Briefspiel:Rahjenbund beider Yaquirien

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Briefspielgeschichte aus: Stadt Unterfels klein.png Briefspiel in Unterfels
Datum (aventurisch / irdisch): Efferd bis Hesinde 1031 BF / 2015
Beteiligte (aventurisch / irdisch): Erlan Sirensteen, seine zukünftige Gemahlin Shahane Sforigan y Scheffelstein, seine Schwester Erlgard von Firdayon-Bethana und andere / Erlan (mit Dank an beteiligte Personen!)


Über die Hochzeit Erlans und Shahanes (die ja briefspieltechnisch aus - retcon - Gründen nicht thematisiert werden konnte).

Autor: Erlan

Bosparanjer und Pflichtgefühl

Anfang Efferd 1031 BF. Erlan Sirensteen von Irendor ist zu Besuch in Vinsalt, genauer gesagt in der Arangerie des Firdayon-Palasts, wo er sich mit seiner Schwester Erlgard trifft.


Die beiden Geschwister flanierten durch die Arangerie des Firdayon-Palastes zu Vinsalt und Erlgard merkte, dass ihr Bruder wortkarg war, obwohl er doch um das Gespräch gebeten hatte. Das kannte sie von ihm, das war der Fall wenn Erlan nervös war. Nervös war er jedoch höchstselten, daher war es für sie interessant zu erfahren, warum er nervös war und sie versuchte durch leichtes Geplauder ihn in Redestimmung zu bringen, was ihr eigentlich immer gelang. So auch diesmal:

“[…] Woher sagtest Du noch, kommst Du gerade her, Erlan?”

“Zuletzt weilte ich auf den Zyklopeninseln, danach dann für einige Wochen in in Kuslik und Shenilo."

“Einige Wochen? Ach, und Burg Irendor und Unterfels und Deine Pflichten dort hast Du schon vergessen?"

Erlan drehte sich überrascht zu seiner Schwester um und in seinen Augen blitzte es. Erlgard wusste, dass diese Reaktion kommen würde und hörte sich die Entgegnungen ihres Bruders an, der natürlich nicht seine alte und seine neue Heimat vergessen hatte: “ […] da ich nicht mehr Senescalio bin, ist meine ständige Anwesenheit in Unterfels nicht notwendig. Außerdem bin ich für Notfälle - aber so häufig braucht man einen Praetor nobile nun auch wieder nicht - gut zu erreichen. Deine Schreiben haben mich ja auch erreicht."

Erlgard legte ihren Arm um ihren Bruder und erwiderte mit einem Lächeln auf ihren Lippen, dass sie keineswegs das Pflichtgefühl ihres Bruders anzweifeln wollte. Dass sie das Ziel hatte ihn aus der Reserve zu locken musste sie ihm ja nicht sagen, das war ihm inzwischen auch selbst klar geworden. Stattdessen fragte sie ihn, was er denn dort gemacht hätte.

“Ich habe mich dort vier-, fünfmal duelliert, gelegentlich auch bis auf’s dritte Blut”, antwortete Erlan seiner Schwester auf ihre Frage, woraufhin sie lachte: “Das nehme ich Dir nicht ab Bruder! Ich weiß zwar, dass Du trotz der negativen Erfahrungen, dem Duell nicht abgeschworen hast, aber das nehme ich Dir dann doch nicht ab.” Doch Erlans Blick war und blieb ernst und so hakte sie mit einem “Wirklich? Auf’s dritte Blut?” nach und schaute sich ihren Bruder an, denn irgendwelche offensichtlichen Verletzungen trug er nicht. Erlan hielt noch einen Moment lang den ernsten Blick aufrecht, bevor er anfing zu lachen und erklärte, dass er sich natürlich nicht so duelliert habe. Das er tatsächlich ein Duell absolvierte, musste er ihr ja nicht sagen - die Abneigung seiner Schwester gegen Duelle, die auch ihn seiner Person und Jugend begründet ist, war ihm natürlich sehr wohl bekannt.

“Erlgard, Du hast aber gerade einen guten Begriff verwendet. Pflichtgefühl. Das habe ich auch. Deswegen rede ich heute mit Dir."

