Briefspiel:Liebestolle Delphine/Nach dem Tanze

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Briefspiel in Efferdas
Datiert auf: 24. Praios 1041 BF Schauplatz: Efferdas Entstehungszeitraum: Herbst 2019
Protagonisten: Familien aus Efferdas Autoren/Beteiligte: Haus di Camaro.png;Dajin, Haus Efferdas.png Elanor, Familie Trenti.png Trenti, Familie Gerber.png Amalia Gerber, Haus ya Pirras.png VivionaYaPirras
Zyklus: Übersicht · Jammerstimmung · Die Zeit läuft... · Die Suche nach einem Ausweg · Vorbereitungen auf den Ball · Das Gongfest · Nach dem Tanze


Nach dem Tanze

Die Musikanten beendeten ihr Stück und die Tanzpaare spendeten Applaus. Nur Dartan wirkte abwesend.

"Dartan, habe ich dich so aus der Fassung gebracht? Der Tanz ist vorbei, es sei denn du kannst nicht genug bekommen." Terantina zupfte kurz am Revers um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. "Du wolltest mir gerade deinen Plan erläutern, aber natürlich nicht hier mitten auf der Tanzfläche. Lass uns etwas flanieren und der Höflichkeit halber einige Gäste begrüßen und dabei kannst du mir alles schildern."

Terantina hatte sich bei Dartan ein und zog ihn von der Tanzfläche. Dartan ließ sich ziehen und wirkte immer noch etwas grübelnd. „Nun, mein Plan wäre tatsächlich etwas eleganter gewesen, jetzt aber mache ich mir viel eher Sorgen um dich. Du solltest doch wie ich wissen, dass Weglaufen keine echte Option ist. Mit der Aktion würdest du deine Familie mit Schimpf und Schande überziehen und das würde sie nicht ungesühnt auf sich sitzen lassen. Du magst dich dann im Schutze deiner Kirche wahren, aber du weißt wie ich, wie viele Spendengelder gerade das Haus ya Pirras der Rahjakirche jährlich übermittelt. Auch die Herrin Rahja ist den Gesetzen der Dankbarkeit unterzogen und wenn sich deine Eltern für dich eine Versetzung ins Yetiland wünschen, um dort den Orks die Gesetze der Liebe nahe zu bringen, dann wird dich dein Status als Geweihte nicht retten. Ich dachte eigentlich, dass wir uns einig wären, eine Methode zu finden, die für uns beide gut ausgeht? Ich... will nicht, dass du dich so opferst.“

"Die Spendenbereitschaft meiner Familie ist bekannt, das stimmt. Aber nicht in Belhanka. Dort ist der Name ya Pirras seit der Verbannung ein rotes Tuch. Wir durften diese Stadt für zehn Götterläufe nicht mehr betreten. Meine Großtante wollten sie damals bei der Brautschau verhaften. Außerdem befindet sich dort der Haupttempel der Schönen Tochter, der mich ja schon gefördert hat und dies nicht nur aus einer Laune heraus. Und soll meine Familie mich doch mit Schimpf und Schande aus der Stadt jagen. Was ist das schon gegen den Ruf der Göttin, den ich vernommen habe. Du hast es damals doch auch gespürt?" Terantina lächelte Dartan an und schmiegte sich an ihn. "Ich werde mich nicht opfern und ich danke dir für deine Freundschaft. Aber ich muß diesem Ruf folgen auch wenn meine Familie das nicht verstehen wird."

