Briefspiel:Im Auge des Chaos/Treffen wider die Usurpatoren: Unterschied zwischen den Versionen

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Rahjabella sah niedergeschlagen aus. „Wahrscheinlich war genau das das Ziel, dass niemand mehr weiß, wo die Senatoren festgehalten werden. Wie es aussieht, haben sie es erreicht. Das heißt zudem, dass sie mit einem Befreiungsversuch der Senatoren rechnen.
 
Rahjabella sah niedergeschlagen aus. „Wahrscheinlich war genau das das Ziel, dass niemand mehr weiß, wo die Senatoren festgehalten werden. Wie es aussieht, haben sie es erreicht. Das heißt zudem, dass sie mit einem Befreiungsversuch der Senatoren rechnen.
 
Andererseits konnten wir schon ihre eigene Strategie gegen sie verwenden. Ohne das verzweigte Höhlensystem unter Efferdas hätten wir niemals aus dem Rahja-Tempel fliehen können.“ <br>
 
Andererseits konnten wir schon ihre eigene Strategie gegen sie verwenden. Ohne das verzweigte Höhlensystem unter Efferdas hätten wir niemals aus dem Rahja-Tempel fliehen können.“ <br>
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Aufmerksam hatte Nita zugehört: “Ihr könntet wohl nicht mehr sagen, wo euch der Magus befreit hat? Ich bin mir sicher, dass ich oder zumindest meine Leute sehr schnell herausfinden könnten, wohin die Gänge von dort führen.” Sie überlegte kurz: “Im Prinzip reicht mir eigentlich schon wenn ihr euch erinnern könntet in welcher Richtung man euch vom Palazzo der Thirindar weggebracht hat.” Sie blickte von Rahjabella zu Erdano. “Es hat so manchen Vorteil, dass sich die Familie Gerber seit fast 150 Jahren um die Unterwelt der Stadt Efferdas kümmert. Im Übrigen kommt man unterirdisch ungesehen aus der Stadt.” <br>
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Sie wandte sich nun wieder Rahjabella zu. “Was meint ihr, geschätzte Rahjani, könnt ihr mir ein bisschen helfen, was die Richtung, Zahl eventueller Abzweigungen oder ob der Gang eben verlief oder abwärts oder aufwärts verlief?” Mit einem milden, warmen Lächeln blickte sie die schöne Frau, der man ansah, dass sie nicht die besten Tage ihres noch jungen Lebens hinter sich hatte, an. <br>
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Rahjabella dachte angestrengt nach. Sie schloss die Augen, um sich den Ort besser bildlich vorstellen zu können. "Ähm... ich erinnere mich, dass wir nach einem ganzen Stück bergab in eine große, kuppelartige Höhle kamen, in der sehr flach das Wasser stand. Auf den ersten Blick sah es wegen der Spiegelung aus wie ein unterirdischer See. Ich weiß noch, dass es in dem Teil der Höhle sehr kalt war. Auf dem Weg dahin gab es immer mal wieder Stalaktiten und durch Geröll verschüttete Gänge. Dort hat uns der gelehrte Herr gerettet. Erkennt Ihr diese Höhle anhand der Beschreibung, Signora?” Die Rahjani glaubte zunächst, sich verhört zu haben, so beiläufig, wie Nita es erwähnte. “Sagtet Ihr gerade, es sei möglich, die Stadt unterirdisch zu verlassen?” <br>
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“Das kann momentan keiner so genau sagen, dank dem Erdbeben. Es sind viele Gänge eingestürzt.” wog Vigo di Camaro den Kopf hin und her. ” Grundsätzlich gibt es auf jeden Fall ein oder zwei Ausgänge. Diese ganzen Höhlen sind ja durch den Lauf des Bisciardinos durch das Karstgestein hier entstanden. der Wasserfall ist der Auslauf des Flusses beziehungsweise der beiden Süßwasserstauseen vor dem grünen Tor, die von der kleinen Schlange genährt werden. Da der Wasserfall nicht urplötzlich aufhörte, sich ins Meer zu ergießen, muss es immer noch den direkten Weg geben. Ob das hingegen als Fluchttunnel nutzt… schwer zu sagen. Ich vermute mal, die meisten von uns hier kennen nicht mal einen Ausgang. Und draußen sind immer noch diese urbasischen Söldner. Und wir müssen davon ausgehen, dass wenn sie die Senatoren durch die Höhlen geführt haben, sie diese Ausgänge zumindest ein wenig kennen würden und entsprechend dann dort Wachen positioniert haben werden. Entsprechend würden uns an diesen Ausgängen ganz sicher Soldaten erwarten. Aber immerhin, wenn sie die Senatoren durch Höhlen führen, heißt das, dass sie ein Interesse daran haben, sie nicht gleich an Ort und Stelle umzubringen. Sie werden sie also an einen Ort bringen, den sie völlig unter Kontrolle haben und an dem sie die Senatoren auch langfristig gefangen halten können. Da gibt es nicht so viele Orte in der Stadt, die momentan diese Voraussetzungen erfüllen.” <br>
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„Ihr nehmt schon vorweg, worauf ich hinauswollte, Signor. Ich glaube nämlich nicht, dass die urbasischen Söldner vor der Stadt alle damit einverstanden sind, welche Frevel hier geschehen. Ihren Anführer, [[Tarquinio della Pena]], kenne ich noch… von früher.“
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Uups, beinahe hätte Rahjabella ‚von Travianos Herrschaftszeit‘ gesagt.
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„Erst kürzlich bin ich ihm begegnet und er sprach davon, dass er ein besserer, götterfürchtiger Mensch werden will und oft zum Orakel von Balträa pilgert. Vielleicht bringt es etwas, wenn sein Verwandter [[Rhymeo della Pena|Rhymeo]] und ich mit ihm sprechen, ihm davon berichten, was innerhalb der Mauern geschieht. Einen Versuch ist es wert. Ich bin mir sicher, dass diese Informationen noch nicht nach außen gedrungen sind und dass die Schwere des Frevels den Blickwinkel auf die ganze Situation drastisch verändern kann.
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Wenn es also einen Weg aus Efferdas gibt, würde ich ihn für dieses Vorhaben verwenden.” <br>
  