Inzwischen hatten die beiden Geschwister eine der Sitzgelegenheiten erreicht und die Comtessa winkte einen Pagen herbei und bat um kühle Getränke. Ihr Bruder ergänzte den Wunsch und bat um Bosparanjer, was Erlgard überraschte: “Bosparanjer und Pflichtgefühl. Eine interessante Kombination."

Kurze Zeit später wurde ein Tablett mit kühlen Getränken und mehreren Pokalen gereicht, und während der Bosparanjer noch ungeöffnet blieb, fing Erlan an zu reden: “Pflichtgefühl ist ein gutes Stichwort. Das habe ich in den letzten Jahren leider vermissen lassen."

Seine Schwester schaute ihn erstaunt an und fragte ihn, was er denn damit meinen würde, denn nach allem was sie wüsste, hätte er doch die Aufgaben in Unterfels gut gemeistert und es gäbe keine Kritik. Jedenfalls keine von Substanz.

Erlan winkte ab: “Das meinte ich nicht mit Pflichtgefühl. Ich glaube schon, dass ich meinen Aufgaben gewachsen war und demutsvoll im Sinne der Zwölfe erfüllt habe. Mir geht es um die Pflicht gegenüber der Familie."

Erlgard schüttelte den Kopf: “Auch da kann ich nicht klagen, der kleine Alborn konnte den Namen Erlan eher aussprechen als … oder meinst Du was anderes? Meinst Du Deine eigenen Verpflichtungen?"

“Richtig, Erlgard. Die Verpflichtungen von mir als Oberhaupt des Hauses Sirensteen gegenüber der Dynastie."

“Du planst also endlich zu heiraten, Erlan?"

Der Herr von Irendor schob seine weißblonden Haare nach hinten und schaute seine Schwester fragend an: “Woher weißt Du das?"

“Verpflichtungen und Bosparanjer - eine Kombination die es so nicht alltäglich gibt. Aber sag schon an, wer ist sie?"

“Du kennst sie aus der Vergangenheit."

“Lass mich überlegen… Lysandra etwa?"

Erlan schaute zwar etwas wehmütig, lachte aber laut auf: “Nein, nein, so weit solltest Du nicht in die Vergangenheit schauen. Da war damals nichts ernstes…"

“Was aber nur an Dir lag, Bruderherz! Lysandra hat Dir deutliche Avancen gemacht, die Du aber nicht zu deuten wusstest…"

Erlan winkte ab und fuhr fort: “Sei’s drum, sie ist es nicht. Und bevor Du noch weitere Namen nennst und ich nicht weiß, ob ich darüber lachen oder weinen muss, will ich es Dir gleich sagen: Es ist Shahane Sforigan y Scheffelstein!"

Erlgard schaute konzentriert ihren Bruder an und murmelte den Namen Shahanes noch einmal. “[…] Scheffelstein. Das klingt almadanisch. Ist es die Almadanerin mit der Du vor einigen Jahren Vinsalt besucht hattest, und wo wir uns mit Ralman in der Oper getroffen hatten?"

Am Leuchten der grünen Augen ihres Bruders wusste sie, dass sie mit der Antwort richtig lag und griff nach dem Bosparanjer und schenkte sich und ihrem Bruder ein und prostete ihm zu.

“Ja, Du erinnerst Dich? Das freut mich!” reagierte er erfreut.

Erlgard war gewiefte Politikerin genug um ihrem Bruder etwas vorzumachen - sie erinnerte sich zwar daran, dass sie vor einigen Jahren mit ihm, einer Begleiterin und Ralman in der Oper war - aber an die Person selber erinnerte sie sich nicht mehr wirklich. Und bevor sie sich in die Nesseln setzte und nachher was falsches über sie sagte, weil sie sich vielleicht an eine andere Begleiterin erinnerte, beschloss sie dazu lieber nicht zu viel zu sagen. Stattdessen wollte sie von ihrem Bruder mehr erfahren:

“Erzähl mir mehr! Wie kommt es jetzt - nach Jahren dazu? Und warum nicht eigentlich schon vor Jahren?"

