Briefspiel:Feindliche Übernahme/Zu beider Vorteil
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Zu beider Vorteil
Feodora ya Pirras betrat die Veranda des Landhauses und hatte eine wunderbare Aussicht über die Weinberge des familieneigenen Guts Zypressenhof]]. Nach Problemen in den letzten Götterläufen schien es in diesem Jahr wieder eine gute Ernte zu geben. Sie warf einen prüfenden Blick auf den Tisch mit den dort aufgebauten Kleinigkeiten. Neben einigen Flaschen Zypressenhofer und Grauen Solstono aus der eigenen Kelterei standen dort auch, aus Respekt des kommenden Gastes gegenüber, auch zwei Weine aus dessen Beständen. Wie angeordnet standen auch die besonderen Weinpokale mit den eingraviertem Familienwappen bereit. Schwere Schritte näherten sich. Ihre Leibwächterin Sefira saba Karim blieb im Türrahmen stehen. "Eine Reisekutsche nähert sich dem Haus, Herrin.", meldete sie. Feodora nickte.
Clarizia Adratiello stieg aus der Kutsche und streckte sich. Lange Kutschfahrten war sie einfach nicht gewohnt. Zeit zum Durchatmen hatte sie nicht, denn ein Diener kam ihr bereits entgegen, um sie in Empfang zu nehmen. Nach dem Austausch der üblichen Höflichkeitsfloskeln wurde sie auf die Veranda geführt, wo bereits ein gedeckter Tisch auf sie wartete. Prüfend warf sie einen Blick auf die aufgebaute Weinauswahl. Auf einmal hörte sie Schritte hinter sich und drehte sich um. "Ich freue mich Euch zu sehen werte Clarizia. Mit Bedauern habe ich von der Erkrankung Eures werten Herrn Vaters gehört. Ich hoffe auf seine baldige Genesung. Umso erfreulicher, das Ihr meine Einladung anstelle seiner angenommen habt." Mit einem Lächeln auf dem Gesicht betrat Feodora die Veranda. Clarizia erwiderte das Lächeln. "Habt Dank für Eure überraschende Einladung und mein Vater bedauert seine Abwesenheit, soweit ich es beurteilen kann. Da es sich aber um ein geschäftliches Treffen handelt, bin ich mit den entsprechenden Vollmachten ausgestattet gegebenenfalls geschäftliche Entscheidungen zu treffen." "Aber, aber…", entgegnete Feodora in einem fast schon mütterlichen Ton. "...wir sind nur hier um erste Gespräche über ein eventuelles gemeinsames Geschäft zu führen. Kein Zwang, kein Druck, einfach ein köstliches Mahl mit einem entsprechenden Schluck Wein genießen und etwas fachsimpeln. Lasst uns sehen, was meine gute Köchin so gezaubert hat."
Nach dem Essen entscheiden sich die beiden Frauen zu einem Verdauungsspaziergang in den angrenzenden Feldern. "Nun meine Liebe. Ich bin dafür bekannt offen und direkt zu sein. Besonders wenn es um Geschäfte geht. Es sind mir einige Dinge zu Ohren gekommen. Die Erkrankung Eures Herrn Vaters ist schlimmer als angenommen. Ob er sich je davon erholt, wissen nur die Götter. Eure Nachbarn kreisen schon wie die Khomgeier über Eurem Gut und ihr könnt Euch, als alleinige Erbin, nicht vor heiratswilligen Bewerbern retten."
Clarizia blieb wie vom Blitz getroffen stehen. "Keine Angst, ich bin kein weiterer Geier, der nur die besten Stücke fressen will. Ich möchte Euch helfen, denn wir Winzer aus der Ponterra sollten zusammenhalten. Die Grundvoraussetzung wären aber Eure Anteile an der Weinhandlung Yaquiria Shenilo. Nun bleibt nicht so schreckensstarr stehen. Lasst uns weiter gehen und ich werde Euch mein Angebot unterbreiten. Glaubt mir, es enthält Vorteile für beide Seiten. Ach ja, wie stehen die Vorbereitungen für das nächste Spiel von Shenilisch Keltern? Lohnt es sich den Herrn PHEx herauszufordern?"
Nach einem ausgiebigen Frühstück am nächsten Morgen bestieg Clarizia ihre Kutsche. In ihrem Gepäck befand sich auch ein vorbereiteter Vertrag über die Dinge, welche gestern angesprochen wurden. Es lag nun in ihrem Ermessen, ob sie ihn annehmen würde oder nicht und sie wusste, daß ihr das noch einige schlaflose Nächte bereiten würde.
An einem Fenster in der oberen Etage stand Feodora und schaute der Kutsche hinterher. Sie nahm eine Bewegung hinter sich wahr. "Wird sie Euer Angebot annehmen?", fragte ihre Leibwächterin. "Sie sollte es. Die angebotene Summe für die Anteile ist großzügig bemessen. Ein großer Anteil wird für die Versorgung ihres Vaters notwendig sein. Dazu nehmen wir ihr durch den angebotenen Verwalter für das Weingut auch noch einigen Druck von den Schultern." Feodora rieb sich die Hände. "Sie kann sich um ihren Vater kümmern und wir kümmern uns um das Geschäft und sorgen dafür das zumindestens die Verpflichtungen gegenüber der WYS eingehalten werden. Und je länger ihr Vater krank ist und die Dukaten weniger werden…..haben wir schon einmal einen Fuß in der Tür. Im schlimmsten Fall helfen wir nach."