Briefspiel Sprint 01

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Horasreich-klein.png Städteübergreifendes Briefspiel Horasreich-klein.png
Datiert auf: Praios 1042 BF Schauplatz: Methumis Entstehungszeitraum: Januar - April 2021
Protagonisten: Alesia Degano, Adaon di Malavista, Orleane ya Pirras, Alricio Cordur, Familie Vinarii, Haus Culming Autoren/Beteiligte: Telmian.pngFuchstreu, Familie Cordur.pngCoturnix, Familie Degano.pngDegano, Haus di Malavista.pngMalavista, Haus ya Pirras.pngya Pirras, Familie Vinarii.pngVinarii, Telmian.pngS., Haus di Camaro.pngDi Camaro

Alrik - Geschichte(n) rund um die Herzog-Thion Gelehrsamkeitsmedaille

In einer sternklaren Nacht Mitte Praios im Jahre 1042 BF
Autoren in Reihenfolge der Geschichten: Fuchstreu, Cordur, Degano, Malavista, ya Pirras, Vinarii, S., Di Camaro

Mein Atem geht schwer, mein Blut pulsiert.
„Die Angst ist nur in deinem Kopf.“ Meine Gedanken rasen.
„Die Angst ist nur in deinem Kopf.“ Ich erinnere mich.
„Die Angst ist nur in deinem Kopf.“ Die Füße werden langsamer.
„Die Angst ist nur in deinem Kopf.“ Die Umgebung kommt zurück.
„Die Angst ist nur in deinem Kopf.“ Meine Atemstöße werden milder.
„Die Angst ist nur in deinem Kopf.“ Es ist eine kühle Nacht. Mein Gesicht spürt die wohltuende Luft auf seiner Haut.
„Die Angst ist nur in deinem Kopf.“ Zuversicht krabbelt von den Füßen hoch.
„Die Angst ist nur in deinem Kopf.“ Mein Bauch spürt ein wohliges Kribbeln.
„Die Angst ist nur in deinem Kopf.“ Mit beruhigtem Atem und kontrollierten leisen Schritten biege ich um die nächste Häuserecke.
„Mal hören was der Meister uns heute beibringt. Da vorne ist es.“ Meine Vorfreude steigt. Da ist er wieder der Dunst um meine Sinne. Schnell bei noch klarem Geiste fange ich von vorne an.
„Die Angst ist nur in deinem Kopf. Die Angst ist nur in deinem Kopf. Die Angst ist nur in deinem Kopf. Die Angst ist nur in deinem Kopf. Die Angst ist nur in deinem Kopf. Die Angst ist nur in deinem Kopf. Die Angst ist nur in deinem Kopf. Die Angst ist nur in deinem Kopf. Die Angst ist nur in deinem Kopf.“

Mein Ziel in greifbarer Nähe, noch eine kleine Straße entlang. Hier in der Straße mit dem Ende fühle ich mich zu Hause. Wieder frage ich mich wozu diese rückseitige Bretterwand eigentlich gehört. „Ich sollte es mal wirklich in angriff nehmen und mir die Vorderseite anschauen. Wie war das Klopfzeichen. Ach ja“ pock, pock, → pock, → → → pock, pock. Ich höre das vertraute und zu gleich erschütternde knarzen der Türe. Nie weiß ich was mich erwartet. „Wieso verliere ich jedes mal mein Zuvertrauen, wenn ich durch diese gut versteckte Türe schreite? Bisher ist mir nur Gutes widerfahren. Kann es diesmal anders sein. Habe ich nicht genug gesammelt. Haben andere mehr oder Wertvolleres gesammelt. Sinke ich in der Gunst meines Meisters oder gar in der Gunst meines Herren?“
Wieder droht mir die Übermahnung meinen Geistes und wieder nutzte ich das gelernte und spreche leise vor mir her.
„Die Angst ist nur in deinem Kopf. Die Angst ist nur in deinem Kopf. Die Angst ist nur in deinem Kopf. Die Angst ist nur in deinem Kopf. Die Angst ist nur in deinem Kopf. Die Angst ist nur in deinem Kopf. Die Angst ist nur in deinem Kopf. Die Angst ist nur in deinem Kopf. Die Angst ist nur in deinem Kopf.“
Mit wieder beruhigten Sinnen schaue ich mich um ob, ob das jemand bemerkt haben könnte. Aber nein alle Hängen gespannt an den Lippen des Meisters. Ich suche mir einen Platz ganz hinten, wie es meinem Rang entspricht. In meinem Alter, so sagen die Älteren, wäre das stehen noch leichter. Vor mir auf dem Boden sitzen zumeist Erfahrenere. Ich könnte mich auch auf den Boden setzen, aber dann würde ich nichts mehr sehen.

„Ich danke Dir Alrik, das war ein guter Bericht. Und jetzt wie immer frage ich Euch was können wir mit dem Gehörten anfangen?“ kommt es über die Lippen des Meisters.
Ein-Aug-Alrik, ein Alter in dieser Runde, spricht als nächster. „Ein Klassiker wäre es, die Briefe unserem Freund in der Stadtverwaltung zu geben. Der könnte so seine Ziele besser durchsetzen.“ Der Meister reibt sich das Kinn. „Ahhh Erpressung, ist wirklich ein Klassiker. Etwas plump, aber mit Wirkung.“ Erwidert der Meister.

„Bevor wir uns nur weitere Klassiker anhören frage ich dich Spitzohr-Alrik. Was hast du zu Berichten?“ setzt der Meister fort und lässt sogleich wieder mein Blut heftig pulsieren. Er hat mich bemerkt. Er hat mich angesprochen. Mit wackligen Füßen stolpere ich nach vorne, sodass alle mich sehen und hören können.
„Ich saß in der Taverne und konnte einem Gespräch mit Potential folgen.“ Mit einem rauschen in den Ohren und dünner Stimme setze ich an:


“Guten Abend, verehrte Dame. Ich bin Adaon di’Malavista und frage mich, ob jener Platz dort an Eurem Tisch noch frei ist?”
Damit stellte sich der überaus gut aussehende Mann, der vielleicht Anfang dreißig sein mochte, vor. Er war gut gekleidet - elegant, nicht zu auffällig, aber erkennbar von Stand. Das lange, volle Haar trug er lose, es reichte sicherlich bis zur Rückenmitte. An seiner Seite konnte die Angesprochene einen Degen erkennen, ebenso trug er einen Linkhand. Ein kleines, dezent eingearbeitetes Wappenbild auf seinem tiefblauen Umhang zeigte, ebenfalls auf blau, einen silbernen Seelöwen.

“Wenn Ihr mir eine Geschichte aus Eurer Zeit an der Universität erzählt”, erwiderte die junge Frau mit einem kecken Lächeln auf den Lippen, “ist dieser Platz der Eure.” Sie hielt einen Moment inne. “Ich bin Alesia Degano.” Und nach einer weiteren Pause. “Ihr wart doch Studioso hier, nicht wahr?”

“Angenehm und sehr erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen” Adaon deutete einen Handkuss an, wie es sich gehörte. Ein schelmischer Blick dabei in seinen Augen. Vielleicht dachte er wie ich. Degano? Nördliches Horasreich, Sewamund. Waren die Deganos nicht im Schiffbau tätig?
“Dieser Aufforderung will ich gerne nachkommen. Vielleicht darf ich Euch dazu auf ein Getränk einladen?” Mit diesen Worten nahm Adaon Alesia gegenüber Platz.

“Noch habe ich Wein”, sie deutet auf das Glas vor ihr, “aber anschließend… warum eigentlich nicht?” Sie zuckte mit den Schultern. “Haben Euch die guten alten Zeit an der Universität hierher verschlagen?”