Erlan erzählte seiner Schwester, dass es ohne den Thronfolgekrieg sicherlich anders gelaufen wäre, aber dadurch hätte man sich aus den Augen verloren. Jetzt hätte man sich zufällig wieder getroffen und nun … jetzt wäre man bereit sich zu vermählen.

“Wie alt ist Shahane eigentlich? Ich frage natürlich nur ob der dynastischen Verpflichtungen. Satinavs Lauf ist da manchmal gegenüber den Tsafreuden unerbittlich…", hakte Erlgard nach.

“ERLGARD!”, entrüstete sich ihr Bruder ob dieser Frage.

Erlgard lachte ein wenig: “Ich liebe es, wenn Du Dich aufregst, Erlan. Aber die Frage muss doch gestattet sein. Du redest von dynastischen Pflichten. Schön und gut. Aber ihr Männer habt da doch von Satinav mehr Zeit bekommen als wir Frauen. Warum wissen wohl nur die Zwölfe."

“Wäre Shahane ein Wein, dann wäre sie ein guter Jahrgang: 997 BF”, antwortete Erlan auf die Frage seiner Schwester, die ihm anerkennend zunickte. Wusste Sie doch natürlich nur zu gut, was er damit meinte - schließlich war Erlgard selber auch 997 BF geboren. “Und was die dynastischen Pflichten angeht”, fuhr Erlan fort, “hat sie mit dem kleinen Ludovigo bewiesen, dass sie diesen Aufgaben gewachsen ist."

Die Comtessa, die sich gerade einen Schluck von dem Bosparanjer genehmigte, hustete leicht auf, verschluckte sich am Bosparanjer und musste sich erstmal sammeln: “Was meinst Du denn damit? Wer ist der kleine Ludovigo?"

Erlan schmunzelte ein wenig ob dieser Reaktion:

“Also. Sie ist Mutter. Und Witwe. Nach Ausbruch des Thronfolgekrieges verloren wir uns aus den Augen und sie heiratete einen Almadani. Dieser starb jedoch vor zwei Jahren. Seitdem ist sie verwitet und nun möchte ich sie heiraten."

Erlgard grübelte ein wenig ob der für sie neuen Situation. Einerseits war es ja zu begrüßen, dass Erlan endlich eine eigene Familie gründen wollte. Aber mit einer Frau, die das Kind eines anderen mit in den Travienbund bringt?

“Seit zwei Jahren Witwe? Woran starb denn ihr erster Mann?"

Erlan schaute etwas zerknirscht auf den Boden, dachte sich aber, dass es vielleicht sinnvoll sei, wenn jetzt gleich alles auf einmal offenbahrt werden würde: “Bevor Du noch weiter rechnest: Bei der Schlacht von Morte Folnor. Er kämpfte auf der Seite der Almadaner. Ja, genau, er kämpfte damals gegen uns und damit auch indirekt gegen mich."

Erlgard zitterte ein wenig, bevor sie mit schneidender Stimme antwortete: “Du willst die Frau eines der Mordbrenner, die unsere Heimat überfallen haben, heiraten? Eines Mordbrenners, der mit für den Tod meines geliebten Oheims verantwortlich ist?"

“UNSERES Oheims! Ich kämpfte mit ihm bei der Schlacht, Du brauchst mir nicht von dem Verlust zu erzählen, den wir alle seitdem zu beklagen haben. Und ja, ich möchte Shahane heiraten, obwohl sie mit jemanden vermählt war, der gegen mich, gegen unseren Oheim und gegen uns alle gekämpft hatte."

Erlgard überlegte sich das ganze und malte sich aus, wie darauf reagiert werden würde und stellte sich selbst nur die Frage “Warum nur?” und merkte gar nicht, dass sie sich diese Frage nicht nur in Gedanken, sondern auch in der Realität gestellt hatte. Denn ihr Bruder antwortete ihr: “Weil ich Sie liebe!” - und mit diesen Worten stand er auf, verbeugte sich vor ihr und verließ ansonsten wort- und grußlos die Arangerie.

In Rahjas Namen

Ein Tag später. Erlan besucht Erlgard wieder im Palast, diesmal in ihrer Amtsstube im nördlichen Flügel.


