Briefspiel:Im Auge des Chaos/Im Rahjatempel: Unterschied zwischen den Versionen

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“Legt Eure Waffen nieder und es wird Euch kein Leid geschehen. Darauf habt ihr mein Wort. “ Der Sprecher der [[Corazza]] des Chintûrer Banners war angespannt. Schließlich standen ihm zwei ehemalige Kameraden, sowie der Sohn des abtrünnigen Kommandanten [[Erdano ya Pirras|ya Pirras]] gegenüber. Trotzdem hielten sie ihre Waffen in den Händen, denn die Befehle des neuen Kommandanten [[Rondrigo d'Oro]] waren eindeutig. <br>

Aktuelle Version vom 5. Juli 2025, 20:44 Uhr

Auge-grau.png

Stadt Efferdas.png Briefspiel in Efferdas Stadt Efferdas.png
Datiert auf: Rahja 1044 BF Schauplatz: Efferdas Entstehungszeitraum: ab Sommer 2023
Protagonisten: siehe Übersicht und Zeitleiste Autoren/Beteiligte: Haus di Camaro.png Di Camaro, Haus Efferdas.png Elanor, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie Ventargento.png Silberwind, Familie A Temelon.png Temelon, Haus ya Pirras.png Ya Pirras, Familie Trenti.png Trenti, Haus Legari.png Legari, Familie Lysandros.png Lysandros, Haus di Malavista.png Malavista, Familie Solivino.png Solivino, Familie Gerber.png Gerberstädter
Zyklus: Übersicht · Ein Zug über Letrans Felder · Widerstand ist zwecklos · Isyahadin · Im Rahjatempel · Kein Feuer der Leidenschaft · Aphestadil · Treffen wider die Usurpatoren · Rahastes · Madaraestra · Shihayazad · Senatswahl 1045 BF

Im Rahjatempel

“Legt Eure Waffen nieder und es wird Euch kein Leid geschehen. Darauf habt ihr mein Wort. “ Der Sprecher der Corazza des Chintûrer Banners war angespannt. Schließlich standen ihm zwei ehemalige Kameraden, sowie der Sohn des abtrünnigen Kommandanten ya Pirras gegenüber. Trotzdem hielten sie ihre Waffen in den Händen, denn die Befehle des neuen Kommandanten Rondrigo d'Oro waren eindeutig.
Auf der anderen Seite standen der junge Adelmo und sein Koperal vor Niccolo ya Pirras mit gezückten Waffen und brennenden Barrikaden im Rücken.
Nachdem Adelmo das Gespräch am Hesindetempel belauscht und Bericht erstattet hatte, entschied der junge ya Pirras diesen Baumeister vor den Verbündeten der beiden Gestalten in die Hände zu bekommen. Aber man kam nicht weit. Vor dem alten Markt wollte man einen Bogen zum Hafen schlagen, um nach einem Umweg durch Quarto Novo nach Sanct Parvenus zu gelangen. Trotz aller Vorsicht lief man dieser Patrouillie in die Arme. Nach einer kurzen Hetzjagd durch den Hafen fand man sich in dieser ausweglosen Situation in einer Niccolo bekannten Gartenanlage wieder. Nur der Verbundenheit der Soldaten untereinander war es zu verdanken, das diese Situation noch nicht eskalierte.
“Seid doch keine Narren. Legt Eure Waffen nieder und ich werde höchstpersönlich für Euer Wohlergehen sorgen, Koperal. Adelmo, denk an Deine Familie. Signor ya Pirras, ich bitte Euch.” Die Angesprochenen schüttelten nur den Kopf. “Dann lasst Ihr uns leider keine andere Wahl. Soldaten, die Verräter festnehmen.” Nach einem lauten “Zu Befehl.” schritten die Soldaten aufeinander zu.


