Briefspiel:Kinder der Nacht (14)
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Verfolgung, zweiter Teil
Autor: Cassian
„Oh, wunderbar, dass ihr kommt!“
Sanjana hingegen hatte ihren Unternehmergeist wiedergefunden.
„Stellt euch vor, wir sind nicht die einzigen hier unten. Da waren zwei Männer, naja, ich glaube es waren Männer, und die sind hier durchgeschlichen. Sie folgen, glaub ich, diesem komischen Vogel hier.“
Ohne ihren Redeschwall zu unterbrechen beleuchtete die junge Dame die Kreidezeichnung an der Wand.
„Während wir auf euch gewartet haben, waren wir mal kurz die Treppe oben, ziemlich bröseliges Teil übrigens, da muss man aufpassen, dass nichts abbricht. Und dort, wo die Treppe in einen Quergang endet, ist auch so eine Zeichnung. Das ist doch mal spannend, oder? Ich würde zu gerne wissen wer die Männer waren und was sie hier wollen … Also wenn euch das auch interessiert, was haltet ihr davon ihnen nachzugehen?“
Endlich musste sie Luft holen und sah ihre Kameraden erwartungsvoll an.
Autor: Gonfaloniere
„Na, da hätte ich nichts gegen einzuwenden“, antwortete Yandriga nach einigen Augenblicken des Schweigens – ihre Mitstreiter waren offensichtlich noch immer vom Redeschwall der jungen Signora ya Malachis beeindruckt – auf Sanjanas Frage. Und sie fügte noch lächelnd hinzu: „Ein bißchen Bewegung kann uns nach dem ganzen Herumgestehe und Gestaune in dem großen Tunnel eben sowieso nicht schaden, schätze ich.“
So trat die Cavalliera zwei Schritte vor, als ob sie den anderen die Wahl leichter machen wollte, hielt sogleich aber wieder inne, und betrachtete das ihr erst jetzt beim näheren Hinsehen irgendwie bekannt vorkommende Kreidebildnis an der Wand. Mit offen stehendem Mund staunte sie nicht schlecht.
„Was ist, Yandriga?“, war die ihr direkt gegenüber stehende Sanjana irritiert. „Habt ihr was …“ Dann drehte sie sich selbst kurz um, und begann zu ahnen, was Yandriga durch den Kopf ging. „Kennt ihr diese Zeichnung?“
„Nicht direkt“, gab Yandriga zurück, „aber wenn ihr euch die Krone wegdenkt … ach, nein … das kann nicht sein. Wer … bei allen Niederhöllen … sollte ein Interesse haben, hier unten in den Gewölben irgendwelche Wappen … meiner Fam… Wozu?“
Sie schüttelte den Kopf, zuckte aber sogleich auch wieder mit den Schultern.
Autoren: Cassian & Rondrastein
Sanjana war in der Heraldik jetzt nicht wirklich beschlagen, aber nun, da Yandriga es ansprach, fiel auch ihr die Ähnlichkeit mit dem Urbeter Wappentier auf.
„Seltsam, sehr seltsam“, murmelte sie. „Dann lasst uns doch herausfinden, wer die Künstler waren, also meine Neugier ist geweckt“, fügte sie hinzu und schenkte der Älteren ein verschmitztes Lächeln.
„Wohlan denn, aber geht ruhig weiter voran, ihr lasst euch eh nicht bremsen und irgendwer sollte unseren Trupp nach hinten sichern“, stimmte Yandriga zu und fügte in Gedanken noch an: 'Außerdem muss auch jemand diesen Hühnerhof zusammenhalten.'
Schon nach wenigen Schritten kam sich Sanjana vor, als wäre sie nicht in Tunneln unter einer Stadt, sondern in einem natürlichen Höhlensystem. Wände und Decke waren äußerst unregelmäßig und variierten auch stark in Höhe und Breite. Auch führten nach links oder rechts immer wieder Spalten und Gänge weg. Als die junge Malachis in eine solche Nische hineinleuchtete, fiel ihr vor Schreck fast die Laterne aus der Hand, denn ihr Licht wurde von einem bleichen, menschlichen Schädel reflektiert, dessen hohle, schwarze Augenhöhlen sie vorwurfsvoll anstierten. Instinktiv machte Sanjana einen Schritt rückwärts und landete prompt auf Timors Füßen, der ihr dichtauf gefolgt war.
