwei Augenblicke, um in das ungewohnt helle Licht zu blinzeln und die frische, reine Luft zu inhalieren. Instinktiv griff Rahjabella in ihre Tasche, um ihr Parfümfläschchen hervorzukramen und den ekelerregenden Gestank, der überall an ihr klebte, etwas zu überdecken, doch sie musste es irgendwo verloren haben. "Dahinten ist das Lager.", bemerkte derweil Vigo Tarquinio della Penas Heer als erster. Die vier Adligen mussten nicht lange laufen, da kam ihnen eine gelangweilte Zweierpatroullie entgegen. Die Söldner zogen ihre Schwerter, als sie auf fünf Schritt herangekommen waren. "Halt! Wer seid ihr und was wollt ihr hier?" Der andere rümpfte die Nase. "Aus welchem Loch sind die denn gekrochen?"
Rhymeo trat nach vorne. "Das sind Signora Nita Origan, Signor Vigo di Camaro, Signora Rahjabella Solivino und ich bin Signor Rhymeo della Pena, Vetter des Befehlshabers dieses Heeres. Ich verlange sofortigen Einlass ins Lager und eine Audienz bei meinem Vetter Tarquinio. Die Audienz muss nicht sofort sein, in der Zwischenzeit würden meine Gefährten und ich ein Bad in Anspruch nehmen und uns etwas stärken. Ein Becher Wein wäre auch nicht schlecht." Die beiden lachten schallend los. "Ihr erwartet doch nicht im Ernst, dass wir euch das abnehmen.", rief der eine. "Ich glaube, der will uns sagen, dass sie aus der Stadt sind und einen ganz dringenden Todeswunsch hegen." Er kam mit gezücktem Schwert näher, da hielt ihn sein Kumpane am Arm fest. "He, warte mal, irgendwie... irgendwie sieht er Signor Tarquinio ähnlich." "Das liegt nur an dem Schnurrbart! Wenn ich mir so einen wachsen lassen würde, sähe ich ihm auch ähnlich." "Nein, der könnte wirklich verwandt mit ihm sein. Guck doch mal hin..." "Meine Herren", schaltete Rhymeo sich ein. "Lasst das doch meinen geschätzten Vetter entscheiden. Wenn ich gelogen habe, könnt ihr immer noch mit uns verfahren, wie ihr wünscht. Aber wenn nicht, wollt Ihr dann wirklich diejenigen sein, die den Verwandten Eures Anführers umgebracht haben?" Rahjabella hielt den Atem an. Man konnte beinahe zusehen, wie sich die Rädchen drehten, als die Söldner nachdachten. "Na gut, mitkommen.”, knurrte der erste “Und nur dass das klar ist: Wenn einer zu fliehen versucht, dann seid ihr tot, auch wenn Ihr der Vetter des Horas wärt." Natürlich kam keiner auf die Idee, auszutesten, wie ernst der Söldner es meinte.

Rahjabella fühlte sich nach einem Bad gleich viel besser. Man hatte ihr ein kleines Zelt, etwas Zeit für sich, eine Wanne, ein Stück Seife und schlichte neue Kleidung zur Verfügung gestellt, weil keiner der Söldner Lust hatte, sie mit ihrem jetzigen Gestank vor ihren Anführer zu schleifen. Der dunkelrote Stoff kratzte ein bisschen und hatte einen Alptraum von einem Schnitt, doch sie war froh, ihr zum Himmel stinkendes Kleid los zu sein. Als sie ihr Rahja-Amulett wieder umgelegt hatte, verließ sie das Zelt. "Folgt mir zu Signor della Pena, Signora.", sagte die Söldnerin, die vor ihrem Zeot postiert war. Dass sie es in freundlichem Tonfall sagte, machte es nicht weniger zu einem Befehl, der keinen Widerspruch duldete. Doch immerhin wusste diese Söldnerin sich deutlich besser zu benehmen als die Söldner, denen sie eben gerade oder zuvor in Efferdas begegnet war. Sie nickte und folgte ihr.
Tarquinios Zelt war von Weitem durch die Größe im Vergleich zu den umstehenden Zelten zu erkennen. Vor dem Eingang steckte eine Standarte mit dem Wappen seiner Familie in der Erde. Zwei Söldner standen Wache und hielten Rahjabella nach einem knappen Nicken der begleitenden Söldnerin die Zeltplane auf. Sie war die letzte von ihnen. Nita, Vigo und Rhymeo hatten schon Tarquinio gegenüber Platz genommen. Alle Blicke folgten ihr, als sie sich vor dem Heerführer verneigte, 'Rahja zum Gruße' murmelte und sich dann auf dem letzten freien Stuhl niederließ. Tarquinio studierte sie einen Wimpernschlag lang von Kopf bis Fuß und blieb dabei an dem noch gut sichtbaren Bluterguss auf ihrer Wange hängen.
