Briefspiel:Mission Alarasruh/Unverhofftes Wiedersehen

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Reichswappen.png Städteübergreifendes Briefspiel Mittelreich.png
Datiert auf: 1047 BF Schauplatz: Liebliches Feld bis Alarasruh Entstehungszeitraum: Mai bis Oktober 2025
Protagonisten: Erlan Sirensteen, Rahjada & Gishtan re Kust, Dimiona della Carenio u.w. Autoren/Beteiligte: Familie Solivino.png Bella, Familie di Estrano.png Beo, Familie della Carenio.png Carenio, Haus della Trezzi.png Dellatrezzi, Haus Sirensteen.png Erlan, Haus re Kust.png Gishtan re Kust, Familie Luntfeld.png Luntfeld, Haus Schreyen.png Schreyen , Familie Flaviora.png Flaviora
Zyklus: Übersicht · Auf Aventür · Unter der Erde grollt etwas · Zwergische Konsultationen · Schreiben des Comtos · Schreiben an den Kronrat · Im Unterfelser Yaquir-Kurier · Im Kusliker Kurier · Im Sewamunder Seewind · Im Sheniloer Hesindeblatt · Im Belhankaner Beobachter · Im Oberfelser Yaquir-Kurier · Unverhofftes Wiedersehen · Düstere Vorzeichen · Mit der Kutsche ab Ragath · Tsatagsbräu · von Zwergen und Vasallen des Drachenkaisers