Über Timors Gesicht huschte für kurze Zeit eine schmerzhafte Miene, als Sanjanas Füßen auf den seinen zum Stehen kamen. Nichtsdestotrotz hob er seinen Arm, um sie aufzufangen. Leise hauchte er ihr, so dass vermutlich nur sie es hören konnte, ins Ohr: „Der wird euch vermutlich nichts tun. Allerdings hoffe ich, dass er einen Grabsegen erhalten hat, wie es jedem Toten zu steht.“
Sanft schob Timor die junge Malachis zur Seite, nahm ihr die Lampe aus der Hand und näherte sich dem Schädel, um diesen genauer zu betrachten. Dabei achtete er darauf nichts unnötig zu bewegen, eventuell mehr über die Todesursache des Schädels herauszubekommen und den zum Schädel gehörenden Körper zu finden. Bei näherer Betrachtung konnte der Salsavûr schnell feststellen, dass in dieser Nische nicht nur der Schädel, sondern auch der Rest des Skeletts lag, außerdem schien es nicht wirklich das einzige zu sein, dass hier seine letzte Ruhe gefunden hatte.
Autoren: Neli, Quentus Tar'Antano
Ein eisiger Schauer rann Ivica über den Rücken, als sie den Totenschädel erblickte. Mit einem Mal wurde ihr ganz anders und sie trat einen Schritt zurück, als wolle sie sich hinter Haldans breiten Schultern verstecken. Die anderen begannen zu rätseln worum es sich hier handeln mochte, doch Ivica konnte ihren Worten nicht recht folgen, sie drangen wie aus weiter Ferne zu ihr, ohne ihre Bedeutung mitzunehmen. Anm. d. Red.: Nein, das ist nicht das Ende dieser Geschichte. Bei diesem letzten Beitrag handelte es sich um einen Aprilscherz der Autorin. Einen sehr schockierenden, aber unterhaltsamen ... Und weil er so herrlich war, sei er hier durch die abweichende Farbe des Hintergrunds auch hervorgehoben. :) |
Autor: Toshy
BAM! Finnians Ohrfeige hatte gesessen.
Jetzt erst verstummte die junge di Bassalo und sah sich verwirrt um. Eine ganze Reihe verwirrt schauender Augenpaare waren auf sie fixiert.
"Alles wieder okay?" Finnian blickte sie grübelnd an und hielt sie an den Schultern als wolle er sie schütteln, wenn sie mit "Nein" antwortet. "Tut mir leid, die Ohrfeige", sagte er mit ernsthaft verlegenem Gesichtsausdruck. "Aber auf mein Schütteln hast du nicht reagiert. Du warst plötzlich wie weggetreten."
Jetzt erst spürte Ivica den brennenden Schmerz auf ihrer Wange. Verschämtheit schoss ihr in den Kopf und färbte auch den Rest ihres Gesichts mit Schamesröte. Zum Glück für Ivica leuchtete die Laterne wenig davon aus. Sie wollte fragen, was passiert ist, doch die Scham sich noch weiter zu blamieren versiegelte ihre Lippen. Finnian, der ihr immer noch prüfend in die panisch geweiteten Augen schaute, antwortete dennoch auf die unausgesprochene Frage.
"Meine Liebe, ich glaube, ihr hattet einen Tagtraum. Kein Grund zur Scham. So etwas kann passieren in bedrückender Enge oder aufgrund der stehenden Luft hier unten." Jetzt umspielte Finnians Lippen wieder sein schelmisches Grinsen. "Wer weiß schon, was für giftige Pilze hier unten seit Jahrhunderten die Luft verpesten?"
Finnian blickte sich um und die Gefährten schienen sich zu entspannen. Gezückte Waffen verschwanden in ihren Scheiden und man konnte die Erleichterung spüren.
"Also wer immer sich außer uns noch hier unten aufhält, ist aufgrund von Ivicas Schreien jetzt bis ins Mark verängstigt."
Finnian musste leise lachen und nahm seine Hände von Ivicas Schulter, in der Hoffnung sie würde nicht in Ohnmacht fallen.
Autor: Neli
Ivicas Wange brannte immer noch von Finnians Schlag, aber sie war trotzdem froh, dass er sie so aus ihren Gendanken gerissen hatte. Verschämt betrachtete das junge Mädchen die anderen Gefährten, die sich langsam wieder entspannten. Ich habe einfach eine zu starke Fantasie, sagte sie sich, um sich selbst zu beruhigen, und atmete tief durch. Sie hoffte, dass wer auch immer hier unten rumlief, schon weit genug weg war, um ihren Ausbruch nicht bemerkt zu haben, oder ihn wenigstens nicht zuordnen konnte.