“Ja, so könnte man es sagen. Ich hörte, dass im Zuge der unsäglichen Vorgänge im Osten Aventuriens ein neues Fach Einzug halten soll und nachdem es dazu doch einiges an Aufruhr gibt, will ich mir selbst ein Bild machen. Ganz nebenbei eine ausgezeichnete Gelegenheit, wieder einmal nach Methumis zu reisen, alte Bekannte zu treffen und auch interessante neue Menschen kennenzulernen - so wie Euch. Was treibt Euch denn hierher?”

“Ich war schon lange nicht mehr hier und dachte mir, ich schaue mal ob ich den ein oder anderen wiedersehe, vielleicht kann ich ja das ein oder andere interessante Buch auftreiben. Außerdem glaubt das Oberhaupt meiner Familie, dass ich hier vielleicht”, sie verdrehte die Augen, “auf einen potentiellen Gatten treffe. Das hat sie mir so zwar nicht gesagt, aber… na ja es ist offensichtlich. Seit Götterläufen versuchen sie mich schon zu verheiraten. Aber…” Sie hielt einen Moment inne und senkte ihre Stimme. “… seien wir doch mal ehrlich: Wer will das denn schon?”

Adaon hörte interessiert zu. Das ist …spannend dachte ich mir. Ob er sich als Kandidat vorschlagen will? “Ach ja, diese ständige verheiraterei - schrecklich. Als ob es nichts wichtigeres gäbe! Mir liegt unser Familienoberhaupt damit auch immer in den Ohren - Adaon, sagt er, du musst nun auch endlich sesshaft werden, sagt er. Nimm dir ein Beispiel an deinem Bruder, sagt er - blablabla. Wir sind doch noch jung, meine Teuerste, wer will es uns verübeln, wenn wir uns noch nicht binden wollen? Aber sagt: welche Bücher hofft Ihr denn zu finden?”

“Ganz meine Meinung. Wir sind doch noch jung genug! Warum also die ganze Hektik? Und zu dem was ich Suche”, sie trank einen Schluck Wein, “alles was mir ins Auge fällt. Allen voran natürlich Werke zum Schiffbau, aber auch Werke über die Mathematik.”

“Wohl wahr, wohl wahr. Schließlich will man ja auch ein wenig leben, bei Rahja!” Adaon prostete Alesia kurz zu, dann fuhr er fort: “Bücher über Schiffbau und Mathematik - dann habt Ihr vermutlich die Schule des Ingerimm besucht? “

“Ich scheine ein offenes Buch für Euch zu sein”, sie lächelte verschmitzt, “Daneben natürlich auch Efferd.” Sie nickte und gestand dann sogleich ein: “Zugegeben, nicht viele finden gefallen an diesen Schulen, aber nun ja, wenn man aus einer Familie von Schiffbauern kommt, führt da kein Weg daran vorbei. Und Ihr? Welche Schulen habt Ihr besucht?”

Adaon lächelte spitzbübisch. “Ach…”, während er interessiert zuhörte. “Wobei es zum Thema Schiffbau an sich gar keine eigene Schule gibt, richtig? Ein Jammer eigentlich, dass dieser wichtige Zweig an der Universität keinen Platz findet, ist es doch die horasische Schiffbaukunst, die uns die Vorherrschaft auf den Ozeanen sichert. Ich hingegen besuchte - auch hier hatten, ähnlich wie schon bei den Heiratsabsichten - meine Eltern, vor allem mein Vater seine Hand im Spiel - gefühlt wohl die beiden langweiligsten Schulen, die es hier gibt - bestimmt könnt ihr Sie erraten?”

“Hm”, machte die Degano da nur und versuchte ihren Gegenüber einzuschätzen, “Langweilig ist ja vermutlich vor allem eines: Definitionssache. Und was ihr als langweilig empfindet oder glaubt was ich als langweilig empfinde… hm… gemeinhin würde ich sagen… hm… vielleicht Praios?” Und eilends fügte sie hinzu: “Nicht das ich Euch langweilig fände…”

Adaon lachte kurz auf. “Fürwahr, da habt Ihr recht. Und doch, auch wenn wir uns noch nicht allzu lange kennen - was ich im Übrigen als höchst bedauerlich empfinde und der schönen Göttin danke, dass sie unsere Wege jetzt zusammengeführt hat - schien ich nicht ganz Unrecht zu haben. Tatsächlich war die Praios- und die Herzogenschule für viele Jahre meine nicht ganz freiwillige Heimat hier, einzig aufgelockert durch meine gelegentlichen Ausflüge in die Hallen der Rahjaschule.”

“Hm”, machte die Degano da, “Hätte ich Euch gar nicht zugetraut. Ihr sehr so wenig, nach jenen verstaubten Gesellen aus, wie es nur sein kann. Dann spielt ihr ein Instrument? Könnt singen und tanzen? Oder… oder was habt ihr bei Euren Ausflügen auf die Rahjaschule so gelernt?”

Adaon deutete eine kleine Verbeugung an. “Vielen Dank die Dame, ich fühle mich geehrt. Tatsächlich hatte ich neben dem Studium der Paragraphen noch Zeit und Gelegenheit, unter anderem die Kunst des Musizierens zu erlernen und auch den einen oder anderen Tanz lernte ich - wenn sich die Gelegenheit ergibt, dann können wir einmal gemeinsam prüfen, wie viel von diesem Wissen noch hängengeblieben ist, wenn ich so vermessen sein darf?”

“Ah”, machte die Degano da nur, “dass ist die netteste und einfallsreichste Art zur Aufforderung eines Tanzen, die ich bisher erlebt habe. Und ja, ich nehme sie an. Nun brauchen wir aber wohl noch die passende Musik dazu.” Und sie fügte hinzu: “Da scheine ich wohl etwas verpasst zu haben. Mich hat der Weg irgendwie nie zur Rahjaschule geführt. Aber… Ihr wolltet mir noch eine amüsante Geschichte aus Eurer Zeit an der Universität erzählen, nicht wahr?” Und noch leiser sagte sie: “Vielleicht erzähle ich euch dann auch eine…”

Adaon lächelte. “Eine Geschichte also… ah, doch. Allerdings… muss ich Euch diese Geschichte unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählen. Möglicherweise habt Ihr schon einmal von den Geschehnissen im Homo Ludens gehört? Dann will ich euch die wahren Begebenheiten dazu erzählen…” Er beugte sich vor, um der Sewamunderin die tatsächlichen Gegebenheiten zu zu flüstern - durchaus ein längeres Unterfangen, von dem einen oder anderen Lacher unterbrochen. “...und seitdem reagiert mein Vater ein wenig verschnupft, wenn der Name dieser Lokalität fällt. Aber nun seid Ihr dran, Madame”, schloß Adaon lächelnd seine geflüsterte Geschichte.“ (Degano/ Malavista)


