Briefspiel:Liebestolle Delphine/Das Gongfest

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Briefspiel in Efferdas
Datiert auf: 24. Praios 1041 BF Schauplatz: Efferdas Entstehungszeitraum: Herbst 2019
Protagonisten: Familien aus Efferdas Autoren/Beteiligte: Haus di Camaro.png;Dajin, Haus Efferdas.png Elanor, Familie Trenti.png Trenti, Familie Gerber.png Amalia Gerber, Haus ya Pirras.png VivionaYaPirras
Zyklus: Übersicht · Jammerstimmung · Die Zeit läuft... · Die Suche nach einem Ausweg · Vorbereitungen auf den Ball · Das Gongfest · Nach dem Tanze


Das Gongfest

Die schlimmste Mittagshitze war bereits vorüber und hier, auf dem höher gelegenen Freiheitsplatz, stand die Luft nicht ganz so, wie in den engen Gassen von Sanct Parvenus. Der frische Wind vom Meer, der immer wieder einige Schäfchenwolken über den Himmel trieb und einige, über den Platz gespannte Tücher, spendeten etwas wohltuenden Schatten. Der Platz und die Gassen des Viertels waren von Unrat und Schmutz befreit und für das Fest in den Farben Travias geschmückt worden. Für die Gäste war ein Getränkeausschank aufgebaut worden und einige Bedienstete warteten bereits mit Tabletts um Getränke und Essen auszuteilen und leere Teller und Gläser wieder einzusammeln. Einige schaulustige Bewohner des Viertels hatten sich an den Zugangsstraßen versammelt, um das Treiben auf dem Platz zu beobachten. Bald würde sich der Platz mit mehr und mehr Gästen füllen.


Aufgrund der drückenden Hitze hatten die Damen des Hauses ya Pirras sich dazu entschieden die offene Kutsche zu nehmen und nun waren sie auf dem Weg Richtung Platz der Freiheit in Sanct Parvenus. Flankiert wurden sie von Erdano ya Pirras zu Pferd, der die festlichen Aktivitäten dazu nutzen wollte etwas Zeit mit seiner Frau Elphya zu verbringen, nachdem sie, zumindestens für den heutigen Tag, von ihren Pflichten als Terantinas Gouvernante entbunden war. Diese Aufgabe lag heute bei Orleane ya Pirras, welche am gestrigen Tag aus Corden eingetroffen war und es schon bereute früher angereist zu sein. Es war eine ruhige Fahrt die nur von dem Gespräch zwischen Erdano und Elphya unterbrochen wurde, die die gemeinsame Zeit sichtlich genossen. Terantina hing ihren eigenen Gedanken nach. Das "Geschenk" hatte sie doch sehr beunruhigt, da sie nicht nachvollziehen konnte was genau sie vielleicht verraten hatte und von wem es kam. Sie hatte doch die di Camaros bisher überhaupt nicht involviert. Aber die Bedeutung der Blumen sprachen Bände. Sie nahm sich vor Dartan di Camaro|Dartan]] damit direkt zu konfrontieren, aber das so unauffällig wie möglich. Die Kutsche erreichte ihr Ziel. Man hatte einen Vorplatz der alten Burganlage für die Versorgung der Pferde und Fuhrwerke der hohen Herrschaften hergerichtet und genau diesen Platz steuerte der Kutscher an. Erdano stieg von seinem Pferd, reichte seiner Frau die Hand und half ihr aus der Kutsche. Höflich wie er war, half er auch seinen Nichten. Terantina strich ihr Kleid gerade und überprüfte dabei ob das Strumpfband, an der sie die Phiole mit dem Trank befestigt hatte, noch richtig saß. Dann blickte sie hoch zum Turm und sie wußte, das dies der Ort war, wo sich alles entscheiden wird.


Auch Arbas blickte hoch zum Turm. Die Sonne ließ das Gebäude hell erstrahlen. Zum Glück würden über dem Platz Tücher hängen. Und Thalio will wirklich in dieser brütenden Hitze tanzen? Er glaubte noch nicht daran. Gut, bis zum Abend würde es abkühlen, aber er sah seinen Cousin nicht warten. Wie zur Bestätigung griff sein Cousin den losen Faden wieder auf: “Also, die ‘Blaue Flagge’?” “Kreistanz, ungerader Takt, die Herren stehen innen, Damen außen…” begann Arbas zu rezitieren. Er zupfte an seinem Hemd herum. Am liebsten würde er es ja ausziehen, aber bei so einem Anlass geziemte sich das nicht. Zudem trug er über dem weißen Hemd noch eine dunkelgrüne Weste mit Goldborte. Aber wenigstens war es ein leichter Stoff. Die Haare trug er heute offen und von Holzspänen befreit. Auf dem Vorplatz hielt Arbas nach “seiner” Kutsche Ausschau, doch die ya Pirras schienen noch nicht anwesend zu sein.


