Archiv:Auf die lange Bank (BB 35)
Auf die lange Bank
von Trutzo Gabellano, Esquiro von Farkas
Durch Phex zuerst und seinem Rate folgend,
machten's die Menschen auch, sie wühlten plündernd
Mutter Sumus Schoße auf,
mit Frevlerhänden ihren Eingeweiden
Schätze, die besser dort geruht, entreißend.
Sewamund – Euch Sewamundern und Eurem Bankenwesen steht eine wichtige Entscheidung bevor, daher sei Euch an dieser Stelle Rat erteilt, von einem, der es wissen muss.
Während bisher die Niederlassung der Grangorer Darlehensbank Stipenbrink & Cie. mit ihren zahlreichen Anlegern und Leihern unter den einfachen Bürgern das unangefochtene Monopol in der Stadt an der Sewakmündung innehatte, bekommt sie nun Konkurrenz: Zum einen hat sich trotz aller Differenzen in Herkunft und Zielen Mitte Phex 1030 BF auf Veranlassung der Silbertaler Bank ein buntes Konsortium der Familien Cortesinio, Degano und Luntfeld zur Güldenlandbank zusammengeschlossen, im Volksmund indes bezeichnet als "Vereinigung von Kiesbank, Ruderbank und Holzbank". Die Familien haben also neuere Verbindungen zur der Banca, die in Urbasi errichtet wurde, ihrerseits Nachfolgerin des kleinen Bankhauses Scheffling. Falls der Begriff Banca Euch, wertem Leser, nicht vertraut sein sollte, er bedeutet so etwas Ähnliches wie Goldschmied, nur das hier echte Goldschmiedearbeiten gar nicht erst vorgetäuscht werden; sie sind Bankiers, die Handel mit Metallen und Papieren treiben. So merkwürdig das klingen mag, diese Art von Geschäft ist durchaus sinnvoll.
Weiterhin hat die seit einigen Jahren in Sewamund ansässige Familie van Kacheleen, ursprünglich aus Grangor stammend, 1032 BF ihre Bankgeschäfte in Sewamund eröffnet, was wegen der jahrelangen Erfahrung aus den Grangorer Handelsstuben, aus denen man sich derweil geschäftlich etwas heraushält, für einigen Aufruhr in Sewamund sorgen dürfte.
Damit hat Sewamund gegenüber anderen Städten wie meiner neuen Heimat Shenilo den schlagenden Vorteil, sich nicht den regelmäßig gegenläufigen, wankelmütigen Launen und Interessen anderer Städte abfinden zu müssen, die in Wahrheit hinter den Bankhäusern stehen. Aus eigener leidvoller Erfahrung kann ich nur davor warnen, den Handel einer souveränen Stadt zur Spielwiese der Megalomanie anderer Städte zu machen. Aber meiner Erfahrungen bedürft ihr nicht, denn jeder weiß, warum und wie das Bankhaus Bosparan im vergangenen Kriege zu Grunde gegangen ist. Variatio delectat, liebe Sewamunder, in der Vielfalt liegt Freude. Deshalb fordere ich Euch auf, zurückzukehren zur altbewährten und althergebrachten Form der Geldleihe und wieder den Wechselstuben und Geldleihern Euer Vertrauen zu schenken!
1032 BF gibt es in der Sewakstadt vier große Geldverleiher
- Die Sewamunder Gildenbank, wegen ihrer Verstrickungen spöttisch "Knotenbank" genannt, hat ihre Kunden unter den zünftigen Handwerkern und Kaufmännern.
- Die Grangorer Darlehensbank & Cie., deren Grangorer Haupthaus von Faldor Stipenbrink geleitet wird, leiht besonders kleinen Kunden Geld zu variablen Zinspreisen.
- Das Bank- und Handelshaus Neven van Kacheleen zählt einige Adlige Farsids zu seinen Kunden, seine Geschäfte sind teilweise durch Rücklagen bei der Nordmeer-Compagnie gedeckt.
- Die Güldenlandbank, aus einer Tochterbank der Silbertaler Bank hervorgegangen, beteiligt sich im Fernhandel, Schiffbau und Holzwirtschaft. Ihr Bemühen, sich als Aufkäufer güldenländischer Seidenstoffe – Satin und Atlas – durchzusetzen, ist kaum mehr als Wunschdenken.