Calven
Haus Calven | Details | Stammtafel | Chronik | Beziehungen | Besitzungen | Palazzo Luciano | Schirmer der Flut | Delfinküste | Calven | Masara |
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Calven ist eine kleine Hafenstadt an der Grangorer Bucht, zwischen Ruthor und Selshed gelegen. Sie ist Stammsitz des Hauses Calven. Dabei verfügt sie nur über eine eingeschränkte Selbstverwaltung und untersteht als Residenzsitz der Herrschaft Calven direkt der Verfügung des Grundherren.
Aventurische Quelle
»An der Via d’Ora zwischen Ruthor und Selshed liegt der kleine Küstenort Calven. Das kleine Fischernest an der Grangorer Bucht steht schon immer im Schatten der Baronsstadt Ruthor. Dennoch hat sich hier ein stolzes Rittergeschlecht entwickelt, das zusammen mit drei anderen Familien die Baronie verwaltet. Die Calven-Imirandis, deren Besitzungen sich tief ins Landesinnere nach Serillio ziehen, wachen in einer trutzigen Küstenfestung hoch über der Brandung über ihren Ort. Das Castello Calven soll bereits seit mehreren Jahrhunderten über den Sandstrand wachen und sieht selbst beinahe aus, wie aus Sand gebaut. Die roten verwaschenen Steine sind längst durch Wind und Sand mit den Felsen verwachsen und die abgeschliffenen Zinnen wirken wie die scharfen Zähne eines Haifischs. In windigen Nächten, und davon gibt es hier an der Küste zahlreiche, pfeift der Beleman scharf durch alle Löcher des Castells und über dem ganzen Strand liegt ein unheimliches Pfeifen und Singen. Die Fischerhütten des Ortes drängen sich oberhalb des schönen breiten Standes zu Füßen des hohen Burgfelsens und gruppieren sich um einen kleinen schönen Tempel des Efferd, der hier besonders stark verehrt wird.
Doch neben den zahlreichen Fischern gibt es auch einige Handwerker, die sich im Laufe der Jahre in Calven angesiedelt haben. Die Zugezogenen, wie sie unter den alten Einwohnern genannt werden, leben nun auch schon in dritter oder vierter Generation im Ort, gelten aber noch immer als Neulinge. So ist Calven in zwei Gemeinschaften gespalten, die des Efferd und die des Ingerimm. Beide verfügen über einen eigenen Tempel und beide hüten eifersüchtig ihre Vorrechte. Letztlich hat aber über beide Gemeinschaften der Signor im Castell das letzte Wort, der beide Seiten immer wieder gegeneinander ausspielt.«
»Orte längs des Weges«, Reiseführer des Kaufmanns Reondar Hartie, Grangor, 1008 BF
Beschreibung
Allgemeines
Das beschauliche Fischerstädtchen in der Baronie Ruthor ist der Hauptort der Besitztümer des Hauses Calven-Imirandi. Die alteingesessenen Fischerfamilien und zugezogene Handwerkerclans leben seit Generationen in Fehde und pflegen ihre jeweils eigenen Tempel. Neben diesen ist für den Ort noch der Kontor der Familie Wankara bedeutend, die hier seit 1031 BF, einer Übereinkunft mit der alten Herrschaft folgend, Obsthandel betreibt. Vor kurzem hat nach Verhandlungen mit dem Stadtvogt auch die Familie Degano mit der Errichtung einer kleinen Schiffszimmerei östlich der Stadt begonnen. Einigen Einfluss hat zudem die Honoratiorenfamilie di Gondolfini, welches in der Stadt über ein stattliches Treppengiebelhaus verfügt. Die Familie ter Forca in ihrem vorsichtig bezeichnet schlichten, aber geräumigen Haus direkt nebenan ist wegen ihrer Betätigung in der herrschaftlichen Steuer- und Abgabenverwaltung deutlich weniger beliebt.
Das Panorama des sich eng an den Strand anschmiegenden Ortes wird eindrucksvoll vom Castello Montecalveno auf dem Küstenfelsen überragt, der Stammburg der Herren von Calven, die heute auch Sitz des Stadtvogtes ist. Nach dem Felsen, der im Volksmund Calvainsberg geheißen wird, ist der alte Name Burg Calvainsberg gebildet, der heute wieder öfter Verwendung findet. Weniger auffällig als Festung und Felsen ist der bescheidene, aber altehrwürdige Efferd-Tempel, von dem als einzige Extravaganz ein langer Gebetssteg bis weit in die Bucht hinein führt, so dass der Gottesdienst "über Efferds See und umtost von Efferds Winden" stattfinden kann.