Das Fuhrwerk, das unten vor dem Palazzo auf die beiden Cousinen wartete, war eine Konstruktion, auf die Amalia besonders stolz war, weil sie die Zeichnungen selbst gefertigt und auch an der handwerklichen Arbeit mit beteiligt gewesen war. Eine Kutsche, bei der man - je nach Wetter - das hölzerne Dach auf- oder absetzen und das Ganze mit Bolzen verriegeln konnte. Heute war es trocken und warm, so dass die Kutsche offen fuhr und Belisa und Amalia genossen den leichten Fahrtwind und die Aussicht. Noch im Quarto Novo fuhr an einer Kreuzung knapp vor ihnen eine weitere Kutsche auf die Hauptstraße, so dass der Kutscher leise schimpfte und kurz anhalten musste. Drei Damen, von denen Belisa zwei als Elphya und Terantina ya Pirras erkennen konnte, saßen darin und hoch zu Pferd begleitete Elphyas Mann, Erdano ya Pirras, das Gefährt. “War ja klar, dass die sich die Vorfahrt einfach nehmen.”, meckerte Belisa halblaut. “Ist doch vollkommen in Ordnung, schließlich wollen wir ja nicht vor den Gastgebern auf der Feier sein. Hast du Angst, dass alle Männer schon weg sind, bis wir dort sind?”, neckte Amalia mit einem Augenzwinkern. So folgte die Kutsche der Gerber Cousinen in gemütlichem Tempo und mit etwas Abstand, um nicht die ganze Fahrt über in einer Parfümwolke zu fahren, der Kutsche der ya Pirras Damen bis zum Vorplatz der alten Burganlage. “Vielen Dank, Alrigo.”, wandte sich Belisa an den Kutscher, als dieser ihr und Amalia aus der Kutsche half. “Du kannst solange bleiben wie du möchtest, wenn wir nachher abgeholt werden möchten lassen wir nach dir schicken.” “Oder wir laufen nach Hause, um unterwegs wieder einen etwas klareren Kopf zu bekommen.”, ergänzte Amalia grinsend. Alrigo nickte knapp und schwang sich wieder auf den Kutschbock, um den Platz für weitere Anreisende frei zu machen. Als ihr Blick auf die ya Pirras fiel, die ebenfalls gerade ausgestiegen waren und dabei waren ihre Kleider zu richten, runzelte Belisa etwas die Stirn. Dann vergewisserte sie sich aber nochmal selbst, dass ihre Röcke, die Haare und das Dekoltee richtig saßen und nichts verrutscht war. Amalia blickte sich interessiert um und betrachtete das bunte Treiben auf dem Platz, während sie den Anderen etwas Zeit gab, die Garderobe zu richten. “Komm, begrüßen wir die Gastgeberin und ihre Familie, dann haben wir zumindest eine Hälfte der Formalitäten schon erledigt.”, wandte Amalia sich an Belisa. Die Angesprochene nickte nur kurz und versuchte, die plötzlich nassen Handflächen an ihrem Rock ab zu wischen, während ihre Cousine mit einem herzlichen Lächeln auf den Lippen auf die kleine Gruppe der ya Pirras zusteuerte und, einen Arm um die Taille von Belisa gelegt, sie einfach mit sich zog.


Erdano bot seiner Frau die Armbeuge an, in der sie sich auch einhakte und ihn anlächelte. "Nun die Damen, wenn ihr soweit seid…." Terantina öffnete ihren Sonnenschirm. "Natürlich, Onkel." Orleane hatte sich für einen breitkrempigen Sonnenhut, in der gleichen Farbe wie ihr Kleid entschieden - in schwarz. Sie klemmte sich ein kleines Buch unter dem Arm. "Wir können gehen, Onkel." "Ja, auf eine Feier und nicht auf eine Lesung oder gar auf eine Beerdigung. ", sagte Terantina und deutete auf das Buch. "Bist du sicher, das du dieses heute benötigst? So langweilig wird es bestimmt nicht werden." "Dieses Buch benötige ich für meine Forschungen. Wenn mir etwas auffällt werde ich es notierten bevor ich es vergesse und mich später darüber ärgere. Ich kann es dir gerne auf dem Weg nach oben erklären." Orleane grinste ihre Cousine an, die nur ihren Kopf schüttelte. Sie wandten sich dem Weg zum Friedensplatz zu. Aus dem Augenwinkel sah Orleane jemanden auf sie zukommen und wandte sich in deren Richtung. Die beiden Damen waren ihr bekannt, aber nur vom Sehen her. Auf dem Campus der Universität, da war sie sich sicher. Sie versuchte abwechselnd beiden in die Augen zu schauen, soweit es auf dieser Entfernung möglich war und versuchte an ihren Haltungen ihr Vorhaben zu erahnen. Sie sah aber keine offensichtliche Bewaffnung und auch das freundlich lächelnde Gesicht einer der beiden deutete wohl auf nichts Arges hin. Die andere wirkte etwas nervös. Was wohl der Grund dafür war? Orleane lächelte und dachte, das sich dort anscheinend eine neue Seite ihres Buches öffnete.