Dartan ertappte sich dabei, es selbst nicht zu verstehen. Sanft gab er ihr einen Kuss auf die Schläfe. Irgendwie gefiel ihm der Gedanke, dass sie für immer und ewig die Stadt verlassen musste genau so wenig, ihm wurde bewusst, dass dieser stete Schabernack, dieses aufeinandertreffen der starken Identitäten ihm richtig fehlen würde. „Ich will nicht...“ fast hätte er ausgesprochen, was er dachte. Er wollte nicht, dass sie geht. Aber nein... jetzt ging es viel mehr darum, Hochzeit wie Flucht zu verhindern. „..., dass das jetzt komisch klingt, aber... ich denke, wir sollten langsam zurück zu den anderen, sonst werfen sie mich auch noch mit Schimpf und Schande aus der Stadt, weil ich so ein schlechter Gastgeber bin.“ Er lächelte sanft und erkannte dennoch, dass Terantina ihm einen etwas enttäuschten Blick zuwarf.“„Das ist wirklich alles, was du zu sagen hast? An unserem letzten gemeinsamen Abend?“

„Doch. Ich habe noch viel zu sagen. Aber erlaube mir, die jüngste Information erst einmal zu verarbeiten. Ich denke, ich weiß, welchen Ruf du vernommen hast. Aber glaub mir, meine Erfahrung zeigt mir auch, dass es nie die beste Lösung ist, hinter sich alle Türen und Tore zu verschließen, nur weil sich vor einem eine neue öffnet. Du weißt nie, was passiert. Und niemand kann dir garantieren, dass sie sich auch im Tempel in Belhanka nicht irgendwann daran erinnern, dass du eine Ya Pirras bist. Bei allen Gram, den ich auch mit meinen Eltern hatte, ich wollte sie nicht missen wollen. Und auch sie haben mich Liebe gelehrt.“ „Versuch bitte nicht, es mir auszureden. Ich bin einfach sicher, ja?“ sie sah ihn mit großen Augen an. „Es... es tut mir leid.“ „Was tut dir leid?“ „Einfach alles.... nun komm. Ich sehe, mein Bruder hat eine neue Flasche Wein aufgemacht und schenkt sie bereits dem Trenti ein. Ein feiner Tropfen, von dem solltest du auch kosten.“


Dartan wusste genau, welche Flasche Vigo da geöffnet hatte. Nun galt es also, Terantina zu geben, was sie brauchte. Auch wenn es nicht zwangsweise das war, was sie wollte. "Wenn dem so ist, werde ich ihn natürlich probieren. Aber wir sollten es noch nicht übertreiben. Es stehen noch einige Tänze aus. Die Höflichkeit gebietet es, mit jedem Gast an unserem Tisch zu tanzen. Selbst die kleine Gerber darf sich nicht drücken. Mir ist zu Ohren gekommen, das sie dir schon einmal einen Korb gegeben hat." Sie konnte sich ein keckes Grinsen nicht verkneifen. Dartan verzog kurz das Gesicht. "Und nun schau sie dir an. Auch jetzt sitzt sie dort einsam und allein, denn ihre Cousine ist auf dem Tanzparkett. Soll sie sich doch zu uns gesellen. Geh du schon einmal vor, wir kommen gleich dazu." Bevor Dartan etwas erwidern konnte, hatte Terantina sich schon aus deiner Armbeuge gelöst und ging auf die kleine Gerber zu. Mit einer Karaffe Wein in der Hand, die sie einer Schankmaid mit einem Lächeln entwendet und in einem unbeachteten Moment "veredelt" hatte, näherte sie sich wie eine Spinne ihrer Beute.


Schockstarr beobachtete Belisa, wie die zukünftige Frau von Dartan di Camaro auf sie zu kam. Das Ganze war eine dumme Idee gewesen, eine ganz dumme Idee! Die beiden waren doch verlobt, füreinander bestimmt. Wie war sie nur darauf gekommen, sich zwischen die beiden drängen, ja der Braut den Bräutigam vielleicht sogar ausspannen zu wollen?