 
===Der Weg des Glaubens===
 
===Der Weg des Glaubens===

Version vom 18. Juli 2025, 16:56 Uhr

Auge-grau.png

Stadt Efferdas.png Briefspiel in Efferdas Stadt Efferdas.png
Datiert auf: Rahja 1044 BF Schauplatz: Efferdas Entstehungszeitraum: ab Sommer 2023
Protagonisten: siehe Übersicht und Zeitleiste Autoren/Beteiligte: Haus di Camaro.png Di Camaro, Haus Efferdas.png Elanor, Haus della Pena jH.png Horasio, Familie Ventargento.png Silberwind, Familie A Temelon.png Temelon, Haus ya Pirras.png Ya Pirras, Familie Trenti.png Trenti, Haus Legari.png Legari, Familie Lysandros.png Lysandros, Haus di Malavista.png Malavista, Familie Solivino.png Solivino, Familie Gerber.png Gerberstädter
Zyklus: Übersicht · Ein Zug über Letrans Felder · Widerstand ist zwecklos · Isyahadin · Im Rahjatempel · Kein Feuer der Leidenschaft · Aphestadil · Treffen wider die Usurpatoren · Rahastes · Madaraestra · Shihayazad · Senatswahl 1045 BF

Treffen wider die Usurpatoren

An der Quelle

Nebel lag über Residencia und erleichterte den vermummten Gestalten ihren Weg. Vorsichtig bewegten sie sich im Schutz der Gärten der verschieden Villen, höchst bedacht darauf keiner Patrouillie über den Weg zu laufen. So erreichten die drei Gestalten unbehelligt die Praiosstiege gen Efferd. Vorbei an den Villen der [[Haus di Camaro|di Camaro] und di Punta, verließen sie die Stiege um den Weg zu nehmen, dem auch die jährliche Prozession der Efferdkirche folgt. Zur Quelle des Wassersturzes. An diesem, dem Herrn EFFerd heiligen Ort, wollte man sich versammeln.
Der Weg die Klippen hinunter war mit Vorsicht zu genießen, aber man erreichte den Eingang zur Höhle ohne erhebliche Schwierigkeiten. Als sie diesen durchschritten, betraten sie einen Gang, welcher durch Gwen-Petryl-Steine nur dürftig erhellt wurde. Im Hintergrund hörte man das Rauschen des Wassersturzes und man konnte sehen wie sich der Gang zum Ende hin verbreiterte. Die kleine Gruppe bewegte sich zielstrebig darauf zu. Kurz bevor sie den Gang verlassen konnten, traten ihnen zwei Bewaffnete entgegen, die am Eingang der Höhle auf sie gewartet hatten. Beide trugen die Uniformen der Republikanergarde und hatten ihre Hände auf ihre Waffenknäufe gelegt.
Der drei Vermummten schlugen ihre Kapuzen nach hinten und die Bewaffneten entspannten sich. "Kommandant ya Pirras.”, grüßten beide militärisch zackig. Erdano nickte ihnen zu. ”Schon jemand anderes außer unserer Gruppe eingetroffen?” Die Angesprochenen schüttelten die Köpfe. ”Nein Kommandant. Auch keine verdächtigen Bewegungen.” Erdano ya Pirras nickte und winkte seiner Begleitung zu. Sie betraten die Höhle und das Rauschen wurde lauter. Weiter hinten befand sich die Quelle, Hier wurde sonst die Messe zu Ehren EFFerds abgehalten. Heute sollte dies der Platz des heimlichen Treffens wider der Ursupatoren sein.
Erdano warf einen Blick in die Runde und war vorerst zufrieden. Daria Legari hatte die Höhle mit den Soldaten der Falcones aurea genauso erreicht wie ihre Gnaden Larona Vinarii, die Gastgeberin der Leidenschaft des zerstörten Rahja-Tempels. Er wandte sich an seine Knappin Isida Legari neben sich. “Nimm dir einen Soldaten der Falcones aurea und durchleuchte den Gang zum Höhlensystem bis zum Palast der di Onerdi und schau ob dieser begehbar ist.” Er nickte der Maga Tharinda della Pena an seiner anderen Seite zu und diese holte eine Abschrift der Karte des Höhlensystems genau von diesem Bereich hervor. Diesen drückte sie Isida in die Hand. “Nun schick dich. Die Zeit ist knapp. Ich möchte für den Fall der Fälle eine Rückzugsmöglichkeit haben und auch sicher vor unliebsamen Überraschungen sein. Auch unser Feind könnte Unterlagen von dem Höhlensystem in seinen Händen haben.” Isida nickte, bewusst über die Wichtigkeit ihrer Aufgabe und sichtlich stolz darüber. Sie machte kehrt und wandte sich einem Soldaten zu.
Erdano aber wandte sich bereits der Maga zu. “Ihr haltet Euch bitte im Hintergrund und behaltet die Umgebung im Auge. Sollten unsere Gäste ebenfalls arkane Begleitung haben, obliegt es an Euch geeignete Maßnahmen zu ergreifen.” “Rechnet ihr mit Schwierigkeiten?* “Immer, gelehrte Dame, immer.”

