Briefspiel:Malbeth und Delhena (8)

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png

Horasreich-klein.png Briefspiel Horasreich-klein.png
Datiert auf: Ende 1012 BF Schauplatz: vor allem Ankram und Onjaro Entstehungszeitraum: im letzten Jahrtausend
Protagonisten: siehe Übersichtsseite Autoren/Beteiligte: Christel Scheja, Markus Hattenkofer, Niels Gaul; bearbeitet von Michael Hasenöhrl und (fürs Wiki) Armin Bundt
Zyklus: Übersicht · Malbeths Aufbruch · Von Onjaro nach Ankram · Delhenas Warten · Weitere Gäste ... und ein Tanz · Malbeths Zweifel · Treffen in der Nacht · Die Einladung · Jaarns Antwort · Die Feier zu Ankram · Eine besondere Überraschung · Jaarns Ankunft · Weitere Gäste · Das Fest beginnt · Unterbrochene Zeremonie · Bankett, Tanz und allerlei Reden · Gespräche abseits der Feier · Ein wenig festliches Ende · Die Kreisweihe ... · ... und eine druidische Trauung · Die Geburt der Erben Ankrams und Onjaros

Jaarns Antwort

H

err Baron, Hochgeboren!“ Nazir ibn Tulachim trat forsch in das herrliche Schreibgemach.
„Ah, Freund Waffenmeister, Praios und Firun zum Gruße.“ Baron Jaarn Firunwulf blickte langsam auf von seiner Zehntrolle, strich dabei noch das eine oder andere Kabasher Bäuerlein aus. „Der Teichbauer ist wiederum hintendran mit dem Zehnt, Waffenmeister; schickt den Weibel und seine Mannen: ‘Zehnt oder Hof’, das mag er ihm wohl bestellen! Und der Teicher soll auch seine Güter niederschreiben, damit die Steuerliste für den kommenden Götterlauf vom Vogtmeister aufgestellt werden kann. Wîllmann soll ihn fragen, wieviele Schilfhechte er heuer gefangen hat ... für alle über den zehnten hinaus kommt’s zwei Silberlinge.“
„Jawohl, Hochgeboren, will’s tun ... hab’ fürderst ein Schreiben der freundnachbarlichen Baronin von Ankram, ein Rittmeister hat’s gerade gebracht, mit der Bitte um Gastung nach Recht und Pflicht. Und eins vom Kabasher Waffenmeister. Auch der Herr Kronvogt hat geschrieben ... nochmals ob der Trodinarswahl.“
Das Schreibgemach war im Obergeschoß der Burg Banêsh gelegen, im Mitternachtsflügel; draußen dämmerte es bereits. Waffenmeister Tulachim trat an das kleine bunte Butzenfenster, so schmal in die steinerne Wand eingefügt, daß kein Bewaffneter sich hindurchzwängen könnte, warf einen Blick in die herrlichen Gärten hinab und verhängte das Fenster dann mit einem ledernen Tuch: Wohlwollende Dunkelheit umfing die beiden Männer; fernab war das Böse ... und ein freundliches Zwieicht warf das Feuerholz des Barons, als er Kerze und Fackel entzündete. „Nehmt Platz, Freund Nazir“, sagte er. Der große Bosparanjentisch des Barons stand inmitten des Gemachs, dahinter der Lehnsessel des Barons und davor einige schwarzweiße Vinsalter Faltstühle, entlang der Wände fanden sich einige Schränke: Ein kleiner zedernhölzerner, voll mit Schriftrollen und Büchern, der die Schriftsammlung der Burg beherbergte; daneben das alte Wandbrett mit den Zehntrollen der Vogteien und Edlentümer; ein schwerer Schrank, in dem das Baronsgold (vermeintlich) gelagert war; hinter dem Schreibtisch die Schwerter „Balfan“ und „Balfur“ des Barons; einige Gemälde von früheren Kabasher Herren an der mitternächtlichen Wand ... „Wenn Ihr wohl vorlesen wollet, Nazir, was die Herrschaften geschrieben haben?“
„Selbstredend, Hochgeboren“, Nazir räusperte sich und entfaltete dann das Ankramer Schreiben, „ich will sogleich beginnen. Burg Ankhelet zu Ankram, von Baronin Delhena Naila ...“ Ein eigentümliches Lächeln umspielte den dünnen Mund des Barons. „Ähm ... Ich grüße Euch, Brüdern und Schwestern im Amte, und zugleich ...“ ... „von Kaiserin Amene. Lieber Baron und Gesandter ...“ ... „Lieber Freund Jaarn ... Der Kronvogt, Hochgeboren.“ ... „Der Kabasher Waffenmeister, unleserlich ... Ihr solltet ihm einen Schreiberling löhnen ... Euer allerdurchlauchteste Hochgeboren, Euer ...“ Eine gute Stunde verging, bis der Waffenmeister geendet hatte; Jaarn Firunwulf hatte unterdessen allerlei Fragen gestellt und dem Lesenden einen Becher kühlen roten Weins eingeschenkt.

