Briefspiel:Ein diffiziler Vertrag

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Auge-grau.png

Beteiligte (irdisch)
Haus Sirensteen.png Erlan
Haus della Trezzi.png Dellatrezzi

Ort: Castello Bregelsaum Autor: Erlan

In einem der herrschaftlichen Säle des Castello Bregelsaum, der Bomeder Residenz der della Trezzi, wartete Erlan Sirensteen von Irendor, der gerade von einer Reise auf die Zyklopischen Inseln in den Yaquirbruch zurückgekehrt ist, auf den Hausherrn. Anstatt die Wartezeit mit einem Glas Yaquirbrucher oder den angerichteten Belhankaner Butterbirnen, die in diesem Jahr erst spät zur Frucht reiften, zu vertreiben, spielte der Gast mit einem der bosparanischen Möpse, für die das Familienoberhaupt der della Trezzi weit über Bomed, Unterfels und den Yaquirbruch hinaus bekannt ist.

Von Möpsen...

"Endlich mal wieder hier im Castello! Entschuldige bitte, dass ich Dich kurz warten lassen musste. Aber ich sehe, Du verstehst Dich mit Dalek von Trinidâl ja ausgezeichnet", so der Hausherr Tilfur Sâl della Trezzi, dessen Eintreten von Erlan erst gar nicht bemerkt wurde.

"Ah Tilfur! Du brauchst Dich nicht entschuldigen, ich weiß sehr genau, wie viel Du zu tun hast in diesen Zeiten. Aber wenn ich mir Dalek so anschaue, er kommt tatsächlich mehr nach seinem Vater als nach seiner Mutter, oder?"

Tilfur freute sich sichtlich über das Interesse an seinen Bosparanischen Möpsen und fing an über die Zucht der Tiere zu dozieren. Zwischenzeitlich brachte ein Diener zwei Stücke Grangorer Kranz vorbei, den jedoch nur Erlan anrührte - Tilfur selber war gerade da bei der Erzählung, wie er von ihrer horaskaiserlichen Majestät höchstselbst einen Mops geschenkt bekam. Im Gesindetrakt des Castello reagierte der Majordomus verwundert auf den Bericht des Dieners. "Comto Sirensteen weiß doch, dass man dieses Thema nur ansprechen sollte, wenn man viel Zeit hat. Ich vermute daher, dass er es nicht so eilig hat. Bereitet daher vorsorglich das Abendessen für einen weiteren Gast vor, und am Besten auch gleich ein Zimmer im Gästeflügel."

[Eine gefühlte Stunde später]

"…und dann hatte dieser Mops doch tatsächlich ein weißgelbes Fell und das Abzeichen am Kopf nicht wirklich schwarz. Prehms Tierleben wurde da nicht ganz entsprochen, aber vom Charakter her, da war Ariano richtig lieb und nur etwas zu ungestüm." Comto Tilfur blickte zu seinem Gegenüber. "Aber eigentlich, Erlan, mir fällt gerade auf, dass wir sonst nie über die Zucht von Möpsen sprechen. War das heute der Grund Deines Besuches oder gibt es da noch was anderes?"

Erlan, der natürlich wusste, dass man mit Tilfur das Thema Mops nicht ansprechen sollte, wenn man nicht genügend Zeit mitbrachte, schmunzelte ein wenig, denn auch wenn er dessen Leidenschaft für Möpse nicht vollends teilte, mochte er die Hunde doch sehr und war fasziniert davon, welch beruhigende Wirkung sie auf Tilfur hatten.

... und dem Amt des Proctors.

"Nun Tilfur, Du hast recht. Ich bin heute in einer Angelegenheit bei Dir, die ... hmm... wie sage ich es nur? Die etwas mit Deinem Amt zu tun hat", druckste Erlan sichtlich herum.

"Wie kann der Centenario von Unterfels dem Praetor Nobile von Unterfels behilflich sein?" fragte der sichtlich erstaunte Tilfur.

Erlans Antwort, dass es ihm nicht um dieses Amt gehen würde, sondern um das des Comto Proctors, kam genauso herumgedruckst wie der vorherige Satz aus ihm heraus.

Geständnisse der Vergangenheit?

Tilfur verschluckte sich beinahe an seinem Wein bei den Worten seines Gastes, der in den vergangenen Jahren auch zu einem Freund geworden war: "Es wäre mir neu, dass es Angelegenheiten dieses Amtes gibt, die Dich betreffen würden. Oder hattest Du etwa in Deinen jungen Jahren in Gareth und Havena Sachen gemacht, von denen wir nichts wissen...?"

