Halle des Rats

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Auge-grau.png Ein öffentlicher Schauplatz des Ringens um Macht in der Stadt Ramaúd ist die Halle des Rats am Grünen Platz, von dem zum Haupteingang eine breite Treppe hinaufführt. Wie alle am Platz gelegenen Gebäude ist auch die Halle mit grünen Ziegeln gedeckt. Der wuchtige, an einer Seite von einem Glockenturm überragte Steinpalast beherbergt nicht nur die Verwaltung Ramaúds, sondern auch den großen Sitzungssaal, in dem die Vertreter der gesellschaftlich bedeutenden Gruppen an jedem Wassertag über die Belange der Stadt streiten und beschließen.

Die mit heimischem Schilfsandstein ausgelegte Ratshalle im Innern streckt sich drei Stockwerke in die Höhe und ist gut zehn Schritt hoch. Ringsum verlaufen auf allen drei Stockwerken von hölzernen Balustraden gesäumte Galerien (das Holz stammt angeblich zu einem guten Teil aus vor der Kupferküste auf Riffe gelaufenen Schiffen). Von diesen wiederum gehen Türen zu verschiedenen Amtsstuben ab. Eine schmale, steile Treppe führt hinauf unters Dach, wo der Maestro von Ramaúd sein Dienstzimmer hat. Nach dem Tod der vormaligen Maestra Roana Pechstein infolge eines Treppensturzes im nächtlichen Halbdunkel wird in der Halle nicht mehr am Licht gespart. Wohl aber am Scheuern und Wachsen der Böden – Kosten und Ersparnisse wiegen sich auf, wie der neue Maestro Tsajano berechnet hat.

Ein großer Balkon erlaubt vom ersten Stock des Ratsgebäudes aus einen direkten Blick über den Grünen Platz.

Die Glocken von Ramaúd

Die Glocken im Turm der Halle des Rats sind jeweils einem der zwölf Götter zugeordnet und erklingen in unterschiedlicher Tönhöhe. Ergänzt werden sie durch eine weitere, besonders tiefe Glocke, den „Eisernen Karnhel“. Der Sage nach dürfen sie niemals alle gleichzeitig schwingen, weil sonst – je nach Fassung der Geschichte - der Turm einstürzt, das Meer die Stadt verschlingt oder es einfach scheußlich misstönend klingt.

Aventurisches

"Reisender, kommt Ihr nach Ramaúd, stört Euch nicht an den Glocken. Denn die Einheimischen sind stolz auf das Läutwerk im Turm der Halle des Rats. Deshalb lassen die Glocken bei jeder passenden Gelegenheit erklingen – und sich keinesfalls durch spitze Bemerkungen auswärtiger Besucher davon abbringen. Im Gegenteil.
Vor vielen Jahren war etwa einmal eine gelehrte Frau aus Methumis im Gasthaus „Rote Krone“ untergekommen. Am Frühstück klagte sie dem Wirt, sie sei zu später Stunde noch von einem Glockenschlag gestört worden und habe dann kaum wieder einschlafen können.
Was sie nicht wusste: Meister Hufnagel, ihr Gastgeber, war Bruder des Ratsmitglieds, das für das ordnungsgemäße Ein- und Ausläuten der verschiedenen Anlässte und Feiertage verantwortlich zeichnete. Er erzählte dem Verwandten von der Klage des Gasts.
Daraufhin wurde an diesem Tag penibel jedes volle, halbe und viertel Wassermaß mit jener Glocke geläutet, die dem der jeweiligen Stunde zugeordneten Gott gewidmet ist. Zu jeder vollen Stunde schlug zudem die tiefe Ratsglocke, der „Eiserne Karnhel“. Und selbstverständlich wurden auch die Andachten der Tempel, Kapellen und Schreine der Stadt eingeläutet - und sogar die Geisterstunde, zu der die letzten Lichter verlöschen. Bleich und übernächtigt reiste die Frau aus Methumis bereits am folgenden Morgen weiter."
(in: Savertién Myrdano, Gesammelte Reisen)