Sie sah Belisa in Gedanken versunken und räusperte sich. "Verzeiht wenn ich Euch aus Euren Träumen gerissen habe, aber ihr seid etwas blass um die Nase. Der Abend hat gerade erst begonnen und Eure Cousine hat ja schon einen Galan zum Tanzen gefunden." Teratina deutete auf die Tanzfläche, wo Thalio und Amalia gerade ihren zweiten Tanz begannen. "Da es Euch anscheinend an Verehrern mangelt, werde ich meinen Zukünftigen darum bitten Euch den nächsten Tanz zu schenken. Das gebietet die Höflichkeit als Gastgeberin für das Wohlbefinden der Gäste zu sorgen. Und seid so gut und lehnt dieses Mal nicht ab. Das würde ihn doch arg kränken." Sie nahm ein Glas und schüttete etwas Inhalt aus der Karaffe hinein. Danach grinste sie Belisa an, flüsterte "Ein guter Tropfen für den Mut." und entfernte sich.


Als ihr die zukünftige Braut ein Glas mit Wein in die Hand drückte, war für Belisa eines völlig klar geworden. Sie wollte nur noch fort von hier und das so schnell wie möglich. Hilfesuchend schaute sie sich nach Amalia um, die gerade von der Tanzfläche zurückkam. „Naja, wenn die Musikanten die Tänze SO kurz hintereinander aufspielen, gilt das ja schon fast als einer“ versuchte Thalio zu entschuldigen, dass er Amalia direkt zwei Tänze statt dem ursprünglich einen zugesagten abgerungen hatte. “Hier nimm bitte. Mir ist nicht so gut. Ich muss mich für heute entschuldigen.”, sagte Belisa, während sie Amalia das Glas in die Hand drückte. “Ja, du wirktest schon, seit wir ankamen, so als wäre dir unwohl.”, erwiderte Amalia und ergänzte: “Nimm ruhig die Kutsche und ruh dich zuhause etwas aus. Ich komme dann später zu Fuß nach hause, wenn ich ein paar Gläser getrunken habe, merke ich auch nicht mehr, wie weit der Weg ist.”. Schmunzelnd nahm Amalia einen Schluck und wandte sich dann in Richtung der Trentis, um vielleicht doch noch ein Bisschen mit Arbas plaudern zu können, bevor der schlaksige Schriftsteller ihn wieder in Beschlag nahm.


Leider hatte Terantina Dartan aus den Augen verloren und schaute sich suchend nach ihm um. Dabei fiel ihr Blick kurz zurück zu Belisa und sie traute ihren Augen nicht. Da gab dieses dumme Ding das ihr zugedachte Glas an ihre Cousine weiter, die auch promt einen Schluck davon trank. Damit brachte sie doch ihren Plan völlig durcheinander. Darüber hinaus machte sie jetzt noch Anstalten sich von dem Podest zu entfernen. Das musste sie verhindern. Ohne lange nachzudenken stellte sie die Karaffe auf dem nächstgelegenen Tisch ab und begab sich zu Belisa um sie aufzuhalten.
Arbas, der bislang noch gedankenverloren das ihm zugedachte Weinglas betrachtete, bis Thalio ihn unsanft aus seinen Grübeleien riss. “Ah, Cousin, wie zuvorkommend von dir!” Thalio griff nach Arbas Weinglas, - jenem, das Vigo di Camaro kurz zuvor gefüllt hatte - um mit Amalia anzustoßen, und sich für “einen bis zwei” Tänze zu bedanken.


