Sewamunder Seewind: 19. Efferd 1031 BF

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Die Büffeltheorie:
Sewamunder Seewind: Ein weiteres Kapitel des Zeitungs- und Kolportageromans "Meine Jahre in Sewamund" von unserem geschätzten und leider immer noch verkannten Schriftsteller Horasio y Bris:

Horastag, der 19. Efferd des Jahres 1031 BF

Eines schönen Abends saßen die Gefährten in einer Weinstube und Gui erklärte seinem Freund Jacop die Büffeltheorie:
    "Es ist so: Eine Herde Büffel ist nur so schnell, wie ihr schwächstes Mitglied. Wenn die Herde nun gejagt und angegriffen wird, sind es die langsamen und schwachen Tiere am Ende der Herde, die zuerst getötet werden. Für die Herde als Ganzes ist diese natürliche Auslese gut, weil die generelle Geschwindigkeit und Gesundheit der Herde dadurch verbessert wird und die Herde somit stärker wird. Dasselbe Prinzip gilt auch für das menschliche Gehirn. Das Gehirn kann auch nur so schnell arbeiten wie seine langsamsten Gedanken es erlauben. Nun wissen wir ja, daß übermäßiger Alkoholgenuß Gedanken abtötet. Aber natürlich sind es die langsamen und schwachen Gedanken, die zuerst dran glauben müssen. Auf diese Weise eliminiert regelmäßiger Weinkonsum die unnützen Gedanken und sorgt dafür, daß das Gehirn eine schnelles und effektives Denkorgan bleibt. Und genau deshalb fühlst du dich nach ein paar Schoppen immer so intelligent."
    Der angesprochene Edelmann lächelt nur nachsichtig und erwidert: "Glaub ja nicht, daß du mich so leicht an der Nase herumführen und mir diesen Bären aufbinden kannst. Wie jeder weiß und bei einem Schnupfen deutlich spürt, ist das Gehirn das Organ, welches den Nasenschleim produziert. Die Gedanken wohnen vielmehr im Herzen, und wenn ich mir den Hühnerhaufen da drüben so ansehen, hat auch die Lendengegend damit zu tun. Wir wissen beide, mit welchem Organ wir in solchen Fällen denken. Und wie jeder weiß, dem mal eine Laus über die Leber gelaufen ist, ist diese gelegentlich ebenfalls voller Gedanken, meistens eher düsterer Natur. Diese Gedanken durch Alkohol abzutöten, hat allerdings etwas für sich. Prosit!"
    "Ich gebe auf. Du bist zu schlau für mich," sagt der Advokat und rauft sich die Perücke. "Wie ist es, ziehen wir ins Manöver?"
    "Gern." Der Edle wirft eine Münze. "Kopf! Oben."
    "Nun werde bloß nicht witzig. Noch steht die Welt nicht kopf."
    "Ja ja, schon gut. Du bist der Kopf und ich bin der Zahler." Lachend und ein wenig schwankend gehen die Gefährten auf die andere Straßenseite, unter Mißachtung der Verkehrsregeln, so wie sie es gerne tun. "Dann siegt mal schön." sagt der Wirt und freut sich über die zurückgelassenen Jacopstaler. Spielgeld, aber gutes Spielgeld, gut für einen schönen Sonnenaufgang.