Briefspiel:Im Land der echten Liebe/Käuzchenturm von Imdallyo: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Liebliches-Feld.net
Zur Navigation springenZur Suche springen
(Die Seite wurde neu angelegt: „{{Halboffiziell}}{{:Briefspiel:Im Land der echten Liebe}} in Kürze Briefspiel: Im Land der echten Liebe“)
 
Zeile 1: Zeile 1:
 
{{Halboffiziell}}{{:Briefspiel:Im Land der echten Liebe}}
 
{{Halboffiziell}}{{:Briefspiel:Im Land der echten Liebe}}
 +
Käuzchenturm von [[Imdallyo]] (von [[Benutzer:OrsinoCarson|Orsino Carson]])
 +
 +
„Warte, ich hebe dich über den Stein“, schlug Tariano vor und streckte seine Arme nach Usanzas Hüften aus, „die alte Dame hatte uns ja gewarnt. Der Turm sei vor längerer Zeit eingestürzt und die Trümmer lägen noch überall herum.“ Er blickte durch den schmalen Durchlass in der Mauer der Burg, die sich hier auf einer langgezogenen Erhebung aus den Feldern, die [[Imdallyo]] umgaben, erhob und deren Umrisse sich bei ihrer Ankunft imposant gegen den Rand des großen Waldes, der sich hinter ihr erstreckte, abgezeichnet hatten.
 +
 +
[[Myjan Elleran Carson]] hatte sie mit ihrer sanften, irgendwie verträumt klingenden Stimme willkommen geheißen und dem jungen Paar sofort ein sehr geräumiges Quartier herrichten lassen. Ohnehin schienen viele Teile dieser Burg ungenutzt zu sein. Allen voran diese alte unterhalb der Burg gelegenen Schanze, die schon seit langer Zeit nicht mehr gebraucht und gepflegt wurde. Offenbar erwartete man über diesen steilen Hang keinen Angriff mehr. Signora Carson hatte wohl sofort erkannt, dass sie den beiden eine Freude machen würde, wenn sie ihnen ein besonders romantisches Plätzchen empfehlen würde, an dem sie ungestört den Abend verbringen könnten. Selbst ein Körbchen mit einer Flasche [[Sheniloer Geronssblut]] und einigen kleinen Leckereien hatte sie ihnen mitgegeben, und natürlich auch eine kleine Laterne.
 +
Als Tariano Usanza über den Stein gehoben hatte, durchquerten sie im Licht der Abendsonne, die hinter dem Wald im Westen die letzten Schritte ihres täglichen Weges zurücklegte, eine kleine Wiese voller weißer, gelber und blauer Blümchen, die den einstigen Innenraum der Schanze eingenommen hatte. Auf einem nahen abgebrochenen Mäuerchen verkrochen sich zwei graugrüne Eidechsen für die Nacht in einer warmen Ritze. „Vielleicht ist diese Nacht von [[Tsa]] gesegnet“, neckte Usanza ihren Gatten.
 +
Sie fanden die steinerne Bank, die Myjan Elleran ihnen beschrieben hatte. Ihr Neffe, der Burgherr, habe sie vor einiger Zeit in Gewölben tief im Burgberg gefunden und sie dann hier aufstellen lassen, um von Zeit zu Zeit selbst herzukommen und alte bosparanische Epen zu lesen. Denn aus jener Zeit stammte diese Bank und wohl auch die ursprüngliche Burg hier. Tatsächlich sah die Bank sehr alt aus, die Sitzfläche war glatt geschliffen und abgerundet, die Weinranken, die als Ornament in die beide Füße gemeißelt worden waren, waren schon stark verwittert. Die beiden setzten sich auf die Bank. Vor ihnen erhob sich jener runde Turm, der einst die Schanze beschützt hatte. Er war aus recht groben Steinen gefügt und wohl jahrhundertealt. Irgendwann hatten [[Satinav]]s Hörner ihr Werk getan und der obere Teil war abgebrochen und in die Schanze gefallen, wo die Steine nun überall verstreut lagen, oft bereits zu einem guten Teil