Archiv:Die Renascentia der Antike (BB 16)

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Auge-grau.png Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 16, Seiten 50-51
Aventurisches Datum: 1021 BF



Die Renascentia der Antike


Despiona/Gft. Thegûn. Seltsame Dinge gehen in der Landstadt Despiona an der Kababischen Küste vor sich. Arbeiter mit Spaten und Krampen graben die Erde auf. Reste und Relikte aus grauer Vorzeit treten zutage. Spuren verfallener Bauten, oft nur noch Grundmauern, Säulenstümpfe, die Teile und Trümmer von Statuen, Reliefpfeilern, Plastiken, die Scherben alter Töpfe, rostige Eisenteile, grünspanige Kupfermünzen, vielleicht einige angelaufene Silbermünzen.

Doch hier geht es nicht um Gold und Silber, also Schätze im üblichen Sinn. Auf Anregung ihres Galans Enrisco da Vancha lässt Donna Lutisana ay Oikaldiki Ausgrabungen vornehmen. "Kunst und Kultur des Alten Reiches, der edle Geist einer vergangenen Epoche, das ist es, was wir suchen. Ausdruck und Anmut der Antike, der Ära vor dem Fall von Bosparan. Wir suchen nach den Zeugen der Vergangenheit, um ihre Schönheit in der Gegenwart wiedererstehen zu lassen. Das ist Neugeburt, das ist Renascentia."

Schon haben die Arbeiter Torsi marmorner Bildwerke zutage gefördert, den Rumpf einer Statue, einen Arm, einen Kopf. In der Erde verschüttete Skulpturen, um die sich in Jahrhunderten niemand gekümmert hat, erblicken zum ersten Male wieder das Licht der Sonne. Verwitterte Bruchstücke gelten als Kostbarkeiten und werden teurer gehandelt als zeitgenössische Schöpfungen.

Heute werden wieder Bronzen gegossen, wie es sie zukletzt vor tausend Jahren gab. Tempel und Klöster durchforschen ihre Bibliotheken nach gestern noch unbeachteten Schriften aus der Epoche vor dem dunklen Mittel-Alter. Bosparanische Literatur, ob Verse, ob Prosa, steht wieder hoch im Kurs. Manche Schöngeister verfassen Gedichte und Aphorismen in der verloren geglaubten, wiederentdeckten Manier. Die Maximen alter Philosophen werden allerorten zitiert, man denke allein an das bekannte "Homo homini monstrum".

Wir Menschen des Lieblichen Feldes erinnern uns, dass unsere Vorfahren es waren, die dem Kontinent Kultur und Zivilisation brachten, dass wir ihre Erben, das Wiedererstandene Reich des Horas sind - das Imperium Renascentum Horasi.

Michael Hasenöhrl