Briefspiel:Vespa crabro/Tote Wölfe

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Auge-grau.png

Stadt Urbasi.png Briefspiel in Urbasi Stadt Urbasi.png
Datiert auf: Firun 1046 BF Schauplatz: Burg Wulfenblut, Umland Entstehungszeitraum: Juli bis 4. Quartal 2025 (geplant)
Protagonisten: diverse, siehe Beteiligte Autoren/Beteiligte: Familie Solivino.png Bella, Familie ya Malachis.png Cassian, Haus Urbet.png Gonfaloniere, Wappen fehlt.png León de Vivar, Haus Legari.png Nebelzweig, Haus di Salsavur.png Rondrastein
Zyklus: Übersicht

– Außerhalb der Burg: Ein morgendlicher Ausritt · Dunkle Gestalten · Eine unerwartete Beobachterin
– Im Haus des Gesindes: Der Mut einer Magd · Unruhiger Morgen · Blutiger Morgen
– Im Palas: Und so starb... · Der Knappe und der Condottiere · Tote Wölfe · Über den Zusammenhalt eines Wolfsrudels ·
– Im Bergfried: ...



In den Obergeschossen des Gebäudes, am frühen Morgen des 11. Firun 1046 BF

Autoren: Cassian und Rondrastein

Dartan wollte den Raum gegenüber dem der Kinder betreten, blieb aber im Türrahmen stehen. Am Boden lag Leonore, die Tochter des Vogts von Salsavûr, in ihrem Blut. Sie hatte wohl versucht zu fliehen, aber es hatte nichts genützt. Auf dem weiteren Bett im Raum lag ihre Cousine, die scheinbar im Schlaf getötet wurde. Seine Gedanken verfinsterten sich. Er kannte durch seine Arbeit Tod und Verderben, aber den Anblick toter Kinder konnte er immer noch nicht ertragen.
„Keinen Schritt weiter”, wies er den Knappen hinter ihm barsch an, versperrte ihm den Zugang zum Raum und schloss die Tür hinter sich. Die toten Kinder sollte der Junge nicht sehen. Calvert reckte den Hals, dank seiner Größe konnte er Dartan über die Schulter sehen. Er hätte es besser nicht getan. Hart musste er Schlucken und Entsetzen stieg in ihm auf. Wer tat so etwas? Wie betäubt, folgte er Dartan.
Der ging zu dem Raum, der dem seinen gegenüber lag und betrat ihn. Dort fand er ein ähnliches Bild vor. Varigo, der Vater Leonores, lag in seinem Bett und neben ihm seine Frau. Ihnen waren die Kehlen aufgeschnitten worden und der leere Blick beider zeigte, dass ihre Seelen Borons Hallen bereits erreicht hatten.
Wut stieg in ihm auf, als er wieder den Gang betreten hatte. „ICH WILL EINEN VON IHNEN LEBEND”, brüllte er durch den Gang, „EINEN!” Dass würden diese Bastarde teuer bezahlen und ihr Auftraggeber ebenso, schwor er sich selbst. Während der Condottiere mit Wut reagierte, kämpfte Calvert mit seinem Magen. Er war sehr froh, noch nicht gegessen zu haben. So würgte er nur und musste sich nicht übergeben. „Haben sie alle in ihren Betten umgebracht?” fragte er tonlos, niemand Bestimmten.

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Wie zur Antwort auf seine Frage tauchten die beiden Geweihten des Hauses Seite an Seite auf dem anderen Treppenaufgang auf. Die Kleidung der beiden war blutgetränkt. Amene führte ihr Schwert in der Linken, während ihr rechter Arm eine schwere Schnittwunde aufwies. Sanya neben ihr hinkte etwas, schien aber sonst unverletzt.
Als sie bei Dartan waren, erhob die Schwertschwester Urbasis das Wort. Timor und Anselma sind tot. Murak und Leonora sind verletzt”, fasste sie mit tonloser Stimme die Verluste zusammen. „Wie sieht es hier aus?”
Dartan schaute seine Verwandte wortlos an. Er atmete schwer aus, als er zu sprechen begann. „Varigo und seine Frau sind tot.” Er machte eine lange Pause und atmete erneut schwer aus. „Ebenso wie Leonore und Cinzia.”
Amenes Gesicht wurde noch bleicher, als sie den letzten Namen hörte - Ihre Enkelin… Sie ließ ihr Schwert sinken. „Wurden sie...”, sie wollte es nicht aussprechen, brauchte sie aber auch nicht, der Condottiere kannte das Ende der Frage. Er schüttelte als Antwort nur den Kopf. Amene reichte das und sie dankte innerlich der Göttin. Eine einzelne Träne rann an ihrer Wange herab.
Calvert nutzte die Zeit, um seine Fassung wiederzufinden. Als Amene ihn schließlich anschaute, hatte er sein Gesicht und seinen Magen unter Kontrolle. „Gut gemacht junger Mann”, lobte ihn die Geweihtem ernst. Ihr Blick wirkte, als starre sie durch ihn hindurch.
„Wer sind die?”, wagte Calvert zu fragen. „Und was wollen sie überhaupt? Einfach nur alle töten? Das ist doch absolut sinnlos und wo sind sie jetzt hin?
Dartan musterte den jungen Knappen mit einem Blick, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. An seiner statt antwortete Sanya, die nach wie vor neben Amene stand. „Das gilt es herausfinden”, sie bedachte Calvert mit einem ernsten, aber aufmunternden Blick. Keine der beiden Geweihten sagte etwas zu dem Ausruf, den der Condottiere getätigt hatte, auch wenn sie ihn sicherlich gehört hatten.
„Dann los nach unten”, Dartan hatte sich gestrafft. Der als Söldnerführer tätige Salsavûr übernahm, wie selbstverständlich, das Kommando. Was, wie Calvert überraschend feststellte, nicht von den beiden Geweihten in Frage gestellt wurde. Langsam stieg er als Erster die Treppe herunter. Den Schluss der Gruppe bildete Calvert.

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Die Gruppe bewegte sich langsam nach unten. Als sie am Ende der Haupttreppe ankamen, sah Dartan sofort den Körper, der dort lag. Er musste das Gesicht nicht sehen, um zu erkennen, wer dort lag. Romualdo haben sie auch getötet, hinterrücks...”, sagte er zu seinen Begleitern. Leise fluchte er vor sich hin, als er sich hinhockte. Es war offensichtlich, dass der tödliche Streich von hinten gekommen und er unbewaffnet gewesen war. Der Umgang mit seinem Verwandten war nicht immer einfach, aber sie hatten sich gegenseitig respektiert. Er drehte den Leichnam herum und schloss die Augen des Toten.
Wachsam behielt Calvert den Gang hinter sich im Auge bis er einen erneuten Fluch von Dartan hörte. Er kniete neben einer weiteren Leiche, die am Fuß der Treppe lag. Calvert erkannte in ihm das Familienoberhaupt der Salsavûrs.
Amene durchbrach mit belegter Stimme das Schweigen, das sich über die Gruppe gelegt hatte. „Er muss erstmal hier liegen bleiben. Zuerst müssen die Burg gesichert und die Verletzten versorgt werden.” Dartan nickte, erhob sich wieder und ging weiter. „Dann los, weiter…”