Erlan wirkte leicht ertappt, was Tilfur aber gar nicht bemerkte, der weiter redete: "... und hast Du da jemanden geheiratet, von der wir nichts wissen?"

Regelungen für die Zukunft

"Nein, natürlich nicht. Jedenfalls was einen Traviabund betrifft", antwortete Erlan mit einem leicht spitzbübischen Lächeln.

"Mir geht es aber nicht um die Vergangenheit - mir geht es um die Zukunft! Und dahingehend könnte ich Deinen Rat als Comto Proctor gebrauchen, denn ich benötige da Deinen juristischen Rat. In Sachen Eheverträge, Erbrecht und dergleichen - da kennst Du Dich doch besser aus als ich. Und Du bist nicht so befangen wie ich - denn es geht um mich."

Tilfurs Miene hellte sich auf, ging es doch um seine juristische Expertise zu einem Thema, in dem er sich alleine aufgrund seines vertrauensvollen Amtes sehr gut auskannte. Nichtsdestotrotz war er vor allem auch wissbegierig und legte seine Hand auf Erlans Schulter:

"Alter Freund, lass Dir von mir sagen: Egal was Du auf den Zyklopen erlebt hast - was Du mir gleich noch en detail erzählen MUSST - lass mir Dir sagen: Wenn jemand nach nur einem kurzen Ausflug ganz plötzlich von einem Travienbund redet - da ist dann oftmals am Ende wirklich eine Entscheidung des Proctor Yaquiriens notwendig!"

Der sonst nie um ein Wort verlegene Sirensteen musste sich erstmal sammeln, bevor er bedächtig begann: "So plötzlich ist es nun nicht. Du weißt ja, ich bin seit einigen Jahren Mitglied der Loge vom goldenen Strome beider Yaquirien. In diesem Rahmen lernte ich 1027 eine almadanische Adlige in Punin kennen..."

"Das sollte in Punin jetzt nicht so das Kunststück sein, lieber Erlan", spottete Tilfur leicht amüsiert.

Den Einwand seines Gesprächspartners ignorierend fuhr Erlan fort: "Von Punin aus reisten wir damals yaquirabwärts nach Vinsalt und dann durch das Reich. In diesen Tagen und Wochen habe ich mich unsterblich in sie verliebt und erstmalig in meinem Leben an einen Rahjabund gedacht."

"... und dieser erfolgte heimlich, Du sagtest niemanden etwas und jetzt willst Du diesen Fehler korrigieren lassen?", hakte Tilfur nach.

"Nein, nein! Wir kamen uns zwar schon sehr nahe, aber…” Erlan lächelte ein wenig versonnen, bevor er fortfuhr: “Jedenfalls gab es keinen Bund vor den Göttern, was Du sicherlich meintest. Das es dazu nicht kam, hatte sicherlich auch damit zu tun hat, dass wir uns in einem großen Streit trennten - und einige Jahre dann nicht mehr sahen. Was dann im Jahr darauf geschah und begann, das brauche ich Dir nicht sagen.

Es mag Zufall sein - aber als ich nun auf den Zyklopen weilte, habe ich sie nach Jahren wieder getroffen und der alte Zauber war noch da. Diesmal möchte ich sie jedoch nicht einfach so ziehen lassen, diesmal werde ich sie heiraten." Das hinterher geschobene "und muss und will" war jedoch so leise, dass Tilfur das nicht hörte, da just in diesem Moment ein Diener eintrat und mitteilte, dass für das Abendessen in einem anderen Saal angerichtet wurde.

Nach dem örtlichen Wechsel und dem ersten Gang (einer Efferdsuppe belhancani) fragte Tilfur, was jetzt daran so besonders sei, dass Erlan seinen Rat benötigen würde.

"Die Umstände sind tatsächlich etwas diffiziler als gedacht, denn..." - wieder einmal druckste Erlan eher rum, als dass er konkret antwortete. Doch Tilfur starrte ihn auf eine Weise an, als ob er erst wieder was sagen oder gar atmen würde, wenn Erlan fortfahren würde.

Eine bereits stattgefundene Hochzeit ...

"... Shahane hat bereits 1027 geheiratet."

Tilfur hatte viel erwartet, diese Antwort sicherlich nicht. Aber so langsam sollte ihm dämmern, worum es Erlan ging. Dachte er jedenfalls. Einige Augenblicke später aber nicht mehr. Spontan sprach er das aus, was er dachte:

"Du möchtest jetzt, dass diese Ehe geschieden wird, damit Shahane frei für eine Ehe mit Dir ist?"