"Nun, da wir vollzählig sind, fahre doch fort, mein geschätzter Vetter.", sagte er dann an Rhymeo gewandt. "Und, Signora Solivino, bedient Euch gerne am Obst und am Wein, wie ich es auch Euren Freunden bereits angeboten habe." Er wies auf einen kleinen Tisch, auf dem eine Obstschale mit Äpfeln, Birnen, Pfirsichen und Trauben sowie eine Weinkaraffe und vier Becher bereitstanden. Erst jetzt merkte Rahjabella, wie hungrig und durstig sie war, also ließ sie sich das nicht zweimal sagen. Sie schenkte sich Wein ein und als sie den ersten Schluck kostete, hätte sie vor Entzücken beinahe aufschluchzen können. Es war Cassianti, der süßlich herbe Geschmack nach Heimat und Geborgenheit, der Wein ihrer Familie. Völlig überwältigt suchte sie Tarquinios Blick. Hätte sie doch nur aufmerksamer zugehört, als ihr Onkel Rahdrigo vor langer Zeit einmal erklärt hatte, dass jedes scheinbar zufällige Detail, jedes freundliche Wort, jede Höflichkeit einen Zweck für den Urheber hatte. Dann könnte sie jetzt vielleicht herausfinden, was für einen Zweck Tarquinio mit diesem Detail verfolgte. Doch sein Lächeln war unergründlich.
"Liebster Vetter, du kannst dir nicht vorstellen, was innerhalb der Stadtmauern passiert.", begann derweil Rhymeo. "Die Rondrikan-Löwen haben den Rahja-Tempel niedergebrannt!" Für einen Herzschlag hielten alle den Atem an. Von Tarquinios Reaktion hing jetzt alles ab.

Irgendwo im Quarto Novo

Hoberto war unzufrieden, er fühlte sich von Serafanos zunehmend ausgeschlossen und ignoriert. Das Giacomo ihn nicht sonderlich mochte, wusste er längst. Der athletische und durchaus muskulöse Endvierziger musste dringend sein aufbrausendes Naturell etwas besänftigen und so zog er mit seinen Schlagetods los einige Einwohner der Stadt zu drangsalieren.
Es dauerte auch gar nicht lange bis sie auf eine Gruppe von drei Männer und einer Frau trafen. „Halt! Was wagt ihr euch den Anweisungen der Herren der Stadt zu widersetzen?“ Gerade wollte ein etwa 30 Götterläufe zählender Kerl antworten, da traf ihn auch schon unvermittelt die Faust Hobertos mitten auf die Nase. Ein Knirschen und dann der Schmerzensschrei des Gepeinigten waren zu vernehmen. Der älteste Sohn von Dettmar Gerber und Nita Origan war jedoch noch lange nicht fertig mit seinem Opfer.
Als nun die Begleiter des Geprügelten eingreifen wollten, sahen auch Hobertos Schläger ihre Zeit als gekommen an und stürzten sich auf die anderen drei.
Mitten in die Geräusche der Prügelei mischte sich plötzlich ein merkwürdiges Gewisper, welches durch die Schmerzensschreie der Opfer und die Verhöhnungen der Täter nicht recht zu verstehen war. Hoberto vermeinte etwas von Fackel, Tempel, gerechten Lohn und Belikhelais Liebe gehört zu haben ehe erst ein, dann wenige Augenblicke ein zweiter, markerschütternder Schrei, voller Schrecken und Schmerz die ansonsten angespannte Stille, welche über der Stadt lag, durchbrach. Was Hoberto allerdings wirklich einen kalten Schauer über den Rücken jagte, war ein schrilles, hysterisches Gelächter, welches den untrüglichen Todesschreien folgte. Hoberto fasste in diesem Moment einen Entschluss!

Arkanes Gerede

Nachdem.sich Avedane saba Festina und Tharinda della Pena von der Gruppe verabschiedet und ihnen viel Glück bei den Verhandlungen mit dem della Pena gewünscht hatten, begaben sich die beiden Magas in die Räumlichkeiten der Tulamidin.
Die feingliedrige Wahlefferdierin hatte Tharinda in ein geräumiges Arbeitszimmer geführt. Die fensterlose Längswand bestand aus einem einzigen Regal, welches bis zur Decke reichte und gefüllt war mit Folianten, Pergamentrollen und allerlei Kisten.