„Spannend wurde es als dann weitere Personen die Taverne betraten.“


Eine junge Frau und ein kaum älterer Mann, beide in dunkle Reisemäntel gehüllt. Dazu trug er noch ein Barett, welches er gerade absetze und ausklopfte. Kurzgeschorene schwarze Haare kamen zum Vorschein, während sie ihre langen schwarzen Haare zu einem kunstvollen Zopf geflochten hatte der ihr bis zwischen die Schulterblätter reichte. Dahinter betrat noch ein weiterer Mann, in ein Livree gekleidet, die Räumlichkeiten.
"Es ist schön wieder hier zu sein, Bruder. Was habe ich hier für angenehme Stunden verbracht."
"Das hier ist also deine Empfehlung für einen kurzen Umtrunk um den Tag abzuschließen? Wieso bereue ich gerade auf dich gehört zu haben?"
Beide schauten sich in der gut gefüllten Taverne nach einem noch freien Platz um. Eine Schankmaid kam auf sie zu, verharrte kurz und danach wurde das Lächeln auf ihrem Gesicht noch breiter. "Orleane, bist du es wirklich? Bei Travia, wie lange ist das schon her." Sie nahm die junge Frau in den Arm und drückte sie herzlich. "Mindestens zwei Götterläufe Cedare. Viel zu lange." Orleane löste sich aus der Umarmung.
"Aufgrund der Veranstaltung in der Universität ist hier ja einiges los. Habt ihr noch einen Platz für durstige Kehlen?"
"Ich werde sehen, was ich machen kann. Warte einen kleinen Augenblick." Damit entfernte sich sich.
"Du erlaubst einer Schankmaid dich zu duzen?" An Icaros Stimme konnte man deutlich seinen Unmut erkennen.
"Wir sind hier doch unter uns, Bruder."
"Nein, Schwester, das sind wir nicht." Orleane schüttelte den Kopf und sah Cedare wieder auf sich zukommen.
"Ich habe noch einen Tisch für euch gefunden. Folgt mir bitte."
Cedare führte sie zu einem Tisch in einer kleinen Nische. Icaro und Orleane legten ihre Mäntel ab, die der Diener in Empfang nahm. Icaro hatte sich heute für ein weißes Seidenhemd, eine Brokatweste sowie eine erdfarbene Bauschhose mit passenden Spangenschuhen entschieden. Orleane trug, wie fast immer, schwarz. Das Kleid war hoch aufgeschlossen und an einigen Stellen mit silbernen Verzierungen versehen. Dazu trug sie ebenfalls schwarze fingerlose Netzhandschuhe welche Rabensymbole zeigten und leichtes Schuhwerk.
"Was darf ich euch bringen?", fragte Cedare an Orleane gewandt. Icaro räusperte sich.
"Bringt uns eine Karaffe Pranoster und dazu einen Platte mit einer Auswahl an Käse." Icaro machte eine abweisende Handbewegung und wandte sich seiner Schwester zu.
"Wann war noch einmal dein Treffen mit dem Rektor."
"Ihre Spektabilität Guldan von Hadelfels erwartet mich morgen zur Phexensstunde in der Universität. Dann werden wir besprechen, an welchem Forschungsauftrag ich mitwirken soll." Icaro nickte.
"Und dann werden wir sehen, ob unser Haus diesen Auftrag auch finanziell unterstützen wird, wenn schon jemand von uns darin involviert ist."
Cedare brachte die Karaffe Wein, zwei Trinkpokale sowie eine Holzplatte mit Käse und nickte Orleane kurz zu bevor sie sich um den nächsten Tisch kümmerte. Orleane schenkte beiden ein und nahm ihren Pokal. "Nun Bruder, dann auf einen erfolgreichen Aufenthalt in Methumis für uns beide."
"Bisher überwiegen die Vorteile auf deiner Seite, Schwester." Icaro prostete ihr zu, nippte an dem Wein und verzog das Gesicht.
"Das ist alles, aber kein Pranoster." Icaro schaute sich um, sah Cedare aber nicht.
"Ich habe da etwas zu klären.", sagte er zu seiner Schwester, nahm die Karaffe und stand auf.
"Bruder, du wirst doch nicht…" Aber Icaro war bereits auf dem Weg Richtung Theke.

Eine ältere kleine Dame und ein sehr junger großer Mann, welche scheinbar mit dem Schiff angereist waren, standen vor der Taverne und unterhielten sich: „Magistra“, sprach der Mann zu der Dame. Er hatte seinen Kopf soweit wie möglich gesenkt, damit er die deutlich kleinere Frau ansehen konnte. „Müssen wir heute Abend wirklich noch hier rein und…“ Da unterbrach ihn auch schon die als Magistra angesprochene Dame: „Alricio, Du musst überhaupt nichts. Du bist freiwillig hier. Ich bin es die hier sein muss. Schließlich hast Du mir vor vier Götterläufen das Leben gerettet. Zusätzlich bezahlst Du mich seitdem fürstlich. Aber als deine untertänige und auf ewig dankbare Dienerin rate ich dir, dass Du dich nicht so anstellst und da rein gehst.“ Der Mann erwiderte:
„Aber Magistra, ihr wisst doch…“
„Ja, ich weiß, wie schwer es dir fällt“, beendete sie den Satz. „Aber weißt Du auch noch, was ich dich gelehrt habe?“ fragte die Magistra Alricio.
„Ja, Magistra, ich weiß, was ihr mich seit vier Jahren lehrt“, antwortete Alricio.
„Würdest Du es für mich wiederholen, Alricio?“ bat die Magistra. Alricio seufzte, richtete sich jedoch zu seiner vollen Größe auf und spracht. Er überragte die Magistra um sicherlich 2 Köpfe.
„Im Kampf gegen das Verderben müssen manche zu Mantel, Schwert und Zauberstab greifen. Andere müssen mit flinken Fingern das ganze aventurische Arsenal aufbieten. Wieder andere müssen den Wegen der Götter folgen. Doch diejenigen, die all dies ausprobiert haben und dabei zweieinhalb Finger verloren haben, sollten andere Wege gehen.“ Alricio betrachtete seine linke Hand, an der der kleine Finger vollständig fehlte, der Ringfinger zu zwei Drittel und der Mittelfinger zu einem Drittel. Die Magistra lächelte:
„Und deswegen werde ich dir helfen, deinen bereits jetzt messerscharfen Verstand in eine Waffe zu verwandeln, die von den Dämonenknechten gefürchtet wird. Du bist mit deinen gerade einmal 22 Götterläufen ein hesindegefälliger Meister der Buchführung, ein phexgefälliger Zahlenjongleur und ein praiosfürchtiger Vertragspartner. Doch nun musst Du dir konkretes Wissen aneignen.“ Mit den Füßen scharrend ergänzte Alricio:
„Und weil es für einen jungen Mann wie mich nicht gut ist, nur von alten Leuten wie euch umgeben zu sein.“
Die Magistra klopfte Alricio auf den Rücken: „Sehr richtig, Du brauchst das hier, Du musst mal den Thorwaler rauslassen. Wie sagt die Herrin Rahja immer?“ Alricio seufzte wieder schwer:
„Ein Krüglein Wein, leert sich nicht gern allein.“ Mit diesen Worten betrat der riesige Alricio die Taverne, bestellte eine Karaffe Wein und hielt Ausschau nach einem Tisch, an dem seine Anwesenheit erwünscht sein könnte.

Nachdem Alrico längere Zeit etwas unbeholfen in den Schankraum gestarrt hatte, bemerkte er endlich einen freien Platz neben einer jungen Frau, die ihre langen schwarzen Haare zu einem kunstvollen Zopf geflochten hatte. Alricio hatte nicht mitbekommen, dass dieser Platz eigentlich besetzt war. Auch die Rabensymbole entgingen seiner Aufmerksamkeit, ebenso dass schon zwei Trinkpokale sowie eine Holzplatte mit Käse auf dem Tisch standen. Schlaksigen Schrittes trat Alricio heran und blieb mit seinem Kopf zwischen den Schultern vor ihr stehen. Mit leiser, schneller und hoher Stimme fiepste er: „Die Zwölf, ähm also Travia zum Grüß, darf ich, also, ist dieser Platz noch, zu haben, ähm ist der Stuhl noch frei?“

Orleane behielt ihren Bruder im Blick und hoffte, dass die Diskussion wegen des Weines nicht zu peinlich für sie wurde. Sie war völlig in Gedanken als sie einen Schatten über dem Tisch bemerkte und eine etwas undeutlich piepsende Stimme vernahm. Überrascht drehte sie sich und musste schon etwas den Kopf heben um dem jungen Mann, der an ihrem Tisch stand, ins Gesicht zu schauen. "Verzeiht, ich war in Gedanken. Wie kann ich Euch helfen, werter Herr?"