„Gleich hinter der Biegung endet der Gang. Der Zugang in den offiziellen, in den Karten verzeichneten Gang ist gut getarnt und außer einer Maga wie Signora Saba Fastina oder jemandem, der weiß wonach er suchen muss, bleibt der Zugang dem unkundigen Auge von der anderen Seite aus verborgen.“ Nita Origan nickte Reochaid zu: „Na, dann bring uns mal auf die andere Seite!“ Der stämmige Rotschopf machte sich an einem verborgenen Mechanismus zu schaffen und auf sein Zeichen drückten Myrtale und Pequeno kräftig, mit dem ganzen Körper gegen die linke Seite der Wand. Langsam, Halbfinger für Halbfinger schob sich der linke Teil der eineinhalb Schritt breiten, massiven Steinwand nach außen, während der rechte Teil in gleichem Maße nach innen wanderte. Als die Öffnung etwa einen halben Schritt breit war, glitt Rahjiv rasch an seinen beiden Gefährten vorbei in den dunklen Gang. In jeder Hand einen Waqqif sicherte er den Rest der Truppe. Pequeno und Myrtale mit ihren Speeren folgten ihm, dann verließen auch Nita Origan und Reochaid den geheimen Gang. Die beiden Letzten machten sich umgehend daran, die Tür wieder zu verschließen.
Das leise Rauschen eines Wasserfalles war zu vernehmen und noch etwas anderes. Reochaid nahm seinen Kurzbogen vom Rücken, zog einen Pfeil aus dem Köcher am Gürtel, legte ihn ein und spannte den Bogen, alles in einer einzigen fließenden, schnellen und lautlosen Bewegung. Nita neigte den Kopf zur Seite und lauschte, zwei, maximal drei Leute kamen aus Richtung des Wassersturzes auf sie zu. Mit einer knappen Geste bedeutete sie dem Trupp die Waffen zu senken und nahm die Abdeckung von der Laterne, so dass sie nun den Gang erhellte und der Schein auch für die sich nähernden Personen sichtbar sein musste. Mit fester Stimme gab sie sich den noch nicht ins Blickfeld getretenen Fremden zu erkennen: „Hier steht Nita Origan aus der Familie Gerber, wenn ihr loyal zur Stadt und Republik Efferdas steht, habt ihr nichts zu befürchten.“ Gespannt erwartete der fünfköpfige Trupp die Reaktion ab.

Der Soldat und auch Isida blieben stehen. Sie blickten in den Gang und wurden von dem Licht einer Laterne geblendet, so dass sie nicht die genaue Menge der dort anwesenden Personen sehen konnten. Vorsichtig verblieben Sie in ihrer Position. “Und hier steht Isida Legari aus dem Hause Legari. “Treu zur Stadt ja, aber nicht zu einer Republik, in deren Namen Gotteshäuser niedergebrannt werden. Aber Euer guter Leumund ist meinem Haus wohl bekannt Nita Origan. Daher seid willkommen. Ich geleite Euch zu meinem Herrn, dem werten Esquirio Erdano ya Pirras. Aber Eure Leute verbleiben bitte am Eingang der Höhle, bis mein Herr Ihnen Zugang gewährt.”

Nita drehte an die Laterne etwas und sorgte damit dafür, dass Isida und ihr Begleiter nicht mehr geblendet wurden. Natürlich ein ya Pirras, wie sollte es auch sonst sein. Ach ihr Götter! Aber abwarten, vielleicht war Erdano bereit und Willens die Vorbehalte seiner Familie gegenüber der Familie Gerber hinter dem gemeinsamen Gegner, Thirindar, d’Oro, den Rondrikan-Löwen und ihres sonstigen Söldlingspacks anzustellen. Die rüstige Endsechzigerin schüttelte ihre Gedanken ab und widmete sich wieder dem Hier und Jetzt.
Freundlich lächelte sie die junge, dunkelblonde Frau an: „Verzeiht Signora Legari, dass ich euch nicht erkannt habe, ist schon eine Weile her und meine Augen müssen den vielen Götterläufen auch ihren Tribut zollen.“ Mit einer kleinen Handbewegung gab sie ihrem Trupp das Zeichen, die Waffen wegzustecken. Mit ruhigen, routinierten Bewegungen kamen sie dem stillen Befehl nach. „Es soll geschehen wie ihr gesagt habt meine geschätzte Signora Isida, allerdings muss ich euch in einem Punkt widersprechen, es war nicht die Republik Efferdas die den Befehl zum terrorisieren der Bevölkerung oder gar zur Zerstörung des Rahja-Tempels gegeben hat. Wie euch sicher bekannt ist, sind die Senatoren allesamt in Gefangenschaft und auch Baron Eslam von Efferdas, gezwungenermaßen ebenfalls Teil der Republik Efferdas, hat ganz sicher ebenfalls keinen Befehl für solche Schandtaten gegeben. Die wahren Verbrecher heißen Thirindar und d’Oro! Sie sind euer Feind, nicht die Republik Efferdas. Aber lässt uns gehen, hier ist kaum der Ort für derlei Gespräche.“ Nita’s Stimme war fest und bestimmt, jedoch hatte sie keinesfalls einen belehrenden Ton.
Der fünfköpfige Trupp der Familie Gerber folgte der Knappin und dem Soldaten. Ein gutes Stück vor der Höhle machten sich die vier Gefolgsleute auf ein kurzes Zeichen Nita’s daran, den Gang zur Höhle zu sichern. Der aus Ovriola stammenden Frau war durchaus bewusst, dass Esquirio ya Pirras die Höhle ebenfalls gegen unerwünschte Besucher schützen lassen würde, aber ihre Leute waren es gewohnt auch ohne Fackeln in der Dunkelheit der unterirdischen Stollen, Gänge und der Kanalisation zu arbeiten und auf ungebetene Überraschungen zu achten. Die Soldatinnen und Soldaten waren sicher besser ausgerüstet und erfahrener im Kampf, doch waren sie Dunkelheit und die Enge ganz sicher nicht so gewohnt wie die Leute der Kanalinstandhaltung. So passierten nur drei Personen die Wachen und betraten die Höhlen.

Daria versuchte ihre entspannte Haltung und den unbeteiligten Gesichtsausdruck beizubehalten, während ihr die klamme Kälte, die in der Höhle selbst im Hochsommer herrschte, langsam aber sicher in die Knochen kroch. Sie war zu alt für sowas. Für sie eigneten sich Intrigen, die in gut geheizten, mit weichen Sitzgelegenheiten ausgestatteten Hinterzimmern geschmiedet wurden. Aber hier ging es um die Zukunft ihrer Stadt, da durfte man nicht wählerisch sein. Schritte näherten sich, dann lösten sich einige Schatten aus der Dunkelheit und traten ins Licht der Laternen. Darias Augenbrauen hoben sich um einige wohl kalkulierte Millimeter. Die Gerber, das versprach… interessant zu werden. Aber sie brauchten gerade Zusammenhalt und jeden Verbündeten, den sie finden konnten. Also trat sie vor, bevor der ya Pirras einen abfälligen Kommentar in Richtung ‘Aus welchem Abort seid ihr denn gekrochen?’ machen konnte und begrüßte die Neuankömmlinge mit einem freundlichen Lächeln. „Den Zwölfen zum Gruße Signora Gerber. Es ist mir eine Freude euch zu sehen. Ich hoffe, ihr habt den Weg hierher unbehelligt zurücklegen können?“

