Briefspiel:Ein neues Spiel mit alten Regeln

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Stadt Efferdas.png Briefspiel in Efferdas Stadt Efferdas.png
Datiert auf: Sommer 1038 BF Schauplatz: Efferdas und Umgebung Entstehungszeitraum: August 2016 - ?
Protagonisten: einige Autoren/Beteiligte: Haus di Camaro.png Dajin, Haus Efferdas.pngElanor, Haus di Malavista.png Cordovan uvm. (folgen)


Epilog

In einer kleinen Kneipe St. Parvenus:

"He Efferdanus. Heute schon vor der Praiosstunde hier?" "Du doch auch. Hast auch nix gefunden, oder? Seit Tagen Flaute, die Gerber und Changbari nehmen nur noch ihre Leute und die Slins kriegen genug aus Efferdossa. Wird Zeit, dass die Ernte beginnt." "Ach hör auf. Da machen wieder die se Hungerleider vom Sikram die Löhne kaputt... Wenn du mich fragst, können die alle wieder verschwinden und der eine Sikramstaler kommt wieder." "Ich glaub nicht, dass der wieder kommt. Der wollt was für uns tun. Eine Tagelöhnerzunft, dann hätt keiner mehr die Löhne verderben können. Aber das war den Patrons natürlich ein Dorn im Auge und die haben ihn abserviert." "Schweine! He mach die Tür zu, da kommt warme Luft rein!"

Ach kommt frische Luft und Neuigkeiten. Ich komm grad mit meiner Fuhre aus Belhanka und du glaubst nicht, wen ich dort gesehen hab... Den alten Drachen!" "Was macht denn deine Schwiegermutter in Belhanka?" "Quatsch, Schwiegermutter. Die Baronin, du Landratte. Unverkennbar mitten in Belhanka, am hellichten Tag! ... Mach mir noch schnell nen Roten, dann muss ich weiter. Mal sehen, ob mein Patron für die Neuigkeit was springen lässt."

Nur eine kleine Soiree

Anfang Rondra 1038 BF:

Ehrenwerte Signora (oder ehrenwerter Signor).

Wir erlauben uns Euch zur nächsten Abendgesellschaft unseres Philosophischen Salons zu laden, welche am 20ten Rondra in der Residenz der Barone zu Efferdas zur zweiten Abenstunde stattfinden wird.

Auf dass weder Hunger noch Völlerei dem geistreichen Gedankenaustausch im Wege stehen mögen, wird ein leichter Imbiss gereicht.

So Ihr uns die Ehre angedeihen lassen wollt unsere Gesellschaft mit Euer Anwesenheit und der Teilhabe an Euren geistreichen Gedanken zu bereichern, bitten wir Euch dem Überbringer dieses Schreibens diese frohe Botschaft mit auf den Weg zu geben.

 

In stiller Hoffnung auf eine positive Antwort empfehlen sich

 

Sovilai von Efferdas di Punta und Eslam von Efferdas

 


Villa di Camaro

Es war ein gemächlicher Tag in der Villa Camaro. Ein Großteil der Admiralsfamilie saß gerade im Wohnraum und ging seiner Dinge nach. Esteban erledigte einigen Aktenkram an einem großen Schreibtisch aus dunklem Holz, welcher durch seine aufwendigen Verzierungen und zusammen mit dem rotgepolsterten Sessel wirklich herrschaftlich hätte wirken können, wäre er nicht über und über mit wirr zusammengeworfenen Papierstapeln, Stempeln, Fächern, mindestens drei Bechern mit zum großen Teil kalt gewordenem Tee oder karg sprießenden und unter chronischem Wassermangel leidenden Zimmerpflanzen zugemüllt. Auch der kleinere Lesetisch in der Mitte des großen Raumes sah nicht minder bedeckt aus, dies lag aber eher an den Bergen von Stofffetzen, Nähgarn und einem gefühlten Ameisenhaufen von Stecknadeln. Phelippa hatte wahrlich den ganzen Tisch in Beschlag genommen, um sich ein neues Kleid zu nähen. Mürrisch betrachtete Isaura das Werken ihrer Tochter von ihrem Sessel am Fenster aus, bevor sie sich wieder dem Blick aus dem Fenster widmete und ganz genau beobachtete, was im Haus gegenüber oder auf der Straße gerade so vor sich ging. Ein weiterer Sessel war von Dartan di Camaro in Beschlag genommen worden, wenngleich er ihn scheinbar nur dazu nutzte um der Flauta nachzugehen. Den deutlich emsigeren Eindruck hinterließ da Croënar, der zusammen mit seiner neuen Gattin Cassiopeia Trenti einige Bücher in dem Büchereckregal am anderen Ende des Raumes suchten.

 

So wurde auch der Diener kaum wahr genommen, der mit einem Papierstapel in der Hand an Esteban heran trat und sich anmachte, dem Schreibtisch eine weitere Schicht Papiermüll aufzutragen. „Signor Esteban? Die Briefe des heutigen Tages.“

Fast Hilfesuchend schaute er den Diener an. „Sag mir nicht, dass noch ein weiterer Inventurbeleg eingetroffen ist. Es hat mich schon ausreichend Nerven gekostet, als Davros und Dalik ihre Belege zu spät eingereicht haben, weil sie die Flauta gehabt hätten.“

„Es sieht nicht danach aus, Herr.“

Esteban warf seinen Kohlestift auf die Papierberge vor ihm und atmete kurz hörbar durch. „Dann zeig mal her…“

Der Diener übergab die Briefe und verließ den Raum wieder. Esteban überflog den ersten Brief und zerknüllte ihn kurz danach. „… und wieder jemand, der die Erlaubnis haben will, sich die ehemalige Villa Tranquilla näher anzusehen. Kann er knicken… was haben wir hier? Eine Einladung! Das klingt ja interessant.“

Isaura horchte auf. „Von wem ist die Einladung?“

„Cossano a Dubar wird 50 Jahre alt und läd seine besten Kunden zum Speis nach Neolea.“

„Unser Brotbäcker? Hübsch. Gehen wir hin?“

„Klar, warum nicht… wobei… hm hier ist noch eine Einladung… ein Philosophischer Salon… von Sovilai und Eslam von Efferdas.“

„Lass mich raten… Zeitgleich?“ Isaura sah deutlich weniger begeistert aus als zuvor beim Brotbäcker.

