Die Folgen der Flut

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Zu viel des Guten

Der Sikram steigt über die Ufer.

Der späte Winter ist in der Coverna meist nicht die beliebteste Zeit. Wahrlich, im Süden der Provinz ist Kälte kein großes Thema, doch während die Hesinde und Firunmonate meist eher trockener Natur sind, bringt Tsa den Regen und noch bevor Phex dem Frühling die ersten warmen Tage stiehlt, hat den meisten Horasier dort bereits ein erstes Mal den Rotz ans Bett gefesselt. Tatsächlich sagt man dem Coverner inzwischen eine schnelle Kränklichkeit nach, doch in diesem Winter des Jahres 2528 Horas sollte dies nicht das Problem der Region sein.

So blies der Beleman den Regen bereits in den letzten Borontagen über das Land und dank dessen kräftigem Atem bis weit ins Gebirge der Goldfelsen, wo diese als sanfter, weißer Riese ganz im firunischen Sinne die Gipfel und Pässe unpassierbar machten. Nun sind die Reisen an die Kabashpforte meist eh nicht des Efferdiers größter Wunsch, im Gegenteil, der kalte Wind blies die Schiffe rasant in alle weiten des Meeres, doch ein jeder wusste, dass die Tage kommen würden, an denen der Herr Efferd vom grimmigen Jäger zurückfordern würde, was sich dieser geborgt hatte.

Wie in den meisten Jahren stieg so der Pegel des Sikrams am Ende der Tsamonde auf teils kritische Höhen an. In den Städten entlang des Flusses war dies normalerweise kein Grund zur Sorge, hohe Mauern beschützten dort die Bewohner. Doch je weiter sich der Sikram dem Meer näherte und je mehr Zuflüsse ihn nährten, umso mehr Last lag auf den Deichen. Gerade die Zuflüsse des Mardilo und vor allem der Torre, gebündelt mit dem eher flachen Land der Coverna machten nicht zum ersten Mal aus dem fruchtbaren Boden der Region ein sumpfiges, morastiges und vor allem nahezu unpassierbares Stück Land, welches ohne die hölzernen Knüppelpfade, zum Beispiel diese zwischen Sikras und Thirindar wohl viele Ortschaften mühelos von der Aussenwelt abschneiden könnte.

Alles dennoch nichts Neues in der Coverna. Erhöhte Pegelstände wären sicher kein Grund über einen Bericht gewesen, würde sich dieser späte Winter nicht in einigen unerwarteten Superlativen üben. Wie bereits erwähnt, brachte schon der Hesinde und Firunmond unerwartet viel Wasser ins Land, der Tsamond ließ es dahingehend an nichts vermissen, im Gegenteil stürmte und regnete es fast ohne Unterlass. Allein, der Regen war deutlich wärmer als gewohnt und so putzte der Regen bald noch die letzten schneebedeckten Hügel des Ostens blank. Bald waren die Böden des Wassers so überdrüssig, dass nicht einmal mehr die hohen Mauern der Städte das Wasser noch aufhalten konnte. Viele Deiche waren derart aufgeweicht, dass sie brachen.

Und so erreichten diverse Hilferufe bald das Land. Oberhalb der Torre hielten die Deiche noch, doch schon in Torremund selbst sollte das Wasser bald kniehoch am Marktplatz stehen. Je weiter der Sikram sich nach Westen schlängelte, umso mehr Wasser schien er aufzunehmen. Und mit ihm auch jede Menge Geäst und anderes Treibgut. Kein Wunder, hatte der Fluss doch rasant Fahrt aufgenommen und so mit sich gerissen, was nicht fest am Flussufer zu finden war. Die Brücke von Toricum musste geschlossen werden, da das Wasser sie schon überflutete, immerhin kam so keine Person zu schaden, als das Treibgut und die Strömung große Teile der Brücke heraus rissen und so auf Monde hinweg unpassierbar machte.

Dass Belhanka selbst nicht in den Fluten des Flusses ertrinken musste, verdankte es den vielen Armen des Flusses, die hier an so vielen Stellen ins Meer floss, doch auch hier war an Schiffsverkehr nicht zu denken und Unrat wie Fluten machten einige der Inseln unerreichbar. Dennoch betete die halbe Coverna zu Efferd, er solle einen doch bitte von diesen Fluten erlösen. Doch der Herr nennt sich nicht ohne Grund „Der Launische“ und seine Gaben zu verstoßen ist nicht immer nach seiner Pläsier. Tatsächlich, an den letzten Tagen des Tsamondes drehte der Wind und der Regen nahm ein abruptes Ende. Doch nun, da der Wind von Norden kam, brachte er auch Kälte mit sich und noch bevor Efferd seine Gaben wieder an sich nahm, zogen Reif und Frost über das Land. Die Bürger der Coverna sahen zu, wie das Wasser nun auf den Straßen fror. Vielerorts barsten die Steine und die Dämme ächzten umso mehr unter ihrer Last.

Mit erschöpftem Blick sahen die Coverner daraufhin nach Efferdas. Auch hier war dieser nasskalte Winter natürlich nicht spurlos vorbei gezogen, einiges an Gemurmel herrschte, als sogar der Wasserfall einige Eiskristalle bildete und so ein gar skurriles Bild abgab, ebenso war durch das viele Wasser im Hafenbecken nicht an eine ordentliche Schifffahrt zu denken. Doch die Zerstörung hatte bei weitem nicht solche Ausmaße angenommen, die Stadt zeigte sich noch handlungsfähig. So hoffte man einerseits, dass die reiche Stadt als Helfer in der Not sich der Coverner solidarisch zeigen könnte. Zum anderen sah man hier nun auch die Geweihten des Meeresgottes in der Pflicht, irgendetwas zur Gnade des Herren Efferds in die Wege zu leiten. Doch wie man schon in Efferdas zu sagen pflegt, kein Schiff segelt ohne Rechnung.

Der Hilferuf wurde in der Stadt aufgenommen, ganz ohne Zweifel. Doch noch ist nicht genug Zeit vergangen, um über die Antwort der Efferdasi zu berichten. Fest steht, dass ein ganzer Landstrich derzeit sehr mit der Macht der Götter zu kämpfen hat. Und der Wunsch nach Gnade wird die Coverner zu so mancher Tat bereitwillig machen, seien sie heldenhafter, phexischer oder eher düsterer Natur. Die Folgen der Flut werden also noch einige interessante Geschichten parat halten können.