im Boden versunken und von Pflanzen überwuchert. Unterschiedlich hoch waren die Wände des Turmes stehen-geblieben und ein besonders hohes Stück wies eine einzelne Fensteröffnung auf, durch das nun der rötliche Schein der untergehenden Praiosscheibe glänzte. Die verwitterten Mauern waren bedeckt von Moos und Efeu, auch manch andere Pflanze hatte sich einen Platz in den Furchen und Bruchkanten erkämpft und überragt wurde das verfallene Türmchen von einem Baum, der irgendwo im Innern Wurzeln geschlagen hatte. Aus diesem erklangen die nun langsam verstummenden Zikaden. Auf einem Stein, der verkehrtherum in die Mauer des Türmchens eingelassen worden war, sah man noch altbosparanische Zeichen, offenbar handelte es sich um den Teil eines kleinen Denkmals, in das ein Witwer traurig-schönen Worte der Liebe an seine verstorbene Gattin eingraviert hatte.
 +
„Wenn der Mond durch jenes Fenster scheint und dann ein Käuzchen ruft, werdet ihr ein langes und glückliches Leben zusammen verbringen. Wann immer ein junges Paar hier in Imdallyo den Traviabund eingeht, verbringt es einen Abend hier und hofft auf eben jenes Zeichen und wenn dies geschah, so blieb es danach auch immer wahrhaftig eine lange und glückliche Zeit für das Paar“, hatte die alte Signora gesagt. Dies sei ein Ort vieler und teils längst vergessener Geheimnisse, hatte sie noch hinzugefügt.
 +
Tariano öffnete die Weinflasche mit dem letzten Licht des Tages und entzündete dann die Laterne. Das Flackern der Flamme ließ Schatten über die Mauern gleiten und schnell versammelten sich einige neugierige Nachtfalter um das Licht.  Usanza blickte nach oben in den Himmel und suchte das [[Mada]]mal. Doch einige Wolken hatten sich herbeigeschoben und so ließ nur ein fahler Schein erahnen, wo das Licht der Nacht sich gerade befand. An den nicht von Wolken verdeckten Teilen des Nachthimmels waren unzählige Sterne erschienen, doch konnte ihr Licht das des Mondes nicht ersetzen. Von oben aus dem einsamen Baum oben auf dem alten Turm erklang der sehnsüchtige Ruf eines Käuzchens. Usanza seufzte still und legte einen Arm um ihren Mann. Unsere Zeit wird auf jeden Fall eine lange und glückliche werden, dachte sie und spähte hinter sich zur Burg. Dort sah man kaum noch Lichter, auch die Geräusche waren verstummt, hier und da ein gedämpftes Wort, irgendwo in dem weitläufigen Hof, das müde Wiehern eines Pferdes oder das vertraut klingende Klappern eines Fensterladens, der geschlossen wurde. Tariano küsste sie und löschte die Laterne. Das Licht des Mondes erhellte nun wieder stärker die begonnene Nacht, offenbar hatte er sich hinter den Wolken hervor-geschlichen. Usanza schaute in die Richtung des Gedenksteins des bosparanischen Witwers, dessen Worte voller Dankbarkeit sie noch einmal lesen wollte, aber auch im Licht des recht vollen Madamals an diesem nun fast klaren Himmel konnte sie diese nicht mehr erkennen. Dafür fiel das sanftsilbrige Licht einen Augenblick später in einem feinen Strahl durch die Fensteröffnung, unterbrochen durch eine einzelne kleine Pflanze, die auf dem ehemaligen Sims eine Heimat gefunden hatte. Von oben erklang wieder das Käuzchen.
  
in Kürze
 
  
  
 
[[Kategorie:Im Land der echten Liebe|Briefspiel: Im Land der echten Liebe]]
 
[[Kategorie:Im Land der echten Liebe|Briefspiel: Im Land der echten Liebe]]