Esteban überprüfte die beiden Einladungen… „Aber natürlich Zeitgleich…“

Isaura seufzte. „Können wir dennoch zu Cossano gehen?

„Zumindest würden wir dort satt. Sovilai wirbt mit „einem kleinen Imbiss, damit weder Hunger, noch Völlegefühl den Gedanken im Wege stehen.“

„Also gibt’s auch keinen Wein… Will das Haus von Efferdas uns durch die Blume mitteilen, dass sie pleite ist?“

„Ich glaube eher nicht. Aber mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass die alte Baronin in Belhanka gesehen worden sein soll. Vielleicht werden sie gerade nervös. Alternativ könnte das mit dem Besuch von der Uthurischen Prinzessin Ayautheotl zusammen hängen. Seitdem spielen ja eh einige verrückt hier.“

„Hm… können wir dennoch zu Cossano?“

Esteban grinste. „Ich denke schon. Wozu haben wir Kinder?“ Er packte den Brief des Hauses Efferdas zurück in den Umschlag und warf ihn Dartan zu. Er landete mit der Kante voran zielsicher an Dartans Stirn, der davon aufschreckte. „Hier, du Feierbiest. Das dürfte genau was für dich sein. Ein Philosophisches Treffen am 20sten in der Villa der Efferdas. Vielleicht hast du ja Glück und Terantina ist auch da.“ Fügte er sarkastisch hinzu, was Dartan mit einer genervten Fratze beantwortete. Dann las er den Brief laut vor.

„Uiii, darf ich mit?“ fragte Phelippa. „Das klingt doch sehr spannend.“

„Du auf einem Philosophentreffen? Für dich ist es doch schon Prosa, wenn Alrik Binder seine Delphinoccoweisheiten von sich gibt.“ spottete Dartan.  

„PAH! Alrik Binder ist ein Idol für die ganze Stadt, ein Volksheld. Sein Erfolg in der Gesellschaft sucht ja wohl ohne jeden Zweifel seines gleichen.“ Klang sie wie als wenn sie aus einem Katalog vorlesen würde. „Außerdem erkennt man ja wohl sofort, dass es bei diesem Anlass um ein Sehen und Gesehen werden geht. Da darf ich ja wohl kaum fehlen.“

„WIR als Haus di Camaro dürfen da nicht fehlen. Also gut, wenn du meinst, dann komme mit. Aber ich glaube dennoch, dass du dir dieses Treffen falsch vorstellst. Gut möglich, dass dir diese Form von Philosophie nicht zusagt.“

„Ich würde nicht einmal ausschließen wollen, dass dieser Abend je nach Teilnehmer recht Politikphilosophisch wird.“ fügte Esteban hinzu. „Es sollte also tatsächlich ein Camaro mehr als Phelippa anwesend sein.“

„Geht ihr beide nur euer Brot essen, ich mach das schon.“ Gab sich Dartan zielsicher. „Bruderherz, wie sieht es mit dir aus? Willst du auch mit für den Fall, dass es doch Politikphilosophisch wird?“

Croënar blickte seine Frau an. „Hm. Was meinst du, Cas? Sollen wir da hin?“


Cassiopeia dachte kurz nach, dann sagte sie: "Gern. Ich war noch nie bei einer solchen Veranstaltung und bin Neugierig. Im Hause Trenti gibt es keine großen Philosophen." Dann hing sie sich an Croënars Arm und lächelte spitzbübisch: "Solang du auf mich acht gibst, das ich nichts dummes sage oder tue. Und falls es mir zu politisch wird..." sie blickte zu Phelippa: "reden wir halt über Kleider."


Derweil, in der Casa Trenti in St. Parvenus:

Mit einem mürrischen "Mff!" knüllte Madalena den Brief zusammen, den Madanne ihr gerade gebracht hatte, und wandte sich wieder ihren Geschäften zu.


Nur ein leichter Imbiss?

Das Schreiben erreichte Halca und Aquintanio Thirindar außerhalb der üblichen Botenzeiten in der Kontorstube. Aquintanio war in die Bergwerksberichte vertieft, die vorgestern aus Garèn eingetroffen waren und musste abschätzen, ob der Verbrauch an Holzkohle der üblichen Menge entsprach. Halca wendete die Bittschriften aus Thirindar hin und her, jener Stadt, deren Interessen sie im Haus der Edlen des Kronkonvents vertrat. Nach dem Ende der Raloff-Dominanz hatte die Holzverarbeitung dort einen moderaten Aufschwung genommen, aber Halca hatte vor allem die Köhlerei gefördert, um die Abhängigkeit von den Lieferungen des Barons von Parsek zu mildern. Es war insofern ein Glücksfall, dass sie ihre herrschaftliche Vertretungspflicht mit dem kommerziellen Nutzen verbinden konnte. Sobald Aquintanio den Bedarf des nächsten Quartals kalkuliert hatte, würde sie die neuen Aufträge schreiben können. Nachder Abteufung des Murgrim-Schachtes waren neue Gänge erschlossen worden, der Bedarf würde also steigen. Als der Kammerdiener das gesiegelte Schreiben übergab, nahm Halca es gedankenverloren entgegen, öffnete es aber sogleich, als sie den Absender erkannte. Sie erbrach das Siegel, las den Inhalt und wandte sich an ihren Gatten.
- Aquintanio?
- Ja?
- Wir haben eine Einladung für den Zwanzigsten. Beim Delphin und seiner Tante. "Philosophischer Salon"! "Leichter Imbiss"!
- Wo? In der Residenz?
- Ja, gleich nebenan!
- Sagen wir zu! Ich kann etwas Zerstreuung gebrauchen!
- Wenn sie es mit der Philosophie ernst meinen, klingt das mehr nach Konzentration als nach Zerstreuung!
- Dann nehmen wir den schweren Imbiss noch im eigenen Palazzo direkt vor dem leichten, damit ich für die Konzentration gewappnet bin!
- Und die Phiole mit Tovacer Bitter versteckst Du in der Rocktasche? Nur, wenn Du den Mund hältst und mich reden lässt, Aquintanio!
Halca griff sich einen Papierbogen und formulierte in warmen Worten eine Zusage an die Adresse des Hauses Efferdas.