Erdano konnte sich ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen. Daria Legari, diplomatisch wie immer. Aber wahrscheinlich war es auch besser, wenn sie die Gerber zuerst begrüßte. Natürlich war auch ein Senator aus ihrer Familie in Gefangenschaft, aber trotzdem wirkten sie für ihn etwas deplatziert. Aber egal, vielleicht hatten sie wertvolle Informationen oder zumindest ausreichend Leute für einen eventuellen Gegenschlag. Langsam ging er auf den neuen Gast zu. “Wie die werte Signora Daria schon erwähnte, seid gegrüßt Signora Gerber. Ich hoffe ihr hattet keine Schwierigkeiten auf den Weg hierher über den wir uns bei Gelegenheit einmal austauschen sollten.”
Er wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern warf einen Blick in die Runde. Der Zeitpunkt des Treffens war bald gekommen und er vermisste noch die Anwesenheit wichtiger, bedeutender Verbündeter. Der di Camaro und der di Malavista. Alleine mit den hier Anwesenden würde es schwer werden, einen Widerstand aufzubauen.

Nita lächelte der weißhaarigen Dame, die noch immer als attraktiv bezeichnet werden könnte, freundlich zu: „Mögen die Zwölfe euch ebenfalls weiterhin so gewogen sein wie bisher, hochgeschätzte Signora Legari. "Danke! Ja, der Weg war ohne Probleme!“ Als sie den ya Pirras sah, fügte sie in Gedanken hinzu: ‚Die Unannehmlichkeiten kommen erst jetzt!‘ Wie erwartet kostete es den hohen Herren einiges an Überwindung seiner Verachtung gegenüber der Patrizierfamilie aus der Gerberstadt nicht freien Lauf zu lassen, allerdings gab er sich auch kaum Mühe, diese zu verbergen. Die Ovriolerin setzte zu einer Erwiderung des Grußes an, merkte aber sofort, dass sie sich die Worte sparen konnte, der feine Herr hatte sich bereits wieder abgewandt.
“Über den Weg unterhalten? Mein lieber Signor ya Pirras, wozu? Dort macht ihr euch nur die hübschen Stiefelchen schmutzig!” Na immerhin der Kommandeur des 1., auch Chintûrer Banner genannten Einheit der Republikanergarde war bereit, mit dem Abschaum des efferdischen Patriziats zusammenzuarbeiten.
Sie wandte sich wieder Daria zu: „Es werden sich hoffentlich noch einige weitere Familien hier einfinden.“ Dann fiel ihr der Rahja-Tempel ein und dass die Legari vielleicht keinen Senatoren in den Händen der Unruhestifter hatten, aber einen Rahjani, dessen Tempel niedergebrannt worden war. „Ist euer Neffe Rahjalin auch hier oder zumindest an einem sicheren Ort?“ mit aufrichtig besorgter Miene blickte sie die einstige Lebedame an.

Noch bevor Daria antworten konnte, dass sich die Überlebenden des Rahjatempel in Sicherheit befanden, begleitet von Ebius von Efferdas, welcher die Höhlen wie seine Westentasche zu kennen schien, vernahm die Gruppe eine Veränderung des Rauschens des Wasserfalls am Eingang der Höhle. Ein Zeichen, dass weitere Personen den Ort betraten, da offensichtlich etwas den Strahl des fallenden Wasser touchierte. Dies musste zwangsweise passieren und war so gleich ein guter Alarm. Die Wächter jedoch entspannten sich schnell, als sie Vigo di Camaro erkannten. Mit ihm an seiner Seite war seine Cousine Liaiell. Erdano ya Pirras bewegte sich zielstrebig auf den jüngsten Sohn des Admiral-Kapitanos zu. “Senhor Vigo! Ich freue mich, euch zu sehen. Wenngleich ich gestehe, ich hätte Senhor Dartan auch hier erwartet.”
Vigo blieb ruhig. Er schlug die Kapuze seines Umhanges zurück, sodass man nun seinen ganzen Kopf sehen konnte. “Ihr habt zu einem konspirativen Geheimtreffen gebeten, Senhor Erdano, deswegen bin ich das Beste, was euch passieren konnte. Mit sowas kenne ich mich inzwischen ähnlich gut aus wie meine Mutter.” Erdano wusste, was er meinte. Isaura di Camaro war gebürtige Mengbillanerin und hatte dort alles notwendige gelernt und mitgebracht, was es benötigt, um gewisse Fäden im Hintergrund zu ziehen. Wenige Frauen waren so respektiert, viel mehr aber gefürchtet wie die Matrikel-Kapitana. “Ich soll von Dartan aber grüßen." setzte Vigo weiter fort. “Das Haus di Camaro unterstützt dieses Vorhaben hier und hat sich zur Ablenkung an andere Stellen der Stadt begeben, um damit potentielle Spione von diesem Ort wegzuziehen." “Und euch hängen keine Spione an den Hacken?” fragte Erdano vorsichtig, doch Vigo grinste nur “DAS sollten sie mal versuchen. Ich denke wahrlich nicht, dass uns jemand gefolgt ist. Unten am Wassergrund wandelt zumindest irgend eine etwas verloren wirkende Praiosgeweihte herum, hätte sie mich gesehen, wäre sie mir vermutlich gefolgt.” “Ob das ihre Gnaden Nevinia Ventargento ist?” grübelte Erdano kurz, widmete sich dann an die junge Frau mit den grünbläulichen Haaren. Er konnte sie nicht so richtig zuordnen, gehörte aber wohl zu Vigo dazu. Auf jeden Fall, hatte er sie schon hier und da mal gesehen, aber hätte sie nie als politisch motivierte Person eingeschätzt.
“Und ihr seid…” er grübelte weiter. “Senhora Lybelle?” “Liaiell.” Sie schien nicht beleidigt. “Ich bringe ebenso ein paar Grüße von meinem Vater… vermute ich… auch im Dreizacktempel ist man höflich gesagt wenig begeistert von der aktuellen Situation und befürwortet eine Herstellung der altgewohnten Ordnung.” Ach natürlich, es war die Tochter des Tempelvorstehers Efferdobal di Camaro. Jetzt erinnerte sich Erdano wieder. “Ach, natürlich! Wie geht es seiner Hochwürden? Wir vermissen ihn schmerzlich.” “Wir alle tun das. Aber es geht ihm weiterhin nicht gut. Er fühlt sich weiterhin schuldig an all dem Leid des letzten Jahres und tut Buße in der heiligen Grotte. Ich habe ihn eben noch einmal kurz besucht, der brennende Rahjatempel hat all dies noch einmal verschlimmert. Er sorgt sich um seinen Freund Rhymeo della Pena, welcher wohl zum Zeit des Brandes im Rahjatempel war. Als Vigo von diesem Treffen sprach, hörte ich, dass es offensichtlich eine größere Gruppe von Überlebenden gibt, daher wollte ich mich erkundigen, ob er sich darunter befindet. Wenn ja, sollte er vielleicht nochmal in den Efferdtempel kommen.”
“Seine Gnaden della Pena hat in der Tat überlebt, ich kann ihm das ausrichten." nickte Erdano. “Ist das euer einziges Anliegen hier?” Liaiell wiegte mit dem Kopf hin und her. “Nun, ich wollte mich auch nach einer Frau unter den Geretteten erkundigen, eine Sagana Achille. Ihr Sohn ist ebenso im Efferdtempel. Und er muss etwas sehr bedrohliches erlebt haben in den Ruinen des Rahjatempels. So, wie er dies beschrieben hat, wandelt in der Stadt vielleicht etwas herum, was noch gefährlicher ist als diese brandschatzende Bande von Söldnern. Habt ihr etwas davon mitbekommen oder eine Ahnung, was “Belikhelais” sein könnte?