Autor: Bella

Unverhofftes Wiedersehen

"Meine Güte, vielen Dank! Ohne Euch wäre ich wohl hingefallen oder Schlimmeres." Doriana hatte sich schon im Yaquir ertrinken sehen, während ihre liebe Cousine mit einem gutaussehenden Signor der horasischen Delegation flirtete und nichts mehr um sich herum mitbekam. Oder noch viel schlimmer: Sie hätte mit völlig ruiniertem, stinkenden Kleid und platschnassen Haaren an Bord zu den hohen Adligen gehen müssen, um das Flussschiff zum Tsatag des Hochkönigs nicht zu verpassen. Dann doch lieber ertrinken. Der Tod beendet das Leid, bei dem gesellschaftlichen Tod fängt es erst an., pflegte ihre Lehrerin an der Herzogenschule zu sagen.
Doch zum Glück hatte sie jemand vor beiden Schicksalen bewahrt, indem er sie rechtzeitig am Handgelenk gepackt hatte, bevor sie über das lose am Boden herumliegende Tau in den Fluss stolpern konnte. Die junge Solivino drehte sich mit einem dankbaren Lächeln um, bereit ihrem Retter nochmal zu danken – und schaute in das Gesicht ihrer kleinen Schwester. Sie schnappte nach Luft. "Innocencia?!" Wie lange war es her? Zwei Jahre, drei? Durch ihr Studium in Methumis und Innocencias Knappschaft in Shenilo hatten sie sich seit vielen Götterläufen völlig aus den Augen verloren.
"Wie sie leibt und lebt", verkündete ihre kleine Schwester strahlend und zog sie in eine feste Umarmung. Es war jedoch ganz und gar nicht mehr angebracht, dieses Mädchen 'klein' zu nennen. Obwohl sie vier Jahre jünger war, war sie jetzt schon stärker als Doriana und gleich groß, die kindlichen Gesichtszüge waren schärfer geworden, als sie es in Erinnerung hatte. Trotzdem verwendete sie ihren Spitznamen aus Kindheitstagen, als sie die Knappin an sich drückte und die unerwartet aufkommenden Freudentränen wegblinzelte. "Cencia, es ist so schön, dich zu sehen."
"Ich hab dich auch vermisst."
Innocencia ließ sie los und stemmte die Hände in die Hüften. "Wie hast du es überhaupt geschafft, all die Jahre in Methumis zu überleben, ohne mich? Im ersten Augenblick, in dem ich dich wiedersehe, stolperst du fast in den Yaquir wie eine hilflose – !"
"Studentin des höfischen Benehmens, der hohen Kunst der Musik und der Psychologie? Tja, es kann nicht jeder Ritterin werden. Manche von uns müssen sich intellektuell weiterbilden."
"Ach, ist das so? Und was bringt dir das, wenn du Fischfutter wirst?"
"Vielleicht kann ich die Fische ja überzeugen, mich nicht aufzuessen, wenn ich schneller die a-Deklination in Bosparano aufsage als sie."
Das brachte Innocencia so sehr zum Lachen, dass sie sich Tränen aus dem Augenwinkel wischen und auf ihre ältere Schwester stützen musste. Doriana drückte sie noch einmal an sich. "Du hast mir wirklich gefehlt, Schwesterchen." Ein glückliches Lächeln hatte sich auf ihr Gesicht geschlichen. Von Innocencia in ihren Armen ging eine Art Wärme aus, die direkt ihr Herz zu erreichen schien. Bevor sie diese Wärme spürte, hatte sie gar nicht gewusst, wie kalt ihr gewesen war.
"Du mir auch." Die Knappin wischte sich in einer verdächtigen Bewegung mit dem Ärmel über die Augen. "Was machst du eigentlich hier?"
"Rahjabella und ich sind Teil der Delegation. Und was machst du hier?"
"Festo von Schreyen ist Teil der Delegation."
Doriana nickte. Jetzt ergab es Sinn. Sie nahm sich vor, den Göttern zu danken für diesen Zufall. Wie unwahrscheinlich war es, dass sich ihre Wege kreuzten, und doch... doch hatten die Zwölfe beschlossen, dass sie sich wiedersehen sollten.
"Lass uns an Bord gehen." Arm in Arm betraten die Schwestern das Schiff.
"Hast du eben gesagt, Rahjabella ist auch hier? Ah, ich sehe sie." Die Rahja-Geweihte stand mit dem Rücken zu ihnen und unterhielt sich mit irgendeinem Adligen, dessen Namen Doriana auf die Schnelle nicht einfiel, doch von dem sie das Gefühl hatte, ihn schon einmal gesehen zu haben. Egal. Niemand kann sich alle Namen merken, auch wenn das keine Entschuldigung ist, es nicht zu versuchen. Ihr dürft nur nicht vergessen, am Anfang des Gesprächs zu fragen, nicht am Ende. Eine weitere Lektion ihrer Etikette-Lehrerin.
Innocencia legte einen Finger an die Lippen und zog Doriana mit sich, um sich unbemerkt an ihre Cousine anzuschleichen.
Rahjabella lachte gerade über etwas, das ihr Gesprächspartner gesagt hatte und lächelte ihm wahrscheinlich reizend zu, da zuckte sie zusammen, als sie an der Schulter angetippt wurde. Als sie sich umdrehte und ihre Cousine, nein zwei ihrer Cousinen, erblickte, war das Gespräch für einen Moment vergessen und sie umarmte Innocencia lachend. "Was für eine kleine Kriegerin hast du denn da aufgegabelt, Doriana?", kicherte sie.
"Ich habe sie aufgegabelt. Sie wäre fast eine Runde schwimmen gegangen", grinste die Jüngere frech.
"Und ich werde auf ewig in deiner Schuld stehen, ja, ja. Könntest du es nur bitte nicht so hier herumschreien?"
"Ich werd's mir überlegen."
"Ist Festo von Schreyen auch hier?", grätschte Rahjabella in die liebevolle Kabbelei der beiden.
"Gleich dahinten."
"Wundervoll, dann werde ich ihm gleich sagen können, dass du dich sehr gemacht hast. Mein Bruder war wohl nicht streng genug zu dir. Aber jetzt sieht man wirklich, dass aus dir einmal eine richtige Ritterin werden wird." Die Geweihte wuschelte ihr durchs Haar, als wäre sie noch immer das kleine Mädchen von früher. Die Knappin schien vor Stolz um einige Halbfinger zu wachsen.
"Entschuldigt mich für einen Moment.", vertröstete Rahjabella ihren Gesprächspartner, um ihren entfernten Verwandten begrüßen zu gehen und schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln. Als Innocencia mit ihnen im Schlepptau in Richtung ihres Schwertvaters lief, fiel Doriana mit einem Mal das Schwert an ihrem Gürtel auf, das bei jedem Schritt leicht mithüpfte. Die Waffe wirkte eigenartig an ihrer kleinen Schwester. Eigenartig, und doch auf seltsame Art richtig.
Anstand ist eure Rüstung, Schlagfertigkeit euer Schwert., hatte ihre Lehrerin ihnen stets eingeschärft. Nicht für Innocencia, sie trug ein richtiges Schwert. Das letzte Mal, als sie sich gesehen hatten, hatte sie entweder noch keines besessen, oder es nicht dabeigehabt. Sie hatten sich wohl beide verändert. Nein, wenn sie recht darüber nachdachte, waren sie schon immer verschieden gewesen. Doch bisher hatte das nie zwischen ihnen gestanden, und sollte es auch jetzt nicht. Sie konnten gemeinsam lachen, das war alles, was zählte. Zumindest beschloss Doriana, sich ausschließlich darauf zu konzentrieren, als kurz darauf das Flussschiff ablegte und Innocencia einen Witz darüber riss, dass sie aufpassen sollte, bei dem 'heftigen Seegang' nicht im Fluss zu landen.
Oh, und natürlich musste sie daran denken, Baron Gishtan re Kust in einem günstigen Moment für seine überaus großzügige Einladung zu danken.