Briefspiel:Am Rande des Krönungskonvents (11)

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Verblieben im Theaterrund

Amando von Streitebeck

Amando von Streitebeck seufzte vernehmlich und leichte Bitterkeit zeichnete sich auf seiner Miene ab, nachdem der Marvinko und der Torrem das Theater verlassen hatten. Die Umsitzenden konnten nur mutmaßen, dass der junge Signor sich gekränkt fühlte, da der Gransignor von Urbet nicht auch Ihn in seiner Tirade bedacht hatte - und auch der Umstand, dass dem Haus Streitebeck eine weit geringere Anzahl an Edelleuten folgen würde, drückte offenbar seine Stimmung. Und weit und breit schien sich keine Gelegenheit bieten zu wollen, dass der sich gedemütigt Fühlende seinem Unmut hätte Luft machen können. Schließlich aber ergriff er das Wort in der von den Geschehnissen immer noch vollkommen überraschten Versammlung:

"In des Horas und der guten Götter Namen! So sollen sie doch gehen, die Eitlen! Wir haben hier in diesem Hohen Haus über das Schicksal des Reiches und über höhere Güter zu befinden! Ihr habt recht, verehrter di Trequerce, es geht mitnichten nur um die Eitelkeit einiger geringer, sondern um die Ordnung und den Zusammenhalt des Reiches! Der Kronkonvent darf diesen Affront nicht dulden – nicht in dieser Stunde – wir sind nicht das Tollhaus und die Bühne für einen Marvinko oder einen Torrem! Ich bitte darum die hochverehrte Versammlung um die Unterstützung eines Antrages, der besagt, das jene, die das Hohe Haus brüskierten, dieses nicht eher wieder betreten sollen, als sie dem Herren des Hauses und dieser ehrwürdigen Versammlung Respekt und Achtung zollen! Das uns hier gebotene Schauspiel darf nicht ungestraft bleiben, will der Cronconvent seine Würde wahren und derlei Komödien für die Zukunft unterbinden!"

Mit einem lauten Schlag auf den vor ihm stehenden Tisch beendete der Signor seine zornige Rede.

Nach dieser Ansprache erhob sich nun Signore Amaldo di Piastinza von seinem Platz, musterte den leicht vor sich hin köchelnden Amando kurz bevor er anhob zu sprechen und mit ruhiger, doch deutlich vernehmbarer und fester Stimme zu Amando und der geamten, noch immer überraschten und außerordentlich ruhigen Versammlung sprach:

"Nun, wenn Euer Wohlgeboren die Gnade und Güte besäße, seinen Antrag an dieses hochehrenwert erhabene Haus zu exemplifizieren, per exemplum was den Weg angeht, auf welchem die von Euch bezeichneten Nobili dem Hause ihren Respekt und Achtung zollen sollen. Ebenfalls, inwieweit Ihr diesen Antrag als mit dem Gesetz und Brauch unseres Reiches als konform anseht, da Ihr ja, wenn ich Eure Exaltation richtig verstanden habe, Wohlgeboren, einige Mitglieder dieses hochehrenwert erhabenen Hauses zumindest temporär von der Ausübung der ihnen zustehenden Befugnisse, also der Teilnahme an der Sitzungen des Kronkonvents, exkludieren wollt."

Nach diesen Worten nahm der Signore wieder Platz und murmelte zu seinem Vetter und Nachbarn Torvon:

"Ein gar pläsierliches Kerlchen, dieser junge Signore Streitebeck."


Ein Einwurf

Salvinko von Trequerce

Der Cavalliere Salvinko di Trequerce warf indes ein:

"Doch bedenkt: Ein Ausschluß zweier weitverzweigter Häuser aus dem Kronkonvent, das käme einem nahenden Kollaps der Reichsverfassung gleich. Ich höre - und als alter Mann weiß ich, wovon ich spreche -, ich höre das bellum civile an die Pforten des Reiches klopfen, den wilden Eber der Unvernunft und Zwietracht durch die Gärten unseres Reiches pflügen. Laßt uns Einigkeit bewahren.

Daher proponiere ich einen Ausschluß lediglich des Gransignore von Urbetien, zumal er durch eine Majestätsbeleidigung jegliche Qualifikation zur politischen Partizipation in unserem Reiche verwirkt haben dürfte."

"Sehr gerne!" Damit erhob sich beinahe gleichzeitig Signor Amando von Streitebeck, noch an den Piastinza gewandt und nun schon deutlich gefasster und mit ausgeglichenerer Farbe des Gesichtes.

"Ad primum möchte ich darauf hinweisen, dass ich nicht wünsche einen Adligen von der Ausübung seiner rechtmäßigen Privilegien zu excludieren. In diesem Fall verhält es sich jedoch, dass offensichtlich durch den Bruch aller Regeln des Anstandes und der Etikette die besagten Herrschaften sich excludieret haben. Sie haben die Versammlung des Hohen Hauses verlassen und dadurch den heiligen und ewigen Konsens aufgekündigt auf denen dieses Reich errichtet wurde.

Möchten Sie in unsere Mitte zurückkehren, so sollen Sie das Hohe Haus darum bitten und ersuchen - an diese Pforte, die sie eben noch hinter sich ins Schloss warfen, sollen sie klopfen und um Einlass bitten und, so denn der Konvent ihnen diesen gewähren will, so mögen sie in Demut ihr Haupt vor der höchsten Versammlung neigen, auf dass das Haus ihre Reue erkenne und sie wieder in Ehren in seine Mitte aufnehmen kann!

Wer indes diesen Ehren- und Anstandsbeweis nicht erbringen mag, der schließt sich selbst aus unserer Mitte aus - und dies gilt für jeden," und damit wandte sich der Signor dem Cavalliere di Trequerce zu, "der dem Hohen Haus den Rücken zuwendet!"

Die letzten Worte waren bereits wieder mit dem schon bekannten Ingrimm gesprochen und wieder schloss der laute Schlag einer geschlossenen Faust die Rede des Streitebeckers.


Derweil auf einer der hinteren phecadischen Bänke

Bedächtig wiegte der alte Mann sein Haupt. Es stimmte, der junge Mann brachte Leben in die alte Versammlung - dennoch fragte er sich, was seinen alten Freund, Irion, bewogen hatte, ausgerechnet zu dieser Sitzung des Konventes seinen Neffen, zumal als einzigen Vertreter seines Hauses, zu entsenden. Dahinter musste eine Absicht stehen. Blieb nur zu hoffen, dass der Esquirio sich dabei nicht verrechnet hatte, denn das Ungestüm seines Neffen mochte mehr schaden als nutzen.

Allein die Vorstellung, das Hohe Haus würde seine jüngste Präposition abschmettern - dies musste nach Außen so scheinen, als ließe sich der Kronkonvent das Betragen der Marvinko und Torrems gefallen! Damit würde der Konvent sich vollends desavouieren und seine Position im Reichsgefüge weiter schwächen, die beiden Häuser aber auszuschließen, da hatte der Trequerce recht, stellte die Verfassung des Reiches auf eine ebenso harte Probe... die altersrunzlige Miene warf sich in hunderte weiterer sorgenvoller Falten.


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