Auch sonst prägt Efferds Wirken das Stadtbild. Nicht nur liegt der Ort direkt an der Grangorer Bucht und ist dem steten Wind von See ausgesetzt, bisweilen kommt (wie die Bürger sagen) "Väterchen Efferd selbst zu Besuch": Wenn der Beleman zur Winterzeit die Wassermassen des Westmeeres in die Bucht drückt, sind Teile des Stadtgebietes überflutet. Deswegen wurden manche der Häuser auf erhöhten Podesten erbaut. Trotz dieser Maßnahmen gehen bei solchen Gelegenheiten immer wieder Hütten und Fischerboote verloren.
Vor dem Ort findet sich zudem noch ein Spital. Gegründet für Patienten, die am gefürchteten Sumpffieber erkrankt sind, werden hier in der heutigen Zeit fast alle Krankheitsfälle behandelt. So ist das Spital stets gut gefüllt, auch wenn das Sumpffieber wegen der fortschreitenden Trockenlegung des Umlands selten geworden ist. Ein Akoluth der Peraine leitet hier ein bis zwei Laienhelfer in der Krankenpflege an, zur seelsorgerischen Nachbetreuung findet man bisweilen auch einen ausgesandten Donatorier aus Shenilo oder Terrinda vor.
Etymologie des Stadtnamens
Der Ortsname "Calven" leitet sich nach der Überlieferung von einem Gründerheros namens Calvain aus Bosparans Zeiten her. Im Bosparano hat "Calva" allerdings die Bedeutung "Schädel, Hirnschale" - und tatsächlich wirkt eine der Sandsteinklippen in der Nähe, vom Seewind abgeschliffen, mit etwas Phantasie wie ein Schädeldach.
Kulturelles
Die Leute von Calven sind mehr oder weniger typische Vertreter der Septimana. So gelten sie als schlicht und ruhig, neigen in ihren Trachten zu gedeckten Farben, werden aber für Fleiß und Beharrlichkeit auch geschätzt. Auswärtigen gegenüber wahrt man lange eine gewisse Distanz - bei Zuzüglern unter Umständen Jahre und Jahrzehnte.
Die kleine Siedlung am Meer hat auch kulinarisch ihren Beitrag zur yaquirischen Kultur geleistet. So wird von den Bürgern und Bauern im Umland, teils an den Augen der Steuereinnehmer der Signores vorbei, ein herber Apfelschnaps gebrannt, der Calvano. Dieser wird gern jung (seltener gelagert) zwischen den Gängen eines üppigen Mahles getrunken. Zusammen mit dem Meersalz der Salinen am Strand ist er auch Grundlage und Verfeinerung vieler Fischgerichte, wie etwa die für binnenländische Gaumen ungewöhnlichen gesalzenen Rochenflügel in Calvanosoße. Bekannt wurde der Calvano regional durch den Ausschank beim Calvener Fischerfest im Hafen der Stadt, das jedes Jahr am 7. Efferd stattfindet.
Oft sind auswärtige Besucher überrascht über die vielen, auf den Felsen an der Küste wie zufällig herumliegenden Fische. Dies ist jedoch mitnichten ein Zeichen noionitischer Verwirrung der Fischer oder eines besonderen Naturphänomens, sondern dient der Fertigung von gesalzenem Klippfisch, der sich lange Zeit hält. Ebenso bisweilen getrocknet und eingelagert werden einige Obstsorten des Umlandes, die dann im Winter oder in der Hochseefahrt eine wertvolle Ergänzung der Ernährung darstellen - der größte Teil der Trockenfrüchte kommt jedoch weiter aus dem Binnenland.