“Seid gegrüßt, wir kennen uns aus Methumis, oder nicht?”, begrüßte Amalia die junge, in schwarz gekleidete Dame, die sich Belisa und ihr zugewandt hatte. “Leider sind wir nie dazu gekommen, uns zu unterhalten. Also erlaubt mir, uns vorzustellen: Das ist meine Cousine Belisa Gerber und ich bin Amalia.”, fuhr sie fort und deutete einen höflichen Knicks an. Belisa folgte Amalias Vorbild. Letztere hatte sich auf den letzten Metern von ihrer Cousine losgemacht und wedelte nun elegant mit einem kunstvollen Fächer, der perfekt zu ihrem aufwendigen Kleid passte etwas Luft zu. "Das stimmt. Ich kann mich an Euch erinnern und ja, wir hatten bisher noch nicht das Vergnügen eines Gesprächs. Aber vielleicht ändert sich das heute. Orleane ya Pirras." Sie lächelte und deutete eine Verbeugung an. Danach wandte sie sich an ihre Familie "Wenn ich weiter vorstellen darf, mein Onkel Erdano und seine Frau Elphya sowie meine Cousine Terantina." Erdano und Elphya grüßten freundlich nur Terantina blieb zurückhaltend. “Schön, dass wir uns noch treffen, bevor Ihr gleich als Gastgeber voll und ganz in Anspruch genommen werdet. So können wir uns im Namen von Familie Gerber noch ganz herzlich bei Euch für die Einladung bedanken und Grüße und Glückwünsche von meiner Tante Quenia ausrichten.”, wandte sich Belisa höflich an die Gruppe. Ihr Blick wanderte über die Gruppe und verweilte kurz auf Terantina, bevor sie ihre Aufmerksamkeit und ein höfliches Lächeln der schwarz gewandeten Dame, mit der Amalia gesprochen hatte, widmete. Terantina verfolgte Belisa mit ihrem Blick und wollte gerade der Höflichkeit halber die Gerbers begrüßen, als sich Belisa abwandte. Sie kniff die Augen zusammen und es bildeten sich leichte Zornesfalten. “Sehr erfreut Euch kennen zu lernen.”, sagte Belisa in Richtung von Orleane versuchte das unbehagliche Gefühl, das sich gerade bei ihr breit machte, beiseite zu schieben und fächelte etwas schneller, während sie versuchte, sich so zu positionieren, dass Amalia zwischen ihr und Terantina stand. Amalia warf einen kurzen Blick zu Belisa und sagte dann an Orleane gewand: “Sehr gerne ich freue mich immer, wenn ich jemanden finde, mit dem ich interessante Gespräche führen kann.” "Das gleiche gilt für mich. Ihr macht mich neugierig.", erwiderte Orleane. Terantina räusperte sich und beide Frauen wandten sich ihr zu. "Ihr habt mir leider nicht die Möglichkeit gegeben, mich für Eure Freundlichkeit zu bedanken." Sie versuchte einen Blick auf Belisa zu erhaschen, nur um zu sehen wie sie versuchte ihr weiterhin aus dem Weg zu gehen. Danach wandte sie sich zu Amalia. "Ich freue mich über die Anwesenheit der Familie Gerber bei unserer kleinen Festlichkeit und bedanke mich für die Glückwünsche Eurer Tante auch wenn ich ihr Nichterscheinen höchst bedauerlich finde. Wir werden auf dem Fest sicherlich dazu kommen dieses Gespräch in einer gemütlichen Runde bei einem Glas Wein weiter fortzuführen. Es sei denn, ihr wollt uns zum Platz der Freiheit begleiten." “Aber gerne doch, wir haben doch den gleichen Weg.”, gab Amalia zurück und setzte sich langsam mit der Gruppe in Bewegung. “Meiner Mutter müsst Ihr ihr Nichterscheinen nachsehen. Mein Vater ist heute Mittag mit dem Schiff von einer längeren Handelsreise zurückgekehrt und die Beiden wollen sich besprechen. Außerdem war sie noch nie der Typ, der sich an Festen erfreut.”, entschuldigte Amalia ihre Mutter und schien kurz einem lustigen Gedanken nach zu hängen, ehe sie fortfuhr:” Wenn sie gekonnt hätte, wäre sie vermutlich nicht einmal zu ihrer eigenen Hochzeit erschienen.” Sie schmunzelte kurz über ihren Witz, schaute dann aber zu Belisa, die versuchte Terantinas Blicken auszuweichen, als könne diese giftige Bolzen aus ihren Augen schießen. Amalia zog die Stirn in sorgenvolle Falten. Irgendetwas ging hier vor sich und was es auch war, es verhieß nichts Gutes.


