Briefspiel:Von Praios' Glanz und Rondras Ruhm

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Auge-grau.png

Briefspielgeschichte aus: Stadt Unterfels klein.png Briefspiel in Unterfels
Datum (aventurisch / irdisch): Tsa 1037 BF / 2015
Beteiligte (aventurisch / irdisch): Erlan Sirensteen und seine Gemahlin Shahane Sforigan y Scheffelstein / Erlan (mit Dank an beteiligte Personen!)


Einige zukünftige Entwicklungen werden durch diesen Text "vorbereitet" - im Endeffekt geht das auch bis bis hin zum Königsturnier in Arivor (1038 BF).


Autor: Erlan

Einleitendes…

Erlan Sirensteen

An einem Abend, der Praiosglanz der Sonne kämpfte noch gegen die aufkommende Dunkelheit an, erreichte ein Reiter die Stadt Unterfels und steuerte direkt auf den Monte Comitale zu. Das Klappern der Hufe des Pferdes hämmerte rhythmisch auf den Boden: Tack-Tack. Tack-Tack. Tack-Tack. Tack-Tack.

Das Pferd selbst war im schnellen Galopp unterwegs, der Reiter selbst schien jedoch nicht besonders in Eile zu sein, sondern eher den Wind des Beleman zu genießen. Auch wenn dieser dazu führte, dass er sich immer wieder seine Haare vom Gesicht nach hintenschob, damit er weiterhin überhaupt was sehen konnte. Der Reiter stoppte sein Pferd vor einem der Tore, welches ihm die beiden Wache habenden Gardisten schnell öffneten als sie den Reiter erblickten.

Früher, in den guten alten Zeiten der Kaiserin, da hätten sie schon längst das Tor geöffnet gehabt. Die Kombination eines Rappen mit einem Reiter, dessen weißblonden Haare in einem starken Kontrast zum seidigen Fell des Pferdes, gab es im Yaquirbruch nur einmal - und Erlan Sirensteen von Irendor war eben dafür bekannt. Doch die Zeiten änderten sich und noch aus den Zeiten, wo Sirensteen als Statthalter von Unterfels tätig war, rührte die Order, dass die Sicherheitskontrollen der Wachen verstärkt wurden. Weder bei den Irendorer Liliengardisten noch bei der Horaslegion, die damals zum Schutz der Stadt nach Unterfels detachiert wurde, wusste man über den Grund dieser Order - aber es wurde gemunkelt, dass bei den Auseinandersetzungen damals ein feindlicher Spion Zutritt erhielt, nur weil er auch diesem Schema entsprach.

Auf der Kuppe des Monte Comitale angekommen blickte sich der Reiter erst noch einmal in Richtung Unterfels um, wo die Baustelle des Alveranidendoms sich vor dem glitzernden Wasser des Yaquirs abhob. Leider waren die jüngsten Baufortschritte nicht direkt sichtbar, aber Sirensteen wusste, dass es voran ging, auch wenn es vielleicht länger dauerte als geplant. Aber auch die Hunderttürmige wurde nicht von einem Tag auf den anderen gebaut.

Nachdem er die Stallungen erreicht hatte, das treue Pferd nach einem Kraulen der Stirn mit einem "Gut gemacht, Dschinni!" in die Obhut eines Stallburschen gab, betrat er den Palazzo Arindello durch den Haupteingang. Als ihm noch ein Page seine sieben Sachen abnahm, hörte er plötzlich von oben seinen Namen und mit einem Mal auch das vieltönige Stampfen von kleinen Füßen auf dem Boden: Während seine Frau im ersten Stock wartete und ihren Gemahl anlächelte, fielen die drei Kinder ihm in den Arm und begrüßten ihn erfreut. Er wusste natürlich, dass das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern oftmals distanziert und kühl ablief, aber er kannte es von Burg Irendor nicht anders und freute sich über die stürmische Begrüßung durch Ludovigo, Amando und Elissa, die um die Aufmerksamkeit des Vaters kämpften.

"Müsstet Ihr nicht schon längst schlafen", fragte Erlan gespielt entrüstet die Kinder, die verschmitzt lächelten, sich aber doch nach kurzer Zeit zurückzogen. Denn eigentlich waren sie hundemüde, da sie an diesem Tag schon frühmorgens auf den Beinen waren.