„Wo habt Ihr diesen Namen gehört, Signora? Was wandelt in der Stadt umher?“ Rahjabella Solivino bahnte sich einen Weg nach vorne zu den Neuankömmlingen. Die sonst so makellos hübsche Rahjani hatte ihre Augenringe noch nicht überschminkt, ihr honigfarbenes Haar hing ohne jede Frisur offen herab, ein gerade verheilender Bluterguss verunzierte ihre Wange. In den letzten Tagen hatten sich ihre Prioritäten von ihrem Aussehen hinweg zu ihrem Überleben ziemlich radikal verschoben. „Das ist ein einziger Alptraum. Jetzt auch noch Dämonen?“, murmelte sie fast unverständlich. Dann räusperte sie sich und sprach mit deutlicher Stimme: „Es ist ein anderer Name für die Herrin der Schwarzfaulen Lust, die Widersacherin RAHjas. Die Situation ist noch einmal um einiges bedrohlicher geworden, sollten durch den Frevel den Tempel niederzubrennen, irgendwelche ihrer Schergen nun auf Efferdas aufmerksam geworden sein!“
Sie klang besorgt, aber irgendwie auch um einiges überlegter und nüchterner als sonst. Im letzteren Fall buchstäblich. Denen, die sie nicht kannten, also quasi allen, sollte diese Veränderung nicht auffallen. Vielleicht lag es auch einfach an den wirklich ungewöhnlichen Umständen.

Liaiell wurde durchaus blass bei der Erklärung. “Dann befürchte ich ist genau das passiert. Ich hörte diesen Ruf laut und deutlich gerufen, als ich eben mich kurz außerhalb des Tempels befand. Eine gar schaurige Stimme schien zu rufen, dass ein Frevel belohnt würde! Und an jeden, der eine Fackel geworfen hatte, Belikhelais Liiiiebeeee wäre diesen Personen sicher. Danach sah ich den Jungen dieser Sagana Achille mir entgegen laufen. Er berichtete von einer Person mit sechs Armen und Flügeln, welche wohl einen der D’Oro-Schergen erst verführt und dann irgendwie… gefressen haben muss, soweit ich das verstanden habe. Ist natürlich schwer zu sagen, wie viel Phantasie der Junge in seine Geschichte gepackt hat, aber er war sichtlich verängstigt. Ich hätte daher dazu tendiert, ihm diese Geschichte zu glauben. Und wenn ihr jetzt so etwas sagt…” sie traute sich den Satz nicht zu beenden. Ihre Körperhaltung verriet schon, wie beunruhigt sie nun war.

„Wäre es in diesem Fall nicht sinnvoll die Praiospriesterin zu Rate zu ziehen?“, ließ sich Daria vernehmen. „Meines Wissens nach hat keiner von unseren Rahja- oder Efferdgeweiten Erfahrung, was das Bekämpfen von Dämonen angeht. Sie könnte vielleicht etwas beitragen. Außerdem kann sie eventuell die Zyklopäer für uns einnehmen, weil die, soweit ich weiß, sehr praiosfromm sind. “
Sie schenkte Signora Gerber ein Lächeln. “ Und mein Neffe hat das Feuer überlebt und ist in Sicherheit. Die Zerstörung des Tempels hat ihn tief erschüttert, deshalb kann er gerade nicht hier sein. Er wollte sich der Meditation widmen, machte aber deutlich, dass er sollte er gebraucht werden zu Verfügung steht. Danke der Nachfrage.“