Die kleine Gesellschaft begab sich auf den Weg nach oben. Dieser war gesäumt von allerlei Händlern die lautstark ihre Ware anpriesen und auch dementsprechenden Menschenansammlungen die entweder an den Auslagen verweilten, kurz stehenbleiben um Bekannte oder Verwandte zu begrüßen oder sich in dem Strom einfach weitertreiben ließen. Dazu gesellten sich noch allerlei Schaulustige, die einfach nur den ganzen Trubel mit neugierigen Blicken verfolgten. Auch Orleane schaute mal bei diesem oder auch dem andern Händler, was das Weiterkommen merklich verzögerte. Terantina quittierte dies mit zunehmend schlechterer Laune, was auch zu einem kurzem Disput unter den Cousinen führte, der aber nach einem Machtwort von Elphya dylli Garén schnell verstummte. Nach einer letzten Wende hatte man freien Blick auf den höchsten Turm der Stadt in dem der Freiheitsgong untergebracht war. Nun galt es nur noch eine Treppe zu überwinden und man hatte das Ziel erreicht.


Amalia grüßte hin und wieder unter den Schaulustigen bekannte Gesichter und wurde fröhlich zurück gegrüßt. So dass sie auch nicht schneller war, als Belisa, die ebenfalls Interesse, an einigen Auslagen hatte oder die Gruppe der ya Pirras. Aus dem Augenwinkel beobachtete Amalia weiterhin das stille Katz- und Mausspiel zwischen ihrer Cousine und Terantina, die es nun aber eilig zu haben schien, auf den Festplatz zu kommen. “Komm schon, Belisa. Vorhin konntest du noch gar nicht schnell genug zur Feier kommen und jetzt bleibst du bei fast jedem Händler stehen.”, versuchte sie Belisa anzutreiben. Die Angesprochene wandte sich daraufhin auch von den Auslagen ab und sie konnten zur Familie ya Pirras aufschließen, als diese gerade am Fuß der letzten Treppe ankamen. “Du weißt doch Belisa, meist sind die zu solchen Anlässen angebotenen Waren ohnehin überteuert und haben irgendwelche kleinen Mängel, die man im Trubel schnell mal übersieht und zuhause ärgerst du dich dann.”, raunte Amalia ihr noch zu. Dann machten sie sich gemeinsam an den finalen Aufstieg.


Auch der Festplatz war gut besucht, aber es war längst nicht so überfüllt wie auf dem Weg hierher. Der Platz war nur für geladene Gäste geöffnet. Mehrere Tische und Sitzgruppen waren über dem Platz verteilt und entweder mit großen Schirmen oder gespannten Tüchern in den Farben der Travia vor der Hitze der Praiosscheibe geschützt. Vor den Spieluhrenwerkstätten spielte eine Musikkapelle Lieder die zum Tanzen auf der großen Tanzfläche einladen sollten. Ein erhöhtes Podest mit den Sitzgelegenheiten für die Senatsfamilen rundete das Bild ab. Überall wuselten Bedienstete zwischen den Plätzen umher um die hungrigen Münder und durstigen Kehlen zu versorgen. Man bahnte sich den Weg zum Podest und Terantina hielt schon Ausschau nach Dartan. Für die ya Pirras und die di Camaros war eine etwas größere Tafel in der Mitte des Podestes aufgebaut, wo beide Familien Platz finden sollten. Orleane sprach Amalia an. "Sagt, wollt ihr uns an der Tafel nicht Gesellschaft leisten. Es ist dort ausreichend Platz und von unserer Familie wird niemand mehr erscheinen. Und unser Gespräch war noch nicht zu Ende." Während Erdano und Elphya zustimmten, riss Terantina ihre Augen auf und verzog das Gesicht. Innerlich frohlockte sie, da Belisa und Dartan jetzt recht nahe beieinander wären und sie sich nicht erst die Mühe machen musste beide zusammen zu führen. Eine unbewusst gute Idee von Orleane.


