Marbis Festina Raloff
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Marbis Festina von Urbet, ehedem von Urbet-Marvinko, geborene Raloff, war langjährige Hohe Vögtin des Hauses Urbet, die oberste Güterverwalterin der Familie also. Nachdem sie 1046 BF aus dieser Position ausgeschieden ist, berät sie vornehmlich noch ihre Nachfolgerin Fiona, ihre eigene Tochter Istirde und auch Baron Auricanius in politischen und Verwaltungsfragen. Sie gilt als resolutes Organisationstalent, mithin auch unbestechlich und fantasielos.
Charakter und Werdegang
Marbis war mit Jago von Urbet-Marvinko verheiratet, dem sie drei Kinder gebar, doch dieser wurde im Lauf des Thronfolgekriegs von aufständischen Jalteken ermordet. Inwiefern dieser und andere Schicksalsschläge – ihr ältester Sohn Abelmir fiel in der Marudreter Fehde, ihre Mutter und Geschwister gingen bankrott – Spuren an ihr hinterlassen haben, lässt sich für Außenstehende nicht sagen. Ihr beherrschter Umgang mit allen Unwägbarkeiten des Lebens hat ihr bereits den Vorwurf der Gefühlskälte eingebracht. Dabei verband sie etwa mit ihrer Schwiegermutter Comtessa Udora eine enge Freundschaft.
Lange Jahre diente Marbis ihrer angeheirateten Familie als Segretaria Fiscala, koordinierte also die Haushaltung und Güterverwaltung. Unter Fürst Traviano umfasste dies zeitweise Besitzungen im Umfang von mehreren tausend Hufen. 1032 BF ging sie als Recalculatorin der Silbertaler Bank nach Sewamund und musste dort die allmähliche Vernachlässigung aller Bankgeschäfte durch die lokalen Teilhaber mitansehen. Ihr schonungsloser Bericht der Vorgänge führte im Tsamond 1033 zur überraschenden Schließung der dortigen Bank. Direkt im Anschluss übernahm sie das durch die Rückkehr Alvaro Deraccinis ins Bankgeschäft vakant gewordene Amt des Deceniars der Fürstlichen Gemeinde Urbasi.
Die Feuernacht 1035 BF nahm ihr die geschätzte Schwiegermutter, ließ sie innerhalb des Hauses jedoch auch formell in die erste Reihe der einflussreichsten Familienmitglieder aufsteigen. Als Hohe Vögtin – eine Amtsbezeichnung, wie sie zuletzt ihr mittlerweile zum Familienoberhaupt aufgestiegener Schwager, Baron Panthino, zur Zeit der Domäne Urbet führte – wurde sie gleichermaßen dessen rechte Hand in Urbet. Dass dies allein ihr nicht auf alles Einfluss gab, mussten sie und Panthino jedoch schon im Folgejahr erkennen, als Marbis bei der Planung des Zweiten Massakers von Urbet erst im allerletzten Moment von der Fürstenwitwe Preciosa über die Pläne in Kenntnis gesetzt wurde.
Ihren eigenen Eltern und Geschwistern in Efferdas war Marbis jahrelang nur noch förmlich verbunden; erwirkte jedoch noch im Efferd 1033, nachdem diese im Zuge der Raloffkrise den finanziellen Ruin durchmachten, dass sie in den ungenutzten Räumlichkeiten des Hauses Urbet auf der Tafelbergfestung Zuflucht fanden. Dabei verachtete sie die Machenschaften vor allem ihrer Mutter, die den Ruin letztlich auslösten, zutiefst – und handelte in erster Linie aus empfundener familiärer Verpflichtung heraus.
Für viele überraschend ersuchte sie im Winter 1046 BF bei Baron Auricanius von Urbet um ihre Ablösung als Hohe Vögtin – nachdem sie über Monate wiederholt Gedächtnisverlust bei sich selbst festgestellt hatte. Die einsetzende Demenz erschreckte sie sehr, auch wenn diese sich zunächst nur in Kleinigkeiten ausdrückte. Keinesfalls wollte sie, das warnende Beispiel ihrer Anverwandten aus Efferdas vor Augen, dadurch für finanzielle Schäden des Hauses Urbet verantwortlich sein, und ließ sich deshalb von gleich mehreren Seiten auch nicht mehr umstimmen. Der Baron ernannte Fiona, die älteste Tochter Panthinos, zu ihrer Nachfolgerin. Dieser steht Marbis immerhin noch unterstützend zur Seite, besucht daneben vor allem ihre Tochter Istirde seither aber auch häufiger in Urbasi.