“Nun, ich bin nur die Tochter eines Efferdgeweihten, das taugt in der Tat nicht zum Exorzismus eines potentiellen Dämons. Und wenn hier sonst auch kein Magier oder anderer Geweihter anwesend ist, klingt für mich eine Praiosgeweihte mit potentiellen Einfluss auf die Zyklopäer nach einer ziemlich guten Idee für mich…” nickte Liaiell zu Darias Idee. “Auf der anderen Seite möchte ich anmerken, dass dies hier soweit ich das verstanden habe ein konspiratives Treffen sein soll, um die Usurpatoren zu stürzen. Dies wird nicht nur mit legalen Mitteln geschehen können und ob da ein Praiot, der uns die Gesetzeslage vorleben kann gerade zu zielführend ist, würde ich schon offen in den Raum stellen wollen.” fügte Vigo den Gedanken hinzu und blickte erwartungsvoll auf den Gastgeber Erdano.
„Sie müsste ja nicht alles mitbekommen“, murmelte Daria. „ Für einige Leute muss man halt ein paar Dinge ausklammern. Ganz abgesehen davon, wenn man sich einen Praioten wirklich zum Feind machen will, dann in dem man einen Dämon beschwört oder einen Tempel abbrennt.“ Aber auch sie schaute zum Gastgeber hinüber.
Erdano räusperte sich. “Das was wir in den letzten Minuten erfahren haben, verkomplizierte die momentane Situation noch mehr. Nicht nur, dass wir einen Aufstand innerhalb der Stadt haben und Efferdas von Land– und Seeweg abgeschnitten ist, treibt sich jetzt auch eine widernatürliche Wesenheit, ausgelöst durch einen wahrhaft frevlerische Tat, in der Stadt herum. Und dies zu den Tagen, an denen uns die Götter fern sind. Wahrhaft viele Probleme, die wir jetzt zumindest im Ansatz besprechen sollten. Zuerst einmal möchte ich Signora Liaiell anbieten uns nach dem Treffen zu den Überlebenden des Brandes zu begleiten, um bei Ihnen direkt nach der Mutter des Jungen zu fragen. Dies ist glaube ich das am schnellsten zu lösende Problem.” Er holte kurz Luft. “Und ja, wir sollten die Praios-Geweihte zu unseren Beratungen hinzuziehen. Daher würde ich dich Isida darum bitten, ihr den Weg zu uns zu weisen.” “Aber natürlich Kommandant. Ich werde sie sofort holen. Ihr sagtet unten am Wassergrund, Signor Vigo?” Dieser nickte nur kurz und dann entfernten sich eilige Schritte. “Nun sollten wir die anderen Dinge besprechen und unser Wissen vereinen, um danach zu entscheiden was wir dagegen unternehmen. Angefangen von der Gefangennahme der Senatoren, der Belagerung der Stadt und der unheiligen Wesenheit die unsere Stadt bedroht. Fangen wir mit den Senatoren an. Diese wurden zuerst im Magistrat gefangengesetzt und danach in den Palazzo der Thirindar gebracht. Der Sinn dieser Aktion erscheint mir nicht klar,denn ich kann mir nicht vorstellen, dass etwaige Zellen im Palazzo besser geeignet sind, jemanden festzuhalten als die im Magistrat. Hat jemand irgendwelche Informationen diei Licht in dieses Dunkel bringen?”

„Ich weiß nur so viel, dass der letztendliche Ort, um die Gefangenen festzuhalten, nicht der Palazzo Thirindar sein sollte. Nachdem Rahjalin und ich von den Thirindar festgenommen wurden, haben sie uns mit den anderen Gefangenen durch die Kanalisation getrieben. Ich weiß nicht, was das Ziel war, denn bevor wir dort ankamen, wurden wir durch den Magus Ebius von Efferdas befreit.“ Rahjabella sah niedergeschlagen aus. „Wahrscheinlich war genau das das Ziel, dass niemand mehr weiß, wo die Senatoren festgehalten werden. Wie es aussieht, haben sie es erreicht. Das heißt zudem, dass sie mit einem Befreiungsversuch der Senatoren rechnen. Andererseits konnten wir schon ihre eigene Strategie gegen sie verwenden. Ohne das verzweigte Höhlensystem unter Efferdas hätten wir niemals aus dem Rahja-Tempel fliehen können.“

Aufmerksam hatte Nita zugehört: “Ihr könntet wohl nicht mehr sagen, wo euch der Magus befreit hat? Ich bin mir sicher, dass ich oder zumindest meine Leute sehr schnell herausfinden könnten, wohin die Gänge von dort führen.” Sie überlegte kurz: “Im Prinzip reicht mir eigentlich schon wenn ihr euch erinnern könntet in welcher Richtung man euch vom Palazzo der Thirindar weggebracht hat.” Sie blickte von Rahjabella zu Erdano. “Es hat so manchen Vorteil, dass sich die Familie Gerber seit fast 150 Jahren um die Unterwelt der Stadt Efferdas kümmert. Im Übrigen kommt man unterirdisch ungesehen aus der Stadt.”
Sie wandte sich nun wieder Rahjabella zu. “Was meint ihr, geschätzte Rahjani, könnt ihr mir ein bisschen helfen, was die Richtung, Zahl eventueller Abzweigungen oder ob der Gang eben verlief oder abwärts oder aufwärts verlief?” Mit einem milden, warmen Lächeln blickte sie die schöne Frau, der man ansah, dass sie nicht die besten Tage ihres noch jungen Lebens hinter sich hatte, an.
Rahjabella dachte angestrengt nach. Sie schloss die Augen, um sich den Ort besser bildlich vorstellen zu können. "Ähm... ich erinnere mich, dass wir nach einem ganzen Stück bergab in eine große, kuppelartige Höhle kamen, in der sehr flach das Wasser stand. Auf den ersten Blick sah es wegen der Spiegelung aus wie ein unterirdischer See. Ich weiß noch, dass es in dem Teil der Höhle sehr kalt war. Auf dem Weg dahin gab es immer mal wieder Stalaktiten und durch Geröll verschüttete Gänge. Dort hat uns der gelehrte Herr gerettet. Erkennt Ihr diese Höhle anhand der Beschreibung, Signora?” Die Rahjani glaubte zunächst, sich verhört zu haben, so beiläufig, wie Nita es erwähnte. “Sagtet Ihr gerade, es sei möglich, die Stadt unterirdisch zu verlassen?”

“Das kann momentan keiner so genau sagen, dank dem Erdbeben. Es sind viele Gänge eingestürzt.” wog Vigo di Camaro den Kopf hin und her. ” Grundsätzlich gibt es auf jeden Fall ein oder zwei Ausgänge. Diese ganzen Höhlen sind ja durch den Lauf des Bisciardinos durch das Karstgestein hier entstanden. der Wasserfall ist der Auslauf des Flusses beziehungsweise der beiden Süßwasserstauseen vor dem grünen Tor, die von der kleinen Schlange genährt werden. Da der Wasserfall nicht urplötzlich aufhörte, sich ins Meer zu ergießen, muss es immer noch den direkten Weg geben. Ob das hingegen als Fluchttunnel nutzt… schwer zu sagen. Ich vermute mal, die meisten von uns hier kennen nicht mal einen Ausgang. Und draußen sind immer noch diese urbasischen Söldner. Und wir müssen davon ausgehen, dass wenn sie die Senatoren durch die Höhlen geführt haben, sie diese Ausgänge zumindest ein wenig kennen würden und entsprechend dann dort Wachen positioniert haben werden. Entsprechend würden uns an diesen Ausgängen ganz sicher Soldaten erwarten. Aber immerhin, wenn sie die Senatoren durch Höhlen führen, heißt das, dass sie ein Interesse daran haben, sie nicht gleich an Ort und Stelle umzubringen. Sie werden sie also an einen Ort bringen, den sie völlig unter Kontrolle haben und an dem sie die Senatoren auch langfristig gefangen halten können. Da gibt es nicht so viele Orte in der Stadt, die momentan diese Voraussetzungen erfüllen.”