Amalias Blick wanderte von der herzlichen Orleane, zum missbilligenden Gesichtsausdruck Terantinas, zu Belisa, die so aussah, als würde sie sich gar nicht wohlfühlen. Schade, eigentlich fand sie Orleane ganz sympathisch und hätte gerne noch mit ihr über ihr Studium gesprochen und sie besser kennengelernt. Naja, später am Abend dann vielleicht… Amalia setzte einen versöhnlichen Gesichtsausdruck auf und sagte: “Eure Einladung, werte Orleane ist eine Ehre, aber heute ist ja in erster Linie Terantinas und Dartans Fest und daher möchten wir uns nur mit zu Euch setzen, wenn es Terantina auch recht ist. Denn ich möchte nicht der Grund sein, dass die Braut auf ihrem eigenen Fest unzufrieden ist. Das wäre ganz sicher nicht im Sinne der gütigen Mutter.” Belisa machte bei der Erwähnung Travias ein traviagefälliges Zeichen und wirkte etwas erleichtert. Kurz wagte sie einen Blick zu Terantina, deren Blicke sie schon, seit sie aus der Kutsche ausgestiegen waren, auf sich spürte. Sie fragte sich, ob ihr Kleid schon Brandflecken hatte, so sehr starrte Terantina sie an. Wusste sie von ihrem Plan, mit Dartan zu sprechen? Fürchtete sie, dass sie ihr Dartan ausspannen könnte - so kurz vor der Hochzeit?


"Die Gäste meiner Cousine sind selbstverständlich auch meine Gäste, daher seid beide willkommen.", erwiderte Terantina mit einem generösen Lächeln. Zum einen war damit Orleane abgelenkt und zum anderen blieb Belisa in ihrer Nähe. "Wir sollten aber zusehen meinen Zukünftigen zu finden, da wir die Feierlichkeiten dem Zeremoniell nach langsam eröffnen sollten. Ah, da hinten ist er ja." Terantina wandte sich in seine Richtung.


Dartan saß in der Tat bereits am Camaro-Familientisch, zusammen mit seinem Bruder Vigo. Er wirkte entspannt, lehnte weit auf seinem Stuhl zurück und hatte die Füße auf den Tisch gelegt. Mit dem Weinpokal in der einen Hand und kleinen Kabanossis in der anderen schien vor allem ein Auge auf umherwandernde Herren zu haben. Wenn auch ohne amorösen Blick. Immer wieder mal kam von ihm ein “Der da?” und Vigo antwortete knapp und auffällig leise mit Kommentaren wie “Verheiratet”, “Zu Betrunken, da kann wer weiß was passieren” oder auch “So kaltherzig bist du nicht.” und meistens kommentierte Dartan das mit einem süffisanten Grinsen. Sein Blick fiel auch kurz auf Arbas. Wieder ein vielsagender Blick auf seinen Bruder und der zuckte mit den Schultern “tragisch, aber verkraftbar.” war sein geflüstertes Urteil. Dann erspähte Dartan auch Terantina und ihre Begleitung. Sofort gewann er an Körperspannung, nahm die Füße vom Tisch und stand auf. Dieses eigenartige Spiel, dass er bis dato noch spielte, schien abrupt beendet. “Na wenn das nicht meine zukünftige Ehefrau ist. Sei willkommen an unserem Tisch. Sofort kam er ihr etwas entgegen und zog einen Stuhl zurück, damit sie sich setzen konnte.

Terantina ging auf Dartan zu, lächelte ihn an und gab ihm einen innigen Kuss auf seine Lippen. "Danke mein Zukünftiger. Höflich wie ich es kenne und liebe." Sie nahm auf dem angebotenen Stuhl Platz und nickte Vigo zur Begrüßung zu. "Ich vermisse ][Phelippa di Camaro|Phelippa]]. Ist sie noch nicht zugegen? Ach, verzeiht. Wo sind meine Manieren? Dartan, mein Liebster, darf ich dir die Repräsentanten der Familie Gerber für die heutigen Festlichkeiten vorstellen. Amalia und Belisa Gerber." Mit einer kurzen Handbewegung deutete sie auf die beiden Cousinen. "Ich habe beiden einen Platz an unserer Tafel angeboten. Natürlich nur wenn du keine Einwände hast."