"Jetzt weißt Du, warum ich mit Dschinni nach Vinsalt geritten bin" - so die Worte Erlans an seine Gemahlin Shahane, die er jetzt auch mit einem kurzen Kuss begrüßte, bevor er fortfuhr: "Wäre ich mit der Kutsche unterwegs, dann wäre ich entweder erst mitten in der Nacht hier gewesen oder gar einen Tag später. Dann hätte ich aber die drei nicht mehr gesehen und dafür lohnt es sich doch auf den Komfort einer Kutsche zu verzichten, oder?"

Shahane erwiderte den Kuss ihres Gemahls, nickte zustimmend und antwortete ihm mit leicht spöttischer Stimme: "Außerdem hast Du dann noch heute Zeit Dich um die dringenden Angelegenheiten zu kümmern. Während Du in Vinsalt weiltest, gab es einige wichtige Botennachrichten." Inzwischen waren die beiden im Salon angekommen, wo ein Feuer im Kamin prasselte und für wohlige Wärme sorgte. Sie reichte ihrem Mann einen Stapel Papier und wies den Pagen mit einem kurzen Zeichen an aufzutragen. Nur wenige Augenblicke später standen zwei silberne Pokale auf einem kleinen Beistelltisch - und natürlich eine Flasche Wein. Natürlich der rote Yaquirbrucher, den der Adlige auch gleich kostete. In einem der früheren Jahrgänge kam es öfters dazu, dass die Verschlusskorken sich teilweise in der Flasche auflösten und den Trinkgenuss des guten Weins durch die kleinen Bröckchen verdarben. Dies war hier aber nicht der Fall und das Ehepaar prostete sich gegenseitig zu.

Vom Fernbleiben des Priesterbarons

Während Erlan den Papierstapel durchblätterte kommentierte Shahane die Schreiben - mal kurz und knapp ("die Einladung habe ich bereits abgesagt, da sind wir bereits wo anders eingeladen"), aber auch teiweise recht lang ("es wird gemunkelt, dass bei der nächsten Sitzung des Consilio della Signores das ein Thema sein wird: [...]"). Nachdem der Stapel abgearbeitet war, zeigte Shahane ihrem Gemahl einen weiteren Zettel: "Wir müssen über die Gästeliste für den Empfang zur Weihe des Praiostempels reden, Erlan!" Leicht verwundert schaute sich Erlan die Liste an und fragte, wo es denn da Redebedarf geben würde? Shahane schien sich erst noch zu sammeln, bevor sie antwortete: "Es gibt die Fama, dass Veliris unseren Empfang nicht besuchen wird."

Damit war die für den Perainemond 1037 BF geplante Weihe des Praiostempels zu Unterfels gemeint, die von Festivitäten in der ganzen Stadt begleitet werden, bis dann das Consilio della Signores am 18. des Mondes tagen wird. Eine dieser Feierlichkeiten sollte auch im Palazzo Arindello stattfinden, denn in dieser Woche veranstaltete nahezu die gesamte Nobilität von Unterfels Bälle, Empfänge und dergleichen zu Ehren der praiosgefälligen Zeremonie, während für das einfache Volk auch tagelang diverse Darbietungen und Attraktionen geplant waren.

Damit hatte Erlan jetzt nicht gerechnet: "Veliris? Der Priesterbaron kommt nicht zu einem Empfang anlässlich der Weihe eines Praiostempels? Kann es einen bedeutenderen Termin geben? Noch bedeutender als diese seltene Ehre, die dem Herrn Praios zuteil wird, angemessen zu feiern? Und dann auch noch im Hause eines Mitglied seines Ordens? Wo der neue Hochgeweihte auch ein Mitglied seines Ordens ist? Das musst Du mir erklären Shahane." "Du hast schon das richtige Wort verwendet", so begann Shahane ihre Antwort, während sie ihrem Mann ernst in die grünen Augen blickte. "Angemessen. Aus Veliris kam die Anfrage nach der genauen Gästeliste, der natürlich entsprochen wurde. Bis heute gab es noch keine Reaktion, aber es gibt das Gerücht, wonach der Baron die Liste nicht für 'angemessen' hält. Sirensteen schaute sich die Liste, auf der der Priesterbaron ganz weit oben stand, noch einmal genauer an und bemerkte zwei leicht markierte Namen. Mit einem Finger darauf tippend fragte er seine Frau, ob diese beiden Personen gemeint seien. "Wer sonst?", fragte ihn Shahane und fuhr fort: "Ich habe unseren Cancellario gebeten die Gästeliste zu prüfen. Es können nur die beiden gemeint sein, denn alle anderen Gäste waren schon öfters auf gemeinsamen Bällen, Empfängen und Festivitäten mit Alricilian."