Nachdem Erlan durch eine Bedienstete gebeten wurde, das Uffiz seiner Schwester zu betreten, blieb er erst an der Tür stehen und renkte dann seinen Kopf herum um erst einmal zaghaft hineinzuschauen. Seine Schwester saß an ihrem großen Schreibtisch und bearbeitete einige Dokumente. Als sie ihren Bruder bzw. den Kopf ihres Bruders sah, lächelte sie, bat ihn herein und zeigte auf den kleinen Tisch an der Seitenwand, an dem zwei Stühle standen und der von einer Vase mit einigen Amenia-Rosen dominiert wurde, wo sich Erlan hinsetzte.

“Ich bin ja froh, dass mich die ehrenwerte Comtessa Connetable empfängt. Ich hatte Dir vorab den Boten geschickt, damit wir uns die peinliche Situation, dass Du mich nicht empfängst, wenn ich erscheine, ersparen können. Deine Zusage lässt mich hoffen, dass wir noch miteinander reden."

Erlgard stand von ihrem Schreibtisch auf und setzte sich ihm gegenüber:

“Ad primo wollen wir mal festhalten, dass Du gestern unsere Unterhaltung beendet hast. Insofern kann ich ja froh sein, dass Du weiter mit mir redest.” Erlgard beendete den Satz und schaute ihren Bruder mit einem Blick an, den er nicht wirklich deuten konnte: War das jetzt vorwurfsvoll, ernsthaft oder einfach nur ausdruckslos?

Nach einem Moment der Stille fragte er sie “Und?”, woraufhin seine Schwester mit der Gegenfrage “Was und?” reagierte.

“Wer ‘ad primo’ sagt, der sagt meistens noch was hinterher…”, so der Yaquirbrucher, der sich fragte, was seine Schwester wohl meinte.

“Ach Erlan, Du glaubst doch wohl nicht, dass ich deswegen nicht mehr mit Dir reden würde!” Bei diesen Worten nestelte sie ein Blatt Papier hervor und während sie darauf blickte, fragte sie ihren Bruder, ob er denn glauben würde, dass Shahane die richtige Wahl darstellen würde.

“Was soll das denn heißen, Erlgard? Und was ist das da für ein Papier?” - als er danach greifen wollte, zog sie es aus seinem Dunstkreis weg und erklärte, dass sei nur für Kronräte von Belang. “Was ich eigentlich meinte”, erklärte Erlgard weiter, “hast Du Dir das genau überlegt? Eine Almadanerin. Sicherlich aus einer ehrenwerten Familie”, bei diesen Worten blickte sie noch einmal auf ihren Zettel, “auch wenn sie jetzt nicht gerade zum höchsten Hochadel zählt. Aber hast Du Dir die Implikationen mal ausgemalt: Zwei Jahre nach der verheerenden Schlacht, bei der viele tapferer Horasier ums Leben kamen, möchtest Du sie heiraten. Sie, die mit einem unserer Gegner verheiratet war. Und dann auch noch ein Kind mit in die Ehe bringt?"

“Ja, Erlgard, das will ich. Und ich glaube nicht, dass mir das jemand verwehren kann. Es gibt jedenfalls kein Familienoberhaupt, das das verhindern könnte."

“Wenn dem nicht so wäre, liebster Bruder”, Erlgard lächelte ein wenig süffisant bei ihrer Antwort, “dann müsste man Dich ja zu den Noioniten bringen, denn das würde ja nicht gerade für einen intakten Geisteszustand sprechen, wenn Du sowohl dafür als auch dagegen bist."

Erlan räusperte sich kurz und setzte dann mit fester Stimme an:

“Ich habe vor Shahane zu heiraten.

Ja, ihr verstorbener Gemahl war bei der Schlacht von Morte Folnor dabei. Aber da gab es nicht nur eine Seite und er gehörte nicht zu den verantwortlichen Personen für den Angriff auf unsere Heimat.

Ja, die Hochzeit mit einer Almadanerin dürfte mein Ansehen bei dem einen oder anderen im Kronkonvent nicht gerade erhöhen, aber darauf will ich keine Rücksicht nehmen.

