Archiv:Nandus steh uns bei (BB 12): Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 4. Mai 2024, 16:12 Uhr

Nandus steh’ uns bei!

BURG ESKENDERUN/GRAFSCHAFT THEGÛN. Hatte der pavonische Mechanicus Golodion ya Gallasini unlängst ein Gerät ersonnen, herrschaftliche Gebisse zu traktieren (Bosparanisches Blatt 11), so wollte Kollege Faron Chirurgos, seines Zeichens pavonischer Leib-Medicus, offenbar nicht zurückstehen und erfand eine Substanz, edle Gaumen zu malträtieren: Der Medicinal-Magus hieß das Gesinde auf Burg Eskenderun nämlich, zum Morgenmahle nicht feines weißes Brot und gutes fettes Geselchtes mit feurigem Kren aufzutragen, sondern stellte selbst ein sonderbares Gericht zusammen: Da nahm der gelehrte Herr wahrlich rohe Flocken von Hafer, wie er sonst den Rossen mundet, und ließ diese in kalter Rohmilch vom Rinde aufquellen und fügte dem Brei Stücke ungeschälter roher Äpfel hinzu ... Und nannt’ es „gesund" und wollt’ es der gnädigen Herrin auftragen!
Damit nicht genug, trieb es der übrigens der Inquisition als Leichen-Sezierer verdächtige Medicus noch bunter: Als Lutisana ay Oikaldiki auf den Schrecken einige Leckereien vom vergangenen Abend bestellte, da pflanzte sich der Magus mit einem Kübel voll Wasser neben dem Sitz der Contessa auf. Und im selben Momente, da Donna Lutisana den ersten Bissen tat, nahm Chrirurgos eine gleiche Menge der Speise und ließ sie in den Eimer plumpsen; als die Herrin von einem anderen Gerichte nahm, tat er es ebenso; nach kurzer Zeit schwappte in dem Kübel ein ekler Mischmasch. Faron Chirurgos aber sprach: „Item geht es in Eurem Magen zu, Serenissima, ergo hütet Euch vor häufigem Schmause." Und das an der gerühmten Tafel zu Eskenderun!
Derweil hatte Mirun „der Göttliche", umstrittener Maler aus Kuslik, das befohlene Fresko (Bosparanisches Blatt 8) für den Großen Saal von Eskenderun nahezu vollendet. Voll Erwartung nahm die Contessa das Werk in Augenschein. Doch o Schreck! Wo man eine kunstvolle Komposition hehrer Figuren wähnte, Harmonie und Grazie, da sprangen der Beschauerin zornige Zacken, roher Formenrausch, formlose Farbflecke entgegen. Als „abstrakt" zu preisen diesen Anschlag auf den guten Geschmack, erdreistete sich der Künstler, „expressionistisch" – was immer dies sei – hieß er das orksche Geschmier. Nach dem ersten krächzenden Entsetzenslaut der Contessa stürzten die Eskenderuner Schwertträger herbei und schlugen mit Hammer und Meißel das Unsägliche ab. Maestro Mirun versprach göttergefälligen Ersatz – als Thema die Begegnung des Murak-Horas mit dem Elfenkönig.
Vom ehemaligen pavonischen Hofzauberer Cyberian von Wolfenstein, einem Almadaner, heißt es, er stehe unter Hausarrest im Turm von Vencia auf der Insel Venes. Der ehedem im Auftrag der Erleuchteten von Methumis gesuchte Angetraute der Signora Alia ze Westherfolden entging nur deshalb schwereren Strafen, weil die Illuminata als Hilberianerin Fürsprecher aus dem chababischen Adel nötig hatte. Außerdem hatte die methumianische Inquisition genug zu tun: Die Praktiken des Faron Chirurgos (Bosparanisches Blatt 9) und die Forschungen des Golodion ya Gallasini (Aventurischer Bote 58) waren zu beleuchten.
All die genannten Herren gehören der Loge vom roten Pfau an, mit Sitz in der Stiftskapelle Sanct-Nandus-von-Neetha, welche im Tempel der Göttlichen Erkenntnis eingerichtet ist. Es scheint, als wirke sich die fortgesetzte Abwesenheit des Brotgebers der gelehrten Köpfe dahingehend aus, daß zunehmend Wirrnis um sich greift in den pavonischen Hallen – den Göttern gewiß nicht zum Gefallen!

Michael Hasenöhrl