Alte Freundschaften

Es war schon spät, als Cordovan an diesem Tag in seinem privaten Arbeitszimmer Zeit fand, sich um die Korrespondenz zu kümmern. Der Tag war anstrengend gewesen, sein Amt als Senator hatte ihn heute den ganzen Tag in Anspruch genommen mit den verschiedensten Bittstellern, Verwaltungsangelegenheiten und einigen anderen Themen, mit denen er sich aktuell beschäftigte. Entsprechend müde fühlte er sich, als er in seinem bequemen Schreibtischsessel Platz nahm und die private Post des Tages durchsah. Einige der üblichen privaten Anliegen und Anfragen überflog er nur kurzund legte sie dann zur Seite - er würde seinen Sekretär morgen damit beauftragen, passende Antworten zu versenden. Mit wechselnden Gefühlen widmete er sich einem Brief seines jüngsten Sprößlings. Bei den Briefen von Adaon wußte man nie, ob eine Katastrophe drohte oder gute Nachrichten ins Haus standen. In den letzten Jahren hatte sich seine umtriebige Art etwas gelegt, doch noch immer sorgte er regelmäßig für Gesprächsstoff im Consiglio. Umso erleichterter war Cordovan, nachdem er feststellte, das Adaon tatsächlich nur einen kurzen Gruß entrichtete und gute Kunde vom Gut überbrachte. Während sich Cordovan durch die private Post arbeitete, war es mittlerweile kurz vor Mitternacht, als er sich den letzten zwei Briefen auf seinem Stapel widmete. Ein Brief seiner Tochter aus dem Kosch - und eine Nachricht des Hauses Efferdas. Das sorgte dafür, das Cordovan seine Müdigkeit noch einmal vergaß und neugierig den Brief las. 'Interessant', dachte er, nachdem er die eher kurze Nachricht gelesen hatte und lehnte sich einen Augenblick in seinem bequemen Sessel zurück. 'Der philosophische Salon des Hauses Efferdas lädt zu einer kleinen Abendgesellschaft mit Imbiss - eigentlich eine gute Gelegenheit' dachte er still, bevor er sich wieder aufraffte, um selbst eine kurze, aber freundliche Zusage zu verfassen.


Die Gästeliste

"Nun Liebste, ich hoffe, es überfordert dich nicht." "Mich überfordern, was soll mich überfordern?" "Der Salon." "Warum sollte er?" "Ich dachte nur" Liebevoll strich Ebius von Efferdas seiner Frau über ihren Bauch. "Ein so hoch gebildeter Mann wie Du, mein lieber Gemahl, sollte den Unterschied eigentlich kennen. Ich bin nicht krank. Im Gegenteil ich spüre das Leben durch mich pulsieren. Und ganz bestimmt werde ich mir den Spaß nicht nehmen lassen, den dieser Abend verspricht." "Verspricht er das?"

"Ja ganz sicher. Die Gäste sind illuster. Mara Vinarii hat zugesagt, uns mit einer Darbietung zu erfreuen, Ihr Onkel Gaetano Changbari sagte sein Kommen in einem kleinen und wie ich hoffe selbst verfassten Gedicht zu, in dem er die Schönheit der Gastgeberin preist, was dieser natürlich keineswegs schmeichelt, immerhin ist sie glücklich verheiratet - die gute Viviona lässt uns in ihrer unvergleichlichen Art wissen, dass sie einen erbaulichen Abend im Salon einem sinnlosen Tag im Senat vorzieht, Clarizia Gerber fühlt sich hochgeehrt und hat gleich noch ein paar Skizzen beigelegt, die zwar von ihrer Begabung zeugen, weniger jedoch von ihrem Geschick, sich beim Haus Efferdas einzuschmeicheln, was sie als als wohl gesetzten Kontrapunkt geradezu prädestiniert. Zanobi Slin hat zugesagt, ohne sich nach anwesenden Herren erkundigt zu haben und wird sicher erneut einige Anekdoten aus ihrem und dem Familienleben unseres verehrten Primos zum Besten geben, der gute Cordovan Malavista zeigt sich dem Hause Efferdas gegenüber endlich wieder einmal pflichtbewusst und sagt höflichst sein Kommen zu. Bei ihm bin ich mir auch sicher, dass er pünktlich sein wird. Halca Thirindar sagt auch zu und bringt sogar ihren Gatten mit. Zwar eigentlich gegen unsere Regeln, aber da ihr Schreiben so ausgewählt freundlich ist, käme es mir schäbig vor, sie darauf hinzuweisen. Und gegen die geschätzten di Camaro nimmt sich dies auch ausnehmend bescheiden aus. Diese gedenken einen Familienausflug daraus zu machen und kündigen ihr Erscheinen zu viert an: Croenar, dem man es wohl nachsehen muss, dass er nicht von seiner jungen Frau lassen will. Und diese köstliche Phelippa kommt auch mit. Ich denke, diese platzieren wir auf die eine Seite des Herren Changbari und Zanobi Slin auf die andere, während wir den vierten di Camaro gleich neben die gute Viviona setzen. Die werden vielleicht noch etwas zu besprechen haben. Hmmm, nur die Trenti hat abgesagt, aber mit gleichem Schreiben angefragt, ob wir uns ob ihres Angebots schon enschieden haben. Ist das nun frech, dumm oder einfach nur bescheiden?“ Die di Onerdi hat sich gar nicht erst zurück gemeldet, wahrscheinlich ist ihr die Einladung abhanden gekommen. Ein profundes Beispiel ihrer Amtsführung. Ach ja und Orleane ist natürlich froh, eine Ausrede zu haben, ihrem Horakles zu entkommen."

"So wie du es darstellst Sovilai, Liebste, klingt das alles nach einem Spiel." "Ach mein lieber Gemahl, es ist einfach alles ein großes Spiel... Genau ein Spiel. Wetten wir doch, wer besonders neugierig ist und als erster erscheint…"


Jeder erscheine nach seinem Gusto

Der falsche Eingang

... Aus der nun langsam einsetzenden Dämmerung war ein lautes Rumpeln zu hören. " Was war das!!!" fuhr sie hoch. " Es scheint aus dem Garten gekommen zu sein," erwiederte Ebius " wahrscheinlich wieder eine dieser Katzen. Ich sehe mal nach." Mühsam erhob er sich und verließ das Zimmer langsam in Richtung Garten.