Erlan schüttelte den Kopf und überlegte kurz. Natürlich, gerade ein Geweihter des PRAios achtet schon auf die Standesunterschiede, aber das war in diesem Fall seiner Meinung nach einfach übertrieben. "Und nun, Shahane?"

Shahane spielte mit einem Finger in ihrem seidenen Haar und erwiderte - gut vorbereitet, wie aus der Balestrina geschossen: "Bisher haben sie nicht zugesagt, insofern wäre es denkbar..." Mit einem deutlichen "Nein!" unterbrach Erlan seine daraufhin erstaunt ihn anschauende Gemahlin. "Ich habe Silem in Vinsalt getroffen. Und er hat mir dort freudig zugesagt und ich habe mich ebenso erfreut darüber gezeigt." Die elegante Lösung für das Problem schien sich so eben so schnell aufzulösen, wie ein kräftiger Wind an sonnigen Tagen die Wolken vertreibt.

"Meinst Du, Du könntest mit Silem darüber reden?" fragte Shahane ihren Gemahl der kräftig den Kopf schüttelte: "Natürlich könnte man mit ihm reden. Aber ich will es nicht. Sein Vater wird neuer Geweihter des neuen Praiostempels direkt zu unseren Füßen. Und ich soll ihn und seine Frau, die das Blut meiner Ahnen mit mir teilt, nicht dazu einladen?"

"Das würde dann bedeuten, dass Alricilian II. wohl nicht zu unserem Empfang kommen wird. Du wolltest doch mit ihm auch die eine wichtige Sache besprechen, Erlan. Das wäre der geeignete Zeitpunkt gewesen, wo es nicht aufgefallen wäre, wenn ihr länger Eure Köpfe zusammensteckt." so Shahane in einem letzten Versuch ihren Gemahl zu überzeugen - obwohl sie schon wusste, dass das nicht erfolgreich sein wird, denn schließlich kannte sie Erlan inzwischen gut genug, um ihn dahingehend einschätzen zu können.

"Nun, dann werde ich mit ihm bei Drugon Rinaldo sprechen. Sein Empfang ist doch einige Stunden vorher, oder? Dem amtierenden Senescalio von Unterfels wird er wohl kaum die kalte Schulter zeigen. Was mich angeht werde ich nicht die Loyalität gegenüber meiner Familie vergessen: Ancalita und Silem bleiben auf der Gästeliste und ich freue mich auf den gemeinsamen Empfang und werde nicht Cerdon aus Veliris damit beschämen, dass seine Familie nicht bei dem Empfang dabei sein wird, den man am ehesten als familiär bezeichnen kann!"

Damit war das Thema durch, das wusste Shahane - jedenfalls war dies kein Herzensangelegenheit für sie, wo sie noch versuchte ihren Gemahl umzustimmen. Sollte doch der Priesterbaron kritisieren, dass die junge Ancalita Sirensteen mit ihrem Gemahl Silem unter Stand geheiratet hat - dann würde er halt nicht dabei sein. Vielleicht, so dachte sie sich, würde das ganze dann auch weniger streng ablaufen, wobei sie sich für diesen Gedanken schalt, denn mit der weiteren Familie des kommenden Hochgeweihten waren ja gleich drei Praiosgeweihte vor Ort.

"Kommen wir zu einem erfreulicheren Thema: Wie war es in Vinsalt?" - damit versuchte Shahane das für sie mißliebige Thema abzuschließen und durch ein erfreulicheres zu ersetzen. Viel Erfolg sollte sie damit aber nicht haben.

Turnierwesen

"Im Grunde genommen erfolgreich. Und Du glaubst nicht, wie dort die Nachricht gefeiert wurde, dass der junge Horas sich mit meiner Nichte Udora verlobt hat! Ich glaube in Vinsalt wird noch immer gefeiert ob der Nachricht. Erlgard erzählte mir übrigens, dass Udora erst unlängst an einem Turnier teilgenommen habe und sich dafür begeistert. Das hat sie wohl in Neetha gelernt."

