Briefspiel:Arinkelwaldereignisse/Farlon an Endor

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Auge-grau.png Der folgende Brief stammt aus der Feder von Farlon Terschlin, Schreiber des Sheniloer Hesindeblattes, und erreichte Sodanyo am 18. Peraine 1035 BF.

Farlon an Endor

Ehrenwerter Signor Endor, geschätzter Präfekt,
mein Freund in Hesinde und Collega, Thersion Gedra, bat mich, bevor er nach Wanka aufbrach, wo er für das Hesindeblatt über den Tod der Herrin Ismiane Halthera berichten wird, Euch eine Nachricht zukommen zu lassen. Allerdings war ich in den vergangenen Tagen nach der Abreise Gedras, dessen Arbeiten mir teilweise zufielen, derart beschäftigt, dass ich erst jetzt dazu komme, Euch in Kenntnis zu setzen. Zudem hatte mich mein Collega noch um die Befragung einer Zeugin gebeten, die ich aus verschiedenen, hier nicht bedeutsamen Gründen, erst einige Stunden vor diesem meinem Brief durchzuführen in der Lage war. Ich bemühe mich um die gewohnte hesindiale Sorgfalt bei der Wiedergabe der mir mündlich mitgeteilten Sachverhalte.

Mein Collega hat im Nachgang zu seinem Briefe vom zweiten des Peraine-Mondes in den Archiven nach copialen Überbleibseln aus den frühen Tagen unseres Blattes gesucht, die ihm bei seiner Recherche zuvor nicht zugänglich gewesen sind. Dabei stieß er zum einen auf Kohlezeichnungen, die sinistre Wandfriese und Reliefs zeigen, die mit Euren Nachforschungen im Zusammenhang zu stehen scheinen. Zudem konnte er genauere Hinweise über die Lage jenes höhlenartigen Verstecks zusammentragen, in dem es damals, anno 1018 BF, zu einem Zusammenstoß mit den Räubern kam. Maestro Gedra beabsichtigt, da er sich ohnehin in Wanka aufhält, diesen verlassenen Ort aufzusuchen und etwaige Höhlenmalereien mit den beschriebenen Kohlezeichnungen zu vergleichen, sobald er die nötige Zeit findet.

Indes verrieten die Zeichnungen ihm, dass es wohl in der Vergangenheit Shenilos und der Ponterra bereits einmal Vorläufer jener verbrecherichen Gruppe gab, der Ihr auf den Fersen seid. Wenn auch wenig Konkretes, und umso mehr Beunruhigendes zutage kam, von dem ich hier nicht sprechen muss, so scheint jener Kult in der Vergangenheit doch mit einiger Sicherheit von einer Trias, einer Dreizahl finsterer Gesellen angeführt worden zu sein.

Was uns beide, Gedra und mich, nun sowohl mit hesindialer Neugier, aber auch mit praiosfrommer Furcht erfüllte, ist der Umstand, dass auch bei dem heftigen Scharmützel anno 1018 BF jene Räuber, die manche als Arinkelbande bezeichnet haben, von einer Gruppe aus nicht weniger als drei Gestalten mit ledernen Gesichtsmasken angeführt wurde.
Ich erläutere Euch dies so ausführlich, nicht um Eure Tapferkeit auf die Probe zu stellen, sondern vielmehr, um meine eigene Rolle in dieser Geschichte, um die mich, wie ich unumwunden zugebe, niemand zu beneiden hat, klarer zu machen: Unter jener Trias des Kultes in vergangenen Jahrhunderten befand sich zweifelsohne, wie Zeichnungen und beigegebene Kommentare bezeugen, mindestens ein Magus. Collega Gedra bat mich nun, einem Gedanken, der ihm bei der staubigen Forschung in unseren Archiven kam, auf den Grund zu gehen. Wie Ihr Euch sicher aus dem benannten Schreiben des Maestro Gedra bestens zuerinnern wisst, wiewohl der Vorfall dort nur kurze Erwähnung fand, so kam es im Praios-Mond vor nunmehr vier Götterläufen zu einem Überfall auf die Heroldin Helaya. Erst bei seinen Nachforschungen wurde Collega Gedra – und ich muss seinen Schlüssen nach heutigem Wissenstand bedauerlicherweise zustimmen – allerdings noch einmal der Umstand bewusst, dass der Anführer jenes schändlichen Überfalls, über dessen Zweck und dessen Hinterleuten wir bis heute keinerlei Kenntnis haben, in der Tat ein Mitglied der arkanen Zunft war.

Nun haben die Magier Shenilos unserer Stadt stets zu helfen gewusst und ich gehöre zu jenen, die Madas Gaben nicht mit der Skepsis mancher gläubiger Anhänger des Götterfürsten gegenüberstehen. Es spricht mithin nicht Misstrauen aus den Vermutungen dieser beiden Schreiber, deren aufgebrachten Worten Ihr geduldig folgt. Vielmehr verbietet es uns die Vernunft, hinter diesen Zusammenhängen bloße Zufälle zu vermuten, wenn wir auch beide hoffen, dass es sich um solche handeln möge!

Ich habe mich daher zur Heroldin begeben und sie, trotz der Leiden, die sie damals erlitten hat und die sie so noch einmal im Geiste durchleben musste, um eine Beschreibung des Magus‘ gebeten. Seine Gesichtszüge konnte mir die Heroldin nicht auf Papier bannen, trug der Mann doch, wie all seine Begleiter, fast nach der Art der Heiden der Wüste, ein schwarzes Tuch um den Kopf. Indes weiß sich die Heroldin auch heute noch an zwei Details zu erinnern, die den im wahrsten Sinne des Wortes schwarzen Mann genauer zu identifizieren mögen. Dies ist zum einen sein Stab, nach allem was wir wissen bei manchem Magier zumindest ein leidliches Indiz, seine Identität zu erkennen. Dieser bestand aus einem rötlich-braunem Holz mit silbrig-weißen Einschlüssen. An diesem war eine kristalline Kugel von trübem Glanz befestigt. Zum anderen erinnerte sich die Heroldin noch recht gut daran, dass der Mann unter seinem Tuch von dunkler Gesichtsfarbe war, wie man sie nur bei Menschen zu finden vermag, die außerhalb des Reiches, im Rahja oder im Praios, geboren wurden.

Es steht mir nicht an, Euch, Signore Dorén, zur Vorsicht zu gemahnen. Aber ich verhehle nicht, dass mir das Wenige, was Collega Gedra mir über Euer Ansinnen und seine Widersacher verriet und umso mehr diese letzten Erkenntnisse in den vergangenen Nächten, in denen ich auf eine borongefällige Ruhe immer häufiger verzichten muss, üble Alpdrücke beschert haben. Aber auch wachen Geistes scheint es mir, als läge ein quälender Schatten über diesen Ereignissen und mir wird bang.

Ergebenst
Farlon Terschlin, Schreiber des Sheniloer Hesindeblattes
Gegeben am 18. Peraine des Jahres 1035 nach Bosparans Fall