Daria Legari rauschte über den regennassen Platz der Republik. Der Wind fing sich in ihren Röcken, ihre kleine Gruppe Begleiter eilte hinter ihr her und die wenigen Passanten wichen ihr mit der gleichen Selbstverständlichkeit aus, wie Fischerboote einer Galeere unter vollen Segeln. Sie war recht erbost.
Auf ihrem Weg hierher war sie an den rauchenden Überresten von Barrikaden, von Ruß geschwärzten Wänden und betrunkenen Söldnern vorbeigekommen, die das Stadtbild verunzierten. Die Revolutionäre wurden ihr immer unsympathischer. Ihr Vorgehen hatte keine Finesse, keinen Stil. Wenn man nicht an Zufälle glaubte und damit alle Vorkommnisse der letzten Monate, die der Republik geschadet hatten, als Vorbereitung wertete, war es zumindest sauber eingefädelt, aber das hier? Daria verabscheute rohe Gewalt, sie war so … grob, wie ein nagelbewehrter Totschläger in einem Glaswarengeschäft und nur in den seltensten Fällen wirklich Zielführend. Wie zum Beispiel jetzt: die Zyklopäer oder Altadligen oder wer auch immer, wollte die Macht in der Stadt an sich reißen und hatte dafür keine Kosten und Mühen gescheut, aber statt die Bevölkerung durch großzügige Geschenke und Spektakel für sich zu gewinnen und damit den verbliebenen Republikanern die Unterstützung für ihren Widerstand zu nehmen, taten sie alles um von einem wütenden Mob gelyncht zu werden. Aber das war deren Problem. Vermutlich war der Chefintrigant, der die ganze Sache eingefädelt hatte, gerade krank, im Urlaub oder hatte einen Nervenzusammenbruch über die Unfähigkeit seiner Mitarbeiter erlitten - er tat ihr fast Leid.
Sie persönlich hatte weder Lust gelyncht, noch bis dahin von Söldnern als Verräterin erschlagen zu werden. Also würde sie zu den Thirindar gehen, ihre Hilfe anbieten und schauen, was es so an nützlichen Informationen abzugreifen gab. Aber vorher wollte sie noch einen Abstecher in den Rahjatempel machen. In den Namenlosen Tagen sollte man sich aller Hilfe versichern, die man kriegen konnte und es würde sie beruhigen Rahjalin zu sehen. Irgendwie hatte sie das Gefühl das etwas bei ihm nicht stimmte. Aber er war bestimmt intelligent genug, um sich im einigermaßen sicheren Tempel zu verkriechen, oder? Und Rahjabella war nicht bei ihr im Haus aufgetaucht, war also wahrscheinlich auch dort und es wäre unhöflich ihr nicht wenigstens mal guten Tag zu sagen.
Der Tempel präsentierte sich wie gewöhnlich mit schimmernder Fassade und unbeschädigten Torflügeln. Etwas in Daria entspannte sich etwas, die Söldner waren zumindest zivilisiert genug, um sich nicht an den Wandbeschlägen und anderen Schätzten im Tempel zu vergreifen. Als sie die Torflügel erreichte hörte sie unruhiges Stimmengewirr aus dem Inneren.


Junivera van Kacheleen spürte die Furcht der Menschen in Efferdas und die sich von Tag zu Tag steigernde Gewalt bereiteten Ihr große Sorgen. Im Tempel Ihrer geliebten Göttin RAHja fühlte sie sich sicher und geborgen. Ihr Glauben an die Liebe und das barmherzige miteinander sowie die Lust und Leidenschaft war ungebrochen.
Gleichwohl wurde dieser Glauben beinahe täglich auf neue Proben gestellt. Eigentlich war es ihr ein Greul sich auf täglich immerwährende, neue und besorgniserregende Nachrichten einstellen zu müssen. Jäh riss sie auch diesmal ein aufgeregtes Stimmengewirr aus dem Liebespiel, welches Sie erst mit viel Konzentration und tiefen Entspannungsübungen beginnen konnte.
“Pssst….” hauchte Junivera und ihre Gedanken wurden langsam klarer. Überall duftete es so angenehm. Das weiche Samt der Kissen schmeichelten der Haut. Die vielen Kerzen stimulierten Ihre Sinne. Dieses Glück, es durchzuckte sie noch kurz und während ein hilfloser Gedanke auch dieses pulsierende Gefühl unterdrückte, stand sie rasch auf. Nackt wie die Göttin es gerne sah, hüllte sie sich in ihr seidenes Gewand, drückte dem jungen Mädchen auf der Liegestelle in den Kissen einen Kuss Ihrer sinnlichen Lippen auf die Selbigen und entschwand barfuß in Richtung des Stimmengewirrs. Junivera richtete, während sie schnell schritt, ihre Kleidung und versuchte ihr Haar in Form zu bringen. Das gelang ihr nicht wirklich. So stand Sie mit halb gebundenen Zopf vor den Anwesenden und schaute ins Rund.
In dem Raum vor dem Wasserbecken hatten sich viele Menschen versammelt. Junivera bemerkte, dass Sie die einzige anwesende Geweithe war und auch die Stimmung der Menschen setzte sich aus Angst und großer Sorge um Ihre Leben zusammen. Sie reden durcheinander. Eine junge Frau verbarg ihr wohl vierjähriges Kind mehr schlecht als Recht unter ihrem Rock und versuchte wohl somit Geborgenheit zu geben. Das Mädchen weinte und ließ sich kaum beruhigen. Einer der Männer, wohl ein grobschlächtiger Fuhrwerker, blute aus Mund und Nase und wischte sich selbiges aus dem Gesicht. Seine Nase schien gebrochen. Zwei Jünglinge drückte sich sehr nah aneinander und zitterten vor Angst. “Sie machen Jagdt auf uns…” hörte Junivera eine ältere Frau keuchen….des Fuhrwerkers tiefe Stimme branndete “...bei den Göttern, wir sind verloren….”
Es dauerte eine kurze Zeit bis Junivera die Eindrücke aufgesaugt und verarbeitet hatte, dann sprach Sie mit fester wie lieblicher Stimme “Im Hause der Göttin Rahja seid Ihr sicher.” Die Blicke richteten sich nun auf Sie, während sie in die Mitte der Gruppe schritt. Eine junge Geweihte der Rahja. Denen, die des Öfteren den Tempel der Rahja besucht haben sollten, war Junivera seit langer Zeit bekannt. Innerlich war Sie mitgenommen. Äußerlich strahlte sie Zuversicht aus. Das kleine Mädchen schaute unter dem Rock seiner Mutter hervor. Junivera streichelte ihr über die Wangen und den Wuschelkopf. “Hab keine Furcht mehr, Liebes.” Es waren fast 15 Personen anwesend, die hier Schutz gesucht hatten. Junivera schritt zur Tempeltüre.
“Ich werde die Türen nun schließen. Beruhigt Eure Gemüter und erzählt mir dann in Ruhe was passiert ist.” Sie schaute sich um und sah eine noch junge Novizin. “Geh und hole die Anderen.” Die Novizin nickte ängstlich und machte sich auf was ihr befohlen wurde. Hinter Daria Legari schlossen sich die Türen.
“Der Sinnlichen zum Gruße” sprach sie mit fester Stimme. “Was ist hier los?” ihr besorgter Blick wandelte erneut über Alle die sich an der Türe des Rahjatempels versammelt hatten. Die Situation war sehr schnelllebig. Kaum sprach Sie die Worte aus, hörte Sie Lärm vom Tor und erblickte Niccolo ya Pirras.