“Aber nicht doch, nehmt Platz.” nickte Dartan zu. “Fühlt euch ganz willkommen. Ich war ja ebenso so frei und habe unsere Tischgesellschaft erweitert. Da mein Bruder ja mit seiner Gemahlin Cassiopeia Trentii erscheinen wollte, werden auch ein paar ihrer Familienmitglieder hier sein. Ich meine, dass der Erbauer unserer Kutsche, Arbas Trenti auch jeden Moment hier eintreffen sollte. Von daher ist dies hier kein reiner Zwei-Familientisch. Und was Phelippa betrifft, sie ist momentan dort hinten auf der Tanzfläche und tanzt den beleidigten Ehemann.” Kaum, dass Terantina sich gesetzt hatte, nahm auch Dartan direkt neben ihr Platz. “Wieso vermisst du Phelippa denn so sehr? Habt ihr euch etwa für ein… Getränk verabredet?”


"Oder auf zwei, oder drei…", grinste Terantina. "Wir werden sehen. Der Abend ist ja noch jung. Und auch ich habe vor ausgiebig zu tanzen und zu feiern." Als ob sie ihren Worten sofort Taten folgen lassen wollte, nahm sie sich einen der Trinkpokale, die in der Mitte der Tafel platziert waren. "Daher wirst du mich gleich auch auf die Tanzfläche begleiten. Aber erst einmal sollten wir den offiziellen Teil hinter uns bringen und die anwesenden Gäste begrüßen. Das Reden überlasse ich gerne dir." Bevor Dartan etwas erwidern konnte, nahm Terantina ihren Pokal und klopfte mit einem ihrer Ringe dagegen bis sie sich sicher war genug Aufmerksamkeit erregt zu haben, stand auf und schaute zu Dartan. “Eine Rede? Wirklich?” lachte Dartan ungläubig. Aber da sich ja nun schon alle zu ihm umgedreht hatten, schnaubte er kurz, zuckte einmal mit den Augenbauen und legte spontan los. “Nun, meine Freunde, es sieht so aus, als wäre dies ein besonderer Moment, den es mit einer Rede zu würdigen gilt. Wohlwahr, dies ist ein Tisch der Freundschaft und auch der Liebe. Es ist nicht nur der vermutlich rahjamäßig gesegnetste Tisch des ganzen Festes, er vereint zwei Personen, die morgen eine ganz besondere Vereinigung eingehen werden, dank der sie dann für immer an einem Tisch sitzen dürfen. Sofern nicht einer von uns beiden doch noch schreiend davon läuft versteht sich.” schmunzelte Dartan und ließ die am Tisch sitzenden kurz lachen, sofern Ihnen danach zu Mute war. “Das heißt aber auch, dass heute noch Freiheit auf dem Menüplan steht. Es ist schön, an einem Tisch voller Freunde zu sitzen und hoffe, dass alle den Willen mitgebracht haben, heute eben jene Freiheit zu feiern. Zu betrinken, zu betanzen… was man eben so macht, wenn man frei ist. Dazu wollen wir auf jeden Fall einladen und daher will ich damit diesen Freudenabend nun feierlich eröffnen. Haltet euch nicht zurück, habt Spaß und dankt Rahja für einen hoffentlich unvergesslichen Abend. Ein Abend, als sei er der letzte Abend einer großen Geschichte.” Er trank von seinem erhobenen Glas und blickte auf Terantina. “Willst du noch was dazu sagen?” "Du hast alles schon mit passenden Worten erwähnt, Liebster. Möge uns die Heitere Göttin ihren Segen geben, auf das wir am heutigen Tage Freude in Ihrem Sinne verbreiten und Sie lobpreisen." Terantina nahm Dartans Hand und lächelte ihn an. "Und nun komm. Das Lied der Kapelle endet gleich und mir gehört der erste Tanz mit dir." Damit zog sie ihn auch schon zur Tanzfläche. Und da war wieder dieses Gefühl der inneren Leere, obwohl sie gerade um Ihren Segen gebeten hatte. Als beide aus der Hörweite des Tisches waren, schaute sie ihn an. "Ich hatte noch gar nicht die Gelegenheit mich für das wunderschöne Bouquet von heute zu bedanken. Wenn du mir Komplimente machen möchtest, musst du aber noch üben. Eine Zusammenstellung mit Hopfenblüten, Kartoffelrosen und Zwiebelblüten ist nicht gerade das was ich erwartet habe." Sie lächelte noch, aber es erreichte nicht