Archiv:Comto Harderin im urbasischen Kloster inhaftiert (BB 42)
Quelle: Bosparanisches Blatt Nr. 42, Seite 37 | Datiert auf: Hesinde 1038 BF |
von Sinjara Acciaioli
Der Verbleib Comto Argelions von Harderin, des vom Inquisitor Auricanius von Urbet zu Rigalento verhafteten Grafensohns, wirft dieser Tage zwischen Kuslik und den Goldfelsen mancherlei Fragen auf. Der dringend des Mordes an einer Hesinde-Geweihten verdächtige Comto war auf dem Kunstfest seines Vaters von mehreren Vertretern des Praios-Kults und der Connetablia festgesetzt worden. Dem gräflichen Kerker sollte er aber nicht überantwortet werden, weil wohl seine Opposition zum fragwürdigen Vorhaben des Vaters, ein Elixier der Unsterblichkeit brauen zu lassen, zentrales Motiv seiner mutmaßlichen Tat war.
Luminifer Auricanius sprach sich in der Folge selbst entschieden gegen die Pläne des Grafen aus, verließ das Schilfgrasschloss jedoch noch bevor dieser sein unerwartetes Ende als Rosenbusch fand. Dass sich hinter den dunklen Vorhängen der Kutsche des Inquisitors auch der Grafensohn befand, als diese über die Rondrastraße den Weg nach Arivor einschlug, muss angenommen werden. Ob er noch darin war, als sie drei Tage später das Turaniterkloster in Urbasi erreichte, ist unsicher. Die Ordensmitglieder lassen sich hierzu, wie man es ob ihrer verschwiegenen Art gewohnt ist, keinerlei Details entlocken. Auch in Westfar, Arivor oder Urbet, den Zwischenstationen der Reise Auricanius‘ scheint man von dem hochadligen Gefangenen allerdings nichts zu wissen.
In den chaotischen Tagen des Kusliker Rosenaufstands geriet das Schicksal des Grafensohns zunächst in Vergessenheit. Nachdem die juristische Aufarbeitung des Cerebornsfests Graf Aurentions nun allmählich beginnt, rückt aber auch dessen Sohn wieder ins Bewusstsein der beteiligten Parteien. Im Hesinde-Kult, dem die ermordete Geweihte angehörte, sind die Forderungen nach einer unverzüglichen Herausgabe des Comtos naturgemäß am lautesten. Es häufen sich hier aber auch Stimmen, die dem seit den ersten Tagen des Renascentia-Edikts (BB#34) kritisch beäugten Inquisitor aufgrund seiner eigensinnigen Abwicklung des Falls politische Motive unterstellen. Will er den Comto beschützen, weil er mit dessen Zielen sympathisiert? Will er ihn, wie vor Jahresfrist Graf Horasio della Pena, verteidigen? Hält er ihn als Geisel fest? Hält er ihn überhaupt noch fest?
So oder so steht der jüngere Bruder des Despoten Traviano einmal mehr im Zentrum einer erbitterten Auseinandersetzung zwischen den Kulten und höchsten weltlichen Würdenträgern … und lenkt durch sein Schweigen die Aufmerksamkeit des Reiches erneut auf unsere beschauliche Heimatstadt.
- Irdische Anmerkung
Comto Argelions Schicksal ist auch deshalb von höchstem Interesse, weil es nach dem Tod seines Vaters einen Grafentitel neu zu vergeben gilt. Seine ältere Schwester Rondravia hat sich durch ihr Verhältnis mit einem Mitglied des verfeindeten Hauses Westfar isoliert. Sein jüngerer Bruder Aurention d.J. gilt als kränklich, weilte während der Ereignisse in Rigalento aber am Hof des Horas. Nur wenn er einer Verurteilung entgehen sollte, hätte auch Argelion noch Aussichten.