S

chreibet, Vogt.“ „Einen kleinen Augenblick, Herr, ich will rasch die Feder spitzen .. nun, Herr!“
„Gegeben am 14. Perainemond im Götterlaufe nach dem Falle der Hunderttürmigen 1012. Geschehen auf Burg Banêsh. Von Hochgeboren Jaarn Firunwulf, Baron von Kabash, Thegûn und Khalôd, Marschall und Hoher Gesandter. Der freundnachbarlichen Baronin von Ankram ... nein, wartet, schreibt: Der hochgeborenen Freundin Delhena-Naila von Ankram ... oder, besser: Der edlen Baronin Delhena-Naila, mit Freude. Ja, genau so. Habt Ihr’s? ... Gut. Weiter: Herrn Firun und Frau Peraine und Gruß vor, Hochgeboren. Habet Dank für Euer Schreiben, das Euer Reiter wohllöblich überbrachte, ich ... äh, äh ... ich habe ihm Gastung über Recht und Pflicht hinaus und drei Goldstücke gegeben, damit er Euch mein Schreiben getreulich aushändigt. ... Hört Ihr die Laute, Vogt? Der Spielmann vom Marktag spielt wohl, hübsch doch! ... Er soll heute bei Tische aufspielen, sagt’s ihm.“
„Jawohl, Hochgeboren, Lohn?“
„Sechs Silberlinge, höchstens zehn. ... Nun: Habet fürder Dank für das Fest auf Burg Ankhelet, Eurer Einladung möchte ich gleichwohl folgen und in den Hallen der düsteren Burg sinnenfroh sein ... halber Punkt ... meine Knappen, den Waffenmeister und Bewaffnete werde ich ... nein: unter dem herrlichen Wolfsbanner werde ich mit mir bringen. Punkt ... Das Gastgeschenk will ich noch nicht erwähnen ... Vogt?“
„Laßt’s, Hochgeboren, gebt’s ihr, wenn Ihr ankommt. Was ... was ist’s denn?“
Der Baron lächelte. „Ach, Vogt, als ich das letzte Mal bei ihr war ... Ihr wißt, das ‘namenlose’ Schreiben, mit dem ihr einen Boten gegen Vinsalt gesandt habt ...“ Der Vogt Odarîn grinste breit. „... Als ich nun dorten war, da hat sie getanzt ... wunderschön, zauberhaft, göttingleich. Allein, ihr Herz gehört dem Onjarer, ich hab’s wohl gefühlt. Wie aus einem Traum gerissen, beide, steif und förmlich. Die Unfreunde vermittels der Freundlichkeit ... Und doch, sie ist so schön, häufig herzlich, ja fröhlich. Auf Eskenderun, und auch als ich das erste Mal in Ankram weilte. Sie hat also getanzt ... Ich will ihr eine Flöte schenken, eine kostbar geschnittene von Meister Têrfan aus Neetha, hat viele Goldstücke gekostet ... und doch ist’s kein Geschenk des Goldes. Eine Flöte aus Kabasrohr. Ihr wißt, Vogt, Kabash kommt entweder von Chorbash oder Kabas her ... aus dem Tulamidya also, ich will einmal dem Kabas Glauben schenken: Die Flöte hat einen wundersamen Klang, ich schenke Fraue Delhena folglich rahjagleiche Schönheit und meine Herrschaft Kabash in einem; Spiegelbild meines Herzens; damit ihre Musiker künftig auf einer Têrfanflöte spielen ...“ Gedankenversunken und ein wenig wehmütig blickte der Baron drein, als seine tiefe Stimme langsam verklang; Herr Jaarn fand ich allerdings rasch wieder. „Wo waren wir stehengeblieben, Vogt?“
„Meine Knappen, den Waffenmeister und Bewaffnete unter dem herrlichen Wolfsbanner werde ich mit mir bringen.“
„Danke, Vogt. ... Voller Freude werde ich die Herrschaften des Reiches sehen, wie zuvor in Bomed und Eskenderun, und vor allem Euch, Frau Delhena. Wobei ich kund tun muß, daß Herr Chadim von Eldoret nicht gegenwärtig sein kann, der noch immer auf großer Fahrt befindlich ist; daß aber sein Sohn, Herr Aran Therim ash Manek, mein Knappe, ein sechzehnjähriger Bursche, in meinem Gefolge reiten wird. Womöglich wollet Ihr ihn in die hohe Halle laden, Hochgeboren, an seines edlen Vaters statt; sein Benimm ist gleichwohl nicht der beste: als Gastgeschenk wird er einen Scheffel kostbaren Eldoreter Salzes bringen. Absatz. ... Erlaubet mir fürder, Hochgeboren, Dank zu sagen für die Gastung während meines letzten Besuches. Punkt. Euer ... äh ... wahrhaft betörender Tanz, Eure ... Eure liebliche Gesellschaft und auch der Witz des Herrn Malbeth waren mir teure Stunden. Verzeihet darob, daß ich seitdem nimmermehr einen Boten mit Zeitung gesandt habe. Ihr werdet wohl vernommen haben, Hochgeboren, daß ich auf Geheiß Ihrer Allerkaiserlichsten Majestät, Amene III. Horas, am Hofe der Khefer Königin weilte, um dorten den ‘Vinsalter Vertrag’ zwischen Königsland und Kaiserreich zu unterzeichnen. Was allein mich abhielt, Euch auf Burg Banêsh zu laden. ... Absatz, Vogt; die Schlußworte: Mögen die Zwölfgötter zu Alveran über Euch sein.“
„Ja ... fertig!“
„Laßt sehen, schön, sehr schön! Siegeln, das Wolfwappen oben rechts, gebt Euch Mühe ... und beeilt Euch! Zeichnen tu ich selbst, legt’s mir vor, wenn Ihr’s vollendet habt. ... Knappe, Knappe!“
... Ein junger Bursche im Lederwms stürzte in die einfache, holzvertäfelte Schreibstube. „Herr?“
„Laßt ein Pferd aufsatteln und sucht einen getreuen Boten, nach Ankram ... noch heute!“

