Rondralio von Urbet
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Rondralio Bassanio von Urbet, ehedem von Urbet-Marvinko, ist der amtierende 27. Valvassor von Urbet aus dem gleichnamigen Adelsgeschlecht und steht als Seneschall der Lutisaner auch dem zugehörigen Hausorden vor. Der jüngere Bruder des berüchtigten Traviano von Urbet stellte einst das dynastische Bindeglied seiner Familie zum Haus Torrem dar – eine Verbindung, die in der erneuten Fehde zwischen den Geschlechtern endete, bevor er Ende 1035 BF von seiner zwischenzeitlich in den Hochadel aufgestiegenen Gemahlin geschieden wurde. In der Gerondrata ist der Valvassor durch seine bisweilen beleidigende Direktheit und infolge unglücklicher Auftritte und Vorstöße mittlerweile selbst eine umstrittene Persönlichkeit.
Werdegang
Vom Kind zum Ehemann
Aufgewachsen in familiärer Obhut und im Genuss einer auf seinen adligen Stand ausgerichteten privaten Ausbildung, zeigte er früh eine besondere Vorliebe fürs Kämpfen und das Kriegshandwerk. Ein ursprünglich angedachtes Noviziat im Rondra-Kult wurde von seiner Mutter "aus politischen Gründen" (tatsächlich wohl eher persönlicher Verärgerung über den Erzherrscher) letztlich abgelehnt.
Nach dem Tod der Mutter 1026 BF wurde er als 15-Jähriger von Traviano zunächst in die Obhut seiner Tante Udora übergeben, bevor er im Winter 1028 BF mit der Torremerbin Perainia Torrem vermählt wurde. Der Grund für diesen Traviabund waren Ausgleichsbemühungen zwischen seinem neuen Schwiegervater Reon Phalaxan XXIV. Torrem und den Marvinko in der Frage der Kontrolle der Torremündung sowie der Ländereien Trimaras in Nordostmalur.
Konfliktreiche Jahre
Rondralio löste mit der umstrittenen Bestrafung eines belhankanischen Händlers den sogenannten Toricumer Weinkonflikt aus – oder lieferte zumindest den willkommenen Anlass dafür. In der Folge hielt er sich mit seiner Gemahlin und den gemeinsamen Kindern meist in Urbasi auf. Nach dem Tod Travianos im Rahja 1029 BF übernahm Rondralio formell die Führung des Lutisaner-Hausordens – wohl auch weil sein älterer Bruder Auricanius hierfür aufgrund seiner Praios-Weihe eher ungeeignet war. Über das Verhältnis der beiden Brüder wird seit den Differenzen um die Nachfolge Travianos, aus denen Auricanius als faktischer Chef des Hauses hervorging, viel spekuliert – es soll nicht unbelastet sein. Dazu kommen weltanschauliche Meinungsverschiedenheiten zwischen dem rondragläubigen und dem praiosgeweihten Bruder. Öffentlich demonstriert man aber stets Zusammenhalt.
Dies änderte sich auch durch den Erbantritt Perainias im Rahja 1031 BF und den damit verbundenen Umzug der gesamten Familie nach Toricum nicht. Rondralio trat zunächst als formelles Oberhaupt der Lutisaner zurück und übernahm in seiner neuen Heimat als Primo-Consigliero des Hauses Torrem eine hervorgehobene Position als "rechte Hand" seiner Gemahlin, hatte dabei jedoch von Beginn an mit dem Einfluss der älteren Torrems im Umfeld Perainias zu ringen. Zur Unterstützung folgten ihm mehrere Bedienstete an den Hof: Sein Privat-Segretario Casco da Casaverde, ein verschlagener Gefolgsmann, der ihm bereits von Beginn an bei den Lutisanern diente, die strenge Gouvernante Iolane ya Paredo, Erzieherin seiner Kinder und aus einer urbetischen Ministerialenfamilie stammend, sowie die zurückhaltende, aber treue Medica Anselma de Pievara waren einige davon.
Bruch mit der Gemahlin
Als dann bereits einen Monat später, im Praios 1032 BF, seine eigene Isoliertheit am Hof dennoch offenkundig wurde und das Haus Torrem an der Stadt Urbasi Verrat beging, kehrte Rondralio seiner ungeliebten Gemahlin den Rücken zu und in seine Heimat zurück. Dort nahm er die in der Zwischenzeit vakant gebliebene Position als Seneschall der Lutisaner wieder an. Seine Gemahlin forderte zwar vehement seine Rückkehr nach Toricum, doch lehnte er diese wiederholt ab; schließlich hegte sie gar offene Tötungsabsichten.
Rondralio versuchte ungeachtet dessen in Urbasi ein möglichst "normales" Leben zu führen, in dem die ihm einzig verbliebene älteste Tochter zunächst die einzige Konstante war. Ab dem Praiosmond 1033 BF entwickelte sich aus anfänglicher Sympathie für die Edeldame Pira della Pena eine innige Affäre, die fast zwei Jahre Bestand haben sollte. Die formell fortbestehende Ehe mit der mittlerweile zur Hochadligen aufgestiegenen Perainia, die Rondralio aus Rücksicht auf seine Tochter auch nicht aus eigenem Antrieb zu beenden gedachte, entfremdete ihn jedoch schließlich von der Geliebten, die sich ihrerseits verlobte. Erst nach der verheerenden Feuernacht 1035 BF einigten sich die seit Jahren wieder verfehdeten Häuser Torrem und Urbet auf die Scheidung, die Rondralio immerhin die ohnehin an seiner Seite lebende Tochter überließ.
