Oltretorr
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Oltretorr ist ein Dörfchen an der Torre im Osten des Efferdischen und Kern des gleichnamigen Gutsbezirks. Es verfügt über einen Wehrhof sowie über einen Dornheckengraben zur Abwehr feindlicher Heerscharen.
Am Wegesrand gegen Süden befindet sich ein Travienschrein, welcher die Gastfreundschaft anzeigen soll. An der Dorflinde hinwieder wird mit einem Schrein der Peraine gehuldigt. Beide Einrichtungen wurden im Praios 1032 BF von Batiste von Calven-Imirandi gestiftet, einem im Dorf Quartier nehmenden Söldnerführer. Horadan Cerasino, ein Gefolgsmann des Calveners, ist in dem Dorf ansässig geblieben.
Ein trauriger Vorfall ...
Ein Blick grüßte zu den breiten Weidestätten und Wiesen des Urbetischen herüber, die hinter der Uferböschung und ihren Bäumen verschwanden, als Meister Molnero, sich den Weg durch allerlei Gesträuch bahnend, zur Torre herabstieg. Irgendein übler Gestank war von dem Flusse emporgedrungen - ja, und tatsächlich: Das Füllen, welches Gevatter Selbfried seit zwei Tagen vermisst, es musste weiter oberhalb die Böschung herabgestürzt und ertrunken sein. Und da lag es, dass es Augen und Nase nicht ertrugen. Meister Molnero hielt sich die Nase und wandte sich um. Also Notiz geben hiervon.
Oberhalb der Böschung nahm er den Torrestieg und eilte zum Dorf zurück. Oltretorr, gelegen auf halber Strecke zwischen Thirindar und Torremund, lag wie ein fester Knoten auf einer Strecke von einzeln stehenden Gehöften und Weilern, die sich entlang des Weges reihten. Meister Molnero querte eine kleine Holzbrücke, welche über einen Mühlbach führte und hörte in einigem Abstand die Räder seiner Mühle klappern, eilte aber also in das Dorf hinein, dessen Weg sich wie die Madasichel unter einem kleinen Hügelchen entlangbog, und - "Unten am Fluss!" sagte er zu einem Knaben, welcher, gleichfalls auf der Suche, des Weges kam. Und so liefen sie zu zwein zu Gevatter Selbfried, um ihm die üble Kunde zu überbringen.
Ein Kriegsmann, der von Norden war, ...
... erschien im Praios des 1032ten Jahres mit seinem Haufen vor dem Dörflein. So zahlreich war jener Haufen, dass es schien, ein ganzes Dorf sei rastlos und folge einem einzigen Manne. Auch Pferde hatten die bewehrten Knechte. Meister Quatepast lief in heller Aufregung von seiner Mühle fort und in das Dorf hinein, indem er rief: "Zur Wehr! Kriegsvolk!" Weil man auf solches hier gefasst, strömten nach einigen Momenten die bewaffneten Dorfbewohner auf den Platz an der Linde. Mancher war in den Stall gelaufen, um seinen Dreschflegel zu greifen.
An der kleinen Brücke, rechts die Wassermühle unter dem Hügelchen, links die Torre, hatte nun auch Gevatter Selbfried mit seinem ältesten Sohn eine Ausschau gehalten. Da nahte der Haufen: Eine Gruppe von Berittenen, dahinter einige Fußknechte. Ein Reiter - wohl eine Art Herold - preschte vor. "Wer da?" rief Gevatter Selbfried. "Batiste von Calven-Imirandi mit dem Hause der Turrianer" hieß es. Und also hielten sie Einzug. Der war ein schwerer Mann aus dem Norden, der Calvener. Er hieß den nordwärts gelegenen Dornheckengraben inspizieren. Den Torrestieg, der gegen Thirindar hinausführt, ließ er mit einer Brustwehr versehen. Da war es ein Erschaudern unter den Dorfbewohnern, als es hieß, gegen die Frau Elanor gehe es. Es geschah dann aber gar nichts.
Als der Calvener wieder abzog, ließ er noch zwei Knechte zurück, welche den Beruf hatten, zwei Schreine zu errichten, einen für die liebe Frau Niothia und einen für den Herrn Yulag. Die gibt es noch heute. Daher kommt es, dass man auch an den Calvener noch denkt.
Manch einer denkt noch aus anderem Grunde gerne an den edlen Herrn zurück: Einer der Soldaten, Horadan Cerasino (man sagt, er sei ein Vetrauter des Heerführers gewesen) ließ sich hernach im Dorfe nieder. Des Schulzen Tochter hatte er vor einer Notzucht gerettet und so ihre Hand vom Vater erworben. Nun aber lebt dieser tapfere Mann als Pfirsichbauer und Pächter am Südrand des Dorfes; seine Gattin trägt bereits ein Kind unter dem Herzen.
Was ihn vollends zu einem beliebten Mann macht: Er verteilt bezeiten unter Kindern und Armen Silberlinge (wo auch immer er diese erwirbt, man spricht von einem Schatz), dass es der gütigen Göttin eine Freude ist. So ist denn nun wohl nicht alles schlecht, was von Ferne kommt.
Ankunft des hohen Herren
Nach einigen Jahren der Ruhe erschien 1038 BF ein gut gekleideter, älterer Herr in Oltretorr. Er stellte sich als Torvon d'Imirandi vor und sollte ab sofort die Verwaltung des Ortes und der Umliegenden Höfe übernehmen. Horadan Cerasino schmeckte dies zu Anfang gar nicht, da er aber als Stellvertreter ausgewählt und auch schon mit den ersten Bauvorhaben in dem kleinen Örtchen begonnen wurde, freundete er sich schnell mit der neuen Situation an.