Ja, in Unterfels und im Yaquirbruch gibt es sicherlich auch die eine oder andere Person, die nicht damit glücklich sein wird, aber es geht doch um Shahane und mich.

Ja, sie bringt einen Sohn mit in die Ehe. Aber ich liebe sie und der Kleine ist ein aufgewecktes Kerlchen, den ich vorhabe, wie einen eigenen Sohn zu behandeln.

Ja, es mag sein, dass ihre Familie dem einen oder anderen Freund von Standesdünkeln nicht passt, aber denen passte es auch nicht, als das dritte Kind eines Landadligen aus dem Yaquirbruch mit dem Sohn eines Staatsministers und Enkel eines Königs sich traf.

Ja, ich will Shahane heiraten - denn bei Rahja, ich liebe sie! Wenn es sein muss, heirate ich sie ohne Deinen Segen. Aber mir wäre es noch lieber, wenn ich Deinen, wenn ich Euren, Segen hätte."

Während des Monologs ihres Bruders blieb Erlgard regungslos - auch als er sie und ihren damals noch zukünftigen Gemahl erwähnte - um dann am Ende mit einem Lächeln auf ihren Lippen kurz und knapp “So sei es, in Rahjas Namen!” zu antworten und ihrem Bruder zu umarmen.

Im Palazzo Madayana

Kurz darauf, im Kusliker Palazzo Madayana: Erlan besucht Shahane, die dort bei ihrem Bruder Esidio bzw. vielmehr seiner Gemahlin Adalida zu Gast ist.


“Comto Sirensteen, es ist mir eine Ehre Euch hier im Palazzo Madayana zu empfangen” - mit diesen freundlichen Worten begrüßte Adalida Dorén, den Gast. “Sie wartet im Garten. Der Kleine schläft gerade. Wir lassen Euch lieber erstmal allein. Wenn ihr etwas wünscht, dann ruft nach Odina - sie wird euch behilflich sein.” Während sie mit ihm sprach, führte sie ihren Gast in Richtung Garten.

Dort saß auf einer Bank Shahane Sforigan y Scheffelstein und blätterte in einem Journal. Als sie Erlan erblickte, drehte sie sich zu ihm um, stand auf und begrüßte ihn mit einem Kuss. Für Erlan fühlte es sich an, als ob Satinav die Zeit verlangsamt hätte: Das Drehen ihres Kopfes, das Umherwehen ihrer vollen, braunen Haare, das Lächeln auf ihren vollen roten Lippen, ihre leuchtenden Augen, die für ihn Unendlichkeit ausstrahlten, die langen Wimpern, die die Wirkung ihrer Augen noch einmal verstärkten - all diese Bewegungen dauerten in der Realität nur wenige Augenblicke, für Erlan fühlte es sich aber wie eine Ewigkeit an - eine glückliche Ewigkeit. “Warst Du erfolgreich in Vinsalt?” fragte Shahane und schaute ihn erwartungsvoll an. Erlan räusperte sich kurz und antwortete ihr, dass er das bejahen könne. Zwar hätte seine Schwester einige der bekannten Bedenken geäußert, aber er hätte sie davon überzeugen können und sie würde ihren Segen für die geplante Vermählung geben. Shahane zeigte sich ob dieser Nachricht hoch erfreut und umarmte Erlan ob der freudigen Nachricht.

“Jetzt muss ich mit meiner Familie reden. Ich denke da gibt es genau so Bedenken, wie bei Deiner Familie. Und ich werde diese Bedenken hoffentlich genau so gut zerstreuen können, wie es mein horasischer Krieger vermochte."

Die heilige Maralita, Tomaten und Reise nach Almada

‘'’10. Efferd, bei einem Empfang von Thûan della Gribaldi, dem kaiserlichen Landvogt von Kuslik, auf der Alveranidenburg.


Ursprünglich hatte della Gribaldi von den Bewohnern des Palazzo Madayna nur Adalida Dorén nebst ihrem Gemahl Esidio Sforigan y Scheffelstein zu einem Empfang zu Ehren von Sta. Maralita eingeladen. Kurz nach der Ankunft Shahanes und Erlans in Kuslik wurden aber auch die beiden zu dieser Festivität geladen.