" Verdammt!" entfuhr es Mazarino am Boden sitzend, der eben gegen eine Efferdstatue gerannt war, die sich nun in 1000 Teilen um ihn verteilte. Gerade als er sich erhob, erschien auf der Terrasse ein schwarzer Schatten. Sofort stammelte er los:" Verzeiht, Ihr seid Signor von Efferdas? Ich erhielt diese Einladung. Ich muss wohl den falschen Eingang erwscht haben." Er klopfte sich Erde und Scherben von der Hose. " Das mit Eurer Statue tut mir leid. Ich habe sie nicht gesehen. Natürlich werde ich versuchen, sie zu ersetzen. ... Oh, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Mazarino Vinarii, Sohn von Senator Hesindio Vinarii, darf ich näher kommen?" Mittlerweile war er von einigen Gardisten umringt worden, die ihn bis auf weiteres in Schach hielten. ...

"Mazarino Vinarii, soso." Der in eine schlichte Robe gekleidete Signor von Efferdas schmunzelte, als ihm von einem Gardisten die Einladung überreicht wurde. "Ihr meint also", fuhr er fort, während er die Einladung überflog, "dass, wer im Garten der Residenz von EFFERDas eine EFFERDstatue des Hauses EFFERDas zerstört, damit davon kommt, dass er diese Satue ersetzt?" Ebius neigte seinen Kopf seiner in eine ebenso schlichten Robe gekleideten Frau zu, welche offenbar ihrer Neugier ob des Tumults nicht hatte Herr werden können. Ebius' Lächeln wurde breiter, als Sovilai ihm etwas ins Ohr flüsterte. "Zumal Ihr als Baumeister Ihr eigentlich wissen solltet, wo bei einem Gebäude vorn und hinten ist." Der Signor von Efferdas nahm ein goldgefasstes Glas von einem Tablett, welches ein türkis gewandeter Lakai in den Händen hielt und trat auf den jungen Signor Vinarii zu. "Trinkt zunächst ein Glas Bosparanjer auf den Schreck, Signor! Ich hoffe, es findet das Wohlwollen eines Vinarii. Meine Gemahlin und ich werden uns noch kurz zurückziehen müssen, während Ihr darüber nachdenkt, mit welchem Beitrag zu unserer kleinen Soiree ihr das wieder gut machen wollt." Er deutete auf die Überreste altehrwürdiger Bildhauerkunst. "Räumt das weg und entzündet ein paar Lichter im Garten, falls noch mehr Gäste diesen Weg präferieren." wies er die Diener an, bevor er seine Gemahlin einhakte und in Richtung ihrer Privatgemächer geleitete.

Die Lichter waren gerade entzündet als sich vom Eingang ein Gardist, nebst eine in grüne Gewänder gekleidete Person, durch den Garten näherte. Nachdem der Gardist sich wieder zurückzogen hatte, tritt die Gestalt ins Licht.

"HESinde zum Gruße, verzeiht man unangekündigtes Auftauchen. Peinlicherweise war meine Einladung mit den Schriftstücken einer meiner Gehilfen beim Putz meines Arbeitszimmer nahezu in den Limbus geraten." sagt er mit einem leichten Lachen in der Stimme. "Allerdings HESinde sei Dank, ist sie just heute wieder aufgetaucht. Zum Glück war ich rechtzeitig mit den Unterweisungen der Studiso fertig, so dass ich nun Eurem hesindegefälligen Austausch beiwohnen kann". Nandorian Villestanos hagere Gestalt zeigte sich nun im gut ausgeleuchteten Bereich des gläsernen Salons. Der Hesindegeweihte schaut mit einem freundlichen Lächeln in die Runde der anwesenden Gesichtern. "Ach bevor ich es vergesse, natürlich habe ich noch ein Gastgeschenk für Euch." und holt aus einer Umhängetasche aus dünnem Sumpfechsenleder einen Beutel, der mit einer dekorativen Schleife versehen ist. "Damit ein ermüdeter Geist schnell wieder tüchtig wird, eine Aufmerksamkeit aus dem Süden" ergänzt er. Der Kenner unter den Anwesenden wird sofort feststellen, dass es sich bei diesem herben, erfrischenden Duft um Kaffee handelt. "Ähm, wo sind denn die Gastgeber?" Nandorians Gesicht zeigte einen Hauch von Überraschung.

Die Signora und der Signor haben sich zur Vorbereitung noch kurz zurück gezogen", half ihm ein türkis gewandter dienstbarer Geist freundlich lächelnd aus. "Doch fühlt Euch in diesem Hause so willkommen, als wäre es Euer eigenes, Hochwürden", fuhr der Lakai mit einer angedeuteten Verbeugung fort, "Sagt uns bitte, mit welchem Getränk wir Euch aufwarten mögen, um Euch den Aufenthalt bis zum avisierten Imbiss so kurzweilig wie möglich gestalten. Ebenso habe ich die Freude angewiesen zu sein, Euch Signor Mazarino Vinarii vorzustellen, welcher, wie Ihr ihm hoffentlich verzeihen möget, Euch den Rang als zeitigster Gast abgelaufen hat." Erwartungsvoll musterte der Lakai den Geweihten...