„Ihr nehmt schon vorweg, worauf ich hinauswollte, Signor. Ich glaube nämlich nicht, dass die urbasischen Söldner vor der Stadt alle damit einverstanden sind, welche Frevel hier geschehen. Ihren Anführer, Tarquinio della Pena, kenne ich noch… von früher.“ Uups, beinahe hätte Rahjabella ‚von Travianos Herrschaftszeit‘ gesagt. „Erst kürzlich bin ich ihm begegnet und er sprach davon, dass er ein besserer, götterfürchtiger Mensch werden will und oft zum Orakel von Balträa pilgert. Vielleicht bringt es etwas, wenn sein Verwandter Rhymeo und ich mit ihm sprechen, ihm davon berichten, was innerhalb der Mauern geschieht. Einen Versuch ist es wert. Ich bin mir sicher, dass diese Informationen noch nicht nach außen gedrungen sind und dass die Schwere des Frevels den Blickwinkel auf die ganze Situation drastisch verändern kann. Wenn es also einen Weg aus Efferdas gibt, würde ich ihn für dieses Vorhaben verwenden.”

Der Weg des Glaubens

Nevinia Ventargento hatte lange gebetet, es waren ein Tag und eine Nacht gewesen, als es geschehen war. Ein blendender Sonnenstrahl war durch die Wolkendecke gebrochen, die seit einiger Zeit ab und zu Regen auf sie niederprasseln ließ und hatte den alten Leuchtturm der Stadt für kurze Zeit in ein goldenes Licht getaucht. Dieses Zeichen, denn nichts anderes konnte es sein, hatte ihr neue Hoffnung gegeben, die sie nun an die Stadt weitergeben würde. Von ihren bisherigen Erfahrungen zum Versuch das Wort PRAios in dieser Stadt zu verbreiten, war sie davon ausgegangen, dass sie zuerst auf verständnislose Gesichter und taube Ohren stoßen würde, doch als sie den Fischer darauf ansprach der sie, erstaunlicherweise trotz der Namenlosen Tage, durch die Bucht gefahren hatte erhellte sich sein Gesicht fast sofort und er hing, ohne eine der störenden Fragen zu stellen an die sie nun fast schon gewöhnt war, an ihren Lippen. “Ja, ihr habt recht das muss ein Zeichen gewesen sein, kein Zweifel” sagte der Mann mit einem leichten zyklopäischen Akzent. Nevinia war dank einer Ausbildung zur Rednerin und entgegen der Meinung vieler, erstaunlich gut darin, Personen und Gesichter zu lesen und sie erkannte echte Überzeugung, wenn sie welche sah. War sie hier vielleicht auf den einzigen anderen praiosgläubigen Efferdasi gestoßen? Ein Glück, sonst hätte er sie wahrscheinlich nicht gefahren.
Kaum, dass das Ruderboot nach einer Fahrt nahe der Küste, mit vielen Umwegen um nicht den patrouillierenden Seesöldnern aufzufallen, im Hafenviertel landete, bemerkten sie etwas Ungewöhnliches. Aus Richtung Stadtmitte hörten sie einen lauten Ruf einer Frau. Ihre Stimme war übersinnlich laut und konnte keine natürliche Ursache haben, da war sich Nevinia sehr sicher. Aber ihre Botschaft war verwirrend und der Name fühlte sich an, als würde jemand mit langen Klauen über ihre Wirbelsäule kratzen. “Wer soll denn Belikhelai sein?” fragte der Fischer, während er das Ruderboot festtaute. Die Geweihte runzelte die Stirn. “Ich weiß es nicht, aber mein Gefühl sagt mir, es wäre bei Praios besser, wenn ihr diesen Namen schnell wieder vergesst.” “Natürlich, euer Gnaden” nickte der Fischer und machte weiter sein Boot fest.

Praïoke landete auf Xystons Arm. Das Rabenweibchen hatte sich die Ruinen des Rahjatempels aus drei Nähe angesehen, war bei der Gelegenheit fast von einer fliegenden Wesenhehit gerammt worden und hatte sich durch das Gebrüll dieses Viehs fast einen Hörschaden eingefangen. Sie fuhr sich aufgebracht mit dem Schnabel durch die zerzausten, mit Asche bestäubten Feldern.
Xyston spürte den Unmut seiner Vertrauten deutlich. Alles in allem war es kein schöner Tag. Die Fischerchöre sangen zwar gegen die gedrückte Stimmung an, aber durch die Söldner fehlte selbst denen der Optimismus die Namenlosen Tage unbeschadet zu überstehen. Die Einzige die sich über die Unruhen freute war Praïoke die sich ein Mittagessen an einem toten Hund gegönnt hatte, allerdings war sie bei der Gelegenheit fast von einem Bolzen durchlöchert worden. Das machte dem Hexer fast am meisten sorgen. Die Söldner waren derart außer Kontrolle das sie selbst einen Raben, ein heiliges Tier angriffen, obwohl sie keinen wirklichen Grund dazu hatten. Xyston gab seit Jahren sein Bestes ihr das Fressen an menschlichen Leichen abzugewöhnen, also konnte es auch nicht deshalb gewesen sein . Was war hier bloß los? Und das war noch gewesen, bevor dieses Ding aufgetaucht war. Danach waren die Bürger mit den Nerven endgültig am Ende. Xyston machte einen Schritt beiseite um einer achtköpfigen Familie den Weg freizumachen. Eine ältere Frau trug einen geschnitzten Delfin auf dem Arm, offensichtlich waren sie auf dem Weg zum Efferdtempel. Dort musste es langsam wirklich voll werden. Er selbst dagegen hatte ein anderes Ziel. Sein Blick ging den Kai entlang. Dort stieg eine in weite, weiße Gewänder gekleidete Priesterin aus einem Boot. Eventuell seine neue Arbeitgeberin, als Seher war er ein großer Unterstützer der Kirche des Lichts und anscheinend hatte sie vor einen Tempel zu gründen. Eine Entwicklung die man im Auge behalten sollte.
“Hey, du Junge. Was beobachtest du uns?“ Der Fischer der mit Nevinia in dem Boot saß hatte einen Jungen bemerkt der sie beobachtete, überaus schwarz trug und alles in allem überaus verdächtig aussah. Der Fischer stieg wieder aus dem Boot und stapfte auf geradem Weg auf den Jungen, der entweder versuchte mit den Schatten in denen er stand oder mit der Mauer hinter ihm zu verschmelzen und packte ihn am Arm.