E

in Mondzehnt des Kabasher Waffenmeisters, Herr. Drunten, im Hof.“ Nazir ibn Tulachim trat in das Schriftgemach.
„Eine Sondersteuer, Nazir? Was ist’s denn?“
„Kommt, sehet selbst, Hochgeboren.“ Baron und Waffenmeister traten hinaus auf den kleinen Gang zwischen Schreib- und Ratsgemach. Der Waffenmeister stieß das kleine Fenster zum Hof weit auf. „Dort drunten.“
„Oh, ein wildes Pferd ... eine Stute. Ein edles Tier, nicht wahr? Wunderschön. Wo hat er’s her?“
„Gefangen, gemeinsam mit den Söldlingen. Vergnügen und Abwechslung, sagt er ... nach all den Novadiüberfällen, die mit dem Drôler Krieg einhergingen.“
Für einen kurzen Augenblick schaute der Baron sorgenvoll und bekümmert drein. „Die Wüstenschwerter, die verdammten Wüstenschwerter! Und ich war nicht einmal da, fern drunten gegen. Ihr habt Baronie und Reich gerettet, Nazir! ... Nazir, laßt die Stute zureiten, soweit’s noch geht: Wir werden sie mit nach Ankram nehmen; Pferd und Flöte, die doppelte Rahja.“
Die beiden Männer traten zurück in das Schreibgemach. „Wir wollen das Gefolge zusammenstellen, Waffenmeister. ... Ich werde meinen schwarzen Barglan reiten, das ‘Eldoreter Gewand’ wird’s wohl noch tun, Ihr wißt, das schwarzsamtene mit den goldenen und grünen Borten. Dazu Balfur, das Prächtige. Balfan, das Scharfe, soll ins Gepäck ... vielleicht werde ich’s brauchen. Den roten Wappenmantel soll das Gesinde einpacken, und den grünen Jagdrock. Auch das blaue Wams und die goldenen Kette; einen schlichten Reif auf’s Haupt.“ Jaarn lächelte. „Immerhin gewesener Kronvogt des ‘Thegûner Bundes’ ... nun ist’s an Freund Cedor, Hof zu halten und Goldstücke hinauszuwerfen. Allein die Kost der Södlinge. Dazu den steten Unwilen der ‘alten’ Adelsherren im Kronkonvent. Wissen die Götter, Provinzherr ist bei weitem nicht gleich Provinzherr. Vor allem der durchlauchte Arivorer.“
„Wollt Ihr nicht Eure grüngoldenen Sammetschuhe tragen, Hochgeboren; die machten sich gewißlich gut zum schwarzen Rock.“
„Wohl wahr, Nazir, und Ihr werdet das bläuliche Kettenhemd tragen, das ich aus Khefu mitgebracht habe. Ach, wir werden am frühen Morgen des 18. Rahjamondes aufbrechen und in Methumis und Silas Gastung nehmen, dann kommen wir am Vormittag des 20. Rahjamondes in Ankhelet an; einen Praioslauf vor dem Fest. Der Vogt wird die Baronie derweilen verwesen.“
„Wieviele Bewaffnete, Herr? Denkt dran, Ankram ist weit ... die Namenlosen Tage nahen heran. All das Räubergesindel, die Wandernden ... zwölf?“
„Recht, Nazir, sechs Bogner und sechs Hellebardiere, das wird’s wohl tun. Dazu zwei Packpferde und zwei Knechte, dann die drei Knappen. ... Ich möchte, daß Ihr mit Aran eine Ausnahme macht: Er soll einmal anders lernen als vermittels des Dienstes, er ist der Prinz der mächtigsten Baronie im ganzen Reich!“
„Jawohl, Herr.“