Belisa war sehr schnell in der Menge verschwunden und Terantina verlor sie aus den Augen. Sie verzweifelte, aber sie konnte jetzt schlecht die Festlichkeiten verlassen und nach ihr suchen. Die Gedanken kreisten in ihrem Kopf als sie das Podest wieder betrat. Ihre Cousine Orleane trat ihr entgegen. "Sag mal, wo wolltest du denn hin? Bekommst du auf einmal kalte Füße?" Terantina funkelte sie an. "Du hast doch keine Ahnung", entgegnete sie und wollte gerade an ihr vorbei gehen als Orleane ihren Arm ergriff. "Dann erleuchte mich, Terantina. Was hast du? Schau dich doch um. Deiner Göttin wird hier gehuldigt, das dir das Herz aufgehen sollte. Es wird getanzt, gelacht und musiziert. Du wirst morgen den Bund der Ehe eingehen. Und was machst du?" Orleane ergriff Terantinas Schultern. "Schau und erfreue dich an dem was du siehst." Damit drehte sie Terantina um, damit sie das Treiben auf dem Podest in Augenschein nehmen konnte. Terantina sah Paare die sich auf der im Takt der Musik wiegten. Amalia Gerber und Thalio Trenti unterhielten sich miteinander, lachten und warfen sich vielsagende Blicke zu, wobei sich Terantinas Magen kurz zuschnürte und sie hoffte das das Interesse der Gerber nicht nur von ihrem Trank herrührte. Sie sah ihren Onkel Erdano und ihre Tante Elphya, wie sie sich mit mit einigen Gästen unterhielten und sie dabei an der Hand hielten. Und dann sah sie Dartan und und spürte sofort seine Lippen auf ihrem Mund und seine Hände an ihrem Rücken. Ein warmer Schauer fuhr durch ihren Körper. Sie lauschte der Musik und begann das Lied leise zu singen. Ihre Anspannung fiel langsam ab und sie nahm den Geruch von Rosen wahr. Terantina drehte sich um, nahm ihre Cousine in den Arm und begann mit ihr zu tanzen. Schnell löste sich Orleane aus der Umarmung. Sie lächelte ihre Cousine warmherzig an, aber schüttelte entschieden den Kopf. Dann deutete sie auf jemanden hinter Terantina. Diese warf einen Blick über ihre Schulter und sah Dartans Bruder Vigo auf sich zukommen.

Terantina verbeugte sich kurz vor ihm. “Vigo, mein zukünftiger Schwager. Wie kann ich euch helfen?” Vigo hatte die ganze Situation lang die Pirras nicht aus den Augen gelassen. Er hatte bemerkt, dass Dartans Plan mit dem Trank bisher nicht sonderlich gut geklappt hatte. Aber er hatte von seiner Mutter auch die sogenannte “Magie der Beiläufigkeit” erlernt. So stand er vor ihr, besagten Weinpokal in der linken Hand und starrte Terantina zunächst an. Er wirkte so nicht wie jemand, mit dem man gerne Sprach. Als wäre das nicht genug, hatte er sich nämlich zusätzlich von seiner Mutter auch den “Todesblick” angeeignet. Er war so schon eine düstere Gestalt. Nicht bedrohlich, aber irgendwie unnahbar. Und seinen Hang zur dunklen Kleidung, zu bleichem Gesichtspuder und pechschwarzen, glatten Haaren tat sein übliches dazu. Er legte den Kopf schief und blickte Terantina still an, nicht lange, aber genau lange genug, um so bei so manchen Personen einen Schauer zu entlocken.

Seine Mutter hatte ihm erklärt, dass bei diesem Blick dem Gegenüber schnell all seine Sünden einfallen würden. Ob dem auch jetzt so war, wusste er nicht. Aber für das, was er vorhatte, konnte es nicht schaden. “Verzeiht…” begann er… dann wanderte sein Blick nach links unten, ebenso seine Pupillen. Als würde er die richtigen Worte suchen. Da legte sich ein irgendwie seliges Lächeln auf sein Gesicht und er blickte wieder auf die Dame gegenüber. Dazu schnippte er mit der rechten Hand und behielt den Zeigefinger ausgestreckt oben. Es fehlte nur noch ein “Heureka”. “Ach ja….” fügte er noch hinzu und gab Terantina den Weinpokal in die Hand. “Haltet doch kurz bitte…” Sie nahm dem jungen Camaro den Kelch ab, welcher nun in den Hosentaschen kramte. Dort zog er einen Zettel hervor. Auf ihm befanden sich einige Kritzeleien, die nicht viel mehr als ein Kochrezept darstellten, aber er verbarg es so gut, dass der Inhalt nicht auffallen konnte. Stattdessen tat er so, als würde er den Zettel stupide ablesen. “Frau Terantina, ich soll euch noch Grüße von meiner Mutter mitteilen. Sie lässt euch ausrichten, dass sie euren geheimen Plan bereits bestens kennen würde und erinnert, dass dieser leider unmöglich gelingen könne. Sie freue sich dennoch, euch morgen endlich in der Familie begrüßen zu dürfen, ihr müsst ob eures zum Scheitern verurteilten Planes also keine Geschenke befürchten müssen.”