Formvollendet und gesättigt

Aquintanio Thirindar hatte, begierig, den philosophischen Salon des Hauses Efferdas zu besuchen, doch unwillig, darum wie in der Einladung angedeutet mit einer Einschränkung kulinarischer Genüsse rechnen zu müssen, soeben seinen zweiten Teller kalter Vorspeisen verzehrt. Seine Gattin Halca blickte ihn tadelnd an: "Hast Du nun genug? Drüben stoßen sie schon mit den Gläsern an, wenn ich das klirrende Geräusch soeben nicht völlig falsch verstanden habe!" Halca hatte keine Ahnung, was die Quelle dieses Geräusches war, aber da ihr Gatte es erkennbar auch vernommen hatte, bot es sich für eine willentliche Fehlinterpretation an, die den Zweck einer milden Zurechtweisung verfolgte. Aquintanio wischte sich den Mund mit einem Tuch ab und erhob sich. Auch wenn nur wenige Schritt im Freien zurückgelegt werden mussten, um die Residencia, das Haus der Gastgeber, zu erreichen, so gebot es die Etikette, dass beide sich vom Kammerdiener ihren Umhang um die Schultern legen ließen, der für gewöhnlich bei einem Aufenthalt außer Haus getragen wurde. Für die scharfen Augen und den feinen Sinn für Status der Efferdaser guten Gesellschaft hätte es die Anmaßung einer unangemessenen Vertraulichkeit dargestellt, hätten Halca und ihr Gatte ihre unmittelbare Nachbarschaft zur Residenz dadurch hervorgehoben, dass sie sich ausschließlich in Stubenkleidung hätten empfangen lassen, eine Anmaßung, die darin beständen hätte, aus der räumlichen Nähe heraus die Andeutung einer besonderen Vertrautheit, einer besonderen sozialen Nähe zu machen. Und in dieser Hinsicht war es Halca an der peinlichen und perfekten Beachtung der Förmlichkeiten gelegen, was ihre Art war, ihre Souveränität auszudrücken. Aquintanio, ebenso gutmütig wie bequem, nahm das Urteil seiner Frau in solchen Angelegenheiten mit ergebener Gleichgültigkeit hin und unterwarf sich ihrem Urteil. Tatsächlich hatte er auch vor, Halca das Reden im Salon ganz überwiegend zu überlassen - er hörte gerne zu, bildete sich auch sein eigenes Urteil, welches gebildet zu haben er aber als ein zwar zufriedenstellendes, aber sonst durchaus folgenloses Privatvergnügen betrachtete, bei dem er sich selbst dafür gratulierte, der von ihm wahrgenommenen Welt eine begriffliche Ordnung auferlegen zu können. Nunmehr angemessen gewandet, schritten die beiden Oberhäupter des Hauses Thirindar zum Hauptportal des alten Baronspalastes, indes vor ihren Augen sich das Tor hinter einem Neuankömmling soeben schloss. Kaum war es ins Schloss gefallen, als Halca persönlich den schweren Klopfer betätigte und Einlass begehrte. Als der Domestik, der genau wusste, wen er vor sich hatte, aber dennoch den Förmlichkeiten Genüge tat, fragte, wen er melden solle, flötete Halca: "Thirindar! Die Herrin und ihr Gemahl!"

Pünktlich, wie man es sicher von ihm erwarten würde, erschien Cordovan di Malavista so, das er inklusive den üblichen Formalitäten, die der Gast bei solch einem Empfang am Eingang über sich ergehen lassen würde, zum genauen Zeitpunkt der Einladung den Gastgebern seinen Dank für die Einladung und die Freude über eben diese kundtun könne. Zu früh zu erscheinen war schließlich ebenso unpünktlich - und daher unhöflich - wie das zu späte Erscheinen. Allerdings erwischte er sich für einen kurzen Augenblick dabei, darüber nachzudenken, vielleicht doch etwas zu spät, als ein dezentes Zeichen... aber nein. Dies wäre kindisch und Cordovan verwarf den Gedanken gleich wieder. Würden andere auch vergessen, was sich gehörte, so würde ein di Malavista dies niemals tun!
Gewandet in sehr gute, aber wie für ihn typisch eher dezente und dunkle Kleidung aus dem Haus Changbari, die Haare frisch frisiert und das Barthaar adrett gestutzt, erschien er wie geplant pünktlich. Am Eingang zu dem ihm wohlbekannten Palast grüßte er kurz die Gardisten, um dann seine Einladung dem Diener zu überreichen und von diesem in den gläsernen Salon geführt zu werden, gespannt auf den weiteren Abend.

So kam es, dass alsbald eine illustre Runde beisammenstand. Allesamt versorgt mit einem Glas Bosparanier oder einem Glas Saft aus Früchten, welche allesamt nicht heimisch waren und welche ob ihrer Exotik exorbitant teuer gewesen sein mussten. Immerhin konnte man gewisse Extravaganzen im Hause der Barone aber auch erwarten, mochten sich einige der Gäste denken und nahmen dies eher beiläufig hin. Deutlich unedler als die Getränke war die gereichte traditionelle efferdische Fastenspeise: Eingelegter oder luftgetrockneter Fisch in mundgerechten Portionen, die von einem der Domestiken beinahe unverschämt aufdringlich dargeboten wurden. Offensichtlich traf diese zweifelsfrei efferdgefällige Speise nicht den Geschmack jedes Gastes. So ergab es sich jedoch, dass doch einige Gäste nicht durch gefüllte Mündern am gepflegten Parlieren gehindert waren. Natürlich wurde der stürmische Auftritt des jungen Signori Vinarii Ziel gutmütigen Spotts. So waren auch die di Camaros und die Neu-di-Camaros inzwischen eingetroffen. Jedoch ohne großes Tamtam oder irgend welches Geschirr zu zerschlagen. Ein höfliches Hallo, ein höfliches Danke für die Einladung... alles ganz bescheiden, so wie man sie kannte. Dartan und Phelippa hatten sich nach einem der kleinen Canapés sich schnell dafür entschieden, stattdessen lieber besonders viel Bosparanjer als Ersatz zu sich zu nehmen und würdigten den Gastgeber bald, als würde es bald keinen Bosparanjer mehr geben. Während Cassiopeias Blick obdessen etwas sorgsam wirkte, schien Croënar deswegen gelassen. Die beiden vertrugen eine Menge. Das wusste er. Und wenngleich auch ihm die Canapés nicht sonderlich mundeten, entschied er sich dafür, es ebenfalls bei einem Glas zu belassen. So verging die Zeit beinah im Flug, bis der Diener, welcher nicht alle seine Fischhappen hatte verteilen können, die „illustren und hochwillkommenen Gäste“ in das Kaminzimmer bat. Ein freudiges Gemurmel brach los. "Endlich geht es los" konnte Phelippa ihre Freude kaum inne halten. Die Warterei wurde mit erbarmungslos oberflächlichem Smalltalk verbracht und so wirkte die Truppe der Admiralskinder teilweise erleichtert, als sich endlich etwas tat. Cassiopeia blickte noch einmal auf ihren frischen Gemahl. "Jetzt wird also philosophiert... schon eine Idee, wie das aussehen soll?" sie blickte kurz über die anwesenden Gäste. "Da ist alles mögliche denkbar. Wenn wir Glück haben geht es über Politik oder Religion. Ich hörte aber von Philosophischen Treffen in Urbasi, bei der man sich geschlagene drei Wochen darüber unterhalten haben soll, warum, wenn man einen Gonfaloniere und einen Esel von einem Turm wirft, sie beide gleichzeitig auf dem Boden aufkommen, obwohl der Esel doch schwerer und klüger ist.... Gerüchteweise." "Die Götter bewahre... lass es ein Gerücht bleiben..." "Ohja..."

