Archiv:Aufstand in Drôl (BB 18)

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Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 18, Seite 28 Datiert auf: Winter 1022 BF


Aufstand in Drôl?


Kgr. Drôl. Ein fast vergessenes Gesetz wird zum strahlenden Stern am düsteren Himmel des Drôler Nationalstolzes - stolpert Vinsalt über einen scheinbar unbedeutenden Paragraphen?

Ihren Anfang nahmen die aufsehenerregenden Ereignisse der letzten Wochen Ende Hesinde diesen Jahres, als der für Drôl zuständige Kommissar für Steuern und Abgaben (anders ausgedrückt: der oberste Drôler Steuereintreiber) Hortas da' Drûnabal, Oberhaupt einer angesehenen Drôler Familie, wegen überzogener Forderungen entlassen wurde. Schnell war in Vinsalt ein Günstling der Kaiserin mit dem vakanten Amt betraut, doch keiner war auf die Folgen dieses scheinbar harmlosen Amtswechsels vorbereitet.

Binnen einen Mondes traten zwei von drei im südlichen Königreich beschäftigte Steuereintreiber aus den horaskaiserlichen Diensten aus, was zu einer erheblichen Verzögerung der Steuerkollekte führte. Doch auch die wenigen übrigen Frauen und Männer konnten ihr Amt nicht mehr verrichten, denn die Drôler weigerten sich strikt, auch nur einen Kreuzer nach Vinsalt abzuführen. Erstaunlicher Weise waren von dieser Verweigerung aber nur die zu leistenden Abgaben an das Kaiserreich betroffen, die Drôler Adligen selbst stießen bei ihren Untertanen auf keinerlei Schwierigkeiten - weigerten sich aber ihrerseits, das Geld nach Vinsalt weiterzuleiten.

Kurz bevor kaiserliche Gardisten gewaltsam gegen den Ungehorsam vorgehen konnten, gab Marchese Praionor di Balligur in Vertretung Seiner Majestät des Senats von Drôl die entscheidende Erklärung ab: Er berief sich auf einen Passus jenes (ob der militärischen Besetzung mehr formellen) Vertrages, der Drôl zu einem Teil des Horasiates machte. Zur Zähmung separatistischer Bestrebungen hatte man Drôl einige Zugeständnisse gemacht, zu denen unter anderem das Recht gehört, daß nur ein Drôler einem anderen Drôler Steuern abnehmen dürfe. Bisher wurde diesem lächerlichen Paragraphen durch die Einsetzung eines Drôler Patriziers in das Amt des obersten Steuerkommissärs für das Königreich Rechnung getragen.

Nun aber hat diesen Posten ein 'Vinsalter Stutzer' inne, und bei näherer Untersuchung war kein einziger gebürtiger Drôler mehr im ganzen Steueramt beschäftigt - diese meisterliche Intrige mußte vom Drôler Senat oder anderen führenden Kräften von langer Hand vorbereitet worden sein. Tatsache ist jedenfalls, daß der Steuerfluß von Drôl nach Vinsalt vorläufig völlig eingestellt wurde. Beide Seiten umkreisen sich nun wie zwei lauernde Raubtiere, ihre Zähne sind gebleckt - im einen Fall heißen sie militärische Besatzungsmacht, im anderen Aufstand im Namen der Gerechtigkeit.

Gregor Rot