Vigo hatte keine Ahnung, ob Terantina wirklich einen Plan hatte, doch so nervös, wie sie bisher wirkte, war er sich sicher, dass sie irgend einen haben würde. Also bluffte er aufs Blaue hinaus. Der eigentliche Plan sollte nun eh erst beginnen. Er drehte sich stehenden Fußes und rannte kichernd zurück in die Menschenmasse. Seine Hoffnung war eine ganz andere, denn er hatte den Weinpokal in ihrer Hand gelassen. Sollte sie auf Basis dieses Bluffs in Panik geraten sein, sollte ein entspannender, beiläufiger Nipp am Becher die logische Konsequenz sein. Wenn nicht… müsste Dartan sich eben etwas neues einfallen lassen. Dennoch hielt er aus sicherer Entfernung seine zukünftige Schwägerin weiter im Auge.

Ein Schauer lief über Terantinas Rücken und sie konnte nicht sagen, ob es an Vigo und seinem seltsamen Auftreten oder an der Bestätigung das Isaura di Camaro ihr diesen Blumengruß geschickt hatte lag. Erst diese subtile Warnung und dann noch einmal diese persönliche Nachricht um zu zeigen wer im Hintergrund die Fäden in der Hand hat. Sie fühlte sich aufgrund dessen darin bestärkt Efferdas noch heute zu verlassen. Selbst der Einfluss der di Camaros dürfte nicht bis Belhanka reichen. Nur konnte sie nicht sofort verschwinden, sondern musste erst einmal noch den Schein wahren. Also noch ein paar Tänze und ein paar kurze Gespräche mit Gästen und dann eine entsprechende Gelegenheit nutzen.


Die Kapelle spielte gerade eine Yaquirella an, als Terantina ihren nächsten Tanzpartner erblickte. Sie hatte noch keine Gelegenheit gefunden Arbas Trenti auf seine hervorragende Arbeit an der Kutsche anzusprechen. Das würde sie jetzt nachholen. Gedankenverloren nahm Terantina einen kurzen Schluck aus dem Weinpokal und schritt auf die gemütliche Runde am Tisch zu ohne Arbas aus den Augen zu verlieren. Dieser war zwar gerade in ein Gespräch mit seinem Cousin und Amalia Gerber vertieft, aber das war ihr im Moment recht egal. Sie wollte jetzt mit ihm tanzen. "Verzeiht wenn ich Eure interessante Konservation unterbreche werte Gäste.", warf sie in die Runde und ohne eine Antwort abzuwarten legte sie ihre freie Hand auf Thalios Schulter und schob diesen sanft aber bestimmt zur Seite. Dieser war davon völlig überrascht und Terantina konnte sich an ihm vorbei schieben. Unhöflicherweise schob sie sich auch in Amalias Blickfeld. "Meister Arbas, ich hatte bisher noch keine Möglichkeit mich bei euch für eure hervorragende Arbeit zu bedanken. Dies möchte ich nun nachholen. Schenkt ihr mir den nächsten Tanz?" Auffordernd hielt sie ihm ihre Hand hin und warf ihm dabei einen Blick zu, der ein Nein nicht akzeptierte.

