Briefspiel:Vespa crabro/Der Knappe und der Condottiere
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In den Obergeschossen des Gebäudes, am frühen Morgen des 11. Firun 1046 BF
Autoren: Cassian und Rondrastein
Calvert war kurz vor dem Sonnenaufgang missmutig aufgewacht. Am gestrigen Abend hatte er noch dabei geholfen für neu ankommende di Salsavûrs Quartier zu schaffen, unter anderem auch für Dartan, den älteren Bruder seines Schwertvaters, immer noch Schwertvaters. Calvert schnaufte unwillig bei diesem Gedanken.
Er hatte große Hoffnung gehabt die Kaiserjagd als frisch gebackener Ritter zu verlassen, welch größere Ehre hätte es geben können, als in diesem Rahmen den Ritterschlag zu erhalten, aber Lorian hatte anders entschieden. Er war immer noch Knappe. „Wahrscheinlich bin ich das, bis ich alt, grau und bucklig bin”, brummte Calvert in seinen nicht vorhandenen Bart. Nicht dass ihm keiner wachsen würde! Oh nein! Über mangelnden Bartwuchs konnte er sich wahrlich nicht beklagen, aber er schabte ihn regelmäßig. Auch jetzt fuhr sich der Neunzehnjährige übers Kinn und beschloß es würde gut tun, sich zu kultivieren, bevor er seinen Dienst antrat.
Calvert schnappte sich frische Kleidung und ein Leintuch, er würde ins Waschhaus gehen. Auf dem Weg zur Tür blieb sein Blick an seinem Schwertgehänge haften. Dartan hatte ihm Waffenübungen versprochen für heute morgen. Der Condottiere hatte gestern lachend gesagt: „Ritterlich kämpfen ist ja schön und gut, aber das tun Söldner nicht. Sie kämpfen, um zu überleben, kennst du denn deren Tricks? Weißt du damit umzugehen?” Nachdem Calvert verneint hatte, kam das Angebot einer Übungsstunde. In Gedanken an diese Szene griff sich der junge Mann auch noch sein Schwertgehänge, „Allzeit bereit… heißt es doch”, murmelte er und verließ sein Zimmer. Er ging den Gang entlang und die Treppe zum ersten Stock hinunter, das Waschhaus war im Erdgeschoß.
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Dartan fluchte kurz. Der Stundenkerze auf seinem Nachttisch nach, hatte er verschlafen. Von Timor und seinem Bruder würde er sich deswegen wohl einige Sprüche anhören dürfen. Schnell sprang er auf, streifte sich seine Kleider über, schnappte sich sein Waffengehänge und stürmte zur Tür.
Als er diese öffnete, starrte er in ein Gesicht, das er nicht kannte. Lange Zeit, um diese Überraschung zu verdauen, hatte er nicht, nur seine jahrelang geübten Reflexe retteten ihm vermutlich das Leben. Er hatte instinktiv seine Linke mit dem Waffengehänge darin erhoben, als er die Klinge ansausen sah. Dumpf traf diese auf die Scheide seiner Waffe.
Der Condottiere reagierte umgehend, in dem er den Schlag ablenkte und zurückwich, um Platz zu haben, seinen Kusliker Säbel zu ziehen. Er warf das Waffengehänge nach dem Angreifer, als er die Waffe in der Rechten hielt und griff direkt danach an.
Sein Gegenüber hatte offensichtlich nicht mit dieser schnellen Reaktion gerechnet und wurde überrascht. Der Salsavûr merkte, wie seine Klinge auf Widerstand traf. Die Reaktion seines Gegners folgte in Form eines Schmerzlautes.
‚Was war hier los‘, schoss es Dartan durch den Kopf, warum wurde er in der Burg seiner Ahnen attackiert und wie kam die Person hier überhaupt herein. Weiter kam er mit seinen Gedanken nicht, da der verletzte Angreifer wieder zum Angriff überging.
Die Attacke war nicht sonderlich elegant geführt, daher ahnte Dartan, wo die Klinge hingehen würde. Er duckte sich nach links und unterlief die Klinge. Dabei stieß er mit seiner Rechten nach vorne. Erneut spürte er Widerstand, es folgte ein dumpfer Schrei und sein Gegner sackte in sich zusammen.