Orleane konnte zusehen, wie seine Gesichtsfarbe sich langsam in ein wunderbares rot verwandelte, seine Ohren schienen zu Glühen. Er hielt sich an seinem Becher fest und leerte ihn auf einen Zug. „Schönes Wetter heute, nicht wahr? Ich bin der Alricio und möchte morgen zur Universität, die haben dort eine Veranstaltung. Ich bin mit der alten Frau da gekommen und muss unter Leute gehen. Und da habe ich den freien Platz gesehen und dann habe ich gedacht…“. Alricio versucht noch einen Schluck aus seinem leeren Becher zu nehmen und schenkte sich schnell nach.

"…das Ihr diese junge reizende Dame fragt, ob dieser Platz noch frei wäre.", vollendete Orleane den Satz. Sie lächelte und versuchte damit die klar erkennbare Nervosität ihres Gesprächspartners etwas abzumildern. "Aber wie Ihr seht ist der Platz mir gegenüber besetzt." Sie deutete dabei auf den zweiten Weinpokal. "Wenn ihr aber meinem Bruder und mir Gesellschaft leisten wollt kann ich gerne etwas zur Seite rutschen und wir fragen nach einem weiteren Stuhl."

“Oh ja, das wäre wirklich sehr ähm..” Schon wieder wurde sein ganzer Kopf feuerrot. Man hätte an seinen Ohren eine Kerze anzünden können, so sehr glühen sie. Doch Alricio schaffte es tatsächlich, einen Stuhl aufzutreiben. “Wisst Ihr, ich komme nicht so oft unter Leute und bin zum ersten Mal in Methumis. Danke, dass ihr mich nicht gleich davonjagt. Manche meinen, ich stelle mich in Gesellschaft etwas holprig an.“
'Nun ja, eher etwas unbeholfen.', schien der Gesichtsausdruck vom Orleane zu sagen.
„Meine Magistra meint jedoch, ich wäre eine Katastrophe in solchen Dingen. Also ich bin in Methumis, um morgen an einer Veranstaltung der Universität teilzunehmen. Es soll um die Bekämpfung der Dämonensplitter gehen. Und da möchte ich mich mit der Kraft der Buchhaltung einbringen. Denn ich kann für den gerechten Kampf gegen die Niederhöllen zwei Dinge bieten: mein aufrichtiges Herz und eine Neigung für die tulamidische Kunst der Bil-han-zehn. Seid Ihr und euer Bruder vielleicht auch wegen den Dämonen hier? Die Rabensymbole auf eurer Kleidung lassen mich vermuten, dass Ihr Tierkundlerin seid?“

"Jetzt holt doch erst einmal Luft und ja, auch wir sind wegen einem der Forschungsaufträge hier. Nur kann ich noch nicht sagen für welchen. Und Ihr solltet mir diese Kraft der Buchhaltung etwas genauer erklären. Meint ihr damit die finanzielle Unterstützung einer der Forschungsarbeiten? Und was ist der Bil-han-zehn? Das ist mir überhaupt nicht geläufig. Aber der Höflichkeit halber sollte ich mich erst einmal vorstellen und damit auch eure letzte Frage beantworten. Orleane ya Pirras aus dem Hause ya Pirras, Abgängerin der Peraine- und Boron-Schule an der Universität Methumis. Deswegen die Raben. Nicht wegen der Tierkunde." Mit diesen Worten hielt sie Alrico den Handrücken hin. "Und wie geht euer Name weiter werter Alricio und woher stammt Ihr?".

Alricio ergriff ihre Hand. „Boron, aber natürlich wie unangenehm. Mein Name ist Alricio Cordur. Und das Einzige, was ich kann, oder besser gesagt: Das einzige Wissenstalent, dass mir wirklich Spaß macht, sind Zahlen. Dazu interessiert mich auch ein wenig die Rechtskunde und die Staatskunst. Ich mag es Rechnungen zu stellen und Listen zu prüfen. Ich möchte Verträge aufsetzen. Mein Traum ist es, ein Buchhalter zu sein. Doch um die Kunst der Verwaltung zu erlernen, sollte ich leider manchmal meine Schreibstube verlassen und auf Reisen gehen obwohl ich kein Abenteurer bin. Auf einer dieser Handelsreisen erlernte ich von einem tulamidischen Händler die summarische Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben. Er nannte es Bil-han-zehn. Damit kann man erkennen, ob ein Geschäft Gewinn einbringt oder Verlust macht. Die Bornländer sprechen dann von Bilanzen. Reich bin ich nicht. Aber vielleicht kann ich hier etwas Neues lernen, möglicherweise sogar ein Semester studieren. Oder zumindest einen Teil meines kleinen Erbes für die Forschung zur Bekämpfung der Dämonen spenden. Könntet Ihr mir als Ehemalige der Universität dazu einen Rat geben?“ Er kniff die Augen zusammen und blickte über Orleanes Schulter. „Ist das euer Bruder?“

Orleane drehte sich um und sah Icaro mit einer düsteren Miene wieder zum Tisch zurück kommen. Er stutzte kurz, als er sah das sich ein Fremder an ihrem Tisch gesetzt hatte. "Ja, das ist mein Bruder und er scheint nicht gut gelaunt zu sein." Icaro erreichte die Nische, grüßte Alricio mit einem Nicken und wandte sich Orleane zu. "Da du anscheinend Gesellschaft gefunden hast, werde ich dich wohl kaum zu einem Wechsel der Lokalität überzeugen können.", brummte er. "Das siehst du richtig, Bruder. Darf ich vorstellen……" Icaro wandte sich brüsk ab und winkte ihren Diener zu sich, der ihm in den Mantel half. "Ich werde mich in unser Hotel zurück begeben und das solltest du auch bald machen. Morgen wird ein anstrengender Tag." Er setzte sein Barett auf, wandte sich grußlos um und verließ strammen Schrittes die Taverne.
Kopfschüttelnd sah Orleane beiden hinterher. "Verzeiht meinem Bruder. Er ist manchmal etwas schroff. Aber egal, zurück zu unserem Gespräch. Was Euer Ansinnen angeht hier zu studieren, solltet Ihr euch an die Travia-Schule wenden. Dort wird das gelehrt, was Euch interessiert. Zumindest was das Händlerische angeht. Rechtskunde wäre eher die Praios-Schule, aber passt auf, sonst werdet Ihr noch so wie mein Bruder."

Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Und was Eure Bereitschaft zu spenden angeht, denke ich das wir morgen mehr erfahren können. Auch meine Familie wäre unter gewissen Umständen dazu bereit die Forschung zu unterstützen. Und wenn ihr nichts Passendes für eure Wohltätigkeit finden solltet, wüsste ich auch noch eine gute Gelegenheit."

„Eurem Bruder sei verziehen.“ Und mit einem etwas sehnsüchtigen Blick auf den sich entfernenden Icaro meinte Alrico: „Einem so eleganten Mann kann ich nicht lange böse sein. Aber habt Dank für den Hinweis.“ Im Sitzen verbeugte sich Alricio so tief, dass sein Oberkörper unter dem Tisch verschwandt. „Dann werde ich morgen wohl zuerst bei der Travia-Schule vorbeischauen und die Praios-Schule nicht weiter belästigen. Doch ich vermute, dass euer Bruder recht hat und es morgen wirklich ein anstrengender Tag wird, auch wenn es noch früh am Abend ist. Ich hoffe, für eine weitere Käseplatte ist noch Zeit? Ich bin neugierig, welche Umstände euch zu einer Spende bewegen könnten und was für eine gute Gelegenheit ihr kennt. Wie hoch wäre wohl eine angemessene Spende?“

"Ich denke für eine weitere Platte Käse und eine Karaffe Wein ist noch Zeit. Außerdem muß ich sowieso warten bis unser Diener wieder hier ist. Tja, über die Höhe der Spende unseres Hauses, wenn es denn eine gibt, entscheidet wohl die Forschungsarbeit der ich morgen zugeteilt werde und was dort an finanzieller Unterstützung nötig ist und vor allem wer sonst noch bereit ist einen Obolus zu entrichten. Was Ihr bereit seid zu spenden, liegt wohl in Eurem Ermessen. Die andere Gelegenheit von der ich sprach wäre das Spital in Corden wo ich mich momentan aufhalte und meinen eigenen Forschungen nachgehe. An den Gebäuden dort zeigt sich Satinavs Wirken und auch sonst können wir für den täglichen Bedarf jeden Kreuzer gebrauchen. Sei es an Vorräten, Kräutern, Schreibmaterialien und den ganz einfachen Dingen, irgendetwas fehlt immer. Und da der Herr Boron, unter dessen Schutz das Spital steht, hier nicht besonders gut angesehen ist, ist die Spendenbereitschaft entsprechend gering." Orleane seufzte kurz. "Aber genug davon. Widmen wir uns dem Käse und dem Wein." Damit hielt sie Alrico den leeren Pokal hin.