“Ähm, Madame ya Pirras.” Arbas war völlig überrumpelt. Er versuchte sich schnell an einer Verbeugung, während er ihre Hand ergriff. Er stellte sein Glas auf dem Tisch ab, das er kurz zuvor aus einer herrenlosen Karaffe aufgefüllt hatte (jener, welche Terantina hatte stehen lassen, um Belisa Gerber nachzueilen…). Er blickte Terantina in ihre grünen Augen und hatte das Gefühl, sie zum ersten mal wirklich zu sehen. Ihre blonden Haare, die in sanften Wellen gleich dem hellen Splintholz einer Korkenzieherhasel über ihre Schultern fielen… Thalio beobachtete seinen Cousin… Irgendwas war anders an Arbas. Vor allem aber wurde es Zeit, sich für den eingeforderten Tanz aufzustellen, doch er schien die Fähigkeit zu sprechen verloren zu haben und starrte nur Gedankenverloren die ya Pirras an. Was ihm merkwürdig vorkam, immerhin stand die ungleich atemberaubendere Amalia Gerber seit geraumer Zeit bei ihnen… “Eine Yaquirella, wie schön! Die wird ja in Gruppen zu zwei Paaren getanzt. Amalia, wollen wir uns anschließen?” Er streckte seine Hand zur Angesprochenen hin aus, und als er in ihre blaugrauen Augen blickte, machte sein Herz wieder einen dieser kleinen Hüpfer, die es in den letzten Minuten schon öfter gemacht hatte. Seltsam… Amalia nickte lächelnd, und so rannten alle vier, sich an den Händen haltend, mit hüpfenden Herzen und breitem lächeln auf den Gesichtern schnell auf die Tanzfläche um Aufstellung einzunehmen.


Es war ein berauschendes Gefühl für Terantina über die Tanzfläche zu schweben. Die verstohlenen Blicke zwischen Thalio und Amalia während der festgelegten Wechsel der Tanzpartner. Oder die verspielten Berührungen zwischen Arbas und ihr, immer darauf bedacht es nicht zu auffällig zu machen. Ein Kribbeln fuhr durch ihren Körper und dem jungen Mann ihr gegenüber schien es genauso zu gehen. Es schien nur ein Augenblick zu sein, da war der Tanz auch schon vorbei. Terantina ließ die Hände ihres Tanzpartners nicht los und schaute ihm tief in die Augen. 'Meister Arbas, soll dieser gemeinsame Moment wahrlich schon vorbei sein?", hauchte sich mit einem bedauerlichen Unterton in ihrer Stimme.


Kein Zurück

Eine kleine Kutsche fuhr in der Nacht über die Via d'Ora in südlicher Richtung gen Belhanka. Sie war recht schlicht, nur an den Türen konnte man in das Holz eingearbeitete Weinranken sowie das Wappen der Stadt Belhanka erkennen. Die beiden Rahjageweihten innerhalb der Kutsche versuchten trotz der Gegebenheiten Schlaf zu finden und hingen ihren Gedanken nach. Terantina spürte eine Bewegung und sah wie ihre Reisebegleiterin sanft ihre Hand ergriff. "So nachdenklich? Bereust du etwas?" "Nein Nella. Höchstens das ich zu lange gewartet habe um ihren Ruf zu folgen.", antwortete Terantina mit einem Lächeln. Sie dachte kurz an die letzten Stunden in Efferdas zurück. An die Festlichkeiten, die Tänze, die Empfindungen. Ihr Lächeln wurde breiter als sie an Dartan und Arbas dachte. Aber es war ihr auch im Klaren, das sie sich gegen Efferdas und wahrscheinlich auch gegen ihre Familie entschieden hat. "Mach dir keine Sorgen. Sie werden es mit der Zeit verstehen." Ihre Freundin drückte ihre Hand. "Du kannst in mir lesen, wie in einem Buch, Schwester. Und nun genug der Gedanken. Geben wir uns in Borons Obhut und sammeln Kraft. Ein neues und aufregendes Leben erwartet mich und ich möchte es in vollen Zügen genießen." Terantina lehnte sich an Nellas Schulter und schloß die Augen. "Aber ich werde denen schreiben, die mir wichtig sind und ich hoffe sie können meine Beweggründe nachvollziehen und mir verzeihen."