Es war ein kurzes, aber heftiges Gefecht. Keiner wollte dem anderen nachgeben und das Blatt schien sich zu Gunsten der Aufständischen zu wenden. Der Korporal auf Seiten Niccolo ya Pirras hatte eine schwere Wunde am Arm einstecken müssen und auch der junge Adelmo wurde arg bedrängt.
Am Rande der Niederlage hörte Niccolo auf einmal einen Kampfschrei. Einer der gegnerischen Soldaten griff sich an die Schulter. Blut war zwischen seinen Fingern zu sehen und er ging auf die Knie. Der Soldat neben ihm wurde, die Überraschung ausnutzend, von einer schmalen Gestalt zur Seite gerammt und zu Boden geworfen. Mit gezogenen Waffe blieb sie neben Niccolo stehen und mit einem Seitenblick erkannte er Isida Legari, die Knappin seines Vaters.
“Schnell, wir müssen hier weg.”, rief sie und wartete die Antwort gar nicht erst ab. Sie packte Niccolo am Hemdärmel, riss ihn herum und rannte mit ihm auf den Eingang des Tempels zu. “Dort werden sie es nicht wagen uns weiter zu bedrängen. Eilt Euch, junger Herr." Mit letzter Kraft erreichten sie den kleinen Vorplatz und sahen schon, wie die Tore des Gebäudes langsam geschlossen wurden. Sie sprangen durch den Türspalt und warfen sich dabei einer jungen Geweihten vor die Füße.
Beide ließen sofort ihre Waffen los und drehten sich schwerfällig auf den Rücken. Niccolo blickte in die blauen Augen einer blondhaarigen Geweihten. “Holde Junivera. Ich habe mir meinen nächsten Besuch dieser heiligen Stätte anders vorgestellt. Aber ich bin froh Euch wohlbehalten vorzufinden, Euer Gnaden.” Auch Isida blickte in ein ihr bekanntes Gesicht. *Großtante Daria, was macht Ihr denn hier?”