“Comto della Gribaldi! Es ist mir - und natürlich auch meiner Begleiterin der edlen Domna Shahane Sforigan y Scheffelstein - eine große Ehre Eurer Einladung zu folgen.” - mit diesen Worten begrüßte Erlan den Gastgeber beim ersten Aufeinandertreffen und stellte ihm Shahane vor. “Aber eines müsst ihr mir sagen, woher wusstet Ihr, dass wir in Kuslik weilen und konntet uns einladen?"

Ein Schmunzeln zierte das Gesicht des Kusliker Landvogtes und Thûan della Gribaldi, der kein Freund vieler Worte ist erwiderte nur: “Ach, Comto Sirensteen - das ist doch nichts besonderes. Ich wäre ein schlechter Vertreter des Horas in Kuslik, wüsste ich nicht, wenn ein Comto hier zu Besuch ist. Aber es ist doch schön, dass wir Gäste aus Almada und Unterfels hier haben. Ich verrate Euch ein Geheimnis: Der Hauptgang heute dürfte Euch schmecken: Yaquirwels aus Unterfels!"

Adalida und Esidio stellten Shahane und Erlan einige der anderen anwesenden Gäste vor und man parlierte auch über das eigentliche zu feiernde Ereignis. Gemeinsam mit dem Kusliker Efferdan Pechstein stand Erlan auf den Zinnen der Alveranidenburg und schaute sich das Spektakel im Hafen an: “Gerontokrat Pechstein ich muss Euch recht geben - das ist fürwahr ein Ereignis. So viele Schiffe und Boote. Da weiß man, was König Dettmar meinte, als er die Losung “alles was schwimmt” formulierte.

Ich bin froh, dass wir dieses Jahr in Kuslik verweilen. Letztes Jahr wäre es uns nicht vergönnt gewesen, denn da fand in Unterfels am 11. Efferd die traditionelle Corsa della Quartieri statt und als Mitglied des Consilio della Signores und vielmehr auch als Mitglied des Consilio della Ufficio wäre ich schlecht beraten, wenn ich da nicht dabei gewesen wäre. Das wäre vergleichbar, wenn ihr zu Sta. Gylduria nicht hier vor Ort wäret…”

Im weiteren Verlauf des Empfangs hatten Shahane und Erlan auch mal einen ruhigen Moment für sich alleine und diskutierten, wie die Planungen nun weiter gehen sollten:

“Planmäßig würde ich demnächst wieder nach Almada reisen. Noch weiß zu Hause niemand etwas von meinen, von unseren, Plänen. Ich habe Esidio gebeten da nichts verlautbaren zu lassen, falls er gerade mal die Muße hat, in die Heimat zu schreiben”, so Shahane zu Erlan. “Du willst Dich noch heute Abend auf den Weg machen?"

“Ja”, antwortete Erlan ihr und fuhr fort: “Wenn wir Glück haben, erreichen wir morgen früh einen Schnellsegler, der von Kuslik aus nach Sewamund unterwegs ist. Dort werde ich dann noch mit dem Grafen sprechen und von dort aus können wir gen Unterfels weiter reisen."

Shahane nickte ihrem Gegenüber zu und fragte nach: “Was hast Du in Unterfels noch vor? Werden wir dort nur kurz Station machen und dann direkt nach Almada reisen?"

Erlan überlegte kurz und runzelte ein wenig die Stirn: “Ich kann verstehen, dass Du direkt weiter reisen willst, Du wirst ja auch zurück erwartet. Aber vielleicht kannst Du eine Botennachricht schicken, dass Du etwas später kommst? Wenige Tage nach unserer geplanten Ankunft findet im Almadinquartier von Unterfels ein ganz besonderer Wettbewerb statt: Das Tomatenwettessen! Danach…"

Shahane unterbrach Erlan und blickte ihn ungläubig an: “Das was? Ein Tomatenwettessen?"

Erlan schaute sie belustigt an und erklärte ihr, dass er ursprünglich ähnlich reagiert hatte, aber er habe festgestellt, dass dieses Ereignis gerade bei den Almadanern in Unterfels immer sehr beliebt sei und es sei sehr vergnüglich es zu besuchen.