Version vom 25. Juli 2025, 11:44 Uhr

Auge-grau.png

Romantischer Ort.png Städteübergreifendes Briefspiel Romantischer Ort.png
Datiert auf: ab Ende Rahja 1045 BF Schauplatz: verschiedene Orte im Lieblichen Feld Entstehungszeitraum: ab September 2024
Protagonisten: das Paar Tariano Amado Al'Morsqueta und Usanza da Selaque von Culming, weitere entlang des Weges Autoren/Beteiligte: Haus Amarinto.png Amarinto, Familie Tuachall.png Aurelion, Wappen fehlt.png BBB, Familie Solivino.png Bella, Reichswappen.png Dajin, Wappen fehlt.png Eliane, Haus Sirensteen.png Erlan, Familie di Asuriol.png Ernie, Haus re Kust.png Gishtan re Kust, Haus Urbet.png Gonfaloniere, Haus d Illumnesto.png Illumnesto, Haus Carson.png OrsinoCarson, Familie Varducchio.png Timm, Haus Tribec.png Tribec
Zyklus: Übersicht · Aufbruch · Schreine von Kagalfax · Lichtung bei Irendor · Phecadifälle · Garlischforst · Ozeanidenpalast · Palazzo Diodato · Gasthaus Gigas · In der Zweiflinger Kapelle · Käuzchenturm von Imdallyo · Liebesgrotte bei Saliceria · Gut Fecunda · Schanzgärten in Methumis · Isola Mythraela · Kloster Sancta Ricarda


Käuzchenturm von Imdallyo (von Orsino Carson)

„Warte, ich hebe dich über den Stein“, schlug Tariano vor und streckte seine Arme nach Usanzas Hüften aus, „die alte Dame hatte uns ja gewarnt. Der Turm sei vor längerer Zeit eingestürzt und die Trümmer lägen noch überall herum.“ Er blickte durch den schmalen Durchlass in der Mauer der Burg, die sich hier auf einer langgezogenen Erhebung aus den Feldern, die Imdallyo umgaben, erhob und deren Umrisse sich bei ihrer Ankunft imposant gegen den Rand des großen Waldes, der sich hinter ihr erstreckte, abgezeichnet hatten.