... und ein Todesfall ...

"Das... äh ... das wird nicht notwendig sein. Sie ist Witwe, ihr Gemahl gilt als verschieden."

Der wieder in seinem Metier befindliche Tilfur überlegte kurz und erklärte recht nüchtern, dass das dann ja kein Problem sei, außer der Tod sei nicht amtlich festgestellt worden. Daraufhin wurde er erneut überrascht, denn in diesem Moment zog Erlan ein Bild hervor und zeigte dies seinem Gesprächspartner: “Kennst Du diesen Mann?"

Tilfur schaute angestrengt und überlegte, welch merkwürdige Wendung dieses überaus merkwürdige Gespräch jetzt noch nehmen würde, und schaute sich das Bild eines Soldaten an, dessen Uniform ihn als Almadaner Gardereiter auswies.

Nach einigen Überlegungen verneinte er die Frage und blickte Erlan fragend an.

"Dann bin ich ja beruhigt. Es handelt sich hierbei um Girolamo von Rebenthal, Capitán der Puniner Rabenschnäbler. Die allesamt bei der Schlacht von Morte Folnor umgekommen sind. Ich kannte ihn auch nicht und glaube mir - ich erinnere mich an das Gesicht eines jeden tapferen Mannes, den ich in dieser oder einer anderen Schlacht habe töten müssen."

Ein schriller metallischer Klang ertönte, als Tilfurs Löffel vor Überraschung in den ausgelöffelten Suppenteller fiel - was bei den mehreren inzwischen auch im selben Raum weilenden Möpsen für ein beherztes Aufkläffen sorgte.

"Du willst die Witwe eines Mannes heiraten, der uns vor zwei Jahren in der Schlacht von Morte Folnor gegenüberstand? Bei den Zwölfen! Was folgt als nächstes?"

Erlan winkte einem der Diener, der gerade die Suppenteller abräumte und bat um zwei Gläser Belebej mit den Worten: "Den werden wir wohl brauchen."

Tilfur überlegte indes schon, ob man diese Angelegenheit zukünftig mal als Referenzfall ansehen könne, entschied sich jedoch dagegen - das klang doch alles zu abstrus und würde wahrscheinlich genau so weitergehen. Eine Vermutung, die sich kurze Zeit später, nachdem die beiden den Tovacer Bitter teils mit verzerrtem Gesicht heruntergespült hatten, bestätigen sollte, denn Erlan fuhr nun fort:

... und ein Sohn.

"Als ich auf den Zyklopen Shahane wieder sah, musste ich feststellen, dass sie nicht alleine dort war. Sie hat einen kleinen Sohn, der in ihrer Ehe mit Girolamo von Rebenthal geboren wurde: Ludovigo von Scheffelstein. Ich habe nicht nur vor Shahane zu heiraten, ich will den Kleinen auch adoptieren. Jedoch soll dieser natürlich nicht Erbe werden, das soll dann unser erstgeborenes gemeinsames Kind werden."

Tilfur seufzte ein wenig und stellte abschließend für diesen Abend zu dieser Thematik fest: "Jetzt weiß ich, warum Du das Gespräch mit mir gesucht hast. Ich denke wir sollten darüber erst eine Nacht schlafen. Ich muss ein wenig drüber nachdenken - und jetzt sollten wir uns anderen Themen und vor allem unserem Mahl widmen. Es gibt Wild aus dem Yaquirbruch!"


Autor: Dellatrezzi

Einen Tag später - am frühen Morgen.

Tilfur blätterte in seinem Arbeitszimmer bereits in einigen juristischen Folianten, als pünktlich wie bestellt Erlan eintrat und an seinem Tisch Platz nahm. Nach einer Nacht des Schlafes wirkte Erlan aufgefrischt, während Tilfurs Gesicht von Sorgenfalten geprägt war.

Juristisches...

"Juristisch ist die Sache eigentlich recht übersichtlich. Ich gehe davon aus, dass die Hochzeit nach Liebfelder Recht erfolgt, und dass eure gemeinsamen Kinder, möge Tsas Segen auf euch beiden ruhen, deinen Familiennamen tragen sollen. Dann gilt ganz profan "Eigen Blut erbt eigen Gut", wie der Jurist so schön zu sagen pflegt. Im Ehevertrag kann die entsprechende Erbfolge eindeutig festgehalten werden, und auch die von dir bereits angesprochene Adoption des jungen Ludovigo. Ich rate auch zu einer Regelung für den Fall, dass es den Götter nicht gefallen sollte, eure Verbindung zu einer fruchtbaren werden zu lassen."

