Briefspiel:Eine ruhige Travienfeier/Empfang
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Empfang
Abend des 13. Peraine
Gegen Abend füllte sich das Gelände zusehends mit Gästen. Die Meister und Altmeister der städtischen Zünfte waren zahlreich erschienen und fanden sich in Gruppen zusammen. Viele der untereinander vertrauten Trinkstubengesellschaften fanden sich auch an diesem Abend zusammen, zumeist auf der unteren Ebene des Anwesens. Von einigen Bediensteten des Anwesens zur Ordnung gerufen, hatten sie ihre Zelte in Reih und Glied aufgeschlagen. Dadurch ergab sich unterhalb des Anwesens, jenseits des südöstlichen Zugangs, die Unterbringung des Handwerks. Dem Patriziat war der südliche Zugang, welcher direkt zur mittleren Ebene führte, vorbehalten. Von dort konnte man ohne Umwege den Weg zum Hauptgebäude, zur Villa di Asuriol einschlagen.
Horasio ya Papilio
Dort fand auch als einer der ersten höhergestellten Gäste Horasio ya Papilio Einlass, der angekündigt war, sein an Häuptern zahlreiches Haus bei der Feier zu repräsentieren. Den Gastgebern war der in den vergangenen Jahren zurückhaltender gewordene und oft etwas ernst wirkende Mann gut bekannt: Als Resident vertrat er in Shenilo das Familienoberhaupt, seine fröhliche Tante Sharane, obgleich er oft im Schatten seiner Mutter Atroklea stand, die seit Frühjahr 1039 BF ebenfalls im Palazzo Papilio wohnte. Im Gegensatz zu seinem für die Familie typischen, bescheidenen Auftreten stand der Ruf, den sich Horasio in den vergangenen Jahren erworben hatte. Nicht zuletzt war er zum Held wider Willen geworden, als er den Umtrieben des “Roten Manns” auf die Spur kam und dazu beitrug, diesem Einhalt zu gebieten. Er reiste in einer offenen, zweiachsigen, einspännigen Kutsche, einer Kalesche aus Kusliker Fertigung. Festgezurrte Gepäckstücke stapelten sich auf der vorderen Sitzbank. Den Platz neben Horasio füllte eine massig gebaute, junge Frau, deren Muskeln ihr adrettes Kleid schier zu sprengen trachteten. Auf dem Kutschbock führte eine ältere Frau mit hängendem rechten Augenlid gelassen die Zügel - sie schien mit der Jüngeren verwandt zu sein. Seine muskulöse Begleiterin hatte den Namen des Neuankömmlinge, seinen Titel und seine Abstammung mit kräftiger Stimme selbstbewusst genannt. Da er auf der Gästeliste stand, hatten die Asuriol-Bediensteten der Kutsche die Zufahrt zum Haupthaus gewährt. Auf dem Platz davor brachte die Ältere das Pferd und die Kalesche zum Stehen.
Orsino Carson
Einige Zeit später erreichte ein weiteres Gespann die Auffahrt zur Villa. Das darauf zu sehende Wappen mit dem Hahn zeigte deutlich, dass es der ehemalige Gransignore, Orsino Carson, der Baron von Gilforn das Anwesen der di Asuriol erreicht hatte. Begleitet wurde er von seiner Tochter Rondriana, der Baronin von Côntris, die sich in den letzten Jahren vor allem einen Namen als große Kennerin der Geronslegende einen Namen gemacht hatte.
Niando Tuachall
Direkt dahinter reihte sich die Kutsche der Tuachall in die Reihe der Ankommenden ein. Als erster entstieg Niando Tuachall dem Gefährt, der nun immer öfter die Geschäfte seines alten Vaters Potros übernahm. Galant gab er seiner nachfolgenden Gattin Yasmina die Hand, die in einem fabelhaften Kleid der Familie Glanz verlieh. Neben den beiden erwachsenen Kindern, die sie insgeheim gerne bald unter der Haube sähen, verließ sein Bruder Scibor die Kutsche, der als Consiliere Teclador von Rang und Namen war. Nach der schmunzelnden Magistra Minor Norina Tuachall vom Draconiter-Institut hüpfte der grinsende Barde Sylvain als letzter von dem Gespann und ließ sogleich - zum Unwillen Niandos - die Laute erklingen. Rondriana Carsons Schulterblick erwiderte er mit seinem vielsagenden Lächeln samt einem ausladenden höfischen Knicks und ließ die Umstehenden im Unklaren, ob er bezüglich ihr etwas im Sinn führte oder die Vorfreude der übertriebenen Geste galt.
Travin di Asuriol
Auf der Terrasse der Villa di Asuriol waren Tische mit Obst und Gebäck bereitgestellt, einige Kellner in engen Wämsern boten Wein an.
“Signori, Consilieri, ich heiße euch herzlich in meinem Heim willkommen. Dieser Anlass bietet gleich zwei Familien Shenilos Grund zur Freude. Und Freude will stets geteilt sein! Doch der Anlass dieser Zusammenkunft kann warten. Nach der Reise, die ihr bestreiten musstet, biete ich euch nun im Stammsitz meiner Familie Einkehr an, Erfrischung oder weiche Betten, was auch immer ihr begehrt.”
Esquirio Horasio griff mit erkennbarer Freude nach Trauben und süßen Plätzchen, ließ sich auch gern einen Kelch mit schwerem Wein einschenken. Er hob das Trinkgefäß schon zum Mund, ehe ihm offensichtlich einfiel, dass es unhöflich wäre zu genießen, ehe der Gastgeber einen Trinkspruch gesprochen hätte.
Travin blickte in die Runde seiner Gäste und lächelte. “Morgen zur Mittagszeit wollen wir der Herrin Travia huldigen und in ihrem Namen den Bund zwischen meiner Tochter Aurelia und dem Sohn meines guten Freundes Domicello Cusimo di Ulfaran schließen.” Cusimo selbst stand neben Travin, eine Hand auf einem schlanken Gehstock ruhend. “Doch nun ist Zeit für Rast. Genießt die Gastfreundschaft der di Asuriol, esst und trinkt, in Travias Namen!” Mit diesen letzten Worten erhob er den silbernen Becher, in den das Wappen seiner Familie getrieben und mit Blattgold hervorgehoben war. Die Runde bentwortete seinen Ruf mit Enthusiasmus, wobei einige in erster Linie darüber erfreut waren, dass das Oberhaupt der di Asuriol die Gelegenheit für eine längere Willkommensrede verstreichen ließ, und man wandte sich den Köstlichkeiten und Getränken zu.