“Lieber Niccolo, es freut mich sehr, dass Ihr den Weg in das Haus der Liebe und Zuversicht gefunden habt.” Sie sah, dass er großer Anstrengungen ausgesetzt gewesen war. “Nur was ist Euch widerfahren ? Ich spüre die bedrohliche Hitze eines Kampfes.”. “ich war im Auftrag meines Vaters unterwegs, als wir einer Patrouillie von Verrätern in die Arme liefen. Ehemalige aus der Einheit der Republikanergarde, welche mich erkannt haben und dachten, sie könnten meinen Vater mit meiner Gefangennahme unter Druck setzen.” Er richtete sich schwerfällig auf. “Aber durch das beherzte Eingreifen der werten Isida Legari, seiner Knappin, konnten wir dem Ärgsten entgehen. Ich hoffe nur, dass dies auch meinen Begleitern gelang.” Er schaute auf die Menschen im Vorraum des Tempels. “Aber so wie es scheint, sind wir nicht die Einzigen die in Rahjas Armen Zuflucht gefunden haben.”
Junivera war bestützt, ließ Niccolo aber bis zum Ende aussprechen. “Bei Rahjas liebenden Seelen und unergründlichen Leidenschaft. Ihr habt soviel bisher durchgemacht.” Ihre Stimme klang schmerzvoll, um in der nächsten Sekunde klar zu befehlen. “Verschließt die Tore hinter mir.”
Tief in ihr war die Furcht, dass Gräuliches vor dem Tempel passieren konnte und passierte. In Sorge sprach Sie eine Lithurgie der Friedvollen Aura. Die Anwesenden hörten zuerst ein liebliches Summen, dann zutiefst emotionale Anfangswörter, die in einer flehentlichen Bitten endeten. “Sei ohne Furcht im Angesicht deiner Feinde, sei tapfer und aufrecht, auf das die Herrin der Abendröte dich lieben möge, sprich stets die Wahrheit, auch wenn dies den eigenen Tod bedeutet, beschütze die Wehrlosen, tue kein Unrecht” Mit dem letzten Wort stand Sie am Tor und öffnetes es. Entschlossen, denen zu helfen, die Hilfe benötigten.
Niccolo trat hinter sie und fasste ihr an die Schulter. “Seid ihr des Wahnsinns, Euer Gnaden? Es sind die dunklen Tage und die Zwölfe sind fern. Allerlei Übel ist auf den Straßen. Helft lieber den armen Seelen hier.”
Junivera bebte innerlich. Sie war in Sorge vor weiteren Unschuldigen, die dem Tode und Terror ausgesetzt waren. “Seid ihr sicher, dass sich keiner mehr vor unserem Hause der Liebe befindet und den Schutz der Göttin benötigt ?”
“Das kann ich Euch nicht beantworten Euer Gnaden.”, erwiderte Niccolo. Diese Antwort hatte Junivera befürchtet. Ein kurzer Blick zeigte Ihr, dass zwei Novizen zwischenzeitlich in den Tempelvorraum gekommen waren. Es durfte nicht lange dauern und weitere Geweithe würden sich einfinden. “Es läßt mir keine Ruhe, bei Rahja. Mögen die Liebe im Tempel und auf dem Gelände obsiegen. Ganz gleich welche finsteren Mächte nach unseren Herzen greifen, mögen wir entschlossen diesen Kräften entgegentreten und Liebe ins verhärmte Herzen zurückbringen.” Bei diesen Worten öffnete sie einen Torflügel, aber nur so weit, dass sie durchschlüpfen konnte.
“Ihr lieber Niccolo, verschließt es und öffnet es erst wieder, wenn ihr meine Stimme hört.” Dann schloß sich die Türe wieder. SIe trat ins Dunkle vor den Tempel und schaute sich um. Ihre Ohren versuchten das kleinste Geräusche wahrzunehmen. Junivera war froh, dass die Schutzsuchenden nun sicher waren und spürte plötzlich die Kälte die vor den Toren des Tempel herrschte. “Es ist ungewöhnlich kalt.” murmelte sie.


In der Zwischenzeit hatte Daria Legari ihrer Großnichte über das Verschwinden ihres Onkels berichtet. Isida schaute sich um und erblickte Niccolo, der gerade das Tempeltor verschloss. Sie rannte auf ihn zu. ”Junger Herr, junger Herr……mein Onkel…….er wurde…… er wurde von Aufständischen gefangen genommen….im Palazzo Thirindar……helfen….. wir müssen ihm helfen.” Isidas Stimme wurde immer hektischer. Niccolo fasste ihr auf die Schultern. “Beruhige dich. Atme durch. Ich weiss zwar im Moment nicht mit wem oder wie, aber wir werden ihm helfen. Jetzt sind wir erst einmal hier und unterstützen hier so gut wir können und dann werden wir alles weitere bereden. Vertraue mir. Ich habe da auch schon einen Gedanken, aber wir sollten jetzt erst einmal die Rückkehr von Ihro Gnaden Junivera abwarten.“
„Aber was ist wenn sie auch gefangen genommen wird? Sie hatten schon vor meinem Onkel und Rahjabella keinen Respekt, was wenn sie das wieder machen? Es müssen doch wenigstens ein paar von uns mitkommen.“ Mit diesen Worten riss sie sich los und eilte der Geweihten nach. Ihre Panik hatte sich zu einem kleinen harten Wutklumpen zusammengeballt. Bei Rondra und Rahja, sie würde sie auf keinen Fall da allein da raus gehen lassen!
Mit weit aufgerissenen Augen starrte Niccolo der herausstürmenden Isida hinterher. Er musste seinem Vater recht geben, was die Charakterzüge seiner Knappin angeht. Er griff nach seinem Degen, welcher immer noch auf dem Boden lag und wies einen Novizen an, das Tor erst wieder zu öffnen, wenn er die Stimme der Geweihten Junivera vernahm. Und nur ihre. Danach rannte auch er wieder nach draußen.


