Briefspiel:Kamingespräche - Abends im Palazzo di Malavista

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Efferdas, Palazzo di Malavista, Arbeitszimmer des Patrons, im Ingerimm 1040 BF abends

Cordovan hob seinen Blick und ächzte dabei leicht. Er hatte fast den ganzen Tag am Schreibtisch verbracht, doch auch das musste sein und gehörte zu seinen Pflichten als Senator und Familienoberhaupt. Soeben hatte ein Lakei seinen Sohn Haldur angekündigt und Cordovan war zum einen froh über die willkommene Abwechslung, zum anderen darüber, seinen Sohn zu sehen. Als Verwalter der Landgüter lebte Haldur die meiste Zeit außerhalb Efferdas auf dem Landgut bei Chintûr und sie beide sahen sich viel zu selten. Was ihn wohl herbewegen mochte?

„Ah, Haldur, kommt herein und nehmt Platz. Soll ich Kaffee bringen lassen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten gab er dem Diener einen Wink. Bei dem warmen, schon fast sommerlichem Wetter würde der Lakei Erfrischungen bringen und nun eben auch eine Kanne Kaffee – man gönnt sich ja sonst nichts. „Werter Vater, habt Dank, dass Ihr mich empfangt und Zeit für mich habt. Ich freue mich, Euch zu sehen und hoffe, es geht Euch gut?“ „Aber selbstverständlich, mein Sohn. Wie war die Anreise?“ „Für die Reise habe ich die neue Kutsche genommen und bin sehr zufrieden. Sie ist gut gefedert und obendrein bequem, um auch bei höheren Geschwindigkeiten gut zu reisen. Eine gute Wahl haben wir da getroffen.“ „Das freut mich zu hören. Setzt Euch doch, mein Sohn. Was kann ich für Euch tun?“ Mit den letzten Worten deutete er auf die mit einem kleinen Sofa und zwei Sesseln gemütlich ausgestattete Sitzecke vor dem prächtigen Kamin und beide gingen herüber und nahmen dort Platz. In dem Augenblick erschien auch der Lakei erneut und brachte ein paar Erfrischungen sowie eine frische Kanne Kaffee, all dies platzierte er auf dem zur Sitzecke gehörenden Tisch und schenkte anschließend sowohl Wasser als auch Kaffee ein, bevor er sich wieder zurückzog.

„Ich werde Ende des Monats eine Reise antreten. Ich plane, am Kaiserturnier des neuen Reiches in Gareth teilzunehmen und werde anschließend Eure Tochter Aldare und ihren Gatten besuchen. Darüber wollte ich Euch informieren, Vater. Für meine Vertretung auf den Gütern ist gesorgt, wendet Euch bei Fragen an Rizzolí, er wird wie immer ein gutes Auge auf unseren Besitz haben. Ich dachte, Ihr habt vielleicht Post oder Nachricht für Aldare, die Ihr mir mitgeben möchtet und hielt es außerdem für angebracht, Euch vor meiner vermutlich längeren Abwesenheit auch noch einmal zu sehen, werter Vater.“ „Das freut mich sehr, mein Sohn. Das Kaiserturnier in Gareth also – eine interessante Wahl. Ihr werdet sicher einige Löwen mitnehmen wollen, ich lasse Grimaldi informieren. Wann werdet Ihr abreisen?“ „Begleitschutz? Nicht für mich selbst, aber ich werde nicht alleine reisen und daher ist ein wenig Bedeckung sicher angebracht. Schließlich kann das Mittelreich anscheinend kaum für die Sicherheit ihrer eigenen Bürger garantieren, da sollte man als Reisender von außerhalb erst recht um den eigenen Schutz bemüht sein. Ich werde Mitte Rahja aufbrechen und plane, noch vor den Namenlosen Tagen in Gareth einzutreffen. Ich werde die Gelegenheit nutzen und mir die Stadt ansehen. Man sagt, sie haben dort sogar Theater – ich bin gespannt. Gibt es Geschäftliche Dinge, die ich dort für Euch erledigen kann? Ich hatte geplant, einigen Geschäftspartnern dort einen Besuch abzustatten und mir ein Bild zu machen über deren Kontore und die Zustände dort.“ „Berichtet mir auf jeden Fall von Euren Besuchen dort, doch habe ich aktuell keine direkten Anliegen. Auf dem Turnier sind vermutlich einige gute Leute versammelt. Ich bin gespannt, wie Ihr Euch schlagen werdet. Rechnet mit einigen sehr guten Gegnern – und achtet auf Euren Rücken, Haldur. Man weiß nie“ „Nun, ich habe zumindest vor, mich nicht gleich in der ersten Runde aus dem Sattel heben zu lassen. Alles Weitere wird sich zeigen. Mir schien es ganz reizvoll, mich einmal wieder im größeren Rahmen zu messen – und was wäre da geeigneter?“ erwiderte Haldur mit einem kecken Grinsen, woraufhin sein Vater lachte: „Fürwahr, Ihr seid ein Malavista, mein Sohn. Ich wünsche Euch alles Gute für das Turnier. Danach wollt Ihr Rohalssteg besuchen?“ „Ja, wenn ich einmal dort oben bin, dann möchte ich die Gelegenheit nutzen und Aldare besuchen. Seitdem sie zu ihrem Gatten in den Kosch gezogen ist, sehen wir uns viel zu selten. Außerdem bin ich neugierig, wie Baduar die Baronswürde zusagt.“