„Bitte nehmt Platz Signora della Pena!“ Avedane deutete mit einer einladenden Geste auf ein ledernes Sofa, vor dem ein Tisch mit einem Tablett voller bunter Glasbecher und drei Karaffen mit einer dunkelroten, ja fast schwarzen, einer hellroten und einer hellgelben Flüssigkeit stand. “Darf ich euch ein Glas Wein anbieten? Oder etwas anderes? Verzeiht, dies ist nur eines meiner Studierzimmer in der Stadt. Das Haus gehört der Frau des missratenen, ältesten Sohnes meines Onkels, Dettmar Gerber. Mein bescheidenes Domizil befindet sich außerhalb der Stadt in dem beschaulichen Marktort Callaneo. Wenn das hier alles überstanden ist, würde ich mich sehr freuen, euch dort einmal begrüßen zu dürfen!“ Die schwarzhaarige Frau, die trotz ihrer 41 Götterläufe noch immer ihrem Ruf als exotische Schönheit gerecht wurde, blickte ihr Gegenüber prüfend an: “Euer Gebiet ist die Magica Contraia?“
“Ich würde gerne etwas Saft nehmen, wenn es beliebt und habt Dank für Eure Einladung. Diese werde ich beizeiten gerne wahrnehmen.”, antwortete Thrainda della Pena. “Als Leibmaga ist die Magica Mutanda und auch die Contraria schon mein Gebiet, aber nicht unbedingt aus dem Bereich Dämonologie. Mein Lehrmeister brachte mir die Thesis des Dämonenbanns bei, aber die Ausarbeitung dessen habe ich bisher anscheinend sträflich vernachlässigt.” Sie warf einen Blick über das Regal. “Sagt, unter diesen Schriftstücken und Folianten, habt ihr auch etwas wider der Dämonenbrut und wie ist euer Wissensstand in diesem Bereich?”
Die Illusionsmagierin nickte und zog an einer Kordel, welche von der Zimmerdecke hing. Wenige Augenblicke später trat eine junge Frau ein und die Gastgeberin orderte wie gewünscht Saft für ihren Gast dann setzte sie sich auf das Sofa und füllte sich ein Glas mit dem dunklen Wein. Aufmerksam war sie den Worten der etwa halb so alten Leibmagierin. Etwas resignierend folgte sie dem Blick der anderen Graumagierin und fast entschuldigend zuckte sie mit den Schultern: “Ich fürchte auf diesem Gebiet sind meine Fähigkeiten arg überschaubar. Bis auf die Erschaffung, glücklicherweise sehr überzeugenden Illusionen mehrerer Croborim oder Darkhahim, sowie einmal die Illusion Kah-Thurak-Arfai’s, habe ich mich ehrlicherweise mit Dämonen bislang nicht großartig beschäftigt. Ob das Erschaffen von Illusionen anderer Dämonen allerdings hilfreich ist, um ein dämonisches Wesen in irgendeiner Form zu beeinflussen oder wenigstens für einige Zeit abzulenken, kann ich nicht wirklich sagen.”
Es klopfte und nach Aufforderung trat die Dienstmagd ein, brachte eine Karaffe mit kühlem Birnensaft und goss Tharinda ein Glas ein. Kurz blickte sie zu Avedane und zog sich daraufhin wieder zurück.
“Zugang zur arkanen Bibliothek des Haus di Onerdi wäre jetzt nützlich oder der Wissensschatz meines guten alten Freundes Magus Niothon Espharion, aber Träumereien helfen uns nicht weiter!”
Die Tulamidin ergriff ihr Glas und prostete der Urbasierin zu: “Auf euer Wohl, Signora Tharinda und darauf, dass uns die Mutter der Weisheit beistehen möge, bei unserer Suche nach einer Lösung für das Dämonenproblem!”
“Nun die Magica Phantasmagoeica ist meines Wissens nach recht nutzlos gegen Daimoniden.” Beschwichtigend hob sie die Hände. “Wobei ich mit dieser Aussage nicht eure Kunst schmälern wollte.” Tharinda della Pena horchte auf. “In der Bibliothek der di Onerdi melnt ihr.” Sie nahm einen Schluck von dem Saft. “Es war niemand des Hauses di Onerdi bei unserem Treffen anwesend. Auch sonst haben wir nichts von einem ihrer Mitglieder etwas gehört oder gesehen. Alara di Onerdi ist eine Gefährtin von Wind und Wogen im hiesigen Tempel des Herrn Efferd. Vielleicht ergibt sich dort elne Möglichkeit Zugang zur Bibliothek zu erhalten. Sagt Kollega, ist hier noch jemand anwesend, der uns durch die unteren Gänge zum Tempel begleiten kann?”
