Kusimari die Geisterschifferin
Erzählt von Gorchus Kiengau
Zu Zeiten des guten Königs herrschte die stolze Baronin Kusimari in der schönen Stadt Efferdas.
Sie ehrte wie alle in der Stadt den Herren Efferd, doch im Herzen war die edle Kriegerin Rondra zugetan. Vier Kinder waren ihr geschenkt, zwei Söhne, groß und prächtig von Wuchs und zwei Töchter: Dunkel, schön, klug und so stolz wie ihre Mutter die eine, hell, freundlich im Wesen, doch schwach im Geiste die andere.
Für diese Elliane schämte sich Kusimari, doch ist nicht jedes Kind ein Geschenk der Zwölfe? Das Herz der schönen Vergenia aber gewann Hardobal, doch war er der Mutter nicht gut genug, denn von hohem Adel und reich war der, welche sie der Tochter ausersehen hatte. Und so floh sie mit ihrem Geliebten und Kusimari verlor ihr erstes Kind.
Ihre Söhne aber rief Rondra an ihre Tafel als sie bei Olbris gegen die räuberischen Frevler aus der Wüste zogen. Da verdunkelte sich der Sinn der stolzen Baronin und Rache schwor sie den Söhnen der Wüste und Frevel beging sie gegen die Herrin des Krieges, welche sie des Neides ob ihrer wohlgeratenen Söhne schmähte. So zerschlug sie mit wuchtigen Hieben das geweihte Bild der Göttin und ließ Segel setzen gen Süden. Stolz stand sie am Bug des mächtigen Schiffes und unbesiegbar erschien sie denen, welche sie so sahen.
Doch was ist der Stolz einer Frau gegen den Zorn einer Göttin? Wann immer Kusimari wieder die Gestade der Lebenden ansteuern wollte, kam ein Sturm auf, der sie und ihre Mannschaft wieder auf die hohe See schleuderte. Und so starben alle nach und nach, doch versahen ihre Geister weiterhin ruhelos ihren Dienst unter dem Kommando der immer noch von ihrem Rachedurst getriebenen Baronin. Jahr um Jahr kreuzte sie an den Gestaden Aventuriens und war ein Schrecken für viele ehrbare Seeleute, die beim Anblick der Geisterschifferin um ihr Seelenheil fürchteten.
Schließlich opferte Kusimari für ihre Rachsucht gar ihre Seele dem dämonischen Herrn der Rache. Und in dunkelster Schwärze tauchte das Geisterschiff wieder vor Efferdas auf und ein blutrotes Glosen umgab das Schiff das auf die Stadt zuhielt. Da flehten die guten Efferder ihren launenhaften Herren um Hilfe an und der Herr allen Wassers gewährte sie.
Doch was ist ein Mensch wenn die Unsterblichen im Kampfe toben? - Ohne dass ein Windhauch sich geregt hätte, baute sich eine Welle auf - höher als je ein Sterblicher sie jäh gesehen hätte - und Wasser und unheiliges Feuer kämpften miteinander. Doch schließlich empfing die stolze Kusimari ihre gerechte Strafe und Efferd triumphierte – doch ach um welchen Preis für die schöne Stadt Efferdas! Die Welle rollte über die Stadt hinweg und viele arme Seelen ertranken. Und das Feuer entzündete viele Häuser und viele verbrannten. So zahlten viele Efferder für die Frevel ihrer stolzen Herrin einen bitteren Preis.