Valvassor von Urbet
Der äußere Anschein eines sich beruhigenden Lebens hielt indes nicht lange an: Im Rondra 1036 BF kam Rondralio eine Schlüsselrolle beim Zweiten Massaker von Urbet zu, als er von der Schwägerin Preciosa, der Witwe Travianos zum Angriff auf die bis dahin unangefochtene Machtstellung Condottiere Uolbo Valpozas in Urbet verleitet wurde. Obwohl ihm der höchstpersönliche Sieg über den verleumdeten Stadtherrn im Nachhinein angedichtet wurde, weiß Rondralio selbst es besser, denn dieser Ruhm gebührt eigentlich seiner Schwester Yandriga. Von der Familie gedrängt, ließ er sich widerwillig dennoch zum neuen Valvassor von Urbet wählen – und begann in dieser Position seiner Politik dann auch eigene Züge zu geben. Nach vielen Enttäuschungen und fadenscheinigen politischen Spielchen, an denen er meist als Marionette anderer beteiligt war, gab er auf deren Meinung allmählich immer weniger. Seine eigenen politischen Vorstöße mussten auf Unbeteiligte in der Folge sehr direkt, wenn nicht sogar plump erscheinen. Manchmal erinnerten sie auch stark an die Auftritte seines berüchtigten ältesten Bruders. Ein verzweifelter Versuch, die Liebe Piras wiederzugewinnen, endete im Ingerimm 1037 BF mit ihrer skandalösen 'Entführung' – und letztlich erfolglos.
Im Machtkampf in der Gerondrata stand er seit Ende Praios 1040 BF auf Seiten der Weißen, brachte deren Anführer, den in Urbet gewählten Erzkastellan Domaldo von Westfar durch seine Taten aber mehrfach zur Weißglut. Insbesondere die Plünderung der Baronie Aldan ab Ende Rondra 1041 BF – unter dem Vorwand ausstehende Steuern fürs Datarium einzutreiben – machte ihn auch zum Feindbild der Roten. Ende Travia hätte ihn dies, von einer Übermacht umzingelt, fast das Leben gekostet. Auricanius wendete das im Rondraurteil noch ab. Der Frieden von Westfar ausgangs des Konflikts löste Urbet aus der Erzherrschaft Arivor und machte es zur Grenzfestung der Grafschaft Sikram in der südlichen Gerondrata – ein Zugeständnis der Erztruchsessin Imperia von Tomrath, das wohl vom Nebengedanken geführt war, sich des Valvassors als Lehnsmanns zu entledigen. Rondralio kümmerte das nicht, auch wenn in der Folge die häufigere Anwesenheit Comtessa Findualias in Urbet Gerüchte aufkommen ließ, die Gegenteiliges behaupteten.
Einem gänzlich unvorhergesehenen Angriff sah sich Rondralio im Peraine 1042 BF ausgesetzt, als mutmaßliche Ketzer in einer Gewitternacht bis zum Grab Lutisanas in der Tafelbergfestung vorstießen. Er konnte den Angriff schlussendlich zurückschlagen, wurde dabei aber Zeuge von Geschehnissen, die bis in höchste Kirchenkreise und gar zum jungen Horas Wellen schlugen. Widerwillig leistete Rondralio einen Heiligen Eid über bestimmte Details des Angriffs Schweigen zu bewahren. Während des Mitte Rahja stattfindenden Mythraelsturniers zeigte sich der Valvassor den nach Urbet gekommenen Turnierstreitern und Gästen introvertiert wie nie zuvor. Gleichzeitig erstaunte er vor allem im abschließenden Buhurt, in dem er mit sechs Gegnern die meisten aller Teilnehmer ausschaltete und sich erst dem letzten verbliebenen Roten Angrond Menaris geschlagen geben musste.
Meisterinformationen: Banner der Treue
Rondralio verteidigte die Tafelbergfestung im Peraine 1042 gegen Myrmidonen (darunter Mitglieder der Horaslegion aus Arivor) unter Führung der falschen Rondra-Hochgeweihten Somena Talligon. Er wurde selbst Zeuge des karmalen Wirkens der Shinxir-Anhänger – ein Umstand, der das Silem-Horas-Edikt und damit die Grundlage des Zwölfgötterglaubens in Frage zu stellen droht. Dies hat ihn in der Folge noch nachdenklicher werden lassen, aber auch wütend darüber, dass er ausgerechnet die Anführerin des Angriffs, Somena, im Nachhinein als zufällig anwesende, gefallene Verteidigerin ausgeben musste. |
In Artikeln und Geschichten
Quellen
- Aventurischer Bote Nr. 213, Seite 4
- Aventurischer Bote Nr. 214, Seite 4
- Banner der Treue, Seiten 85, 87-88
- Opfergang, Seiten 12, 14
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