Archiv:Die Vermessenen vom Sikram (BB 38)

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Die Vermessenen vom Sikram

Irgendwo im Horasreich, Peraine 1034 BF
„Sapperlot, wo liegt denn nun dieses Urbasi?“, fragte sich Pulpio Tribêc, als er über eine namenlose Straße der Goldfelsen ritt. Allerorten hatte er nach dem Weg gefragt, um noch rechtzeitig zu dem Turnier in der grandiösen Silberstadt zu kommen, niemand wusste um Rat. Die alte Farbkarte, die er geflissentlich eingesteckt hatte, half auch nicht weiter – Urbasi war nicht eingezeichnet. Langsam dämmerte Pulpio, dass es hier nicht mit rechten Dingen zuging – eine bedeutende Stadt musste doch verzeichnet sein. Es wäre geradezu schändlich, sie vor dem interessierten Reisenden zu verbergen. Das konnte doch niemand wollen!
Ein entgegen kommender Wanderer ließ erneut Pulpios Hoffnung wachsen. Er behauptete von sich, schon einmal in Urbasi gewesen zu sein. Gut, der Bursche schien nicht mehr ganz bei Trost zu sein, er zwinkerte närrisch und machte ständig Sprüche, über die nur er lachte, aber er konnte den Weg nach Urbasi recht überzeugend beschreiben. Fast wäre Pulpio ihm auf den Leim gegangen. Nur dort, wo Urbasi sich befinden sollte, lag – zumindest der Karte zufolge – nichts. Die Gegend sah nicht einmal so aus, als könne sie eine bedeutende Stadt tragen. Offensichtlich war er einem umherziehenden Geschichtenerzähler aufgesessen. Er warf ihm einen Silaser Silbertaler zu – unterhaltsam war es dennoch gewesen!
Ein paar Meilen südlich von Arivor schließlich erblickten Pulpios trübe Augen den Grenzstein eines Fürstentums Urbasi, der halb vermost war. Also doch? Nun galt es, mit Sinn und Verstand vorzugehen. Der alte Ritter suchte in einem Tagesmarsch Entfernung alle Städte auf – jedoch erfolglos. Nach Urbasi befragt, sagten ihm überall die Leute, sie wollten nichts damit zu tun haben. Auf Nachfrage erläuterte ihm schließlich jemand, das liege am Gestank und an den blökenden Eseln. Wenn er wirklich nach Urbasi reisen wolle, solle er seiner Nase folgen.
Enttäuschte machte er nach Tagen des sinnlosen Reisens kehrt. Das Turnier war ihm einerlei, dieses Urbasi wollte er nicht mehr finden – er hatte sein persönliches Urbasi erlebt und dabei das Pferd totgeritten.

G. E.