Briefspiel:Hämmern an den Grundfesten Alverans

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Beteiligte (irdisch)
Haus della Pena jH klein.png Horasio

10. Rahja 1032 BF – Im gräflichen Schloß (abends)

So muss sich das Hämmern an den Grundfesten Alverans anhören, dachte sich Marciano als er langsam und immer noch verschlafen zu der Tür seiner Werkstatt schlurfte. Er war, wie so in den letzten Wochen auf seinem Schreibtisch eingeschlaffen während er die Werke Polissena di Fruganzas studiert und kommentiert hatte. Erst das heftige Klopfen an der Tür hatte ihn aus seinen Träumen gerissen und veranlasst aufzustehen.
"Wartet, sofort," rief er und schaute sich noch einmal in seiner Werkstatt um, die ein Hort des Chaos war. In einer Ecke stand seine Staffelei, davor auf dem Boden verteilt die Pläne für das Sternenfresko im Palazzo della Signoria, die er nach der gestrigen Sitzung noch einmal genauestens durchgesehen hatte. Sein Schreibtisch war mit von Notizen beschmierten Pergamenten belegt, während ein Haufen Folianten direkt neben der Tür lag.
Er entriegelte die Tür und zog sie langsam auf. Nur einen Spalt. Gerade so weit, dass er seinen Besucher erkennen konnte. Dieser blickte ihn aus einer dunklen Kapuze heraus fragend an.
"Ich schließe mich öfter ein um in Ruhe arbeiten zu können," erklärte Marciano und betrachtete die tiefen Augen seines Gegenübers. Vermutlich waren sie es die ihn zu einem Schwarm der wenigen Edeldamen am Hofe des Grafen machten.
Der Geweihte nickte verstehend. "Ich brauche eure Hilfe," meinte er mit ruhiger Stimme.
Marciano legte die Stirn kurz in Falten und ging einen Schritt zurück, woraufhin der Boroni ganz selbstverständlich die Tür weiter aufschob und hineintrat.
"Meine Hilfe? Bei was? Wie kann jemand wie ich der Kirche des schlafenden Vaters dienen?" fragte der Künstler unruhig und machte so klar, dass ihm, wie den meisten seiner Landsleuten am Yaquir, wenig an einer Beschäftigung mit dem Totengott gelegen war.
Der Geweihte schritt etwas durch den Raum, sorgsam darauf bedacht auf nichts zu treten. Er blieb stehen, vor dem kleinen tönernen Modell eines sitzenden bosparanischen Athleten. "Ihr kennt euch mit dem menschlichen Körper aus."
"Nunja," entgegnete Marciano geschmeichelt, "es ist nur ein Modell, wegen den Proportionen. Nicht viel mehr, ich plane dabei noch wesentlich weiter ins Detail zu gehen, falls ich dazu einen Geldgeber finde."
Der Boroni rollte mit den Augen, als er sich umdrehte und weiter in der Werkstatt umsah. "Ich meinte den lebenden Körper."
"Sprecht ihr von Anatomie?" fragte Marciano und befürchtete der Geweihte habe herausgefunden, dass er nach dem Studium mehrerer anatomischer Werke schon öfter mit dem Gedanken gespielt hatte selbst eine Leiche zu untersuchen um den menschlichen Körper selbst einer wissenschaftlichen Untersuchung zu unterziehen.
Der Borongeweihte nickte und begab sich wieder zur Tür. "Erwartet mich in einer Stunde."
"In einer Stunde," wiederholte Marciano für sich und sah wie der Boroni den Raum verließ. "Moment, was ist denn in einer Stunde?"
Doch er erhielt keine Antwort, die Tür schloß sich und er stand alleine in seiner unaufgeräumten Werkstatt. Palomino di Matienna freute sich indes. Nichts geht über theatralische Abgänge. Und offensichtlich funktioniert Theatralik nicht nur bei Frauen ausgezeichnet.