Die Tulamidin lächelte milde und winkte mit der Rechten ab: “Keine Sorge, auch wenn Menschen in denen tulamidisches Blut fließt als äußerst emotional und hitzköpfig gelten, ich weiß um meine Fähigkeiten und um meine Grenzen.” Sie zwinkerte Tharinda süffisant lächelnd zu. “Ich brachte meine eigene Skepsis, ob sich ein Dämon von derlei auch nur ablenken lassen würde, ja bereits zum Ausdruck.” Während die Kollega ihre Überlegungen zu den di Onerdi in Worte fasste, trank die Schwarzhaarige noch einen Schluck Wein. Avendane nickte anerkennend: “Ein sehr guter Gedanke! Jaja, natürlich, wir sind in der Gerberstadt. Hier gibt es reichlich Menschen, die sich in der Unterwelt dieser Stadt auskennen.” Sie erhob sich. “Wollen wir gleich aufbrechen, geschätzte Kollega?”
Tharinda trank den letzten Schluck Saft und stand danach auf. “Natürlich. Wir haben keine Zeit zu verlieren.”

Wenig später befand man sich im Haus der Kanal- und Stadtreinigung. Die Maga sprach kurz mit einem alten Mann, der Tharinda kurz nachdenklich musterte, dann mit den Schultern zuckte und meinte: “Wird schon im Sinne eurer Tante sein Signora saba Festina.” Damit winkte er zwei Frauen heran. “Canyzeth, Usvinya! Geleitet die beiden Signoras sicher und schnell in den Tempel des Unbändigen! Ihr bleibt bei Signora saba Festina, bis sie sicher in der Gerberstadt zurück ist!” Dann blickte er zuerst Avedane und dann Tharinda an, ehe er sagte: “Möge der Unbändige euch behüten,
Die vier Frauen verließen den Raum, folgten einem Flur, an dessen Ende sie eine Wendeltreppe hinabstiegen. Die beiden Kanalarbeiterinnen waren mit Dolch, Beil, Säbel, Speer und Fackel bewaffnet und trugen Kleidung aus schwerem, festem Stoff, der schwarz gefärbt war, sowie Stiefel mit dicken Sohlen. Damit war es mit der Ähnlichkeit der beiden Frauen auch schon vorbei. Usvinya mochte 18, höchstens 20 Götterläufe alt sein, hatte jedoch bereits graues Haar, welches sie in zwölf dicke Zöpfe geflochten hatte und in Mitten jedes Zopfes war ein beinernes Täfelchen eingeflochten. Ein jedes Täfelchen trug ein Symbol eines der zwölf Götter. Usvinya war das, was man wohl als Vollweib bezeichnete und gut 1,8 Schritt groß. Canyzeth hingegen war von eher zierlicher Gestalt, kaum 1,6 Schritt groß und hatte kurzes rotes Haar. Auf ihrer linken Gesichtshälfte prangte eine dicke, fleischige Narbe, die dicht neben dem Auge begann und in einem Bogen bis fast zum Kehlkopf reichte. Sie mochte mindestens 45 Male den Neubeginn eines Götterlaufes erlebt haben, dennoch bewegte sie sich leicht und grazil wie eine Tänzerin, wohingegen ihre deutlich jüngere Kameradin eher den Gang eines Bauern hatte. Es wurde auf dem Weg bis zu ihrem Ziel nicht viel gesprochen. Unweit des Tempels verließ das ungleiche Quartett die Kanalisation und vor dem Betreten des Tempels legten die beiden Kanalarbeiterinnen ihre Waffen ab und übergaben sie einem Tempeldiener.
Während die beiden Magas ein bestimmtes Ziel zu haben schienen, setzten sich ihre beiden Begleiterinnen auf eine der Bänke und schienen allem Anschein nach zu beten. In der Tempelhalle war reges Treiben. Nicht nur Gläubige, sondern auch viele Bewohner der Stadt waren hier, um Schutz vor dem Treiben innerhalb Efferdas zu suchen. Über der Statue des Efferd schien ein dunkler Schatten zu liegen, sei es aufgrund der Namenlosen Tage oder der Abwesenheit des Bewahrers von Wind und Wogen. Ein Schauer durchfuhr Tharinda.
Ein Novize kam auf die beiden Frauen zu und sie baten um ein Gespräch mit Alara di Onerdi. Nach kurzer Zeit erschienen die Geweihte in ihrem Ornat. Die Endzwanzigerin trug ihre braunen Haare offen und schaute die Magas misstrauisch an. Nachdem beide mit einigem guten Zureden von der Notwendigkeit ihrer Nachforschungen überzeugen konnten, erfuhren sie, dass die Mitglieder des Hauses di Onerdi traditonell die Namenlosen Tage auf Palazzo Ayala in Ankram verbringen.