Daria war kurz davor ihren Kopf gegen die nächste Wand zu schlagen, aber stattdessen ließ ihren Fächer in einer Geste herumwirbeln, der in weniger guter Gesellschaft als Fluch gewertet worden wäre und versuchte ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. In einem Korsett, wie sie es trug konnte sowas unangenehme Folgen hatte und jetzt war wirklich nicht der Zeitpunkt um effektvoll in Ohnmacht zu fallen. Meine Familie scheint an einem akuten Anfall von Verblödung zu leiden. Ihre Großnichte rannte in eine eventuell von Feinden besetztes Gebiet und ihr Neffe ließ sich von den Thirindar einsperren. Was sollte eigentlich widerrechtlich eingedrungen heißen? Rahjalin war Priester und kein Fassadenkletterer. War er, als die Wachen mal kurz nicht aufgepasst hatten, durch die Hintertür spaziert? Sie spürte, wie sich ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammenpressten. Die Stadt stand kurz vor dem Überkochen und sollte das passieren, konnte ein im Haus eines Feindes festgehaltener, unbewaffneter Mann leicht unter die Räder geraten, vor allem in den Namenlosen Tagen und auch gegenüber Rahjabella, die zweifelsohne die andere Priesterin war, hatte sie als Gastgeberin Verpflichtungen. Diese neuen Umstände hatte ihre Optionen gerade drastisch eingeschränkt, und zwar auf die beiden Rahjanis irgendwie daraus hohlen oder verhindern, dass die Thirindar in Schwierigkeiten gerieten. Und letzteres lag nicht wirklich in ihrer Macht. Also blieb nur Nummer eins. Schnell versank sie in einem tiefen Knicks Richtung des Altars und sannte ein Stoßgebet an die Heitere, damit die besser mehr als einen Alverianier abstellte, um auf die beiden achtzugeben und vielleicht Nandus um den kleinen Finger wickelte damit er bei den Bemühungen, für die Sicherheit der beiden, half.
Sowie so gut Bestandsaufnahme: sowohl Juvenia, Isidar und ihr Begleiter waren weg, außerdem war kein Priester in Sicht. Naja. Sie wandte sich mit einem honigsüßen Lächeln an die Menschen: „Meine Damen und Herren, ich bin mir sicher das gleich weitere Priester kommen werden um sich um alles weitere zu kümmern, wie wäre es, wenn sie sich bis dahin einmal kurz waschen?“ Kleine Schritte auf dem Weg, wenn es hier weniger nach Menschen stank, würde wahrscheinlich sowohl die Liebreizende, als auch ihre weltlichen Diener etwas zugänglicher sein.


Isida schlüpfte durch das Portal und schaute sich hektisch um und entdeckte noch einen Zipfel des roten Morgenmantels, der gerade hinter einer Hecke in Richtung Tempelgarten verschwand. Isida eilte ihr nach und tastete nach dem Pailos den sie über den Rücken geschnallt trug. Ihre Fähigkeiten reichten zwar noch lange nicht an die ihres Lehrmeisters heran, aber mit einem Söldner sollte sie fertig werden. Hoffte sie jedenfalls.
Da hörte sie Schritte hinter sich. Ein Blick über ihre Schulter zeigte ihr das es kein Söldner, sondern Niccolò war. Was machte der denn hier? Sie hätte nicht gedacht, dass er Mut haben würde, den einigermaßen sicheren Tempel zu verlassen. Anscheinend war an dem Maler mehr dran, als sie gedacht hätte. Sie verlangsamte ihre Schritte, so das er sie einholen konnte.