Und Alricio füllte Orleanes Pokal, wobei er erstaunlich wenig verschüttete. „Ihr habt es gut. Ihr habt einen Diener, der sich um euch kümmert. Ich bezahle die Magistra, damit sie mich tadelt.“ seufzte er.
"Verzeiht, wenn ich Euch ins Wort falle, aber das seht ihr falsch. Der Diener, der uns begleitet hat, gehört zur Eskorte meines Bruders. Ich benötige so jemanden nicht. Zumindest momentan nicht. Ich möchte das nur klären bevor sich ein falscher Eindruck entsteht." Orleane nippte an ihrem Wein.
"Da wurde gesprochen, ohne zu denken. Ihr müsst mich für einen trunkenen Thorwaler halten, also für einen Thorwaler.“ Sie setzte den Pokal ab und lächelte.
"Macht Euch keine Gedanken. Für einen Thorwaler halte ich Euch bestimmt nicht. Eher für, verzeiht meine Offenheit, etwas unbeholfen und weltfremd." Sie setzte eine Unschuldsmiene auf und ließ Alricio nicht aus den Augen, da sie versuchte an seiner Mimik und Gestik seine Reaktion einzuschätzen. "Ich hoffe, ich habe euch jetzt nicht verärgert oder gar beleidigt." Ihr Griff um den Pokal wurde etwas fester und sie war auf seine Antwort gespannt.
"Ihr habt schon soviel erreicht, Abschluss an der Zwölfgöttlichen und Kaiserlich-Bosparanischen Hohen Schule der Wissenschaften und Lehren der zwölfgöttlichen Lande, Forscherin an einem Spital und als Abgängerin der Peraine-Schule vermutlich auch mit praktischen Arbeiten betraut. Ihr sammelt Spenden, bildet euch weiter und steht den Göttern so nahe. Dabei seid ihr etwa so alt wie ich. Ich bin vereindruckt, ähm beeindruckt! Da ihr von Satinavs Wirken spracht: Mein Onkel, das Oberhaupt der Familie Cordur, Dorio Cordur, wird ebenfalls von Satinav geplagt. Also nicht er direkt, sondern seine Gebäude. Also eigentlich ist Dorio auch nicht mehr der Jüngste und…“
Alricio holte tief Luft und sprach langsamer weiter. „Also, er will, nein er sollte oder besser gesagt er muss Gebäude instand setzen. Wenn Ihr wünscht, schreibe ich ihm von eurem Spital, vielleicht ergibt sich etwas? Und falls Ihr erlaubt, würde ich auf dem Heimweg gerne selbst das Spital besuchen, wenn ich nicht zu sehr den Betrieb störe.“ Da zuckt Alricio zusammen und haut sich mit der Hand an die Stirn. „Was sagt meine Magistra immer? Eins nach dem anderen, mein kleiner lieblicher Springinsfeld.“ Und wieder zu Orleane gewandt: „Ich sollte abwarten, was sich morgen ergibt, bevor ich Zusagen in alle Richtungen verteile.“ Endlich langte Alricio nach dem Käse.

Das Alricio diese kleine Provokation komplett ignorierte überraschte sie.
Orleane lachte auf. "Ich schätze euren Enthusiasmus, aber gebe eurer Magistra Recht. Gerne könnt ihr eurem Familienoberhaupt schreiben und wenn ihr wollt, können wir gemeinsam nach Cordur reisen. Nur was den Besuch im Spital angeht, das muß ich vor Ort klären. Die Entscheidung über einen Besuch liegt beim Leiter des Spitals. Aber das alles sollten wir planen, wenn wir wissen was und nach dem morgigen Tag erwartet. Vielleicht muß ich länger in Methumis verweilen als gedacht." Sie nahm sich etwas Käse von der Platte und genoß diesen sichtlich. Aus dem Augenwinkel sah Orleane, wie der Diener die Taverne wieder betrat und sich wieder an seinen alten Platz im Hintergrund begab. "Nun werter Alricio werde ich auf euren Rat hören und den heutigen Abend hier beenden. Ich denke auch, daß es morgen ein anstrengender Tag wird und da sollten wir bei Sinnen sein."
Sie winkte nach Cedare und bezahlte ihre Zeche. "Was haltet ihr davon, wenn wir uns in zwei Tagen um die gleiche Zeit wie heute wieder hier zusammensetzen, egal ob mit oder ohne Bruder, und dann besprechen wie es weiter gehen soll?" Langsam erhob Orleane sich von ihrem Platz und ließ sich in den Mantel helfen.
Alricio sprang auf, um den Mantel zu reichen und stieß sich das Knie an der Tischkannte. „Es wäre mir eine, ähm, na, also, eine große Freude.” sagte er zum Abschied.
"Ich bedanke mich für den kurzweiligen Abend und hoffe euch in zwei Tagen wieder hier zu sehen." Mit diesen Worten drehte sie sich um und begab sich in Begleitung des Dieners Richtung Ausgang. (ya Pirras/ Cordur)


„Danke, Spitzohr-Alrik. Was lernen wir daraus? Wie nutzen wir diese Informationen?“
Fragt der Meister während er mit seinem Blick einen jeden einzeln Prüft. Stille. Das Tapsen der Katze ist zu hören, als sie sich gemächlich auf ihrem Lieblingsplatz nieder lässt. In der Stille wirkt ihr lautes Gähnen ohrenbetäubend. „Die Angst ist nur in deinem Kopf.“ wispere ich mir leise zu. Spüre wie mein Herz von Mut erfüllt wird. „Meister“ schreit es aus mir heraus. Der Meister, die Schüler und selbst ich fahren erschreckt zusammen. Der Blick des Meisters und aller Alriks ruht nun auf mir. Flucht, lauf, lauf, meine Gedanken drehen rasant.
„Die Angst ist nur in deinem Kopf. Die Angst ist nur in deinem Kopf. Die Angst ist nur in deinem Kopf.“ Diesmal brauche ich nur drei Wiederholungen um den Blick des Meisters zu widerstehen. Als dieser das Bemerkt schaut er mich interessiert an und spricht: „Gut das wir nicht dem Gott des Schweigens dienen. Alrik dein Mantra ist gut und funktioniert bei dir. Deine Ausbildung trägt erste Früchte. Ich bin gespannt welche Ideen dich so Schwungvoll werden lassen.
Mit einer Handgeste lädt er mich erneut nach vorne ein. Auf dem Weg wiederhole ich mein Mantra. Vorne angekommen drehe ich mich zu den Anwesenden um und spreche mit fester Stimme.
„Das sind alles sehr persönliche Informationen. Aber wenn wir so tun als hätten wir wichtige Informationen. Könnten wir diese Details nutzen um wage Andeutungen zu machen. Wir brauchen bei unseren Gegenüber doch nur ein wenig Unsicherheit ob wir nicht doch mehr wissen.
Ich könnte mir Vorstellen die ein oder andere Überfahrt, mit den erwähnten Schiffen, ist dabei drin. Oder wir streuen gezielt Gerüchte, das der Thorwaler ein wilder ungezähmter Berserker ist. Wenn dann noch Spuren in seiner Nähe zu finden sind, dann erledigt die Angst den Rest. In dem Chaos das es dann gibt, ergeben sich doch bestimmt neue Gelegenheiten.“

