Briefspiel:Ein Stern in einer Neumondnacht

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen

Auge-grau.png

Sheniloneu3k klein.png Briefspiel in Shenilo Sheniloneu3k klein.png
Übersicht   Texte   Ergebnisse    
Beteiligte (irdisch)
Haus di Côntris klein.png Di Côntris

Albornshof, Côntris, 11. Rondra 1036 BF

Hesidion ya Côntris - Verraten von seinen Verbündeten und verlassen von den Göttern?

Hesidion ya Côntris blickte hinaus in die Neumondnacht. Von draußen drang das Bellen der Wehrheimer Bluthunde in das Innere des Herrenhauses. Vor den befestigten Mauern des Albornshofes hatten sich Männer versammelt, deren Fackeln die einzige Lichtquelle in der Dunkelheit zu sein schienen.

Die letzten Stunden hatte der Alte ya Côntris damit verbracht mit den Göttern zu hadern, welche ihn, so schien es, wohl nun ganz verlassen hatten. Dreimal verfluchte er sie. Dreimal verfluchte er sein eigen Fleisch und Blut: seinen zaudernden Neffen Daryl Brahl, welcher ihn aus diplomatischen Erwägungen heraus hatte fallen gelassen; Rahjadan Korbmacher, aus der verschwägerten Sippschaft der Korbmachers, welcher ihn für eine Hand voll leerer Versprechungen nun dem jungen Baron von Côntris auslieferte; und schließlich Dartan di Côntris höchstselbst, Baron und „Herr“ von Côntris, welcher sich gerade von seinem Steckenpferd herabgestiegen, 'Patriarch des Hauses di Côntris' schimpfte. Zitternd stützte er sich auf seinen Gehstock und verfluchte sie alle.

Dann Schritt er erhobenen Hauptes über die Schwelle des Portals hinaus auf den Hof. Die Männer mit den Fackeln hatten sich nun bereits Zugang zum Gehöft verschafft, so dass er nun im flackernden Licht ihre Wappenröcke erkennen konnte. Die Hellebardiere, in gold-blau, mit Kürass und Morion gerüstet, zierte das Kleeblatt-Emblem des Barons von Côntris. Doch erblickte er auch jene, deren schwarz-goldene Wappenröcke mit dem Sonnensymbol sie als Büttel der Landstadt Côntris auswiesen. Mit strengen Mienen hatten sich die Gardisten im Spalier aufgestellt. Auf Pferden näherten sich nun zwei Männer. Beide waren ihm nicht unbekannt. Der ältere, Orthos Razori, war der Kettenhund des Barons. Der jüngere, der sich feist in seinem Sattel hielt, war Pagol da Gosta, der Capitan der städtischen Büttel.

Noch vor drei Jahren hätten die Beiden vor ihm gezittert und die Schnallen seiner Stiefel geküsst. Damals als er, der rechtmäßige Erbdroste von Ober-Côntris, als „Majordomus von Schloss und Stadt Côntris“ die gesammte Stadt und das Land zwischen dem Mährenforst und den Wäldern von Montalto in seiner Gewalt hatte. Verächtlich blickte der Alte ya Côntris zu ihnen empor. Bloßer Hass stand in seine Augen geschrieben. "Hat der kleine Tyrann Euch Speichellecker nun geschickt um Euch an wehrlosen Frauen und Kindern zu vergreifen?" Mit zitternder Hand erhob er seinen Stock aus Ebenholz. "Ist das die Gerechtigkeit Eures neuen Herren?"

Der dickwanstige Oberbüttel achtete den Alten keines Blickes. Mit selbstgefälligem Blick entrollte er ein gesiegeltes Pergament. "Hesidion ya Côntris aus dem Hause Côntris. Im Namen der Magistratur der Landstadt Côntris, und im Namen des Barons von Côntris tun wir kund: Widerrechtlich nennt Ihr Grund und Besitz des Barons Euer Eigen. Fürderhin habt Ihr Euch in den letzten Götterläufen - wider besseren Wissens - den Weisungen Eures Hausoberen entzogen. Schuldig gemacht habt Ihr Euch darob des Treuebruches gegenüber Eurem Haus und Eurem Herren." "Was schwatzt Ihr da für wirres Zeug." Entgegnete der Alte stolz. "Meine Vorfahren haben den Grafen zwei Jahrhunderte als Erbdrosten gedient und stets war der Albornshof ihre Residenz. Mit meinen eigenen Händen habe ich diese alten Gemäuer wieder aufgebaut und zu dem gemacht was sie heute sind. Ich und niemand sonst ist Herr dieses Gutes und seiner umliegenden Ländereien. Und nun schert euch von meinem Land, bevor ich die Hunde auf Euch hetzen lasse." Erregt drohte der Alte mit seinem Gehstock.

Der Anführer der Büttel ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen "Signor Hesidion. Der Albornshof, als Teil der ehemaligen Vogtei Ober-Côntris, gehört zweifelsfrei zum Besitz des Barons von Côntris. Dies wurde in der gestrigen Sitzung der Magistratur auch von der Signora der Landstadt bestätigt. Alle eure Anspruchsforderungen als ehemaliger Verwalter der Grafen von Bethana sind damit endgültig verwirkt. Um der Gerechtigkeit Genüge zu tun sei Euch mithin erlaubt, die Stadt mit all Eurem Hab und Gut bis zum nächsten Sonnenuntergang unbeschadet zu verlassen."

Mit einem kurzen Befehl signalisierte der Capitan den Gardisten, dass ihre Arbeit getan war. Das Aufgebot trat, ohne den Alten weiterhin eines Blickes zu würdigen, seinen Rückzug an. Mit leerem Blick starrte Hesidion gen Osten wo ein einziger heller Stern zu sehen war. Nur dort färbte sich die Schwärze der Neumondnacht nachtblau. Er würde sie alle richten. Eines Tages würde er über sie alle richten.