Briefspiel:Zeugen eines Endes

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Beteiligte (irdisch)
FamiliaAranjuez1.jpg Der Sinnreiche Junker

Oberfels, 01. Boron 1037 BF

Autor: FamiliaAranjuez1.jpg Der Sinnreiche Junker

"Eine verdammte Schande ist das." Tego Colonna spuckte demonstrativ aus.

"Selbst schuld", zuckte der junge Gualterio ungerührt mit den Schultern.

"Er war'n Arsch, wie alle anderen auch." Anzures Ballan tat es seinem Kameraden gleich, wobei er mit schiefem Grinsen versuchte dessen Spucke auf dem Boden mit der eigenen zu treffen.

"Mag sein. Und doch war er ein großer Feind seiner Feinde. Er hätte einen sauberen Tod verdient gehabt. Tego hat recht: Das ist schändlich, das gehört sich nicht." Der Baron und Junker rümpfte die Nase, wobei er womöglich gleichermaßen die Vorgänge auf dem Schafott meinte, wie auch das flegelhafte Benehmen zumindest zweier seiner Begleiter.

Die vier Gestalten, Mercenarios offensichtlich und bis auf den Jüngsten alle mehr oder weniger bärtig, standen nicht einmal in der letzten Reihe der geifernden Menschenmasse, sondern noch einmal ein paar Schritte weiter entfernt. Wer sein halbes Leben auf dem Schlachtfeld zugebracht hatte, der hatte wohl ausreichend Blut und Gedärm gesehen, als dass er sich noch für die Details einer Hinrichtung noch begeistern konnte. Außerdem hatten sie sich schon zuvor vom umtriebigen Geschehen in der Stadt an Gugella und Yaquir fern gehalten, sodass sie nun erst recht niemand erkennen musste. Daher hatten sie ihre Caldabreser tief ins Antlitz geschoben, und die weiten Umhänge eng um den Leib geschlagen, wobei die Ausbeulungen verrieten, dass ein jeder von ihnen unter dem Stoff Klingen trug. Freilich alles andere denn ein ungewohnter Anblick im Yaquirbruch dieser Tage, sodass dem aufmerksamen und in almadanischer Etikette bewanderten Beobachter allenfalls die vier Reiherfedern als ungewöhnlich auffallen mochten. Doch wer mochte gerade schon den Blick von dem blutrünstigen Spektakel der Vierteilung vorne auf dem Schafott wenden?

"Ein sauberer Tod auf dem Schlachtfeld, das wohl", stellte wiederum der bullige Tego fest, und bekräftige die Feststellung abermals mit einem Ausspucken. Dieses Mal aber warf er Anzures einen warnenden Blick zu, nicht wieder seine Späßchen zu treiben.

"Der freilich ist nicht jedem vergönnt", wandte Hernán von Aranjuez ein. "Aber ein Soldat sollte durch das Schwert sterben, sei es auf Feld der Ehre oder auf dem Schafott. Ein Mann von Stand umso mehr."

"Könnte genauso gut Rimon Sâlingor mit seinem lächerlichen Damenbärtchen sein, dem es da oben an den Kragen geht. Hat er wohl in der Stunde seines Triumphes vergessen", murrte wiederum sein Halbbruder Tego und bedachte den Boden ein drittes Mal mit seinem Speichel.

Ein Aufschrei ging durch die Menschenmenge. Scheinbar hatte das erste der Gliedern des Verurteilten nachgegeben. Für eine kurze Weile schwiegen die vier Landsknechte und man hörte nur das Gejohle der Schaulustigen.

"Dieser verdammte Pöbel", brach schließlich der Condottiere ihr Schweigen. "Man sollte die Hälfte von ihnen einfach niederhauen, dann würde ihnen die Blutgier schon vergehen. Sei's drum, wir kümmern uns jetzt um den Calven-Bastard."

"Wir hätten den Hund gleich bei der Verhandlung schnappen sollen. Hätten die gelehrten Herrschaften gleich weitermachen können. Für einen mehr ist schließlich immer Platz auf dem Schafott", knurrte einmal mehr Tego Colonna ärgerlich vor sich hin.

Anzures Ballan strich sich über den eher nachlässig gestutzten Bart. "Er treibt sich gewiss noch irgendwo in der Stadt herum. Stechen wir ihn einfach ab. Ein Streit unter Mercenarios, wen kümmert's? Einer mehr oder weniger..."

Hernán von Aranjuez warf seinem Jugendfreund einen gefährlichen Blick zu. "Mich kümmert's! Glaubst Du ich trage seit sechs Götterläufen eine Schlinge mit mir herum, damit der Magnatenmörder gutem Stahl zum Opfer fällt? Er soll den selben schmählichen Tod erleiden, wie er ihn Dom Ordonyo hat angedeihen lassen. Ich will, dass ihr verdammt nochmal jeden Stein umdreht, unter dem sich diese Kakerlake verkrochen, jeden Haufen Scheiße umgrabt, unter welchem sich diese Ratte versteckt haben könnte. Gebt so viel Gold aus wie ihr wollt. Brecht so viele Knochen wie ihr wollt. Und wenn dieser Lump es wagt sich einem Terzio anzuschließen, so bestellt dessen Condottiere, dass seine nächste Condotta ihn besser ans andere Ende des Reiches führen sollte, oder ich radiere seinen Haufen aus. Findet dieses Schwein! Das schulden wir Dom Ordonyo und Dom Esperjo, und vor allem schulden wir es unserer Schwägerin Simanca!"

Jubel brandete im Hintergrund auf. Offenbar hatte Horasio della Pena soeben sein Leben ausgehaucht. "Mögen die Götter ihm gnädig sein.", schloss Hernán von Aranjuez, der sowohl unter ihm als auch gegen ihn gefochten hatte. Dann wandten sich die vier Aranjuezer ab und gingen ihrer Wege...