Das Madamal war hin und wieder zu sehen. Vereinzelt verdeckten Wolken allerdings den direkten Blick, doch der Wind trieb sie schnell weg, so dass für ausreichend Licht gesorgt war. Die Blätter raschelten im Wind und auf der Zunge blieb dieser typisch salzige Geschmack zurück. In einiger Entfernung hörte Junivera tiefe und kräftige Stimmen. Eine Aufregung lag über der Stadt und diese Aufregung war auch hier sehr spürbar. Halt, was war das ? Junivera ging die Treppe herunter und befand sich nun im Garten vor dem Tempel. Aus einigen Metern Entfernung kam dieses Geräusch. Es klang wie das Weinen eines Kindes. Sie schaut noch genauer, während ihr Herz schneller schlug. “Wer bist Du ?” sprach sie sanft und gütig in Richtung des Gebüsches. Stille. SIe ließ nicht locker “Hab keine Furcht, die Göttin der Liebe steht dir bei.”
Irgendwie hörte sie nun nichts mehr. Junivera ging noch einen weiteren Schritt auf das Gebüsch zu und dann sah sie einen kleinen Jungen zwischen den Ästen hervorlugen. Sein Gesicht war von Schmutz bedeckt und seine roten Augen hatten sich kräftig ausgeweint. Er zitterte, als er mit großen Augen Junivera anschaute. Dann gab es kein Halten mehr. Der Junge nahm all seinen Mut zusammen und rannte wie von der Maraskanspinne gestochen auf Junivera zu und klammerte sich laut weinend an ihr rechtes Bein “Buuhhääää. Hilfe…..Hilfe.” rief er flehendlich. “Junivera streichelte ihm über den Kopf und sagte nur “pschschsch … alles wird gut. Pschschsch …..” Aber der Junge ließ sich nicht beruhigen und weinte laut weiter.
Plötzlich hörte Sie diese tiefen Stimmen wieder, Soviel näher als vorhin. “Da ist der Dreckjunge” hörte sie einen älteren Mann laut rufen. “Bei der Dirne vor dem Tempel.” Laute Schritte folgten und Junivera staunte nicht schlecht, als sie relativ schnell von drei kräftigen Männern im Waffenrock und Zopf gebunden und funkelte die gezogener Waffe umringt war. “Gib ihn uns, Dirne.” sprach der ältere mit nicht mehr vollzähliger Zahnreihe. Er hatte graues langes Haar zum Rahjageweithe verächtlich an. “Schau, Ihre Knospen werden ganz hart, sie will uns wohl was damit sagen …” brüllte gierig ein jüngerer Mann mit rotem Haarschopf dazwischen. “Halts Maul, Jurgen” keifte ihn der Alte an. “Die ist mir!”. Stell Dich hinten an. Der Alte ging nun sehr an Junivera heran. Sein nach Wein stinkender Atem setzte ihr ganz schön zu und sie rang nach Luft. Atmete der Kerl ihr doch direkt ins Gesicht.
Ein, zwei tiefe Atemzüge nahm sie und rang ihren ganzen Mut zusammen. “Hier ist der Grund und Boden der liebenden Göttin Rahja. Dir “ und sie sprach den Alten direkt an und schaute im tief mit weit aufgerissenen Augen in seine Augen “sollte klar sein, was das bedeutet.” Sie setze eine kurze Pause “Frieden.” Sie versuchte einen halben Schritt zwischen ihr und dem Alten an Distanz zu gewinnen. Was ihr mühevoll mit dem Jungen am Bein auch gelang. “Der Junge steht unter meinem Schutz und ich fordere Euch auf, sofort die Waffen zu senken und Euch friedlich zu verhalten.” Die beiden Jüngeren waren verdutzt und wussten nicht mit dieser völlig neuen Situation umzugehen. “Die ist ja kratzbürstig.” sagte einer und der andere legte nach “hört sich an wie unser Hauptmann.” beide sahen sich stirnrunzelnd an und lachten unbeholfen und unsicher. Sie schauten den Alten an und warten auf das was er zu sagen hatte. “Ach, Ihr Beiden. Scheißt Euch doch in die Hose. Die Dirne ist mir und den Jungen schlitze ich auf. Er hat mir meine Geldkatze geklaut.” Juniveras Mut bröckelte und ihre Angst wuchs in ihr. Ein Dieb schoss es ihr durch den Kopf und ein Lichtschimmer machte sich in ihrem Herzen breit. Die Göttin schenkte ihr eine Idee, durchfuhr es Sie und Sie faßte neuen Mut udn suchte ihr Heil im Angriff. “Danke Sinnliche” sagte Sie laut und hob beide Arme vor sich in die Höhe. Die drei Kämpfer schauten Junivera misstrauisch an. “Dirne, was soll das ? Willst Du mit uns kämpfen, oder was ?” Der Alte klang höhnisch. “Nein, aber ich dulde keinen Diebstahl und noch viel weniger dulde ich diesen unsäglichen Umgang auf dem Grund und Boden der Tempelanlage.” Frischer Mut klang in Ihrer Stimme mit. “Du Junge, gibst dem Herrn seine Geldkatze und entschuldigst Dich.” Sie ließ keinen Platz für zwei Meinungen “und Ihr Drei nehmt die Geldkatze und entschuldigt Euch vor dem Jungen für den schlechten Wortlaut. Was soll das Kind denn denken ?” Die Männer waren baff, während der Junge die Geldkatze aus seiner Kleidung zog und Sie dem Alten schnell vor die Füsse warf. “Da, das ist Deine. entschuldigt bitte vielmals ….” er schaute Junivera an…Sie kniff ein Auge zu und schien noch nicht zufrieden zu sein, Der Junge wirkte unsicher mit seinen geröteten Augen “...es kommt nicht wieder vor und danke, dass ich am Leben bleiben darf.” dann verbarg er weinend sein Gesicht in die Hüfte von Junivera. Der Alte hob seine Geldkatze auf und zählte nach, Nach einer Weile sagte er . “Es fehlt nichts, da hat der Drecks…” er unterbrach sich “...der Bengel aber großes Glück…das er auf die Dirn…äh…Herrin des Hauses traf. Ich hätte ihm zu gerne die Haut abgezogen.” Dann schaute er Junivera an. “Mädchen, Du hast aber echt Traute.” nickte ihr zu und haute dem Rotschopf eine harte Hand in den Nacken, dass es nur klatschte “los, lass uns gehen. Nicht dass uns die Göttin Rahja noch einen Strich durch die Rechnung macht.” Dann trollten sich die Drei ins Dunkle und waren alsbald verschwunden.
Junivera fing nun selbst an zu zittern. “Das war knapp.” Der Junge beruhigte sich langsam. “Wie heißt Du eigentlich?” “ich bin Venert. Es tut mir leid……” dann stellte er fest “Du hast mir wohl das Leben gerettet.” “Gut Venert, mir fällt noch was für Dich ein. Nun lass uns den Mut hinter uns lassen und lass uns schnell wieder in den Tempel gehen,” Sie liefen los und kamen an der geschlossenen Türe an. Junivera klopfte und war froh, nach dem Sie hineingegangen waren und die Tore sich schlossen. Mensch Junivera, was war nur in dich gefahren. schollt sie sich in Gedanken.