Xyston atmete tief durch. Er war sonst nicht der aufbrausende Typ, nur hatten die letzten Tage auch ihm zugesetzt und jetzt lagen seine Nerven lagen blank. Wahrscheinlich wäre es kein guter Einstieg in ein Bewerbungsgespräch für einen Posten im oder am Tempel, wenn er jetzt den Begleiter der Priesterin von Krähen in Stücke hacken ließ. Stattdessen versuchte er es mit einem Lächen „Den Zwölf zum Gruß. Guter Mann, könnt ihr mir sagen, wer die hübsche Frau dort vorne ist? Ich habe eine Hinweis bekommen, dass ich mich in den nächsten Tagen besonders an den Herrn Praios halten soll und sie sieht mir nach jemandem aus, die ihm nahe steht.“ Er verschwieg wohlweislich, dass es sich bei dem Hinweis um die Deutung seiner Inrah-Karten ging. Praiospriester verhielten sich alle wie Garether und die sie waren, was Prophezeiungen angingen, etwas seltsam, wenn sie nicht gerade von Garafan persönlich in dreifacher Ausführung und mit Beglaubigungsschreiben daherkam.
Nevinia trat zu dem ungleichen Paar. “Lass doch den armen Jungen in Ruhe, dem selbst in diesem Alter schon Borons Boten folgen.” Sofort ließ der Fischer von ihm ab, denn er hatte den riesigen Raben hinter Xyston noch gar nicht bemerkt. “Wie heißt du denn, junger Mann?” “Xyston, hohe Signora” Kam prompt die Antwort. “Also Xyston, du weißt doch, dass es hier draußen nicht sehr sicher ist, oder?"
„Ja, dass habe ich bemerkt und gerade deshalb dachte ich, in so chaotischen und unsicheren Zeiten wäre es das Beste, sich an den Gott zu halten, der für Wahrheit und Ordnung steht. Da wir hier leider keinen Tempel von ihm haben und ihr seine einzige Vertreterin seid, dachte ich es wäre sinnvoll in eurer Nähe zu bleiben. Aber wenn ich zu sehr störe kann ich auch gehen.“ Xyston konnte Praïokes Augenrollen fast vor sich sehen obwohl sie sich auf den nächsten Dachfirst verzogen hatte. Seine Begleiterin hielt nicht viel vom schleimen, aber der Zweck heiligte die Mittel.
Ein Lächeln erschien auf Nevinias Gesicht. “Dann komm mit uns, denn egal wie viele gute Menschen auf diesem Kai auch sein mögen, er ist doch recht schmutzig” Bei den letzten Worten verschwand das Lächeln wieder und eine Falte erschien zwischen ihren Augenbrauen. In dem Moment aber, in dem die drei in das Boot steigen wollten, erschien eine wild gestikulierende Frau am Rande des Anlegers und begann zu rufen.

„Hey! Entschuldigen sie! Euer Gnaden! Ja, SIE!“ Schreien und rennen gleichzeitig war verdammt schwer. Isida gab trotzdem ihr Bestes, um die Aufmerksamkeit der Praiotin auf sich zu ziehen. Bei Famerlors schuppigen Arsch, sie war nicht durch die halbe Stadt gelaufen, nur damit diese Frau jetzt verschwand! „Fahren sie nicht, ich muss mit ihnen reden!“ Etwas überrascht drehte sich die Priesterin zu ihr um. „Was ist denn junge Frau? Seid ihr auch auf der Suche nach Praios strahlendem Licht, das euch durch die Dunkelheit dieser Tage früheren soll?“ Bitte was? Aber es ist nicht die Zeit um mit dieser Frau zu diskutieren also hielt sich Isidar an die Worte die sie sich zurechtgelegt hatte, Sie fuhr, als sie die Priesterin erreicht hatte deutlich leiser fort „Nicht direkt euer Gnaden, aber mein Herr bittet höflichst um eure Anwesenheit und euren Rat in einer sehr wichtigen Angelegenheit, die nicht nur Scharfsinn, sondern auch dringend den Segen eures Gottes braucht!“ Schnell schaute sie sich um „Ich würde das ungern hier an den Docks erklären, aber es ist wirklich wichtig und ich muss sie dringlichst bitten, mich zu begleiten.“
“Und wer seid Ihr? Und was ist das für ein Treffen?” fragte Nevinia während sie das Boot wieder verließ. “Isada Legari, es ist” Isada senkte Ihre Stimme “es ist ein Treffen von Personen, die die Ordnung wieder herstellen wollen” Nevinia sah sie abschätzenden an und fragte mit normaler Lautstärke “Und was sind…” Isada zischte und gebot ihr leiser zu sein. “Bitte Signora flüstert doch wenigstens, wenn schon hier darüber Sprechen müsst.” “Ich werde nicht flüstern denn wer flüstert lügt und meine Worte sind wahr. Also, wer sind sie?” “Ich lüge zwar nicht aber ich werde doch nicht ganz so laut sprechen.” Isada nannte leise die Namen die sie kannte und sah Nevinia dann fragend an. “Ich glaube dem was ihr sagt und das sind rechtschaffende Namen, ich komme mit euch”