Myjan Elleran Carson hatte sie mit ihrer sanften, irgendwie verträumt klingenden Stimme willkommen geheißen und dem jungen Paar sofort ein sehr geräumiges Quartier herrichten lassen. Ohnehin schienen viele Teile dieser Burg ungenutzt zu sein. Allen voran diese alte unterhalb der Burg gelegenen Schanze, die schon seit langer Zeit nicht mehr gebraucht und gepflegt wurde. Offenbar erwartete man über diesen steilen Hang keinen Angriff mehr. Signora Carson hatte wohl sofort erkannt, dass sie den beiden eine Freude machen würde, wenn sie ihnen ein besonders romantisches Plätzchen empfehlen würde, an dem sie ungestört den Abend verbringen könnten. Selbst ein Körbchen mit einer Flasche Sheniloer Geronssblut und einigen kleinen Leckereien hatte sie ihnen mitgegeben, und natürlich auch eine kleine Laterne. Als Tariano Usanza über den Stein gehoben hatte, durchquerten sie im Licht der Abendsonne, die hinter dem Wald im Westen die letzten Schritte ihres täglichen Weges zurücklegte, eine kleine Wiese voller weißer, gelber und blauer Blümchen, die den einstigen Innenraum der Schanze eingenommen hatte. Auf einem nahen abgebrochenen Mäuerchen verkrochen sich zwei graugrüne Eidechsen für die Nacht in einer warmen Ritze. „Vielleicht ist diese Nacht von Tsa gesegnet“, neckte Usanza ihren Gatten. Sie fanden die steinerne Bank, die Myjan Elleran ihnen beschrieben hatte. Ihr Neffe, der Burgherr, habe sie vor einiger Zeit in Gewölben tief im Burgberg gefunden und sie dann hier aufstellen lassen, um von Zeit zu Zeit selbst herzukommen und alte bosparanische Epen zu lesen. Denn aus jener Zeit stammte diese Bank und wohl auch die ursprüngliche Burg hier. Tatsächlich sah die Bank sehr alt aus, die Sitzfläche war glatt geschliffen und abgerundet, die Weinranken, die als Ornament in die beide Füße gemeißelt worden waren, waren schon stark verwittert. Die beiden setzten sich auf die Bank. Vor ihnen erhob sich jener runde Turm, der einst die Schanze beschützt hatte. Er war aus recht groben Steinen gefügt und wohl jahrhundertealt. Irgendwann hatten Satinavs Hörner ihr Werk getan und der obere Teil war abgebrochen und in die Schanze gefallen, wo die Steine nun überall verstreut lagen, oft bereits zu einem guten Teil im Boden versunken und von Pflanzen überwuchert. Unterschiedlich hoch waren die Wände des Turmes stehen-geblieben und ein besonders hohes Stück wies eine einzelne Fensteröffnung auf, durch das nun der rötliche Schein der untergehenden Praiosscheibe glänzte. Die verwitterten Mauern waren bedeckt von Moos und Efeu, auch manch andere Pflanze hatte sich einen Platz in den Furchen und Bruchkanten erkämpft und überragt wurde das verfallene Türmchen von einem Baum, der irgendwo im Innern Wurzeln geschlagen hatte. Aus diesem erklangen die nun langsam verstummenden Zikaden. Auf einem Stein, der verkehrtherum in die Mauer des Türmchens eingelassen worden war, sah man noch altbosparanische Zeichen, offenbar handelte es sich um den Teil eines kleinen Denkmals, in das ein Witwer traurig-schönen Worte der Liebe an seine verstorbene Gattin eingraviert hatte. „Wenn der Mond durch jenes Fenster scheint und dann ein Käuzchen ruft, werdet ihr ein langes und glückliches Leben zusammen verbringen. Wann immer ein junges Paar hier in Imdallyo den Traviabund eingeht, verbringt es einen Abend hier und hofft auf eben jenes Zeichen und wenn dies geschah, so blieb es danach auch immer wahrhaftig eine lange und glückliche Zeit für das Paar“, hatte die alte Signora gesagt. Dies sei ein Ort vieler und teils längst vergessener Geheimnisse, hatte sie noch hinzugefügt. Tariano öffnete die Weinflasche mit dem letzten Licht des Tages und entzündete dann die Laterne. Das Flackern der Flamme ließ Schatten über die Mauern gleiten und schnell versammelten sich einige neugierige Nachtfalter um das Licht. Usanza blickte nach oben in den Himmel und suchte das Madamal. Doch einige Wolken hatten sich herbeigeschoben und so ließ nur ein fahler Schein erahnen, wo das Licht der Nacht sich gerade befand. An den nicht von Wolken verdeckten Teilen des Nachthimmels waren unzählige Sterne erschienen, doch konnte ihr Licht das des Mondes nicht ersetzen. Von oben aus dem einsamen Baum oben auf dem alten Turm erklang der sehnsüchtige Ruf eines Käuzchens. Usanza seufzte still und legte einen Arm um ihren Mann. Unsere Zeit wird auf jeden Fall eine lange und glückliche werden, dachte sie und spähte hinter sich zur Burg. Dort sah man kaum noch Lichter, auch die Geräusche waren verstummt, hier und da ein gedämpftes Wort, irgendwo in dem weitläufigen Hof, das müde Wiehern eines Pferdes oder das vertraut klingende Klappern eines Fensterladens, der geschlossen wurde. Tariano küsste sie und löschte die Laterne. Das Licht des Mondes erhellte nun wieder stärker die begonnene Nacht, offenbar hatte er sich hinter den Wolken hervor-geschlichen. Usanza schaute in die Richtung des Gedenksteins des bosparanischen Witwers, dessen Worte voller Dankbarkeit sie noch einmal lesen wollte, aber auch im Licht des recht vollen Madamals an diesem nun fast klaren Himmel konnte sie diese nicht mehr erkennen. Dafür fiel das sanftsilbrige Licht einen Augenblick später in einem feinen Strahl durch die Fensteröffnung, unterbrochen durch eine einzelne kleine Pflanze, die auf dem ehemaligen Sims eine Heimat gefunden hatte. Von oben erklang wieder das Käuzchen.