Haldan sah sie besorgt an, sagte aber nichts und Ivica wandte sich beschämt ab, und gesellte sich wieder zu Sanjana, die immer noch zusammen mit Timor das Skelett betrachtete.
„Wer das wohl ist? Und wie lange die Knochen hier wohl liegen?“
Gespannt schaute sie ihre Freundin an und wartete auf eine Reaktion.
Autor: Cassian
Sanjana hatte schon einen bösen Kommentar auf den Lippen, besonders weil sie sich selbst ebenfalls durch das Kreischen ihrer Freundin zu Tode erschreckt hatte. Aber als sie das blasse und verstörte Gesicht Ivicas sah, schluckte sie ihn hinunter. Was auch immer ihrer Freundin durch den Kopf gegangen sein mochte, angenehm war es nicht gewesen. Statt dessen legte sie Ivica den Arm um die Schulter und zog diese an sich.
„Wirklich alles in Ordnung?“, flüsterte sie dabei leise. Erst nach einem bestätigenden Nicken ihrer Freundin grinste Sanjana schief und meinte lauter: „Nichts wirklich Schlimmes passiert. Keiner von den Jungs hier ist aufgewacht und der Gang ist auch nicht eingestürzt. Bei einem Schwarm Fledermäuse wäre es schlechter ausgegangen, die wären uns jetzt alle um die Ohren geflogen. Aber die alten Knaben hier, die sehen das ganz gelassen…“
Jovial, um ihrer Freundin den letzten Rest Angst zu nehmen, tätschelte Sanjana dem knöchernen Gesellen in der Nische das staubige Haupt, was dieser mit einer aufsteigenden Staubwolke und dem Verlust des Unterkiefers quittiert.
„Ups. Der ist aber schon alt und morsch.“
Autor: Klimpermädchen
Ivica zuckte zwar noch einmal zusammen, als der Unterkiefer des Skeletts vor ihr herabstürzte. Da aber weiter nicht passierte, riss sie sich am Riemen und bekam sogar ein gezwungenes Lachen heraus. Auf Sanjana war immer Verlass, wenn es darum ging, sie aufzuheitern. Dann sah sie zu Finnian hinüber und zog eine gespielt böse Miene.
„Solltet ihr irgendwann noch einmal auf den Gedanken kommen mich zu ohrfeigen, könnte es sein, dass ich zurückschlage!“
Ich würde es zumindest versuchen, auch wenn ich mich dafür kräftig strecken müsste. Aber um ihren Worten den Ernst zu nehmen, berührte sie leicht seinen Unterarm. Immerhin ist er nicht wirklich tot …
Autor: Rondrastein
Man sah förmlich, wie in Timor die Wut hoch köchelte, als Sanjana das Skelett berührte und deswegen der Kiefer desselben abfiel.
„Nicht nur, dass ihr euch hier unten wie eine Herde Mammuts bewegt, nein scheinbar wird auch nichts von Totenruhe gehalten“, Timor musterte Sanjana mit einem Blick, der Berge hätte durchdringen können. „Egal wie alt die Skelette sein mögen, sie haben ihre Totenruhe verdient und sollten nicht derart gestört werden!“
Autor: Gonfaloniere
Yandriga überhörte die Kritik des Salsavûrs an Sanjanas Berührung des Totenschädels mit eingeübter Leichtigkeit. Sie setzte lieber bei Ivicas letzten Worten zu Finnian an.
„Ach, das Zurückohrfeigen könnte ich auch für euch übernehmen, Signorina“, wandte sich die Cavalliera mit einem angedeuteten Knicks an die junge di Bassalo. „Falls ihr die rohe Gewalt lieber anderen überlassen wollt, natürlich nur …“, fügte sie noch an und zwinkerte dabei.
Für einen Moment herrschte daraufhin Stille, weil auch Sanjana ihre Entgegnung an den Salsavûr herauszögerte, um die Reaktion Finnians auf Yandrigas Angebot an Ivica zu beobachten. Dem schien zwischen zwei Damen, die ihn herzlich gerne ohrfeigen wollten, nicht recht wohl zu sein …
„Aber …“, setzten endlich sowohl Sanjana als auch Finnian gleichzeitig – und mit demselben Wort – zu sprechen an. Ein eindringliches „Pssst“ Yandrigas ließ sie jedoch sogleich wieder verstummen. Die Cavalliera hatte in der Stille zwischen den Gruppenmitgliedern etwas anderes gehört.