mehr ihre Augen. "Ich bin also falsch und einfach nur schön. Und überrumpeln will ich dich auch. Bisher haben wir doch immer an einem Strang gezogen, oder? Das hat mich sehr getroffen. Oh, sie stimmen eine Pavane an." Terantina nahm die erste Position für den Tanz ein. Dartan legte den Kopf schief. Er vernahm die langsamen Trommelschläge, so wie man sie in der Ehrenpavane ach so häufig hören konnte. Entsprechend ging auch er auf seine Position, direkt neben ihr, mit seiner rechten Hand ihre linke Hand haltend. Kurz den entscheidenden Takt des Schlagzeugs abwartend, gingen beide simultan zwei Wipp-Schritte nach Rechts. Als die Geigen einsetzten und es vier langsame Wipp-Schritte nach vorne ging, konnte Dartan sich äußern. “Ich habe nicht den geringsten Hauch, wovon du sprichst.” “Du willst mir sagen, du kennst das Flor Falar nicht?” Nun ging es die gleichen vier Schritte wieder rückwärts. “Nein, ich will dir sagen, dass ich dir keine Blumen an die Kutsche gepackt habe. Ich kenne die Bedeutung nur zu gut.” Vier Schritte zur Seite. “Und du solltest auch wissen, dass ich das Flor Falar kenne. Wenn du dich erinnerst, es war eine der Aufgaben der Teilnehmer der Brautschau meines Bruders.” Vier Schritte zurück. “Wie könnte ich die Blumenprobe deiner Mutter vergessen. Diese tumben Fremdstädter haben sich herrlich blamiert. Ich weiß dennoch nicht, ob ich dir das Glauben kann. Dartan wandte sich Terantina zu und ging vor ihr aufs Knie. “Du kannst mir 8 Takte lang ins Gesicht schauen und dich überzeugen, dass ich nicht lüge. Ich habe an deiner Kutsche nicht eine Blume angebracht. Warum auch. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich für morgen alles unter Kontrolle habe.” Dartan erhob sich mit dem 8ten Takt, den Terantina formvollendet dafür genutzt hatte, in 8 Wippschritten um ihn herum zu gehen. Nun galt es für die beiden, die nächsten 8 Schritte eine Ronde zu bewältigen. “Wer war es dann?” “Ich weiß nicht. Hast du dir etwa neue Feinde gemacht? Hast du etwa etwas getan, von du MIR nun erzählen willst?” Die beiden gingen wieder in die Ursprungsposition. Bereit für die nächsten vier Schritte nach vorne. Doch Terantina war nun in ihrem Kopftheater gefangen. Sie verpasste den Einsatz und aus vier langsamen Wipp-Schritten nach vorne wurden drei hektische und steife Stolperschritte. Und als sie sich wieder gefangen hatte ging es direkt wieder rückwärts. Ärger stieg in ihr hoch und ihrer Tanznachbarin, die es gewagt hatte zu grinsen, warf sie einen vernichtenden Blick zu. Vier Schritte zur Seite. Nun hatte Terantina sich wieder gefangen und nahm Haltung an. Vier Schritte zurück. "Vielleicht war es jemand anderes aus deiner Familie. Schließlich hatte die Botin sich als Bedienstete deines Hauses ausgegeben." Dartans Miene verdüstere sich, als er sich ihr wieder zuwandte und vor ihr aufs Knie ging. "Oder es war eine deiner Verflossenen.", versuchte sie zu beschwichtigen und lächelte. “Aber genug davon. Du hast also alles unter Kontrolle? Was hast du vor?” Terantina schaute ihn erwartungsvoll an, während sie die acht Wippschritte um ihn herum ging und sich dann auf die Ronde konzentrierte. "Egal was es ist, du wirst morgen alleine da stehen, denn ich werde nicht mehr vor Ort sein. Ich werde in die Obhut meines Tempels zurückkehren." Diesmal war Dartan überrascht und versteifte sich kurz, konnte seine Körperspannung schnell zurück gewinnen und schaute Terantina fragend an. "Was meinst du, wer sich als Geliebte der Göttin überhaupt bewerben kann? Natürlich nur jemand der die ersten Weihen der Rahja empfangenen hat. Und warum habe ich mich wohl nach unserer ersten Nacht länger dort aufgehalten und bin nicht nach Efferdas zurückgekehrt?"