Mit großer Geste schlug Tilfur dann jedoch einen der großen in feinstes geprägtes Leder gebundenen Bände zu und schob ihn über den Tisch zu Erlan.

"Soweit zur Theorie. Aber schon nach kurzer Lektüre hier im Almanach de Bomed finden sich zahlreiche Beispiele von Bruderkrieg und großen Familientragödien, die sich aus vergleichbaren Konstellationen entwickelt haben. Vielleicht möchtest du mir erst einmal mehr von deinen bisherigen Gedanken und Überlegungen berichten?"


Autor: Erlan

... und dynastische Überlegungen

Erlan wich ein wenig erschrocken zurück: "Bruderkrieg? Jetzt verunsicherst Du mich aber…

Fangen wir von vorne an: Da wir uns in Unterfels vermählen werden, werden wir uns natürlich nach dem hiesigen Recht vermählen.

Mir ist es wichtig, dass es klar ist, dass ich mich für den kleinen Ludovigo so einsetze, als wäre ich sein Vater. Aber es ist mir - und natürlich auch meiner Familie - wichtig, das nur meine Nachkommen mit Shahane einmal erben sollen. Die Linie der Sirensteens als Herren von Irendor soll nicht mit mir enden. Dein Einwand mit einer nicht fruchtbaren Verbindung in allen Ehren - TSA möge dies verhüten. Dennoch ist das ein wichtiger Punkt und insbesondere der Wille meines verstorbenen Vaters Ascanio Sirensteen wäre in diesem Fall zu berücksichtigen. Demnach soll mir dann Erlgard folgen. Wie sie es ja beinahe schon einmal tat, wäre da nicht diese Muhme gewesen… Ich denke es wäre nicht verkehrt, das auch noch einmal explizit festzuhalten, oder?“

Ein praios- wie traviagefälliger Vertrag

So langsam ging die Sonne über Bomed unter. Jedoch bekamen die beiden Comti davon kaum etwas mit. Erst mit der langsam aufkommenden Dunkelheit merkten sie, wie vorangeschritten Satinavs Wirken war.

"Ich danke Dir, Tilfur! Das ist ja doch mehr als ich im Vorfeld gedacht hätte."

Der angesprochene Tilfur lächelte ein wenig gequält: "Wenn ein Bund vor Travia mit dem besonderen Augenmerk des Herrn Praios geschlossen wird, dann kann das länger dauern. Die Gänse schnattern in der Sonne ja auch nicht nur einen Augenblick."

Mit einer kleinen Glocke läutete der Hausherr und ein Bediensteter, der reinkam, nahm die mehrseitigen Schriftstücke und den Auftrag der Vervielfältigung entgegen.

"Jetzt wird es noch spannend sein, wie die gegne... eh die andere Seite, dieses Werk beurteilt. Da, lieber Erlan, da kann es auch noch zu Überraschungen kommen."

Erlan Sirensteen lachte ein wenig auf: "Die einzige Überraschung, die ich erwarte ist tsagefällig... aber Du hast natürlich recht. Ich denke dieses Werk werden einige Juristen zu Punin sich auch noch anschauen. Ich bin gespannt, ob und inwiefern dort noch Änderungsvorschläge kommen. Doch bin ich eigentlich recht zuversichtlich. Denn ich finde es ist ein ausgewogenes Werk, welches auch den almadanischen Ansprüchen entgegenkommt."

Tilfur sah nachdenklich aus und schien noch einen Gedanken zu verfolgen, den er aber nicht aussprach. Stattdessen wechselte er das Thema: "Wann planst Du wieder abzureisen? Wir haben noch Wild für das Abendmahl und vielleicht können wir danach noch eine Partie wagen?"

Erlan reagierte sehr erfreut: "Etwa die Brücken von Jergan? Endlich! Das konnte ich schon länger nicht mehr spielen..." Bei Tilfur rückte ein gequältes Lächeln auf das Gesicht und er sagte seinem Gast: "Ich muss gestehen, ich habe mich mit diesem maraskanischen Zeitvertreib noch nicht weiter beschäftigt. Die Affinität der Sirensteens zu Maraskan ist mir immer noch ein Rätsel... ich dachte eher an Garadan oder Riva."