Erlan in voller Rüstung

"Ein Turnier... Sag an Erlan, wann wirst Du eigentlich wieder an einem Turnier teilnehmen?" fragte Shahane ihren verdutzt reagierenden Ehemann.

"Ich glaube nicht, dass das so schnell passieren wird... mir ist es ja inzwischen gelungen, Tilfur davon zu überzeugen, dass es keine große Ehre für mich ist, bei der Goldenen Lanze von Bomed dabei zu sein, sondern eher eine Art Pflichtübung darstellt. Und das Turnier, da hatte ich ja wenigstens noch einen Grund hinzugehen."

Shahane blickte ihren Mann leicht belustigt an, wusste sie doch, wie sehr er Turniere mochte und stichelte noch ein wenig: "In Bomed bist Du schon angetreten, das ist mir bekannt. Aber wenn beispielsweise der Horas zum Horasturnier ruft - da solltest Du doch folgen!"

Erlan lächelte ein wenig und entgegnete: "Ein Horasturnier ist mir tatsächlich nicht bekannt. Meinst Du vielleicht das alljährliche Königsturnier zu Arivor? Ich glaube ich bin da ein loyaler Gefolgsmann des Königs und des Horas - und war ebenso noch nie dort... wir Sirensteens sind halt nicht gerade für unsere Begeisterung am Turnierwesen bekannt. Es fällt auch nicht auf, wenn auf den Teilnehmerlisten der Name Sirensteen fehlt."

Shahane und Ludovigo Sirensteen

Doch Erlans Worte verfehlten die von ihm erhoffte Wirkung, denn Shahane schaute leicht verächtlich drein: "Nicht auffallen? Unser geschätzter Verwandter in Bomed", das Wort "geschätzt" betonte sie ganz besonders, "übt doch seit geraumer Zeit regelmäßig die Turnierdisziplinen um Rondras Ruhm zu mehren. "Du meinst Rinaldo? Ach, das macht er doch nur, weil ihn Tilfur mal aufgezogen hat, dass die Mitglieder des Geheimen Rates bei der Goldenen Lanze mindestens einmal die Finalrunde erreicht haben sollten", antwortete Erlan auf den Einwand.

Ob des ihm überdrüssigen Themas - wer konnte schon ahnen, dass das Turnierwesen jetzt Bestandteil der abendlichen Diskussion sei? - stand Erlan auf, stocherte etwas mit einem Schürhaken im Kamin und hoffte, dass die aufkommende Stille nicht wieder durch Diskussionen über die Tjost, den Buhurt und dergleichen abgelöst wird. Shahane, die wusste, dass er jetzt das Thema wechseln wollte, tat ihm den Gefallen und fragte ihn, ob er sich denn in Vinsalt um Ludovigo gekümmert hätte. Ein unbeteiligter Zuhörer hätte sich gefragt, inwiefern das überhaupt möglich gewesen sein kann, wo Ludovigo doch augenscheinlich in Unterfels weilte, während Erlan in Vinsalt war, doch dieser entgegnete quasi sofort, dass er zwar Gespräche geführt hätte, diese aber anscheinend nicht erfolgreich waren und er den Gedanken, vielleicht weiter ostwärts zu suchen, demnächst wohl aufgreifen wolle.

Auch wenn das neue Thema für Erlan nicht unbedingt erbaulich war - es war ihm allemal lieber, als wenn man sich weiter über Turniere unterhalten würde. Die Goldene Lanze von Bomed 1032 BF, war sein bisher letztes Turnier - und wenn es nach Erlan gehen würde, dürfte das auch gerne so bleiben. Er war zwar eigentlich nicht schlecht in den Disziplinen (außer vielleicht eben bei besagter Lanze 1032 BF), aber ihm lag das Turnier und vor allem der Lanzengang nie so richtig im Blut und insofern war er auch froh, dass er seine Ausbildung in Vinsalt hatte und eben nicht in Neetha. Dort wo man das Lanzenreiten noch ein wenig mehr schätzte...

Doch die Stille Shahanes, die kaum merklich nickte, als Erlan das neue Thema ansprach, war ihm auch nicht recht. Er wusste, dass dieses Thema ihr wichtig war und müsste da wohl den eigenen Einsatz noch etwas verstärken. Vielleicht würde sich ja in Angbar was ergeben, überlegte er sich noch, als sich Shahane von ihm verabschiedete und er einige Zeit später folgte.