Der Meister schüttelt seinen Kopf.
„Alriks, Alriks, Alriks, ich bin enttäuscht. Ist es das was ich euch gelehrt habe? Sagt mir, wo ist da die Finesse? Geht noch einmal in euch, was der Herr erwartet. Welchem Herrn wollt ihr dienen? Sind wir etwa plumpe Schlagetots? Ihr seid so jung und ungeduldig. Der nächste, zeigt mir, dass es besser geht.“
Mit einem unglücklichen Gefühl im Bauch setze ich mich wieder hin und höre die nächsten Alrik nicht.
Ich komme erst wieder zu mir, als eine gebeugte Gestalt mit Buckel und Krückstock spricht. „Ich habe auf einem Schiff beobachtet wie, scheinbar uns ja schon bekannt, eine ältere kleine Dame und ein sehr junger großer Mann an Deck standen und sich unterhielten.“


Der Mann, Alricio ist sein Name, blickte seine Magistra fast schon aufgeregt an: „Das sind also die bunten Mauern von Methumis mit den riesigen Darstellungen der Göttlichen Zwölf. Sie sind viel schöner als ich es mir vorgestellt habe. Und dort, dass muss dann der Orniet sein.“ Die Magistra verbessert Alricio: „Das ist der Onjet, genau. Dort, der etwas schiefe Turm, das ist der Alte Bosper, ein Leuchtturm noch aus den Tagen Bosparans.“ „Dann muss der eckige Turm die Efferd-Schule sein und dort, aus Sandstein, die prächtige Akademie des magischen Wissens. Die vielen Universitätsgebäude sind herrlich anzusehen. Ich werde zügig eure und meine Tasche hohlen, damit wir im Hafen keine Zeit verlieren.“ „Eile dich, damit Du nicht die Strozza-Bibliothek verpasst,“ rieft die Magistra ihrem Schüler hinterher. (Cordur)


Leider habe ich die beiden im Gewusel der Stadt verloren.“
„Danke, Alrik der gebrochene. Nun meine Alriks, was lehrt uns diese Geschichte?“ fragt der Meister. „Das Methumis sehr klein ist“ wirft Schlitzohr-Alrik ein. Lautes Gelächter erhebt sich. Ich kann den Ausführungen der Alriks nicht folgen. Zu sehr beobachte ich den gebrochenen Alrik. Seine Bewegungen, sie wirken zu geschmeidig für einen Gebrochenen. Doch schon geht es weiter.
Der Einarmige-Alrik erhebt sich mit pipsender Stimme.


Ich lief durch die Straßen, der Wind zeigte sich wieder mehr in seinem Element. Zwar war es trocken, doch so stürmisch war es schon viele Tage nicht mehr gewesen. Ein Mann namens Haldan hielt mit einer Hand die Kapuze seines Umhangs auf dem Kopf, mit der anderen versuchte er diesen vor der Brust zuzuhalten, und zeitgleich die Ledertasche über der Schulter zu halten. Er wirkte als sei er nach vielen Stunden zu Fuß in Methumis angekommen.
Schließlich neigte sich auch dieser Tag wieder langsam dem Ende entgegen. Wollte er, ehe er im familieneigenen Kontor, nahe des Hafens Quartier bezog, noch schnell an der Universität vorbeischauen? Das Stadttor erreicht, so war es als Hesindegeweihter, der zudem durch seine gelegentlichen Besuche der Stadt den Wachen bekannt war, ein Leichtes dieses zu passieren. Er grüßte knapp und ging weiter.
Kaum in der Stadt, flaute auch der Wind etwas ab. Er blickte auf und ließ die Stadt im Abendlicht auf sich wirken. Es war erstaunlich ruhig auf den Straßen. Ich musste mich gut tarnen. Die meisten Einwohner huschten nahe der Häusermauern entlang und verschwanden möglichst schnell in einem der nächsten Eingänge. Sein Blick ging nach oben. Hoch über der Stadt prangte sein Ziel - die Herzog-Eolan-Universität.
Kurz daneben konnte er das Dach des Herzogspalastes und die St. Gulleran Halle - das Heiligtum Efferds ausmachen. Haldan setzte seinen Weg fort, passierte eine Taverne, die ein Schild mit einem grünen Keiler über der Tür zeigte. Drinnen war es bereits hell erleuchtet.
Sein Weg führte ihn weiter. Sein Blick schweifte kurz zurück. Fast hätte er mich entdeckt. Hinter sich konnte er den Leuchtturm ausmachen, dort in der Nähe lag auch das Kontor der Vinarii. Man hat von dort einen wunderbaren Blick auf die bunten Mauern von Methumis.
Die er sich in einigen wenigen Stunden wieder ansehen könnte, wenn es dann noch hell genug wäre. Doch zunächst musste er noch zur Universität. Zu Gabor wie wer immer wieder murmelte. Eiligen Schrittes setzte er seinen Weg fort. Schon wenige Minuten später erreichte er das Gebäude. Er steuerte direkt auf die hohe braune Tür mit dem Rundbogen zu und schien froh, dem Wind nun entkommen zu sein.“ (Vinarii)


Während des Berichts schweifen meine Gedanken immer wieder ab. Am Ende muss ich zugeben nur einen kleinen, scheinbar oberflächlichen Teil der Geschichte gehört zu haben.
Aber der Meister lässt seine Alriks nie im Stich. Und lässt die nächste Geschichte präsentieren. „Diesmal höre ich besser zu diesmal werde ich auch etwas über die Nützlichkeit der Geschichte sagen können.“ Das nehme ich mir fest vor.

„Meister, Meister, darf ich jetzt Berichten?“ Sprang ein kleiner, aber bereits älterer Alrik auf und stand plötzlich hinter dem Meister. Dieser versuchte seine Überraschung zu überspielen, doch ich bemerkte diese. „Klardrüber Alrik“ sprach der Meister und machte dem Alrik Platz damit dieser erzählen konnte.
„Auch ich kann wieder einen Beweis erbringen, dass Methumis kleiner ist als gedacht. So folgte ich einer wunderschönen Frau namens Orleane.