Avedane musterte die Geweihte die ganze Zeit über aufmerksam. Sie schien ihr sehr offen und aufrichtig an einer Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung in der Stadt interessiert. „Nun einerlei, ob Ankram oder Angbar. Sie können uns dann den Zutritt zu der Bibliothek nicht ermöglichen.“ Sie blickte die Geweihte eindringlich an. „Euer Gnaden könnt ihr uns in die arkanen Bibliothek eurer Familie einlassen? Die Zeit ist knapp und wer weiß wie viele Leben dieser Dämon noch nimmt, wenn wir keinen Weg finden, ihm Einhalt zu gebieten. Was ich bislang vernommen habe, sind wohl nur Anhänger unseres Gegners Opfer dieser Wesenheit geworden, aber wir sollten uns besser nicht darauf verlassen, dass das so bleibt. Bitte euer Gnaden Alara, helft uns!”
Es brauchte nicht viel Überredungskünste, um die Geweihte zu überzeugen. Einlass in den Palazzo konnte sie nicht gewähren, da ihr Leben sich hier im Tempel abspielte, aber ein entsprechendes Schreiben an die Familie vor Ort konnte sie anfertigen, um die Dringlichkeit mit göttlichem Eifer zu unterstützen. Was auch immer in diesem Schreiben stand, öffnete es bei den di Onerdi Tür und Tor.

Außer einer Handvoll Bediensteter war nur noch Thalio di Onerdi als Repräsentant während der Abwesenheit der Oberen anwesend. Er führte die beiden Magas in die Bibliothek des Palazzo und wünschte Ihnen viel Glück bei der Suche. <br[ Avedane bedankte sich bei Thalio und sah dann zu Tharinda: “Ist schon ein bisschen her. Damals war ich mit Niothon hier.” Sie blickte sich suchend um, dann lächelte sie zufrieden. Die Tulamidin deutete auf einen Abschnitt der, zugegebenermaßen sehr umfangreichen Sammlung an Folianten und sonstigen Schriftstücken: “Nicht viel, aber immerhin, diese beiden Regale können wir auslassen, da sind ausschließlich Werke aus meinem Fachgebiet und da sind wir uns ja beide einig, dass uns das in dieser Sache kein Stück weiterbringen wird.” Sie lächelte und wies nach links: “Wollt ihr von dieser Seite beginnen, Kollega, dann fange ich auf der anderen Seite an. Vorteil, alle möglichen Themenbereiche sind sortiert, allerdings wohl nach den Interessen des Sortierenden. Findet ihr ein Schriftstück zum Thema Dämonen, dann finden sich alle Werke zu diesem Thema dort. Es reicht also fürs Erste nur die Einbände zu überfliegen, bis wir auf einen entsprechenden Titel stoßen, dann können wir dort gezielt gemeinsam weitersuchen.”
Tharinda begann sich einen Überblick über die Einbände zu verschaffen. Bis ihr Blick auf einen besonders großen Folianten. “Kollega, ich glaube hier haben wir etwas. Das Große Buch der Abschwörungen. Das Standardwerk der Magica Contraia. Lasst uns sehen, ob wir hier etwas finden. Macht doch bitte etwas Platz auf dem Tisch dort drüben. Oder räumt lhn besser kompleltt ab.
Avedane nickte und tat wie ihr geheißen. Wenig später standen die beiden Magas über den dicken Folianten gebeugt und studierten das Werk in der Hoffnung, etwas Hilfreiches zu finden. Tharinda bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Avedane mit ihrer linken Hand ungewöhnliche Bewegungen in Höhe ihres Ausschnittes machte. Als sie flüchtig hinsah gewahr sie eine graugelb gebänderte Schlange, welche knapp einen Spann aus dem Ausschnitt aus Avedane’s Kleid ragte und von der Tulamidin sanft gestreichelt wurde, während diese konzentriert in dem Folianten las. Die Nesselviper schien recht entspannt, zumindest hatte sie die Augen geschlossen und züngelte nur gelegentlich. Die Tulamidin bemerkte die Blicke der jüngeren Kollega nicht. Diese warf einen kurzen Blick auf die Handrücken Avedanes und erkannte auf einem ein Siegel. Dies beruhigte sie etwas und sie konzentrierte sich wieder auf den Folianten. “Schaut hier Kollega, in diesen Kapiteln über Bannkreis. Geister, Ungeziefer und Daimoniden. Jetzt beginnt der interessante Teil.”