Archiv:Zwei Sirensteens in Darpatien (BB 18)

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Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 18 Yaquirkurier.png Datiert auf: vor HES 1022 BF


Zwei Sirensteens in Darpatien

Bereits im Firunmond des Jahres 2513 Horas wurde die Verlobung zwischen Aldara Xalma Schwarzenstamm und Hakaan Sirensteen-Schelf anläßlich des Turniers zu Mantrash bekanntgegeben. Das glückliche Paar beschloß nach guter Tradition, daß erst dann der TRAviabund geschlossen wird, wenn auch die jeweiligen Oberhäupter ihrer Familien ihre Zustimmung zu dieser Verbindung gegeben haben. Erlan Sirensteen von Irendor willigte rasch ein, bzw. er wollte sich gar nicht in diese Angelegenheit – die doch schließlich die Sache Aldaras und Hakaans sei – einmischen. Doch bei Aldara war es nicht ganz so leicht wie bei ihrem Verlobten, ist doch das Familienoberhaupt der Schwarzenstamms, Edelgeboren Teucras Schwarzenstamm de Solstono, der Signore von Solstono, als zwischenzeitlich neuer Kommandant des Zuges der Edlen seit nunmehr weit über zwei Jahren im östlichen Mittelreich. Der Edlenzug, der ja bekanntlich bei der großen Schlacht an der Trollpforte den Schergen des Schwarzen Borbarad erheblichen Schaden zufügte, garnisoniert derzeit im Königreich Darpatien, um genauer zu sein auf der alten Burg Sturmfels nordöstlich von Rommilys.

Und so beschloß Hakaan, dorthin eine Reise zu unternehmen, um das Einverständnis Teucras’ für den erhofften TRAviabund zu erhalten. Als Signore Erlan Sirensteen von Irendor von diesem Plan erfuhr, bot er seinem Cousin an, ihn zu begleiten; ein Angebot, welches dieser auch gerne annahm. Und so machten sich die beiden Adligen gemeinsam mit vier Irendorer Liliengardisten auf den Weg ins ferne Darpatien. Nach einer Reise von über einem Mond Dauer erreichte die illustre Gesellschaft endlich die darpatische Capitale Rommilys, wo sie kurz einkehrten, um bei der dortigen Botschaft des Horasreiches Quartier zu nehmen. Die horasische Ambassadorin Rondane ya Sirensteen-Schelf – die übrigens eine Schwester des freienden Hakaan ist – freute sich natürlich sehr über den Besuch ihrer Landsleute und Verwandten, und gemeinsam parlierten die drei Edelleute bei Bosparanjer und feinsten Belhankaner Butterbirnen über den neuesten horasischen Klatsch, wobei Esquiria Rondane auch die eine oder andere Anekdote aus Rommilys beisteuern konnte.

”Wißt ihr übrigens, daß in vier Tagen das wohl am meisten erwartete gesellschaftliche Ereignis des Landes stattfindet? Hier zu Rommilys werden die Familien Bregelsaum und Rabenmund, beziehungsweise zwei Vertreter dieser Familien, den TRAviabund schließen, um damit Jahrhunderte des Zwistes zu beenden.”

Ihr Bruder reagierte mit: ”Nun, Schwester, Aldara und ich wollen keineswegs den Bund der TRAvia eingehen, um einen alten Zwist zu bereinigen – oder gibt es einen alten Streit, von dem mir nichts bekannt ist?” Erlan lachte ein wenig auf: ”Nicht daß ich wüßte, die Schwarzenstamms sind eine ehrbare und respektable Familie, und es gab meines Wissens nie irgendwelche Konflikte zwischen ihnen und uns”, und an seine Cousine gewandt: ”aber sag, jetzt wo wir aufgrund der Reise nach Darpatien mindestens drei wichtige gesellschaftliche Ereignisse in Vinsalt verpaßt haben – wäre es möglich, daß wir zur geplanten Hochzeit erscheinen können?”.