Das Zweitheiligste Zimmer

Ob dieser Anekdote über die Klugheit urbasischer Esel auf 2 oder 4 Beinen lachte der ältliche Domestik ungebührlich laut.

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"Nun auch wenn die Themenwahl in unserem Efferdas sicherlich eine bessere sein wird, so kommt man doch nicht umhin die beträchtliche Ausdauer zu bewundern." sprach Ebius von Efferdas und ließ seine Maske fallen. (die Gäste mögen mehr oder weniger erstaunt sein) "Wir werden zwar unseren Gepflogenheiten folgen und uns einschließen lassen, doch sollte unser kleines Zusammentreffen im Morgengrauen beendet sein... Keine Sorge, wer vor Müdigkeit oder zu viel gutem Bosparanier", fuhr er mit einem Seitenblick auf Teile des Hauses di Camaro fort, " etwas Ruhe braucht wird, wird bequeme Chaiselounues vorfinden." Ebius wies auf einen vierschrötig wirkenden Gardisten: "Broderico wird darauf achten, dass sich niemand der Tür nähern kann, um zu lauschen, während er selbst den Vorteil besitzt, taubstumm zu sein. Wie ihr also seht, befindet ihr euch, nachdem die Türe verschlossen wurden, in der umfänglichen Fürsorge des Hauses Efferdas, welche..." "...so erdrückend, wie mein werter Herr Gemahl es darstellt, nun auch nicht ist", fiel ihm Sovilai ins Wort. "Die Bibliothek bietet in einem Nebengelass die Bequemlichkeit eines Aborts, welches ein Fester aufweist, das für einen verzweifelt Fluchtversuch vor den nicht enden wollenden Reden des Senators von Efferdas geeignet erscheint." Weiterhin neckten sich die sehr vergnügt wirkenden Eheleute, während sie die Gäste in die Bibliothek im zweiten Geschoss der Residenz führten, welche nach der lichten Weite des gläsernen Salons etwas beengt wirkte, doch sicherlich allen Gästen auf bequemen Gestühl Platz zu bieten schien. "Um eine Atmosphäre gänzlich freien Gedankenaustausches zu schaffen, bitte wir all unsere Gäste stets die Vertraulichkeit der Rose zu wahren, was in dieser Runde gesprochen wird", erklärte der derzeitige Hausherr, wonach seine Gattin erneut seinen Satz vollendete: "Und wir verzichten auf Aufwartung durch Dienerschaft, so dass ihr verzeihen möget, dass ihr euch selbst zu bedienen habt", wobei sie auf die große mit kalten Speisen und Getränken überladene Tafel in der Mitte der Bibliothek wies. Die Gäste ließen sich zum Teil auf dem Gestühl nieder, während andere sich schon bald über Brot und kalten Braten hermachten - manche mit einem Gesichtsausdruck wohligen Entzückens darüber, dass man im Hause von Efferdas einen kleinen Imbiss wohl anders definierte als herkömmlich. Während die Türen zur Bibliothek tatsächlich verschlossen wurden, mühte sich der Signor von Efferdas fürsorglich, dass ein jeder Gast ein Gefülltes Glas in die Hand bekam. Dann hob er seine Stimme, die augenblicklich den ganzen Raum einnahm und alle Gäste zum Verstummen brachte. Ob dies eine akustische Raffinesse war oder aber ein magischer Trick erschloss sich den Gästen nicht sogleich. "Freunde! Denn freundschaftlich sind meine Gefühle für euch und die Familien, welche ihr repräsentiert, dessen seid versichert, wenn wir euch in den für mich zweitheiligsten Raum nach unserem ehelichen Schlafgemach in diesem Haus laden." "Und freundschaftlich müssen auch eure Gefühle uns und oder unserem Haus gegenüber sein, dessen bin ich sicher, wenn ihr der Einladung zu einem Salon fogt, auf der euch der Hungertod würde ereilen können", unterbrach Sovilai mit schalkhaften Lächeln in schon gewohnter Manier, bevor ihr Gemahl fortfuhr: "Oder vielleicht auch die schlichte Neugier, was wir keineswegs verdammen, sondern begrüßen würden, ist es doch die Neugier, die uns neben all dem Streben nach Reichtum, Ruhm und Macht wahrhaft vorantreibt. Neugier - die Gier nach Neuem - treibt den wahrhaft fortschrittlichen Geist an. Und annähernd 10 Jahre nachdem unser Efferdas auch getrieben von Neu-Gier den Schritt gewagt hat, das unendeckte Land einer Senatsrepublik zu betreten, sehe ich -sieht das Haus Efferdas zu Zeit gekommen erneut Neues zu wagen. Das derenrund hat sich verändert in den letzten 10 Jahren. Es ist nicht mehr keisrund sondern kugelrund. Neue Kontinente wurden entdeckt, während wir uns so sehr mit uns selbst beschäftigt haben, dass manch Unzufriedener es als Stillstand betrachtet. Doch welchen Weg sollen wir einschlagen? Die Wahl fällt schwer. Doch hörte ich, dass das Haus di Camaro hier unlängst einen vielversprechenden Weg einschlug: Man suchte Croenar dem Spross der Familie eine Braut. Doch wurde nicht erwählt, wer die größte Mitgift versprach, wer den größten Namen trug und -die Braut möge mir verzeihen- wie ich hörte , auch nicht die, die die offensichtlichsten weiblichen Reize hatte, sondern die, die am fähigsten erschien. Und das soll das Thema unser kleinen Zusammenkunft sein. Welchee 'Braut' soll erwählt werden? Welchem Weg sollen wir folgen? Was wird unser Efferdas befähigen in diesen neuen Zeiten zu bestehen. Wer könnte darauf besser eine Antwort finden als ihr, meine Freunde? Eine Auswahl der Fähigsten dieser Stadt. Lasst uns darüber debattieren bis uns die Köpfe rauchen und ein wenig Kurzweil aus Gesang, Musik oder Poesie dem gemarten Hirn etwas Entspannung brinegn mögen. Wer mag beginnen?"