“Zwei Tage später wird St. Aldigon in Veliris aber auch in Unterfels gefeiert. Dort, also natürlich in Unterfels, will ich nicht fehlen. Der Weg dahin ist auch nicht so weit - der Praiosschrein zu Unterfels liegt direkt unterhalb meines Palazzo. Noch ein paar Tage danach, am 20. Efferd, wird unter der Statue des Orsino das Maronenfest gefeiert. Orsino hatte sich Zeit seines Lebens für die Freundschaft beider Yaquirien eingesetzt. Da sollte man nicht fehlen. Danach würde ich vorschlagen, reisen wir gen Almada, oder?"

Eigentlich wollte Shahane die Hochzeitspläne möglichst schnell mit ihrer Familie abklären, aber die erwähnten Termine würden das zwar etwas nach hinten verschieben, aber das würde sich verschmerzen lassen: “Dann sollten wir das so machen. Aber wir sollten dann auch vielleicht jetzt so langsam gehen. Bis morgen muss gepackt sein."

Yaquir-Kurier: Efferd 1031 BF: [...] gewinnt Tomatenwettessen!

[…] gewinnt Tomatenwettessen!

[…] Einige enttäuschte Gesichter zeigten deutlich, dass diese nicht auf den tatsächlichen Sieger gesetzt hatten. Wer jedoch auf den Gewinner des Tomatenwettessen einen Silbertaler gesetzt hatte, der bekam als Wettgewinn gleich 5 Silbertaler zurück. […]

Am Rande notiert: […] Der bisher in Unterfels eher kaum in Begleitung zu beobachtende ehemalige Statthalter, Erlan Sirensteen, der seit seiner Wahl zum Praetor Nobile in der Stadt nicht mehr gesehen wurde, war beim Tomatenwettessen gemeinsam mit einer attraktiven Dame zu sehen. Gemeinsam mit ihr feierte er nachher den Gewinner, obwohl er nach eigenen Angaben einen ganzen Dukaten dabei verloren hatte, da auch er auf den Zweitplatzierten gesetzt hatte.

Auffällig jedoch, dass er auch bei weiteren gesellschaftlichen Ereignissen Unterfels’ wie den Feierlichkeiten anlässlich Sankt Aldigons in Begleitung der Dame zu sehen war. Nach den Feierlichkeiten im Praiosschrein zu Unterfels darauf angesprochen, erklärte er noch eher unwirsch, dass es wohl nicht seine Aufgabe sei, jede gläubige Person, die beim Praiosdienst zugegen sei, zu kommentieren. Am Rande des Maronenfestes äußerte er sich jedoch noch einmal dazu und erklärte, dass es doch natürlich sei, dass eine Almadanerin ein solches Fest besucht.

Dem Yaquir-Kurier gegenüber wurde aus informierten Kreisen mitgeteilt, dass Comto Sirensteen die Dame, die aus der ehrenwerten Familie von Kornhammer-Scheffelstein stammt, über die Loge vom goldenen Strome beider Yaquirien kennt, zu deren Gründungsmitgliedern er zählt - deren Aktivitäten jedoch in den letzten Jahren aus nachvollziehbaren Gründen eher zum Ruhen gekommen sind.

Yaquir-Kurier: Hesinde 1031 BF: Hochzeit im Hause Sirensteen

Endlich vermählt! Hochzeit im Hause Sirensteen

Palazzo Arindello. Erlan Sirensteen von Irendor, der ehemalige Statthalter, ehemalige Senescalio und derzeitige Praetor Nobile Unterfels’ ist in der vergangenen Woche den Travienbund mit der Almadanerin Domna Shahane Sforigan y Scheffelstein eingegangen. Der Festivität im Palazzo Arindello blieb jedoch der eine oder andere Adlige aus beiden Reichen demonstrativ fern. Auch der geplante Besuch des Comto Protectors Ralman von Firdayon-Bethana fand nicht statt.

