Briefspiel:Königsturnier/Leid der Cavalliera: Unterschied zwischen den Versionen
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''‚Herrin, was auch immer ihr von mir verlangt‘'', fügte sie in Gedanken hinzu, nicht die Antwort ihrer Knappin vorweg nehmend, sondern an die Göttin selbst adressiert. Und während sie ihre Schritte allmählich zum Turnierfeld vor dem Tempel lenkte, dachte sie wieder an ihre Base [[Elea von Urbet|Elea]], die seit zwei Götterläufen im fernen Osten des Kontinents gegen die Dämonenbündler focht. | ''‚Herrin, was auch immer ihr von mir verlangt‘'', fügte sie in Gedanken hinzu, nicht die Antwort ihrer Knappin vorweg nehmend, sondern an die Göttin selbst adressiert. Und während sie ihre Schritte allmählich zum Turnierfeld vor dem Tempel lenkte, dachte sie wieder an ihre Base [[Elea von Urbet|Elea]], die seit zwei Götterläufen im fernen Osten des Kontinents gegen die Dämonenbündler focht. | ||
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Aktuelle Version vom 5. August 2023, 17:26 Uhr
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Das Leiden der Cavalliera
„Meine Herrin, euer Kampf steht bevor. Wir müssen aufbrechen“, flüsterte die Knappin ihr ins Ohr.
Die abwesend wirkende Cavalliera bekam es kaum mit.
„Wir müssen euch noch eure Rüstung anlegen, Herrin, und ihr müsst noch etwas essen“, prasselte es weiter flüsternd auf ihr Ohr, ohne dass sie recht Notiz davon nahm. „Euer Gegner schlägt euch in Stücke, wenn ihr euch nicht noch stärkt, Herrin. Ihr kämpft gegen den Amarinto … wenn ihr überhaupt noch kämpft …“ In den letzten Worten der Knappin klang Resignation mit. Resignation ob ihres verzweifelten Versuchs, die eigene Herrin rechtzeitig vor deren letztem Kampf bei diesem Turnier aus ihrer Starre zu lösen? Tatsächlich fiel es ihr, der Knappin, schwer, ein Lebenszeichen der Herrin auszumachen. Die Cavalliera atmete kaum, sie bewegte sich nicht. Es schien fast so, als ahmte sie die Statuen nach, die hier, in der Ruhmeshalle des Rondra-Tempels von Arivor, über die Gläubigen wachten. Nur dass die Cavalliera nicht stand, sondern auf dem harten Boden kniete – und das, nur unterbrochen von ihrem zweiten Kampf gestern, bereits einen Tag und eine Nacht lang durchgehend. Gegessen oder getrunken hatte sie dazwischen nichts, ebensowenig geschlafen.
Dass die entrückt wirkende Cavalliera vieles von dem, was um sie herum geschah, unterbewusst mitbekam, konnte die Knappin nicht wissen. Dass die Erwähnung des Namens ‚Amarinto‘ sie gleichwohl noch einmal in ihre Versunkenheit zurückfallen lassen würde, auch nicht. Yandriga suchte den Rat der Göttin, versuchte zu ergründen, warum diese ihr bei diesem Turnier keinen Erfolg zu gewähren bereit war, während auf der anderen Seite jeder, der diesen omnipräsenten Namen – ‚Amarinto‘ – trug, von Sieg zu Sieg eilte. Seitdem ihr Ausscheiden aus dem Turnier unvermeidlich war, seit der gestrigen Niederlage gegen Batiste d'Imirandi sann die Urbeterin bereits darüber nach. Nur einmal hatte sie danach noch ihr Turnierzelt gesehen, als sie die Rüstung nach dem Kampf gegen Batiste ablegte, um sodann nur im langen Wappenrock den Tempel Gerons und Ardares aufzusuchen. Vor dem vierten Kampf, ihrem ersten siegreichen, obgleich längst bedeutungslosen gegen Almiro, musste ihr die Knappin das Rüstzeug bereits direkt vor der Turnierbahn anlegen und danach auch sofort wieder abnehmen. Selbst dafür wurde es nun aber langsam zu spät.
„Meine Herrin, bitte …“, flehte die Knappin Yandriga nur noch ins Ohr.
Und die Cavalliera blinzelte. Sie hob langsam den Kopf. Sie stützte sich mit ihren Händen auf dem kalten Boden ab, drückte sich von diesem weg, erhob sich endlich. Schwerfällig, müde, aber entschlossen.
„Isha“, sprach sie schließlich ihre Knappin an, „ich möchte, dass du das Zelt abbaust, wenn der Kampf vorüber ist. Pack alle Sachen ein und nimm die Pferde mit nach Urbet, hörst du.“
Yandriga sah in ein fragendes Gesicht.
„Ich habe meine Antworten noch nicht bekommen, Isha. Aber deswegen musst du nicht hier verweilen. Reite nur vor, zum Tafelberg, und übe dort mit meinem Bruder oder Abelardo oder einem der anderen. Sag ihnen, dass ich es so angeordnet habe … und dass ich nachkommen werde, sobald ich meine Antworten erhalten habe …“
In der Mimik ihrer Knappin stieg Widerwille auf.
„Ich will es so, hörst du, Isha“, machte die Cavalliera deutlich, dass ihr Entschluss feststand.
‚Herrin, was auch immer ihr von mir verlangt‘, fügte sie in Gedanken hinzu, nicht die Antwort ihrer Knappin vorweg nehmend, sondern an die Göttin selbst adressiert. Und während sie ihre Schritte allmählich zum Turnierfeld vor dem Tempel lenkte, dachte sie wieder an ihre Base Elea, die seit zwei Götterläufen im fernen Osten des Kontinents gegen die Dämonenbündler focht.