Cassiopeia war in den ersten momenten in der Bibliothek sichtlich unwohl: der Gastgeber tarnt sich als Domestik? Eingeschlossene Gäste hinter einer Taubstummen Wache? Das klang doch eher nach einer Verschwörung aus einer Geschichte ihres Bruders als nach einem efferdischen Senator. Seine Bemerkung ob ihrer Reize nahm sie ihm hingegen nicht übel: sie war froh, nicht die Last manch anderer Dame vor sich hertragen zu müssen. Andererseits schien das angedachte Gesprächsthema eher in den Senat zu gehören, zumahl sich viele der Anwesenden eh von dort kannten. War der Abend also doch als inoffizielle Senatssitzung gedacht? Politik war ja so kompliziert...

Der Gastgeber erntete einen irritierten Blick des angesprochenen Croënar. "Señor, ihr habt uns jetzt hier hoffentlich nicht zusammen gerufen, um das Gerücht in die Welt zu setzen, meine Gemahlin hätte weder einen noblen Namen, eine erwähnenswerte Mitgift oder ein ansehnliches Äußeres... Neben diesen sehr wohl vorhandenen Attributen hat sie zudem ein sehr efferdisches Gemüt. Hätte meine Familie mir eine Almadanerin erwählt, vermute ich hätte Sie euch nun einen Handschuh an die Wange geworfen." Vorsichtig blickte er auf Cassiopeia, überprüfend, ob er recht hatte.

"Grundsätzlich ist die Debatte aber eine, die ich natürlich gerne mir anschaun werde. Ob solch eine Efferdische Brautschau nun "Mode" werden kann, werden wir beide sicher schwer beurteilen können. Es gab sehr schöne Momente, genau so aber auch sehr unangenehme. Vielleicht kann Cassiopeia als Werbende da sogar noch mehr sagen als ich. Aber ich würde sagen, wir lassen nun erst einmal die anderen reden. Einfach, um zu sehen, wie die sich sowas vorstellen." Er schmunzelte leicht.

Hinter ihm zeigte Dartan auf. "Darf ich kurz eine Bemerkung ausser der Reihe dazu tun? Nun... Taubstumm? Euer Wächter ist Taubstumm und ihr habt die Türen versperrt? Das heißt, er hört nicht, wenn jemand versucht, hier einzubrechen? Und wenn er etwas bemerkt, kann er nicht Alarm schlagen, weil er nicht spricht? Und vor allem hört er auch nicht, wenn hier jemand eingedrungen sein sollte, ohne dass er es bemerkt hätte und würde unsere Hilferufe gar nicht hören können? Mehr noch, er könnte nicht einmal hören, wenn wir unsere Diskussion hier beendet hätten und entsprechend ist niemand da, der jemals diese Tür dort wieder öffnen wird... seid ihr sicher, dass diese Wahl so Weise war? Wäre ein stummer Diener nicht vollends ausreichend gewesen?"

Während Dartan sprach, raunte Cassiopeia ihrem Gemahl schmunzelnd zu: "Mein Held! Jederzeit bereit, meine Ehre zu verteidigen." Und etwas ernster fügte sie hinzu: "Aber ruhig Blut: ich glaube kaum, das der Senator mich beleidigen wollte. Es ist nunmal so, das ich weder den Einfluss einer ya Pirras noch das Format einer ya Papilio vor mir hertrage. Und meinst du nicht, das die Anmerkung generell eher als Beispiel für die Stadtpolitik herhalten sollte? Oder möchte er auch eine Brautschau für einen Nachkommen abhalten?" Croenar legte den Arm um die Schultern seiner Frau "Deine Ehre verteidigen? Jederzeit!" lächelte er. "Und ja, er wollte dich natürlich nicht beleidigen. Ich wollte es nur mal erwähnt haben. Ich denke Señor Efferdas wird das auch verstanden haben. Und eine Brautschau, um zu ermitteln, wer am besten für Nachwuchs geeignet ist?" ein fast verzweifelter Blick traf seinen Bruder Dartan. "Das kann man jetzt in zwei Wege verstehen. Einmal auf travianische Weise und einmal auf sehr rahjanische... die ginge das doch entschieden zu weit..." Er zog sie enger an sich, als wolle er bloß niemanden zu nah an sie heran lassen. Mit ihrem strahlendsten Lächeln umarmte Sovilai das junge Paar. "Oh verzeiht, wir vergaßen: In unserem kleinen Salon mag man erbittert disputieren und sich mit Worten duellieren, doch scheidet man ohne Hader und ganz gewiss ohne Duellforderung. Und so wollen wir es auch heute halten. Und außerdem stammen diese Worte nicht originär von meinem lieben Gemahl, sondern von einer gewissen Sinora ya Pirras. Und ich bin wahrhaft überzeugt, dass ihr euch nicht mit einer so furchteinflößenden Gegenerin duellieren wollt. Und natürlich hoffen wir, dass das hochedle Haus der di Camaro bei der Gestaltung der Zukunft unser geliebten Heimat mehr als nur zuschauen will!?"

Ebius von Efferdas nahm derweil Dartan kurz beiseite: "Seht ihr diesen Klingelzug dort. Sobald daran gezogen wird, wird Broderico die Tür öffnen, obwohl er nichts hören kann. Gleichwohl ist er nämlich sehr aufmerksam und er ist noch nie auf seinem Posten eingeschlafen. Wie er er das macht: Einen leeren Gang bewachen und vielleicht mal einen verspäteten Gast einlassen und trotzdem nicht einzuschlafen, kann ich euch auch nicht erklären. Zweifellos ist da Magie am Werk." Wieder an Gäste gewandt und mit erhobenerer stimme fuhr er fort: "Gleichwohl, möge die unvergleichlich schöne Braut also Efferdas heißen und zum Beispiel ich darf mich derzeit zu ihren zwölf vornehmsten Favoriten zählen. Doch bin ich der Richtige? Und warum? Die ja sprichwörtliche Überheblichkeit derer von Efferdas sagt mir, dass es anders gar nicht sein kann. Doch wäre mir Eure offene Meinung sehr willkommen."