Obwohl Comto Erlan ein Gründungsmitglied der “Großen und erhabenen Loge vom goldenen Strome beider Yaquirien zur Wehr & Ehr von Cultur, Cunst und Lebensart im Geiste der Zwölfe zu Alveran” ist, kamen aus Almada fast nur Absagen. Zu nah - zeitlich wie räumlich - war die Schlacht von Morte Folnor für viele geladene Gäste. Keine Absage kam natürlich von der Familie der Domna selbst, die angeführt vom Soberan Hesindian von Kornhammer-Scheffelstein, schon einige Tage vorher in Unterfels ankam. Gerüchten zufolge wurde der viele Punkte umfassende Ehevertrag erst kurz vor der Hochzeit verhandelt und unterzeichnet.

Besonders herzlich begrüßte Erlan Sirensteen von Irendor dabei Gujadania von Kornhammer, die eben so wie er Gründungsmitglied der eben erwähnten Loge ist und durch die er - schon vor einigen Jahren - Shahane kennenlernte.

In Teilen des Patriziats und des Hochadels des Horasreiches wurde jedoch schon im Vorfeld der Vermählung darüber getuschelt, dass Domna Shahane einen Sohn aus ihrer ersten Ehe mit Girolamo von Rebenthal mitbringt. Pikante Note am Rande: Der von Rebenthal starb in der Schlacht von Morte Folnor, einer Schlacht an der auch Erlan Sirensteen von Irendor - auf der anderen Seite - teilnahm.

Höchstrangiger Gast aus dem Reich des Horas war niemand geringeres als die ehrenwerte Comtessa Connetable, Erlgard von Firdayon-Bethana - die zugleich die Schwester von Erlan Sirensteen ist und zwei ihrer Kinder mitbrachte. Jedoch kam sie ohne ihren Gemahl, den Comto Protector, obwohl dieser ursprünglich zugesagt hatte.

Während außerhalb Unterfels’ dieser Bund teilweise kritisiert wurde, ist die Stimmung in Unterfels eine andere - was sicherlich auch daran liegt, dass in Unterfels inzwischen auch viele Almadaner wohnen und man gerade hier den Gedanken der Freundschaft der beiden yaquirischen Reiche zu schätzen weiß. Daher wurde hier der geplante Travienbund im Vorfeld wohlwollend aufgenommen. Vox populi stellte dazu auch fest, dass der Herr von Irendor seit einigen Wochen endlich wieder sein fröhliches Gemüt wiedergefunden habe - etwas, was er in den düsteren Zeiten der nahen Vergangenheit verloren hatte.

Die eigentliche Zeremonie fand im Freien zur Praiosstunde vor dem Palazzo Arindello statt und wurde von Alricilian von Veliris für die Gemeinschaft des Lichts, dem Geweihten vom Tempel der schönen Göttin zu Oberfels und der hiesigen Geweihten der Travia-Kirche durchgeführt.

Genau in dem Moment, als Alricilian von Veliris gemeinsam mit seinen beiden geweihten Kollegen die Ehe für geschlossen erklärte, drang die Sonne durch die Wolkendecke und sorgte dadurch für ein gleißendes Leuchten des Praios-Freskos am Sternbrunnen. Der geöffnete Sternbrunnen, durch dessen Wasserspiel die Sonnenstrahlen drangen sorgte dann für einen tsagefälligen Lichtbogen.

Während die eigentlichen Gäste nun den Palazzo Arindello betraten, machte sich das Ehepaar Sirensteen mit der Traviageweihten auf den Weg nach Yaquirella zum Platz des Herdfeuers auf. Dort hatte das Ehepaar Tische und Bänke aufstellen lassen, auf dass eine jede Frau und ein jeder Mann aus Unterfels symbolisch an den Feierlichkeiten und der Reichung von Speis und Trank anlässlich des Travienbundes teilnehmen konnte. Nach einer kurzen Begrüßung durch Comto Sirensteen, der vor allem “seine” Yaquirbrucher darauf hinwies, dass mit Shahane nun endlich auch Irendor - neben ihm als Herrn - eine neue Herrin habe, fuhr das Paar zurück auf die Grafenhöhe, wo die Feierlichkeiten mit den geladenen Gästen bereits begonnen hatten. Hier floss reichlich yaquirischer Wein, wiewohl Domna Shahane sich hier nach den Strapazen des Tages sichtbar zurückhielt.