Aus sicherer Entfernung sah Niccolo ya Pirras, wie Junivera van Kacheleen die heiligen Hallen in Begleitung eines Jungen betrat. Er atmete erleichtert auf und hoffte, das die Geweihte jetzt in dort verblieb. Isida wollte sich gerade auch wieder dorthin begeben, als er sie an der Schulter packte. “Nein, meine Liebe. Mein Vater gab mir einen Auftrag und den werde ich erfüllen. Mit dir als Begleitung.” “Und wohin geht es, junger Herr?”, fragte Isida Legari entschlossen. “Sanct Parvenus. Wir müssen zum Baumeister Pecuna. Und wir sind nicht die Einzigen, die auf dem Weg zu ihm sind.”

Isidar blinzelte überrascht „Der Baumeister? Der hat doch höchstens irgendwelche Pläne … Oh“ ihre Augen begannen zu glitzern. Geheim Gänge waren zwar nicht besonders Rondranisch, aber nunja das waren die Thirindar auch nicht „Dann last uns eilen, junger Herr, bevor jemand anderes zuerst bei ihm ist.“ Sie warf noch einen letzten Blick auf den Tempel und wandte sich dann zusammen mit Niccolò um. Das würde zumindest kein langweiliger Spaziergang werden. "Gibt es einen Plan oder einfach ab durch die Mitte?“


