Briefspiel:Der Worte Gewicht

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Beteiligte (irdisch)
Haus della Pena jH klein.png Horasio

Unterfels, im gräflichen Schloß, 8. Rahja 1032 BF, nächtens

Als er aufwachte, wußte er nicht wovon. War es die zarte Hand, die über seine Seite und seine Brust streichelte, oder war es das dröhnende Klopfen gegen die Tür seines Gemachs? Er drehte den Kopf und schloss seine Augen erneut, folgte im Geist den vorsichtigen Berührungen und versuchte das wiederholte Klopfen zu ignorieren. Schließlich hörte es auf und dankbar formte er seine Lippen zu einem Wort, dass er jedoch nicht aussprach.
Ehe er seine Lippen selbst schließen konnte, legte sich ein zweites Paar Lippen auf sie. Gegenseitig spürten sie nur den Atem des anderen auf und in ihren Mündern, ehe er sachte näher kam und den Kuss begann. Leidenschaftlich erwiderte sie ihn und drückte ihre nackten Brüste gegen seinen warmen Körper. Sie rollte sich auf die Seite und legte ihr Bein über ihn. Erneut klopfte es.
Er zog sich von ihren Lippen zurück und wandte sich grimmig dreinblickend zur Tür. Sie hielt sich an seinen Schultern fest, küsste seinen Nacken und flüsterte lustvoll: "Ihr müsst nicht aufstehen. Ihr seid ein Diener des Raben, ihr schlaft," ihre Hand legte sich auf seinen Bauch und wanderte von dort tiefer, "ihr träumt." Er schloss die Augen, versuchte ihre Berührungen zu genießen. "Der Graf will euch sprechen," erklärte eine ängstliche Stimme, vermutlich von jenem Diener der gegen die Tür gehämmert hatte.
Seufzend schob er zunächst die Hand und dann ihren Körper von sich, ehe er sich langsam erhob und vom Boden seine schwarze Robe aufhob. Enttäuscht blieb seine Geliebte zurück, die Augen verdrehend und sich dabei dennoch lasziv auf dem zerwühlten Bett räkelnd. Er zog einen Mundwinkel spöttisch nach oben, ihre hoffnungslosen Versuche ihm zur Umkehr zu bewegen, gefielen ihm. Dennoch streifte er sich die schlichte Robe über, band sie vor seinem Bauch zusammen und schlurfte zur Tür, die er leise einen Spalt öffnete.
Das schwache Licht einer Kerze fiel in den Raum und ehe er den Geweihten und seine fragenden Augen sah, wanderte der Blick des Lakaien über den makellosen Körper der Schönheit im Bett, ehe er wie erwischt kurz zusammenzuckte. "Verzeiht bitte euer Gnaden, dass ich euch störe, doch der Graf verlangt nach euch. Es sei dringend," stammelte er und die Kerze flackerte bei seinen schnellen Worten leicht.
Palomino di Matienna nickte, schloss die Tür und suchte seine Sandalen. Er war es gewohnt mitten in der Nacht aus diesem Anlass geweckt zu werden. Dass er ausgerechnet bei dieser Tätigkeit, er sah zu seiner Geliebten hinüber, die wollüstig ihre Beine öffnete und ihm ihr Rahjaheiligtum darbot, gestört wurde, war allerdings durchaus ärgerlich. Als sie erkannte, dass er sie verlassen würde, griff sie nach der Decke und zog sie über ihren Körper.
Mit einem Ausdruck ehrlichen Bedauerns blickte er ihr zum Abschied noch einmal tief in die Augen, ehe er sich auf den Weg zum Grafen machen. Die Schönheit indes begann sich bei den Gedanken an die tiefen geheimnisvollen Augen des Geweihten selbst zu streicheln.

Der Graf von Bomed saß in einem Lehnstuhl, der neben seinem Bett aufgestellt war und überflog einige Meldungen seiner Kriegshaufen aus Oberfels und Inostal. Sorgenvoll musterte er die Papiere. Während seine Söldlinge in Inostal von El'Fenneq, einem selbsternannten Freiheitskämpfer, gepiesackt wurden und des Schurken nicht habhaft werden konnten, bereitete ihm Oberfels weitaus mehr Sorgen. Seit des Handstreichs mit dem er sich der Stadt bemächtigt hatte, vefügte er nicht über ausreichend Männer und Frauen um die Bastionen zu besetzen. Bisher schien der Feind davon nichts zu wissen, doch würde Josmina von Bregelsaum, seine almadanische Konkurrentin, erst einmal dahinter kommen, wäre es nur eine Frage der Zeit ehe die wichtige Stadt erneut den Besitzer wechseln würde. Und zur Anwerbung weiterer Söldlinge fehlte ihm, trotz der geheimen Zahlungen aus Punin, das Gold.
Er sah auf, als er leises Klopfen hörte. "Herein," befahl er und begrüßte mit einem Nicken Palomino di Matienna, der schweigend eintrat und sich, nachdem er seinerseits genickt hatte, auf einem Stuhl schräg gegenüber des Grafen niederließ.
"Entschuldigt mir bitte, dass ich euch wieder einmal wecken ließ, ich weiß wie unangenehm es ist aus angenehmen Träumen gerissen zu werden," begann Horasio und der Boron-Geweihte lächelte gönnerhaft, sich innerlich darüber belustigend dass der Condottiere zumindest ahnte ihn bei etwas Angenehmen unterbrochen zu haben. "Allerdings," fuhr der Graf fort, "habt ihr mir erklärt, dass ich um meine Träume richtig zu deuten, euch so früh wie möglich konsultieren solle." Er erhielt keine Antwort, nur die Lider schlossen sich einen Augenblick bejahend. Der Graf legte die Papiere zur Seite. "Wisst ihr, dass es mich immer wieder beeindruckt, wie ihr durch die geringsten Regungen eurer Augen, eures Mundes, eurer Stirn oder der Schärfe eures Blicks sprecht?"
"Worte wiegen schwer," antwortete der Geweihte mit tiefer Stimme.
"Hmm. Taten jedoch umso mehr, meint ihr nicht?", erwiderte Horasio sogleich und versuchte im Mienenspiel seines Gegenübers dessen Antwort zu erkennen. Einen Moment lang schien es ihm, als würde der junge Boroni tatsächlich darüber nachsinnen, ehe seine Augen wieder ruhig auf ihm lagen. Lächelnd registrierte Horasio, dass er dem unerfahrenen Geweihten einen kurzen Moment der Unsicherheit beschert hatte. Bei seinen nächsten Gebeten könnte sich der Diener des Raben dann seiner erinnern und sich darüber mehr Gedanken machen, nun galt es sich wieder seinen Träumen zuzuwenden.
"Nun," begann Horasio, "kommen wir zur Ursache meiner nächtlichen Ruhestörung. Ich hätte euch nicht wecken lassen, wenn ich dieses Traumgesicht nicht schon einmal gehabt hätte. Jedoch vor mehr als zehn Götterläufen und damals verfolgte mich hiernach nicht dieses stechende Gefühl in Kürze etwas verlieren zu können, das ich zwar nicht schätze, an dessen Gegenwart ich mich jedoch gewöhnt habe..."