Briefspiel:Von Ebern und Flegeln

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Von Ebern und Flegeln ist eine kurze Geschichte aus den Landherrenhändeln im Jahr der Nachbeben 1033 BF. Kurz vor der Fahnenschlacht von Gilforn schickt sich Rondrigo Amando Schwarzenstamm an, Söldlinge vom Land seines Hauses zu vertreiben.

10. Boron 1033 BF, Seneb-Horas-Straße, einige Meilen südlich von Solstono

Rondrigo Amando Schwarzenstamm zügelte seinen Falben, der unter dem Gewicht des breiten, aber nicht besonders großen Vogtes von Solstono schnaubte, und gebot der kleinen Schar von Reitern, die ihn begleitete, das gleiche zu tun. Der Goldfelser schnaubte, als Rondrigo die Zügel wieder lockerte. Vor ihm lag das Landgasthaus „Zum Grünen Eber“. Als er die Ansammlung kleiner provisorischer Hütten erkannte, die das Gasthaus umgaben, war es an Rondrigo zu schnauben. Es war also keine Übertreibung der Bewohner Solstonos gewesen: Die Mercenarii hatten sich tatsächlich ein kleines Dorf um den Eber errichtet.
Rondrigo zögerte eine Weile und glitt dann seufzend aus dem Sattel. Er fühlte sich auf dem Rücken eines Pferdes stets wohler, dies zumal wenn er sich unter eine Bandiera Söldlinge von zweifelhaften Absichten begab. Aber es hatte keinen Zweck, mit den Pferden bis vor die Füße des Condottiere zu reiten, der Schwarzenstamm bezweifelte, dass der alte Andergaster sich darüber gefreut hätte. Und Rondrigo musste sicher gehen, dass seine Verhandlungen erfolgreich waren. Er musste herausfinden, was die Mercenarii im Grünen Eber wollten. Ob sie sich wirklich auf den Winter einrichteten, wie die aus der Nähe gar nicht so instabil wirkenden Hütten es anzuzeigen schienen?
Als er vor einigen Tagen wieder auf Gut Schwarzenstamm angelangt war und nachdem er die auf ihn einstürmenden Fragen nach seinem Verbleib in den vergangenen Monaten nach bestem – das hieß ohne – Wissen beantwortet hatte, war Rondrigo dankbar dafür gewesen, dass die Söldner, von denen man ihm erzählt hatte, nicht in Solstono selbst standen. Der Grüne Eber war aber freilich wie geschaffen für eine solche Gruppe, schon immer hatte sich dort finsterstes Gelichter mit dem Popolo getroffen. Und die Lage an der Kronstraße machte den Wehrhaufen mobil, bereit gen West oder zurück gen Osten zu ziehen, sollte eine neue Condotta winken oder ein ernstgemeinter Versuch unternommen werden, sie gewaltsam zu vertreiben.
Rondrigo bedeutete seinen Begleitern, auf ihn zu warten und ging mit grimmiger Miene, jedoch entschlossenen Schrittes auf das Lager der Söldner zu. Es galt seinem Neffen zu beweisen, dass er die Ordnung in Solstono und den Ländereien der Schwarzenstamms wieder herstellen konnte. Es galt, Waldberts Wehrhaufen entweder für diese Sache zu gewinnen – oder aus den Ländereien seines Hauses zu vertreiben.