„Hach, etwa zwei Götterläufe ist es her seit ich diesen Weg das letzte Mal entlang gegangen bin und es kommt mir so vor wie gestern, das ich selbst noch als Studiosa Teil dieses Treibens war.“ sprach sie laut vor sich hin. Über den Dächern im Stadtteil Centurria ragten der Turm des Kartographischen Instituts, in dem auch die Efferd-Schule untergebracht war, und die Türme der Patrizierfamilien.
„Ein untrügliches Zeichen dafür, daß ich bald mein Ziel erreicht habe.“ wieder sprach sie mit sich selbst. Und da war auch schon das unscheinbare Haus, wo niemand den Standort einer Fakultät vermutet sondern nur ein einfaches Wohnhaus in der Altstadt. Einzig und allein der Leitspruch über der Eingangstür, mittig unterbrochen durch das Boronsrad und einem darüber fliegenden Raben, sowie der schwere Türklopfer in der Form eines Rabenkopfes, deutete darauf hin das Orleane vor dem richtigen Gebäude stand.
An einigen Stellen bröckelte schon der Putz ab und auch die Farben des Leitspruchs verblassten langsam. „Ich habe schon gemerkt das der Schweigsame hierzulande nicht sehr angesehen ist.“ murmelte sie. Auch diese Fakultät ist innerhalb der Universität nicht hoch angesehen, wird gar belächelt.
Orleane nahm den Türklopfer und betätigte diesen dreimal. Nach kurzer Zeit wurde die Türe geöffnet und Sayon, der junge Gehilfe des Akademieleiters, stand im Türrahmen.
"Seid gegrüßt Hohe Dame. Ihr seid zu früh. Folgt mir." Ohne eine Antwort abzuwarten drehte er sich um und führte Orleane in den Vorraum des Rektorats. Ich kenne natürlich einen Weg hinein. „Es hat sich hier nichts verändert“, dachte sie laut. „An allem sieht man nur Satinavs Spuren.“ Sayon deutete ihr an zu warten und verschwand im Rektorat um Orleane nach einem kurzen Moment später hinein zu bitten.
An seinem akkurat aufgeräumtem Schreibtisch saß Guldan von Hadelfels, der Rektor der Boronschule, und zog genüsslich an seiner Pfeife. Im Raum schwebte der Duft von Pfeifentabak und von noch einem weiteren Kraut, dessen Geruch ich nur zu gut kenne. Sein von tiefen Falten zerfurchtes Gesicht verzog sich zu einem schmalen Lächeln und er deutete auf den sich gegenüber befindlichen Sessel.
"Möge der dunkle Vater stets über euren Schlaf wachen. Ich freue mich euch wiederzusehen euer Spektabilität.", begrüßte Orleane ihn und setzte sich. Man hörte noch wie Sayon hinter ihr die Tür schloss.
Guldan erwiderte die Begrüßung und nach dem Austausch der üblichen Höflichkeitsfloskeln, räusperte er sich. "Werte Orleane, eure letzten Berichte aus dem Spital in Corden waren sehr interessant und brachten mich zu der Überzeugung, das ihr genau die Richtige seid um die Interessen unserer Schule beim den heutigen Forschungsprojekten am Tag der offenen Türe zu vertreten." Orleane lauschte den Ausführungen ihres ehemaligen Rektors aufmerksam doch die Katze des Hauses hatte mich entdeckt. (ya Pirras)


Denk nach, Denk nach. Der Meister spricht schon. Ein Alrik spricht schon. Denk nach, Denk nach. „Die Angst ist nur in deinem Kopf. Die Angst ist nur in deinem Kopf. Die Angst ist nur in deinem Kopf.“
„Weis noch jemand etwas zu Ergänzen?“ fragt der Meister.
„Ich“ ich erhebe mich, meine Knie zittern, nicht noch ein versagen, das kann ich mir nicht leisten. „Immer etwas Futter für Haustiere in der Tasche haben" Ein Lächeln im Gesicht des Meisters „Gut gemacht Spitzohr-Alrik. Die nächste Geschichte.“
Ein dicklicher Alrik erhebt sich in einer Ecke.

„Verehrter Meister, ich als euer ergebener Diener, euer Schatten der im Lichte wandelt, der euch nie an seiner Loyalität zweifeln lässt. Der eure Genialität und Größe, Eure Fähigkeit mit den Schatten zu verschwinden ehrt. Der weis, das Dunst nicht gleich Dunst ist……...“
Mit leiser aber schneidender Stimme, die jedem anwesenden einen schauer über den Rücken laufen lässt unterbricht der Meister diesen Alrik.
„Halte ein, Dicker-Alrik! Schon mehr als tausend mal habe ich dir gesagt, dass solche Schmeicheleien hier fehl am Platz sind. Wir sind hier nicht auf einem Kunchomer Markt und ich bin kein Stutzer, der dafür empfänglich ist. Ich habe euch hier zusammen gerufen, damit wir unsere Pläne vorwärts bringen. Ihr Alriks, lasst euch das eine Lehre sein. Also weiter mit klaren, wenigen Worten Alrik.“
„Ganz wie ihr wünscht, Meister. Ich wachte am 11. Praios im Rahja Tempel, nach einer wunderschön erholsamen Nacht, auf und wurde von einem schrecklichen Getöse in der Küche geweckt. Von dort kann ich folgendes Berichten.“


"Finn, wir brauchen den Schlüssel zum Spezialschrankt"
sagt eine junge, in luftiges Rot gewandete Frau mit sehr herausragenden Argumenten. Sie hatte lange, blonde Haare, war hübsch anzusehen und trug eine Flöte um den Hals.
"Nanü Amalteya, es ist doch gar kein Feiertag" Antwort ein stämmiger, recht großer Mann, mit kurzen roten Haaren, der nur mit einer Kochschürze bekleidet war. "Es ist ein Notfall, Finn"
Die junge Frau stürzte zu einer Truhe und holte eine silberne Servierplatte hervor. "Ein Notfall? Hier im Tempel?" fragte der Mann, ließ von einem Teigklumpen ab und putzte sich seine Hände an einer Schürze ab. Dabei gab er den Blick auf große Qualitäten frei, aber die junge Frau hatte kein Auge dafür. Aufgeregt trug sie die Platte zu Finn herüber.
"Ja Finn, stell dir nur vor. Was für ein Skandal." Finn stemmte die Hände in die Hüfte und sagte. "Nu red doch nicht um den heißen Brei herum, Mädchen" Amalteya flatterte um ihn herum.
"Wie du ja weißt, gehe ich unserer Hochwürden Duridanya zur Hand. Gestern hat sie ein Fest der Göttin in der Akademie für Ihren Vetter ausgerichtet. Hat seit langer Zeit mal wieder nicht nur Verwaltungskram gemacht. Sondern sich der Göttin mit jeder Faser hingegeben und getanzt. Ach wäre ich doch nur dabei gewesen. Die Kleider, die Musik, der Rausch....... "Langsam etwas ungehalten sprach Finn.
"Nu lass dir doch nicht alles einzeln aus der Nase ziehen." Sie wurde aus ihren Träumen gerissen und holte tief Luft. "Stell dir vor, unsere Tempelvorsteherin war heute morgen nicht mal bei den Kindern. So sehr hat es sie mitgenommen. Wir brauchen Schokolatl, Kunchomer Honig, getrocknete Datteln, etwas von dem Halawat und Turron. Dazu einen starken, heißen Kafje. Sie muss ja heute wieder zurück dahin. Da muss sie gestärkt sein.“
„Um Rahjas willen, was ist den geschehen?" Wollte Finn noch einmal wissen. "Nun, so dahergelaufene Gäste haben ihren Dienst beendet und ohne um Erlaubnis zu Fragen oder sie einzuladen ein eigenes begonnen."
"Was, Nein!"
"Doch!"
"Oh" (S.)


„Danke Dicker-Alrik. Nun, meine Alriks. Was lehrt uns diese Geschichte?“ Fragt der Meister erneut in die Runde.

Die Dünne-Alrike mit den zauseligen Locken erhebt sich. „Die Süßigkeitentruhe im Tempel der Rahja ist gut gefüllt.“ Der Meister lacht auf. "Ja, das stimmt.“ er schaut sich erneut unter seinen Alriks um. „Das mir aber keiner auf die Idee kommt, keine Gegenleistung in der Truhe zu lassen. Wir wollen ja keinen Verdacht erregen. Sonst noch jemand?“

Ich schaue mich um, aber nur Schweigen. Will denn keiner mehr was sagen? Mir fällt auch nichts ein. Dann spricht der Meister weiter. „Also gut meine Alriks, dazu an anderer Stelle mehr.“ Der Meister zeigt auf ein kleines Stinktier. „Stinkender-Alrik, was hast du heute für uns?“

Er bleibt auf allen Vieren und flüstert.