Alesia Degano blickte sich im Rahjatempel um. Nein, das war nicht das Idyll, dass sie normalerweise hier vorfand. Es war nicht einmal das Idyll, dass sie an den Namenlosen Tagen im Rahjatempel vorfand. Viele Bürger der Stadt waren einfach hier, um Schutz vor dem zu suchen, was auf den Straßen vor sich ging. Es hatte etwas von einer Station der Therbûniter. Und das Schlimme war dabei, er unterschied sich nicht einmal mehr von der Szenerie, die sich im Efferdtempel abspielte. Die gebürtige Sewamunderin grübelte. Ja, sie hatte ihr Gespräch mit ihrer Gnaden Junivera van Kacheleen über ihre Probleme mit ihrem Gemahl Aerelaos Lysandros geführt und ja, so manch wahres Wort wurde geteilt. Aber irgendwie fühlte sich das gerade im Anbetracht all dieses Leids auch etwas trivial an. Sie entschloss sich, den anwesenden Geweihten noch ein wenig zur Hand zu gehen. So bemerkte sie aus einiger Entfernung auch, wie ein arg ramponiert wirkender Niccolo ya Pirras ebenso das Gespräch mit Junivera suchte. Dann aber unterbrach ein drahtiger dunkelblonder Lehrer der Leidenschaft den Blick. „Werte Dame, darf ich euch kurz bei eurem Tun stören?“
„Natürlich, euer Gnaden. Was kann ich für euch tun?“ nickte Alesia dem Mann mit dem auffällig dichten Oberlippenbart zu. „Es wäre etwas arg profanes, ich hoffe, das beleidigt euch nicht. Wir überlegten, ob wir für die Versehrten hier eine kleine Messe leiten und im Obergeschoss sind einige Dinge, die zur Vorbereitung nach unten getragen werden müssten. Beziehungsweise wir haben einen Flaschenzug, aber der benötigt zwei Personen, um ihn zu bedienen.“ Der Anlass war in der Tat etwas profan. Aber im Gegensatz zu den meisten hier hatte Alesia tatsächlich keine Schrammen. Daher war sie wohl eine logische Wahl. Sie nickte und folgte dem Geweihten nach oben, welcher währenddessen sich bei einer anderen Geweihten bemerkbar gemacht hatte und diese wiederum bat, die gleich nach unten beförderten Gegenstände entgegenzunehmen.
An der oberen Empore angekommen, bereitete der Mann den Flaschenzug vor. Die Mathematikerin lehnte sich solange gegen die Brüstung und blickte auf den Haupttempelbereich hinab. „Hm. Mir ist das nie aufgefallen.“ murmelte sie laut vor sich hin, als sie ein kunstvolles Muster auf dem Fußboden bemerkte, wenngleich es teilweise mit Versehrten verdeckt war. „Was meint ihr?“ verstand der bastelnde Geweihte den Kontext natürlich nicht. „Der Fußboden. Ich hatte ihn bisher als einfachen, bunten Pflastersteinboden wahrgenommen. Aber von hier oben merkt man ein Muster.“ Der Geweihte stellte sich neben sie und lehnte sich ebenso an die Brüstung, den Blick nach unten gerichtet. „Ihr seid das erste Mal auf der Empore?“ Alesia nickte. „Was bedeutet dieses Muster?“ Er zuckte mit den Schultern. „Das weiß hier ehrlich gesagt keiner so genau. Es wirkt, als wäre es wie ein Strudel aus Schlangen, der an einem Punkt nahe des Altars zusammen läuft. Es wirkt sehr kunstvoll, so wie auch alle Bilder hier im Tempel der erblühenden Nacht. Aber während die Wandmosaike, welche die Ankunft der Rahja zeigen alle Anfang 900 nach Bosparans Fall erstellt wurden, geht der Fußboden wohl nicht auf Rina Gravelli zurück. Wir gehen davon aus, dass er noch älter ist.“
„Und was war hier, bevor der Rahjatempel gebaut wurde?“ wunderte sich Alesia. „Darüber gibt es auch wenig Informationen. Die am weitesten verbreitete Meinung ist, dass dies ein Teil der alten Straße zum Hafenviertel ist. Aber so genau weiß es wie gesagt keiner.“ Der Geweihte drückte sich von der Brüstung weg, wieder hin zum Flaschenzug. „Wir können dann loslegen.“ Alesia drückte sich ebenfalls weg, blickte noch einmal zurück auf den kunstvoll vor sich hin schlängelnden Fußboden. Nanu? Hatten sich die Schlangen gerade bewegt? Sie blinzelte noch einmal ein wenig. Nun erschien alles wie ein fester Boden, doch sie hätte wetten können… Nein, sie war sicher nur einer optischen Täuschung erlegen. Den Gedanken mit einem Kopfschütteln verscheuchend begab sie sich wieder zum Geweihten und half ihm, eine Kiste am Flaschenzug anzubringen. Kaum, dass mi vereinten Kräften alles fest zum Transport vorbereitet war, rief der Geweihte seine Kollegin nach unten „Kiste kommt!“ Von unten gab die kleine Frau mit den meeresblauen Augen entsprechend Vollzug bekannt „Ist angekommen, Ihr könnt die nächste Kiste anbringen, Euer Gnaden Rhymeo!“ „Ach, ihr seid ihre Gnaden Rhymeo?“ erinnerte sich Alesia an die Bitte des jungen Mädchens im Efferdtempel. „Rhymeo della Pena, korrekt. Eilt mein Ruf mir etwa voraus?“ lächelte er. „Es ist eher so, dass die Tochter des Efferdgeweihten mich auf euch angesprochen hat. Sie lässt fragen, ob ihr vielleicht noch einmal nach ihm sehen könnt.“ Die Freundlichkeit in Rhymeos Gesicht wich einem Sorgevollen. „Natürlich…“ gab er nur knapp von sich. „Wir könnten unseren Bewahrer von Wind und Wogen derzeit gut gebrauchen. Ein Wort von ihm und diese ganze Situation hier wäre beendet. Aber stattdessen…“ zeigte sich Alesia ob der Untätigkeit des Tempelvorstehers durchaus wütend.
„Wenn es nur so einfach wäre. Efferdobal liegt so viel an dieser Stadt und jedes Unglück nimmt er persönlich. Nun hatte die Stadt in letzter Zeit wohl einfach ein Unglück zu viel. Er ist der festen Überzeugung, dass all dies hier seine Schuld ist. Und dafür schämt er sich. In einem Maße, der von außen betrachtet nur schwer nachzuvollziehen ist.“ „Das ist doch Unsinn. Niemand erwartet von seiner Hochwürden, dass er unser aller Geschickte leiten muss.“ schüttelte Alesia den Kopf. „Und doch kann er mit diesem Gefühl nicht aus seiner Haut. Es ist einfach seine Natur, aus Liebe heraus zu handeln. Und es ist ja bekannt, dass sich Efferdgeweihte im Ausleben ihrer Emotionen niemals zurückhalten. Es gibt da keinen rationalen Filter. Manche haben nur ein Herz für sich, manche haben ein Herz für zwei Personen und manch wenige eben für Dreitausend. So ist das eben, wenn man liebt.“
Alesia blickte kurz stumm vor sich. Im Grunde war sie genau deswegen ja auch hier. Weil sie Hilfe brauchte für eine Herzensangelegenheit. „Hm…. Dennoch, bei allem Verständnis ist es auch nicht zielführend, sich in die Parvenusgrotte zurück zu ziehen und zu schmollen.“ „Er war ja schon so weit, dass er sich gefangen hatte. Es gibt aber eben auch Elemente in der Stadt, die seinen aktuellen Status bewusst heraufbeschworen haben. Dieser Rückfall ist kein Zufall, es ist ihm bewusst zugefügt worden. Da draußen sind Menschen unterwegs, die ihn mit seiner eigenen Liebe töten wollen. Von daher hilft es gar nichts, ihm für seine derzeitigen Handlungen vorwürfe zu machen. Was er wirklich braucht ist ein Erfolg, irgendein Signal, dass der Herr Efferd ihn noch als seinen Diener versteht.“ „Die sind derzeit rar gesät.“ bemerkte die Neu-Efferdierin. „Und doch gäbe es das. Es gibt eine Sache, die er noch mehr liebt als diese Stadt. Das sind seine Frau und seine beiden Töchter. Wenn man seine älteste Tochter Amaryll irgendwie dazu bekäme, wieder nach Hause zu kommen und ihm zu verzeihen, ich denke, dann hätten wir unseren Geweihten schnell wieder bei alter Stärke.“ „Das klingt eigentlich gar nicht so kompliziert. Wo ist Amaryll?“ wunderte sich Alesia über die Simplizität. „Tja. Irgendwo auf den äußeren Zyklopeninseln. Kann nicht weit weg von Garén sein. Man könnte sie rufen lassen, käme man nur aus der Stadt heraus und wieder rein…“ seufzte der Geweihte. „Oh….“ Auch Alesia blickte betroffen zu Boden. Die Stadt zu verlassen war derzeit in der Tat ein Problem.