Rondanes Augen blitzten kurz auf, und mit einem Lächeln antwortete sie: ”Erlan, Erlan... Ihr scheint magische Kräfte zu haben, denn ich wollte gerade fragen, ob ich versuchen soll, zwei weitere Einladungen zu dieser Festivität zu bekommen. Ich habe nämlich morgen ein Gespräch mit dem darpatischen Truchsessen, und wenn einer dabei helfen kann, dann er.”

Erlan: ”Das wäre äußerst begrüßenswert, und wir haben soviele gute Dinge in der zweiten Kutsche mitgebracht, da können wir dem Hochzeitspaar auch ein angemessenes Geschenk überreichen.” Nachdem die drei sich noch einige Stunden angeregt über diverse Themen unterhalten hatten, gingen sie zu Bett, denn am nächsten Morgen hatte die Botschafterin jenen Termin beim darpatischen Truchsessen, und Erlan und Hakaan mußten sich früh auf den Weg nach Burg Sturmfels machen.

Da das Wetter inzwischen schlechter wurde, dauerte es bis zum späten Abend, bis sie die Burg erreichten, und die letzten zwei Meilen wurden sie von zwei Reitern begleitet, die schon losgeschickt waren, da die Reisegesellschaft schon lange überfällig war und man sich Sorgen gemacht hatte. In der Burg begrüßte sie der Kommandant Teucras Schwarzenstamm de Solstono und lud sie zu einem gemeinsamen Abendbankett mit den Teilnehmern des Edlenzuges und einigen Darpatiern.

Während der ersten beiden Stunden kamen Erlan und Hakaan nicht mehr aus dem Reden, denn ein jeder Zugteilnehmer wollte neues aus der Heimat wissen. Als dann die Irendorer Liliengardisten noch zwei Fässer mit exquisitem Yaquirbrucher des Jahrgangs 2489 hereinbrachten, die als Gastgeschenk dienten, war die Stimmung ausgelassen. Nur Hakaan selbst war ein wenig mißgelaunter Stimmung, denn er war ja nicht zum Feiern gekommen, sondern wollte schließlich bei Teucras um die Erlaubnis für den TRAviabund mit Aldara bitten. Und so bat Erlan Teucras darum, ob sie drei kurz ungestört reden könnten, worauf dieser sofort aufstand und die beiden Gäste in die Bibliothek führte. Die Botennachricht, die über die Ankunft der Sirensteens berichtete, enthielt natürlich auch den Grund ihrer Anreise und von der Verlobung wußte Teucras ja auch schon, so daß es ohne Umschweife sofort zum eigentlichen Thema kam. Nach keiner halben Stunde verließen die drei die Bibliothek wieder in Richtung Bankett, und die strahlende Freude, gepaart mit Erleichterung, die Hakaans Gesicht zierte, sagte mehr aus als tausend Worte.

Bereits am darauffolgenden Morgen machten sie sich wieder auf den Weg gen Rommilys, wo in der horasischen Botschaft Esquiria Rondane schon auf die beiden wartete. Als sie Hakaan erblickte und er ihr die freudige Nachricht mitteilte, fiel sie ihm in die Arme: ”Ich wußte schon immer, Du wirst der erste von uns Geschwistern sein! Wann findet denn die Hochzeit statt? Und wo findet sie statt? Wird auch...” Hakaan schaffte es nur mit Mühen, sie zu unterbrechen: ”Gemach, gemach – das werden Aldara und ich alles gemeinsam besprechen, und keine Sorge, die Einladungen werden auch bis nach Rommilys geschickt.”

Darauf ergriff Rondane wieder das Wort: ”A propos Einladungen – ich bekam vom darpatischen Truchsessen zwei Einladungen für euch.” Nachdem Erlan und Hakaan sich von der Reise erholt hatten, suchten sie den TRAvia-Tempel der Stadt auf, um den Bedürftigen eine Spende zukommen zu lassen. Danach gingen sie früh zu Bett, denn am nächsten Tag sollte ja die große Hochzeit stattfinden, die das gesellschaftliche Ereignis Darpatiens schlechthin sein sollte – und wer mochte dort schon übermüdet erscheinen?

Jens Matheuszik und Peter Diehn