Arbas und Thalio waren soeben am Tisch der di Camaros angekommen, als Terantina gegen das Glas klopfte und sich erhob. Etwas überrascht beeilten sich die beiden, zwei freie Plätze einzunehmen um nicht aufzufallen. Zur Begrüßung nickte man sich lediglich kurz zu, um nicht zu stören. Als sich Terantina und Dartan nach ihrer Rede aber direkt der Tanzfläche zuwandten, grinste Thalio seinen Cousin an: “Da bleibt uns wohl nur eine Möglichkeit, dem Paar zeitnah unsere Aufwartung zu machen.” Und er wandte sich den beiden Damen auf der anderen Seite des Tisches zu. Einen der Namen hatte er inzwischen tief im geistigen Notizbuch ausfindig gemacht. “Amaila! Schön, Euch hier zu sehen. Dürfen mein Cousin und ich Euch und Eure… Schwester? wohl um diesen Tanz bitten?”

Die Angesprochene zögerte. Diesen Mann hatte sie schon mal gesehen. In Methumis führte er mit anderen Studierenden gerne weitschweifige Gespräche im Schatten einiger Bäume. Sie erinnerte sich, dass sie ihn schon dort gesehen hatte, als sie selbst gerade dort angekommen war und so wie er sprach, studierte er wohl noch immer dort. Ihre Mutter hätte ihr sicherlich den Kopf gewaschen, so sorglos über solch eine lange Zeit vor sich hin zu studieren und das Geld der Familie zu verschwenden. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf Amalias Gesicht. Sie hätte nicht gedacht, dass der tüchtigen Familie Trenti ein solcher Taugenichts angehören würde. Scheinbar hatte jede Familie ihr schwarzes Schäfchen. “Ich wusste gar nicht, dass Ihr zur Familie Trenti gehört.”, wandte sich Amalia an den vermeintlichen Taugenichts. “Meinen Namen habt Ihr zumindest fast richtig behalten. Ich heiße Amalia und dies ist meine Cousine Belisa.” Amalia machte eine höfliche Handbewegung in Richtung ihrer etwas abwesend wirkenden Cousine, die bei der Nennung ihres Namens aufschreckte. “Nun,”, fuhr Amalia fort, “ich muss Euch gestehen, dass mir Euer Name leider nicht mehr geläufig ist. Wie ist also Euer Name, Cousin von Arbas, der in Methumis lebt?”

Ob Thailo geknickt war, dass sein kleiner Cousin bekannter war als er, ließ sich nicht bestimmen. “Oh, bitte verzeiht mir die Unhöflichkeit.” entgegnete er, im sitzen eine Verbeugung andeutend. “Thalio Trenti mein Name. Ihr kennt vielleicht die eine oder andere meiner Erzählungen. Ich bin Schriftsteller und vertiefe mein Wissen um diese Kunst derzeit an der Herzog-Eolan-Universität, korrekt.” Er erhob sich, reichte seine rechte Hand über den Tisch und bot sie Amalia dar. “Also?”

Amalia versuchte, sich ihre mangelnde Begeisterung nicht anmerken zu lassen. Eigentlich war Tanzen auch eher was für Belisa, aber die Cousine, die gerade noch so begeistert von diesem Fest war und es kaum abwarten konnte, saß nun blass, leise und in sich gekehrt am Tisch und schien von kaum etwas Notiz zu nehmen. Außerdem hätte sie lieber den schüchternen Arbas besser kennengelernt. Wenn sie bei den Trentis Holz bestellte oder ein bestimmtes Bauteil benötigte, war oft auch Arbas in der Werkstatt zugegen. Er sprach zwar selten mehr, als das Nötigste, dafür trug er aber in der Werkstatt sein Hemd offen, daher wusste Amalia, dass unter der Gewandung ein gut trainierter Körper verborgen war und seine Werkstücke zeugten von Können und Hingabe...

Amalia zwang sich selbst wieder in die Gegenwart zurück, wo die Hand des fast schon schlaksig wirkenden Rothaarigen auf sie wartete. Bei der schönen Göttin, sie würde wie ein Weinfass neben einer zierlichen Weinranke wirken, neben diesem Mann! Aber ein Korb würde wohl als sehr unhöflich und grob bei ihrem Gegenüber ankommen und sie würde den Rest des Abends noch mit diesen Leuten am Tisch sitzen. Also gut, ein Tanz ist ja nur ein Tanz. Amalia zwang sich zu einem freundlichen Lächeln, erhob sich rasch und legte ihre Hand in die Dargebotene. Schnell lief sie an Thalios Seite zur Tanzfläche, um sich noch schnell in die Aufstellung einzugliedern, während die Musikanten gerade begannen, den Auftakt zu spielen.