Briefspiel:Königsturnier/Schwarze Schwingen
 Geschichten am Rande des Königsturniers
| ||||||||
Die folgende Geschichte ereignet sich am Rande des Königsturniers im Rahja 1038 BF im Turnierzelt von Usvina Cordur.
Schwarze Schwingen
Usvina hatte nach ihrem Sieg gegen Lovisa di Tolfiano ihr Pferd zum Unterstall gebracht und war auf dem Wege zu ihrem Zelt. Der Knappe, der ihr gestellt worden war, wartete schon auf sie, um ihr die Rüstung abzunehmen und sie ließ ihn gewähren, da sie gerade in einer guten Stimmung war. Drei Siege aus vier Duellen war ein guter Schnitt, wie sie fand und sie schickte den Knappen zum Schmied, damit dieser die Rüstung reparieren konnte. Kaum hatte sie sich auf den Schemel vor ihrem Zelt gesetzt und sich einen Becher Wein eingeschenkt, betrat ein Bote den Bereich ihres Zeltes. Dieser räusperte sich kurz um sich Gehör zu verschaffen.
Die geharnischte Löwin runzelte ihrer Stirn und blickte dann erwartungsvoll den Mann in der staubigen Uniform an. „Ich habe eine Depesche für Leutnata Usvina Cordur, man sagte ihr sie wäre hier zu finden.“ Usvina lachte auf Grund der steifen Art des Boten kurz auf. „Die habt ihr in mir gefunden, einen Becher Wein?“
„Nein, habt Dank, ich will nur diesen Brief abgeben“, sprach er und übergab der Drachenreiterin einen Brief, der mit dem Wappen der Familie Cordur geschmückt war. Nachdem er ein paar Münzen Trinkgeld erhalten hatte, verließ er den Platz.
Eine Zeitlang lag der Brief unbeachtet auf dem kleinen Tisch vor dem Zelt, nachdem Usvina gesehen hatte, dass Dorio Cordur der Absender der Nachricht war. Was veranlasste das Familienoberhaupt dazu, ihr einen Brief zu einem der wichtigsten Tuniere des Jahres schicken zu lassen, was war denn so wichtig um sie hier zu stören?
Dass man diese Frage beantworten konnte, indem man die Nachricht las, kam ihr nicht in den Sinn, konnte es doch nur von nichtigem Belang sein. Außerdem wollte sie jetzt noch den Augenblick genießen. Nachdem sie die Zeit mit zwei Bechern Wein verbracht hatte, kam schließlich Melissa Cordur zum Zelt. Die lebenslustige Heilmagierin hatte es sich nicht nehmen lassen, das Turnier zu besuchen. Und ihre Dienste waren am ersten Turniertag auch vonnöten gewesen. Verdutzt blickte sie auf den Umschlag, der auf dem Tisch lag. „Willst du den nicht öffnen, der ist bestimmt wichtig.“
„Gönnst mir keinen Spaß wie dir, was? Kannst ihn ja öffnen, wenn du deine Neugier befriedigen willst", entgegnete Usvina der Magierin. Diese nahm den Brief mit einem Grinsen und öffnete ihn, dann fing sie an zu lesen. Mit jeder Zeile, die sie las, ging das Grinsen ein Teil zurück bis es schließlich einem erschütterten Blick gewichen war.
Sie reichte der geharnischten Löwin mit trockenem Mund und leiser Stimme den Brief. „Selina ist am 16. Rahja gestorben! Ich hätte bei ihr sein sollen, schließlich war ich für ihre Pflege verantwortlich..."
"Wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen…“
„Papperlapapp, beruhigt dich, sie wäre früher oder später ohnehin gestorben, seit sie auf Zweiflingen war, ist sie nie mehr die Alte gewesen.
"Du hast auch mal deinen Spaß verdient.“ unterbrach Usivina die Magierin. „Weiterhin brechen wir erst von hier auf, wenn das Turnier vorbei ist. Das wäre im Sinne von Selina gewesen - und nicht das schnelle Aufbrechen von einem rondragefälligen Wettbewerb!"
"Außerdem findet die Beisetzung erst Anfang des nächsten Jahres statt.“
Damit war die Diskussion beendet, denn der Turnierreiterin war die anfängliche gute Laune vergangen. Dennoch nahm sie sich vor am nächsten Tag mit einem schwarzen Band an der Lanze zu starten.