"Für Duelle mit dem Hause Ya Pirras ist Dartan zuständig" grinste Croënar frech in die Richtung seines Bruders. Der verzog das Gesicht und schien auch ob der Klingel noch nicht gänzlich überzeugt. "Wie sollte da Magie im Spiel sein?" murmelte er "Zauber muss man aussprechen, damit sie klappen. Das kann er ja nu nicht... aber mir soll es auch gleich sein. Hier wird wohl keiner einbrechen. Und wenn jemand meint, die Garde einzusetzen, um ein philosophisches Treffen zu sprengen, würde auch ein hörender Gardist nichts bringen... und so weit wirds bei so einem Thema ja sicher nicht kommen." er winkte ab. Tatsächlich galt es nun, sich dem Thema zu widmen.

Zumindest von den Camaros wollte auf Ebius letzte Frage zunächst keiner Antworten. Das hatte solch eine Note von "Fischen nach Komplimenten." Die erlösende Antworten wollten sie dann doch anderen überlassen. Man könnte ja danach nochmal was zu sagen.

Am helllichten Tag

Es ist hellichter Tag. So etwas kann doch nicht sein, oder vielmehr, das kann doch hier nicht gerade passieren. Drei Gestalten mit Kapuzen tief ins Gesicht gezogen haben doch tatsächlich diesen unzweifelhaft ehrbaren weil edel gekleideten Signor in einen Hauseingang gezerrt. So etwas mag in dunkelster Nacht in Parveneo geschehen oder auch mitten am Tag in Novalia, aber doch nicht hier auf der Rückseite der Senatorenzeile. Haben dir deine Augen einen Streich gespielt? Verstohlen blickst du dich um, ob noch andere den Vorgang bemerkt haben. Wo ist eigentlich eine der vielen Garden, wenn man sie mal braucht? Also selbst ist die Frau / der Mann...

"... anderseits, es waren drei Leute. So ganz alleine..." Tristobal merkte sich die Stelle. Er überlegte sich, ob er damit gleich zum Hauptmann der Stadtwache, Folnor Changbari gehen sollte. Aber bis er ins Quarto Novo und zurück gerannt wäre, wäre der entführte Edelmann vielleicht schon tot. Zudem könnte ihm die Rettung eines Edelmannes vielleicht eine hübsche Belohnung bringen. Noch einmal blickte er um sich. Vielleicht war ja jemand um ihn herum, der Waffenfähig aussah.... nein, natürlich nicht... doch er erblickte zumindest einen Geweihten der Efferdkirche. "Ah, die Götterkarte. Das kann funktionieren." murmelte er. Und diesen Geweihten kannte er ja auch. Also ging er sofort auf ihn zu. Mit den Armen fuchtelnd und auf das Haus deutend, kam Tristobal gleich zur Sache. "Euer Gnaden Myrio! Euer Gnaden Myrio! Habt ihr das gesehen? Da wurde gerade jemand von drei Meuchlern in ein Haus gezerrt. Dem müssen wir helfen...!"


Haldan Vinarii blieb stehen und beobachtete die ehrwürdige Dame, die etwa 150 Fuß von ihm irritiert in einen Hauseingang starrte. Weitere 300 Fuß entfernt rannten 3 Gardisten um die Ecke und waren ebensoschnell auch schon wieder verschwunden. Ansonsten trotteten noch etwa vier weitere Personen gemächlich hier an der Senatorenzeile vorbei, die aber mehr den Boden vor ihnen als irgend etwas anderes im Blick hatten.

"Diese Frau ist schon merkwürdig", dachte sich Haldan. "Was sie da wohl sieht?" Weiterhin fragte er sich, ob er nun zu ihr gehen sollte und ihr seine Hilfe anbieten, oder einfach weiter seines Weges gehen. "Helfen scheint doch angebrachter..." Er machte sich auf den Weg zu ihr, als sie plötzlich zu schreien anfing...

Haldan beschleunigte seine Schritte, ja er begann zu rennen, wie es mit der Würde eines Geweihten kaum zu vereinbaren war. Die Signora wies mit hilfloser Geste auf einen Hausdurchgang. "Ein ... ein ... Überfall!" stammelte sie, als Haldan sie erreicht hatten. Tatsächlich waren bei genauem Hinsehen im Hauseingang Schatten zu erkennen. "In Efferds Namen helft!" stammelte die Signora.

"Diese Hitze" murmelte Hochwürden Myrio vor sich. Er spürte wie ein Rinnsal seines Schweißes den Nacken hinunter rann. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Salzig. War es nun ein Zeichen der Gnade des Alten, dass er dem Menschen durch das Ausschwitzen von Salzwasser vor dem Hitzetod bewahrte? Oder eher eine deutliche Mahnung die Hitze zu meiden, um dem Tod vor Verdursten zu entgehen? Sicherlich doch ein Zeichen des Herren an den vernunftbegabten Menschen, denn gab es überhaupt Tiere, die schwitzten? Er blickte auf. Wohl nur ein dutzend Schritt erfernt gewahrte er Haldan Vinarii. Ein Hesindegeweihter zur rechten Zeit. Er straffte sich, um seinen Bruder im Geiste der Zwölfe zu grüßen, als dieser plötzlich seine Schritte beschleunigte. Er würde ihm doch nicht um den Hals fallen wollen. Nein Haldan beschleunigte weiter und verfiel in ein kaum zu seiner würdevollen Robe passendes Hasten. Myrio blieb kaum Zeit sich zu wundern. Hinter ihm schrie eine Frau, zu seiner Linken kam jemand mit den Armen fuchtelnd auf ihn zu: "Meuchler ... helfen..." verstand er. "Was in Efferds Namen geht hier vor?" sprach er laut, doch mehr zu sich selber und wandte sich dem Mann zu, der ihn angesprochen hatte. "Welchem Meuchler müssen wir helfen, mein Sohn?"