„Da war eben ein Flüstern“, flüsterte Yandriga nun selbst, „ein Stück weit den Gang hinunter. Ich bin mir sicher, dass wir bemerkt wurden.“
Sie sah in fragende Gesichter.
„Da vorne lauert irgendwer auf uns, im Schutz der Dunkelheit, vielleicht um uns zu überwältigen“, zog Yandriga weiter flüsternd ihre Schlüsse.
Skepsis, aber auch Verunsicherung war daraufhin aus den Mienen ihrer Gefährten abzulesen.
„Und nein, ich nehme nicht an, dass es sich dabei um schon einmal Gestorbene handelt“, griff die Cavalliera das vorherige Thema auf, ohne jedoch irgendwie scherzhaft zu klingen. Zumindest Timor lauschte zwischen ihren geflüsterten Sätzen mittlerweile auch angestrengt in die Dunkelheit.
„Der Gang scheint hier ein ganzes Stück weit gerade zu sein“, war Yandriga selbst nun am vorderen Ende der Gruppe angekommen. „Na, mal sehen“, ging ihr ein Gedanke durch den Kopf, den die anderen Gruppenmitglieder zunächst nicht nachvollziehen konnten. Dann holte sie mit der Fackel in ihrer Hand nach hinten aus und warf sie viele Schritt weit in den tatsächlich geraden Gang vor ihnen. Die Flammen der geworfenen Fackel flackerten, als diese rollend auf dem Boden aufschlug und bald zum Liegen kam. Es passierte nichts. Außer einigen weiteren Nischen war auch nicht viel zu sehen.
Yandriga zuckte mit den Schultern und drehte sich zum Rest der Gruppe um, wollte sich gerade entschuldigen, als in ihrem Rücken plötzlich aus einer noch hinter der zum Liegen gekommenen Fackel gelegenen Nische plötzlich ein Lichtschein in den Gang fiel.
„Verdammt“, schallte es gedämpft von ebendort her. Ein leises Klacken ertönte, dann war der Lichtschein wieder weg …
Autor: Storai
Haldan schob sich unauffällig aber auch unaufhaltsam zwischen Finnian und Ivica. Er lächelte letztere an, als er flüsternd fragte: "Habt ihr noch eure Waffen zur Hand, Gnädigste? Es scheint, die Basiliskin hat Gesindel aufgescheucht, und ich weiß nicht, wie ihr denkt, aber ich möchte nicht eines Tages hier unten von einer pietätlosen Marudreterin den Kiefer abgetrennt bekommen."
Dann zwinkerte er ihr aufmunternd zu. Er fixierte plötzlich sehr scharf und klar den Gang vor ihm und fingerte beiläufig nach seinen eigenen Waffen ... den Bleilettern, die er behalten hatte. Er war selbst überrascht wie klar er auf einmal war.
Vor dem "Zwischenfall" zwischen Finnian und Ivica hatte er noch vertieft all die Grabbeigaben und Kleidungsreste in Ruhe studiert um herauszurätseln, welcher Epoche sie wohl entstammten und wer hier zu Ruhe gebettet liegen mochte. Zumindest war es eine Ruhe bis Signora ya Malachis ihre Finger nicht bei sich behalten konnte.
Einen flüchtigen Moment grinste er innerlich über dieses Sprachbild, dann flüsterte er ohne seinen Blick von der Basiliskin und dem Wolf vor sich zu nehmen und völlig ruhig: "Ach Finnian, solltest du – und sei es auch nur in einem Tagtraum von DIR – noch einmal die Hand gegen Signora di Bassalo erheben, lernst du eine Druckerpresse von innen kennen und danach wieviele Knochen damit im menschlichen Körper gebrochen werden können."
Ups, das war jetzt härter rübergekommen als Finnian es eigentlich verdient hatte. Was war nur los? Lag es an der Anspannung, die sich plötzlich in ihm breit machte? Haldan verbat sich darüber nachzudenken. Er hielt sich so, dass er davon ausging durch Basiliskin und Wolf gedeckt werden zu können, sollte gleich etwas passieren. Instinktiv hielt er eher danach Ausschau, von wo Ivica Gefahr drohen konnte, als auf sich selbst zu achten.