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Version vom 24. Februar 2024, 08:17 Uhr

Auge-grau.png Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 28, Seiten 24, 26
Aventurisches Datum: Winter 1028 BF



Umzug des Basilisken ...

Hühnerköpfe und Eidechsenschwänze an Türen geschlagen

von Sinjara Acciaioli
Das Wappen des Hauses Urbet-Marvinko mit dem Basilisken Cindanos.

Urbasi. Wenige Wochen nach der Befreiung aus der unseligen Herrschaft des Condottiere Uolbo Valpoza (die Schildwacht berichtete) ist in Urbasi wieder weitgehende Ruhe eingekehrt – den Göttern sei’s gedankt. Doch schon zeigen sich die ersten Anzeichen neuer Konflikte am Horizont. Der Umzug des Gransignore Urbetiens nach Urbasi – mithin eine Ehre und Aufwertung, möchte man meinen – findet nicht nur Unterstützer. Die Präsenz des mächtigen Adligen ruft in Manchen, vor allem treuen Anhängern der Firdayon, wachsende Abneigung hervor, die sich zunehmend auch öffentlich zeigt.

Ihren Anfang nahmen die aktuellen Geschehnisse mit der Ankündigung des Gransignore, der Stadt Urbasi zukünftig nicht nur Schutzherr sein zu wollen, sondern es auch am Glanze seines Hofes teilhaben zu lassen. Das Castello d’Urbasi im Stadtzentrum, von dem man das gesamte Umland überblicken kann, soll dabei offensichtlich nur vorübergehend als Residenz dienen, denn unverzüglich wurde ganz in der Nähe mit dem Ausbau mehrerer älterer Gebäude (darunter einem gewaltigen Wehrturm) zu einem neuen Palazzo begonnen. Vorerst hat der Gransignore sein Quartier jedoch noch im wehrhaften Castello seines Vorgängers als Stadtherrn, des Comto Ulmessan von Urbasi-Agendayo genommen. Beinahe täglich treffen dieser Tage Kutschen und Karossen aus Urbet in Urbasi ein – Diener und Gesinde, Soldaten und Waffen, Schätze und Garderobe oder Akten und Urkunden mit sich führend.

Dass dieser Verkehr auch an den Urbasiern nicht spurlos vorbeigeht, zeigen einem die noch immer nicht ausbleibenden Jubelrufe, wenn sich wieder eine der herrschaftlichen Karossen ihren Weg über die ansteigenden Rampen zwischen Efferdischem Tor und Piazza di Renascentia zum Castello bahnt – aber eben auch die sich darunter mischenden Verwünschungen der Marvinko-Gegner. Von der “verderbnisreichen Spur des Basilisken” ist da bisweilen die Rede, auf das Wappen des Gransignore mit dem Basilisken darin bezugnehmend. Oder davon, dass die “Herrschaft des Drachen” (gemeint ist mithin nicht das Haus Firdayon, das ebenselben wiederum im Wappen trägt, sondern Valpoza) lediglich durch die “Regentschaft des Lindwurms” (Gransignore Traviano) ersetzt wurde. Wer dem neuen Stadtherrn allzu oft und allzu laut zujubelt, findet dieser Tage morgens Hühnerköpfe und Eidechsenschwänze an seiner Tür angenagelt vor – offensichtlich als Warnung, auch wenn es bislang noch zu keinen Gewalttaten gekommen ist. Der Missbrauch von Eidechsenschwänzen als Substitut für echte Körperteile eines Basilisken hat jedoch den Tsatempel dazu veranlasst, etwaigen Echsenschlächtern (denn meist sind es keine abgestoßenen sondern abgeschlagene Schwänze, die verwendet werden) die Verdammung anzudrohen.

Über diesen – bislang – noch eher kuriosen Konflikt hinaus, zeichnen sich aber auch auf höherer politischer Ebene erste Unstimmigkeiten ab. Stadtvogt Alessandero dell'Arbiato, dessen Berufung durch den Gransignore bereits hauptsächlich ein Zugeständnis Urbetiens an den Erzherrscher gewesen sein soll, fiel zuletzt vor allem durch die Stiftung der Fontana d’Amene-Horas auf, die der verstorbenen Firdayonkaiserin und Marvinkogegnerin gedenkt. Beinahe gleichzeitig mit der Enthüllung des Brunnens wurde der Stadtvogt in Arivor zum Schöffen des Erzherrlichen Provinzgerichts berufen und damit weiter gestärkt. Unter den Patriziern, deren lauteste Stimme weiterhin Amaldo Balestriano ist, regte sich dagegen Widerstand gegen die Aufteilung der umliegenden Ländereien der Signorie Urbasi. Diese wurden offensichtlich unter dem Stadtherrn und Stadtvogt aufgeteilt – die Patrizier hätten es wohl lieber gesehen, sie direkt in den Besitz der Stadt übergehen zu lassen und damit deren Eigenständigkeit zu fördern. Fest steht derzeit scheinbar nur, dass die Machtverhältnisse in der Stadt noch alles andere als fest und unumstritten sind – auch nach dem Umzug des Gransignore Urbetiens nach Urbasi.

Armin Bundt