Gasthäuser
- "Efferdsrast" (Q 6, P 5, S 8)
- "Zum Schädel" (Q 3, P 4, S 6)
Liste der Stadtvögte
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- 996-1001 BF Sigman von Calven-Imirandi
- 1001-1012 BF Niam von Calven-Imirandi
- 1017-1024 BF Odarin von Calven-Imirandi
- 1024-1030 BF Ludovigo von Calven-Imirandi
- 1030-1036 BF Carion von Calven
- ab 1036 BF Hesidion ya Côntris
Gründungsmythos
"Ferdano, ich werde dir nun sagen, warum du nicht mit der Tochter des Schmieds zum Tanz gehen darfst. Du bist nun alt genug, es zu erfahren. Sie sind nicht so wie wir, keiner von den Fremden. Sie gehören nicht hierher. Sie sind nicht von Calvains Blut. Ja, ich erkläre dir, wer Calvain war, so wie es meine Mutter mir erzählt hat. Calvain ist unser aller Stammvater. Zu einer Zeit, als der Großvater deines Großvater noch lange nicht in Tsas Buch verzeichnet war und im fernen Bosparan noch die Kaiser herrschten, kam über das weite Meer mit einem goldenen Schiff ein junger, kraftvoller Mann, der in fremder Zunge sprach. Dies war Calvain. Er ließ sich am Felsen nieder - genau, jenem Felsen, auf dem nun die Burg steht, wo der junge Herr wohnt. Und er baute einen Altar für den Herren Efferd, was die Ruthorer, die ungläubig waren, nicht dulden wollten, aber der Herr Efferd beschützte den jungen Calvain gegen ihre Angriffe. Calvain konnte auch mit den Geistern des Bruchs sprechen, ja, mit den Feen und Geistern im Wald, und sie schützten ihn. Eine von den Feen nahm er sich zur Frau und diese beiden waren also die Stammeltern der Stadt Calven, die blühte und wuchs, obwohl sie von Feinden umgeben war. Und er nahm seinen Söhnen und Töchtern ein Versprechen ab, nämlich, niemals die Stadt, sein Erbe, Eindringlingen preiszugeben. Und diese drüben, die Ingerimmtreuen... Das sind keine von Calvains Blut. Und deshalb wirst du mit Effergalfs Tochter gehen. Ja, keine Widerrede... Ach, und eins: Von dieser Geschichte wirst du zu niemandem, niemandem sprechen, auch nicht zu deinen Geschwistern. Bewahre sie in dir und sei dir der Verantwortung bewusst. Deinen Kindern aber musst du sie weitergeben." - eine Calvener Fischerin zu ihrem Sohn vor dem großen Kirschblütenfest im Ingerimm
Meisterinformationen: Gründungsmythos der Stadt Calven
In der Tat enthält diese im Geheimen durch die Generationen weitergegebene Geschichte einen wahren Kern. Es war ein gestrandeter junger Fischer aus dem Norden, der im Sturm vom Kurs abkam, an der Küste des Lieblichen Feldes strandete und auf Grund seiner Fremdheit und seiner seltsamen Sprache aus der Stadt Ruthor verjagt wurde. Er scheint sich am Strand unter dem heutigen Burgfelsen angesiedelt und mit einem unbekannten Wesen aus den Sümpfen um Calven im Bunde gestanden zu haben. Ob es dabei immer so fromm zugangen ist, wie der Volksmund meint und was dies für ein Wesen war, kann jedoch nicht gesagt werden, ebenso, ob sich schon in Bosparanischen Zeiten ein Dorf an diesem Fleck bildete oder eine ältere Bezeichnung für die Bucht übernommen wurde. Eine andere Erklärung wäre eine Verbindung des Gründerheros mit einer Neckerin aus der Grangorer Bucht - eine solche Verbindung zwischen Necker und Mensch kennt allerdings in der Geschichte kaum ein weiteres Beispiel. |
Umgebung
Landeinwärts gibt es im Umkreis des Ortes, vor allem um die Gewässer der Ruthorer Seenplatte herum, noch lichte Bruchwälder, die nicht der Trockenlegung und der Ausweitung der Landwirtschaft zum Opfer gefallen sind. Häufig werden in den Randbereichen dieser Sumpfgebiete Rohr, Binsen und Weidenruten geschnitten, um Häuser damit zu decken, Körbe und Matten zu flechten. Die oft neblige und manchmal unwegsame Landschaft verleiht der Gegend eine gewisse Abgeschiedenheit trotz der räumlichen Nähe zur mondänen Stadt Ruthor. So werden auch die Einwohner des Ortes bisweilen für Eigenbrötler gehalten, was angesichts des engen Zusammenhalts der Altbürger durchaus nachvollziehbar ist, den Kern der Mentalität jedoch nicht trifft.