„Aus der Tasche eines Schreibers des Bosparanischen Blattes entnahm ich folgende Notiz.“


Am Abend war dann die Zeit für die große Segelregatta gekommen. In vielen der Booten fanden sich neu gewonnene Freunde und talentierte Ruderer der großen Bursen. Genauer der Methumia Vinsaltica, der Sikramia Cuslicana, der Brabakia Mysobianer, der Garethia Puniniensis, der Bosparania Magna und der Fulminia Arivor. Dazu eine eifrig wettende Gesellschaft am Rande des Ufers. Würde die Fulminia Arivor trotz der nur noch wenigen Unterstützer den Kampf aufnehmen können?
Würde sich Brabakia Mysobianer in ihrem Status als unbeliebte Ausländer aus ihrem Movitationsloch befreien können, nun wo auch Al’Anfaner den Weg nach Methumis gefunden hatten?
Hatte die Garethia Puniniensis ihr Bier-Problem in den Griff bekommen können? Stand auf den klugen Köpfen der Methumia Vinsaltica doch irgendwann mal Muskeltraining auf dem Programm?
Hatte die Sikramia Cuslicana wirklich Alrik Binder als sportlichen Berater erwerben können? Und konnte irgendjemand die Bosparania Magna überhaupt stoppen?
Beziehungsweise, wie unerträglich würden sie sich präsentieren, wenn sie tatsächlich mal wieder die Regatta gewinnen würden? Die Spannung vor dem Start war wahrlich greifbar, wenngleich die Wettquoten eine eindeutige Sprache sprachen. (Di Camaro)


„Danke, Stinkender-Alrik. Gut zu wissen, dass du lesen kannst.“ Sagt der Meister mit einem wissenden Lächeln. „Nun meine Alriks, was würdet ihr mit so einer Information tun?“

Erneut schaue ich in die Runde. Erneut denke ich nach, was mir dazu einfällt. Vielleicht für die Wettquoten interessant? In diesem Moment hebt Einbein-Alrik die Hand und der Meister nickt ihm aufmunternd zu. „Mir fallen zwei Dinge ein. Vielleicht kann man es Gewinnbringend an den Methumiser Kurier verkaufen. Dann sollte man beim nächsten Rennen diesen Trend im Auge behalten um selber eine gute Wette zu platzieren. Oder zu beeinflussen. Ich denke da an eine gute Flasche Likör für den Favoriten?“
Verflixt, da war ich zu langsam. Warum kann ich nicht schneller denken. Ich werde er mir merken und bei nächster Gelegenheit benutzen. Schon spricht der Meister weiter nach dem keiner mehr eine Idee zu haben scheint. „In der tat, dass sind gute Ideen. Merkt euch das. Fahren wir fort.“

Einer der Älteren erhebt sich. Er ist gut gekleidet. „In der Universität beobachtete ich eine Dienstmagd mit einem hübschen Hintern.“


"Griselda, reich mir doch bitte mal die Kehrschaufel" eine Frau mittleren Alters war gerade dabei eine recht großen Haufen Dreck zusammen zu kehren. Es war nichts auffälliges an ihr, außer das sie eine Dienstbotenuniform trugt.
Vom anderen Ende des Saales kam eine junge Frau mit einer Kehrschaufel gelaufen. Auch sie trug diese Uniform. "Aber gern Yolanda. Du liebe Güte. Du hast auch so einen großen Haufen. Diese Gäste am Tag der offenen Tür haben viel mehr Dreck gemacht, als unsere Studiosi." Yolanda nickte zustimmend.
"Stell dir nur vor Griselda, ich fand in einem Gang sogar einen Brustwickel und eine Bruche!“ Griselda nam die Hand vor den Mund und verbarg schüchtern ein Lächeln.
"Da hatte Rahja wohl die Finger im Spiel." Da hielt sich Yolanda den Bauch vor Lachen. "Ja, da gab es in der Nacht vom 10. auf den 11. Praios eine wilde Sause. Auch wenn sie die Gastgeberin der Leidenschaft nicht dazu eingeladen haben."
Erstaunt schaute die Junge Frau Yolanda an. Dann wurde ihr Blick verschwörerisch. "Ich hab da was beobachtet. Hab ja in der Küche ausgeholfen. Die alte Zimzicke von Spektabilität hat ja schon einige Zeit keine Möglichkeit ausgelassen Duridanya zu drangsalieren. Ich hab ja die Ruhe unserer Rahjahochgeweihten beneidet, mit der sie alles mit einem Lächeln ertragen hat. Nun, stell dir vor."
Yolanda beugte sich zu Griselda vor. "Hesindiane Gilindor hat sich gestern dafür entschuldigt." Erstaunt blickte die ältere die junge Frau an, schob ihr Häubchen zurecht und pfiff durch die Zähne. "Das hätte ich jetzt nicht erwartet, Griselda"
Die Junge Frau nickte. "Aber was unser armer Horas sich da für einen Splitter im besten Stück eingefangen hat, hab ich nicht so recht verstanden" (S.)


Rahjanische Dinge, verdammt, davon verstehe ich noch nichts. Was mache ich jetzt. Wo kann ich da ansetzen. Ob man diese ältere Dienerin noch einmal zu einem Schwätzchen bringt? Aber bin ich dafür der Richtige. Ich werde abwarten. Ja, das werde ich tun.

Da spricht auch schon Piratenhut-Alrik. „Interessant zu wissen wäre es, ob Brustbinde und Bruche noch aufzufinden sind. Ihre Besitzer zu ermitteln und vielleicht gegen ein Entgelt wieder einzutauschen.“ sagt er und setzt sich wieder. „Schwierig, aber Möglich“ sagt der Meister. „Weitere Ideen?“ Eine völlig durchschnittlich und unauffällige Alrike meldet sich zu Wort.

„Man könnte versuchen die Teilnehmer des nächtliche Gelages ausfindig zu machen. Ich denke nicht jeder hohe Herr wünsch, dass solche Dinge bekannt werden. So kann man sicherlich den ein oder anderen „speziellen“ Freund gewinnen oder auch einen Gefallen einfordern.“ schließt diese Alrike. Ich frage mich wie der Meister reagiert. Er denkt über diese Worte sichtbar nach.

„Ebenfalls schwierig ohne Aufsehen zu erregen. Wenn es gelingt fast ein Meisterstreich. Gut, gibt es noch weitere Geschichten?“

Der Einäugige-Alrik tritt vor. „Auch ich kann einen weiteren Beweis erbringen, dass Methumis sehr klein ist. Mir liefen ebenfalls der Thorwaler mit seiner Magistra über den Weg, als sie die Stadt verließen.“


„Nun, Alricio, was hast Du gelernt?“ fragte die Magistra ihren Schüler. Alricio blickte sich noch einmal um und betrachtete Methumis: Der Campus mit der prächtigen Horas-Schule und der gegenüberliegenden Praios-Schule mit dem mächtigen Glockenturm waren noch gut zu sehen. Dahinter, innerhalb der Stadtmauern, zeichneten sich der Hesindetempel und die Hofburg mit der Rondraschule ab. Der Rest der Stadt blieb hinter der wehrhaften Stadtmauer verborgen.
Alricio seufzte und antwortete: „Wenn ich doch bloß mit einem Schwert umgehen könnte, dann müsste ich nicht Tag und Nacht über Büchern hängen.“
Die Magistra streckte sich, um Alricio einen Klaps auf den Hinterkopf geben zu können: „Genau, mein weiser Schüler und nun sputen wir uns lieber, es gibt noch viel vorzubereiten. (Cordur)


„Und was lernen wir daraus?“ fragt der Meister erneut. Doch die Antworten bekomme ich nicht mehr mit. „Die Angst ist nur in meinem Kopf.“ Zu sehr nimmt er mich gefangen. Der Dunst in meinem Kopf.

Ich muss mich wohl doch irgendwann gesetzt haben.

Sanft tätschelt sie mir die Wange. „Jungchen, es ist Zeit zu gehen. Der Morgen graut schon und alle sind bereits fort.“ Da war sie wieder. Mütterchen Alrike. Mit der kleinen Kerze in der Hand geleitet sie mich zur Tür. Zum Abschied gibt sie mir wie immer eine Weisheit mit. Es ist Zeit zu gehen und ich freue mich bereits auf ein Wiedersehen.

„Öl und Türscharniere sind beste Freunde. Bis zum nächsten mal Jungchen.“

Und so ging ich dem Sonnenaufgang entgegen …