Cordovan lächelte bei den letzten Worten kaum wahrnehmbar. Der Koscher, der es damals wagte, um die Hand seiner Tochter anzuhalten, war ihm in den letzten Jahren sympathischer geworden. Er war damals zuerst skeptisch, hörte man doch über die Koscher Adeligen kaum Gutes, ganz davon abgesehen, dass sie wohl allesamt arm sein sollen wie die Tempelmäuse. Natürlich waren die Güter des Hauses Eichstein kein Vergleich zu den Ländereien, die das Haus di Malavista zu seinem Besitz zählte, aber sein Schwiegersohn war tüchtig und ehrgeizig, das imponierte ihm. Und mit seinem kürzlichen Aufstieg in den Hochadel hatte sein Schwiegersohn ihm nun tatsächlich einen höheren Status voraus. Bei Gelegenheit würde er die Reise auch einmal auf sich nehmen, um sich persönlich ein Bild zu machen – aber das musste noch warten.

„Grüßt meinen Schwiegersohn von mir. Ich werde noch eine Kleinigkeit herrichten lassen, die Ihr bitte in meinem Namen übergebt, wollt Ihr das für mich tun? Ich würde mich selber auf die Reise machen, doch werde ich die nächste Zeit in Efferdas zu tun haben“ „Oh, gibt es Ärger in der Stadt?“ nahm sein Sohn diesen Faden auf. Cordovan lächelte innerlich. „Die nächsten Senatswahlen stehen bevor. Bis dahin ist nicht mehr viel Zeit und ich will nichts dem Zufall überlassen. Einmal werde ich noch antreten, mein lieber Sohn, bevor ich hoffe, dass Ihr diese Aufgabe übernehmt und ich mich langsam aus der Tagespolitik zurückziehen kann. Aber 1041 möchte ich das Haus noch einmal in den Senat führen. Und dafür habe ich bereits seid langem Vorbereitungen getroffen, Allianzen geschmiedet und mich um Stimmen bemüht. Ganz abgesehen von unseren gesellschaftlichen Verpflichtungen in der Stadt, die ich natürlich auch in den letzten Götternamen wahrnahm.“

Während der Unterhaltung nahmen sowohl der Kaffee als auch die Erfrischungen ab, schließlich wurde nach einem vorsichtigen Klopfen die Tür geöffnet und einer der Lakeien verkündete, dass das Abendessen angerichtet sei. „Haldur, tut mir den Gefallen und speist mit mir, dabei können wir uns weiter unterhalten“ forderte Cordovan seinen Sohn zum gemeinsamen Mahl auf und so erhoben sich beide, um ihre Unterhaltung im Speisezimmer fortzuführen.


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